Kapitel 1

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"Phoebe,wenn du deinen Wecker noch einmal auf Schlummern stellst, kommt der nasse Waschlappen zum Einsatz, ich warne dich!"

Mit einem Stöhnen setze ich mich in meinem Bett auf. "Ich bin wach!", rief  ich verschlafen, denn ich wusste mit dem Waschlappen war  nicht zu spaßen. Ich hatte schon oft mit meiner Mutter darüber diskutiert wie pädagogisch verwerflich  diese Aufweck-Methode sei, doch ich gab mich geschlagen , als sie mir anbot, dass ich diese Methode auch bei meinem Bruder anwenden dürfte. Ich stand also lieber auf bevor ein Lappen überhaupt erst die Möglichkeit hatte mir zielsicher ins Gesicht zu klatschen. Außerdem war ich schon ziemlich spät dran, was mir ein Blick auf mein Handy verriet. Ich sprang auf, rannte ins Bad und verfluchte mich selber meinen Wecker 5 mal schlummern gelassen zu haben.

Als ich vor meinem Spiegel stand schaute ich in ziemlich aufgequollene Augen. Schönheitsschlaf, das ich nicht lache! Mein halbherziger Versuch aus meine, an diesem Morgen sehr ungnädigen Haare in eine halbwegs passable Frisur zu bringen brachte auch nicht viel und so musste ich wohl an meinem ersten Schultag mit dem Ich-heiße-Gollum-und-lebe-seit-Jahren-in-einer-Höhle-Look vorlieb nehmen. Bev hatte immer gesagt: "Sehe am ersten und am letzten Schultag immer gut aus, so hat man einen ersten guten Eindruck und eine schöne letzte Erinnerung an dich."  Da Beverly eine glatte 11/10 war und sie direkt nach dem Aufstehen aussah, als wäre sie frisch aus einem Sonntagsmärchen gehopst, fand ich als Normalo sehr schwer diesen Tipp umzusetzen. Ich machte mir also halbherzig einen Dutt und versuchte so schnell wie möglich in die Schule zu kommen.

"Nur 10 Minuten zu spät nicht schlecht!", murmelte Bev, die mich amüsiert dabei beobachtete wie ich mit hochrotem Kopf und völlig außer Atem in den Raum eilte. Auch heute sah sie aus wie aus dem Ei gepellt, was den Unterschied zu meiner äußerlichen Erscheinung wohl nur noch mehr unterstreichen würde. Trotzdem war ich froh sie zu sehen. "Ich hab dich auch vermisst", sagte ich also und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Wohl nochmal Glück gehabt- ich sehe Frau Jülte, ist  auch zu spät", sagte  ich erleichtert, doch Bev schüttelte den Kopf: " Hast du's noch nicht gehört? Frau Jülte ist in Mutterschutz gegangen- ich habs dir die ganze Zeit gesagt, die ist nicht dick sondern schwanger!  Naja, jedenfalls kriegen wir wohl einen neuen Lehrer- frag mich nicht wen."

"Puh, na wenn er schon zu spät ist hat er mir ja vielleicht Kaffee mitgebracht- ich war heute so spät dran, dass ich keine Zeit hatte einen zu trinken. Du weißt wie ich auf Koffeinentzug bin, womöglich greif ich unser neues Lehrerchen noch an!" scherzte ich.

"Nun, ich will doch mal stark hoffen, dass Sie einen Witz gemacht haben-ich bringe Ihnen vorsichtshalber aber vielleicht doch demnächst einen mit- sie sehen wirklich gefährlich aus..", hörte ich eine Stimme hinter mir. Langsam und mit immer röter werdenden Kopf drehte ich mich um.

Und schaute in die grünsten Augen die ich je in meinem Leben gesehen hatte.

Hide and SeekWhere stories live. Discover now