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"When I look in the mirror, I know I’m looking at someone who isn’t sure she deserves to be loved at all."

(Wenn ich in den Spiegel sehe, dann weiß ich, dass ich dort einen Menschen sehe, der sich nicht sicher ist, ob er es verdient geliebt zu werden.)

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Rose, liebes, komm wir gehen gemeinsam zum Friedhof.“, Mrs Bloom kam mir strahlend entgegen. Ich antwortete „Ja natürlich“ und hielt ihr die Tür auf. Ich freute mich auf die Stunde mit ihr zusammen, sie scheint die einzige halbwegs normale in diesem Gebäude zu sein. Ihre Nähe tat mir gut. In meinen Augen ist sie die Oma, die ich nie hatte.                

Wir marschierten etwa zehn Minuten lang einen Pfad entlang, bis wir schließlich auf dem Friedhof standen. Kahle Gräber aus Stein, alle sahen gleich aus. Die Namen eingraviert, versehen mit Namen einer friedlichen Seele, die nun auf uns herab schaut. Der Gedanke, dass der Mensch seinen Frieden finden kann, an einem Ort, so wie dem Himmel, macht mich glücklich. Ich denke dann immer an den Teil der Erdpopulation, die ein scheiß Leben hatte und sich durchkämpfen musste. Sie haben einen „Himmel“ verdient. „Siehst du diese Gräber? Das ist eine besondere Ruhestätte – Alle die, die bei uns in Behandlung waren und sich das Leben genommen haben liegen hier. Deswegen wollte ich mit dir hierher.“, sie konnte mir nicht mehr in die Augen sehen. Sie denkt wohl immernoch, dass ich sterben will. „Ich will Leben.“, mehr brachte ich nicht heraus. Die Luft um uns herum drückt auf meine Lunge, wie ein dicker Stoff, der auf meinen Lippen liegt. „Warum bist du dann hier, Rose?“, sagte Mrs Bloom. „Ich weiß es nicht. Fragen sie meine Eltern.“.

Wir schlenderten still durch die einzelnen Gänge zwischen den Gräbern. Ich las mir jeden einzelnen Namen durch und stellte mir vor, wie diese Person aussah, wie dieser Mensch gelacht hat, wie er mit seinen Freunden geredet hat, wie er vor dem Fernseh saß und seine Lieblingsserie sah und wie er sich das Leben nahm. Es war niemand hier, dachte ich, doch vor dem einen Grab stand ein junger Mann mit dunklem Haar, dass ihm in Locken über die Ohren hin und seine Stirn verdeckte. „Harry? Was machen Sie hier? Müsstest du nicht deine Sitzung besuchen?“, Mrs Bloom starrte den Jungen wütend an und gestikulierte wild mit ihrem Gehstock. „Seine Intention war es dennoch eine Similarität zweier liebender Kreaturen hervorzurufen, auf freundschaftlicher Basis, versteht sich. Doch sein Wissen erschuf die erlösende Illusion des Todes, welche ihm den Mut nahm, zu kämpfen.“, er murmelte vor sich hin und sah erst einige Minuten später zu uns hoch. Er schien mich zunächst gar nicht wahrzunehmen, bis er mir direkt in die Augen sah. Ich sah mein Abbild in der Spiegelung seiner Augen, ich sah mich selbst und es bereitete mir eine heiden Angst. „Ich mag es nicht, wenn Menschen mir in die Augen sehen.“, sagte ich ohne zu realisieren, was genau ich da sagte. „Tut mir leid, das war unhöflich von mir.“, ich senkte meinen Kopf, um seinem Blick zu entkommen. „Ich würde sagen, wir gehen jetzt zu dritt zurück.“, sagte Mrs Bloom. Er ging ein Stück hinter mir, sodass man ihn kaum wahrnahm.

                               ***

Ein weiteres Mittagessen – alleine. Ein weiterer Tag – natürlich alleine. Und trotzdem konnte ich mich nicht beruhigen. Mein Gehirn schien 24/7 zu arbeiten. Mrs Bloom hatte mir geraten Tagebuch zu schreiben, aber ich komme mir dämlich dabei vor. „Liebes Tagebuch, heute war alles scheiße. Mit freundlichen Grüßen, Rose.“                                                                                                                    Also brauchten wir eine andere Lösung für meinen Gedankenstau da oben. Sie las mir hunderte von Gedichten vor, ging mit mir spazieren, zeigte mir ihre Tagebücher. Aber alles blieb, wie vorher. „Wir brauchen irgendein Zaubermittel, dass Dornröschen aus ihrem Schlaf weckt.“, kopfschüttelnd begleitete Mrs Bloon mich zur Tür. Sie öffnete sie und ich lief in den dunkelhaarigen Jungen vom Friedhof hinen. „Oh sorry“, flüsterte ich quasi gegen seine Brust und trat langsam einen Schritt zurück. Ein wundervoller Duft kroch meine Nase hinauf und da ich bereits stunden mit Mrs Bloom verbracht hatte, konnte dieser Geruch nur von ihm stammen. Gerüche kann schlecht beschreiben, genauso wie Gefühle. Müsste es sich nicht bei jeder Person anders anfühlen. Menschen mögen ja auch unterschiedliche Parfums, also warum sollten sich Gefühle oder Gerüche nicht auch individuell unterscheiden? Außerdem hat jede Person einen eigenen Duft und Gott, dieser Junge hatte entweder ein geniales Parfum oder roch einfacher verdammt gut.               

Kein Problem.“, er rückte seine Lederjacke zurecht und schob sich an mir vorbei. Komischerweise konnte ich mir das Grinsen nicht verkneifen und kassierte dafür einen eindeutigen Blick von Mrs Bloom, die mir zum Abschied zuzwinkerte „Es fängt wieder an. Die vielen Zettel von Ihnen reichen nicht aus. Ich blute aus, so wie ein  Vampir der sich auf den nächst besten Menschen stürzen will. Dieser Drang, diese Schmerzen, sie fressen mich auf. Ich könnte mir meine eigenen Organe herausreissen.“, er begann zu zittern.                                                                                                                  

Er wirkte so stark, so mutig, aber vorhin sah er eher aus, wie ein kleines verletztes Kind, dass in die Arme seiner Mutter wollte. Und leider hatte ich den Drang, kurz diese Mutterrolle zur übernehmen. „Rose Dawnville, haben deine Eltern dir nicht beigebracht, dass es unhöflich ist andere Gespräche zu belauschen?“, sie zog mich am Ärmel in das kleine Büro und funkelte mich zornig an. „Es tut mir leid, Ich – Ich wollte das nicht..Ich ähm war grad ähm.. Es tut mir wirklich Leid. Wie kann ich es wieder gut machen?“, stotternd sah ich den Jungen an. Er sah nicht hoch, stattdessen antwortete Mrs Bloom: „Ja genau, das ist es. PAARTHERAPIE“, schrie sie freudig durch den Raum und zerrte mich neben den Fremden; „Los Harry steh auf und stell dich vor.“

„Ich bin Harry, 20 und bin hier schon seit 3 Jahren.“, er sah mich immernoch nicht an und es tat mir im Herzen weh, wie er sich anstrengen musste, diese Worte von sich zu geben. „Ich bin Rose, 18 und noch nicht lang hier.“„Los Kinder, zeigt euch eure Zimmer, freundet euch an. Morgen um 13 Uhr treffen wir uns hier gemeinsam.“, sie schob uns aus dem Büro und lies die schwere Tür krachend zufallen. Er ging einfach weg, aber da ich hier schnell wegwollte musste ich mich an Mrs Blooms Anweisungen halten. „Hey, warte.“, rief ich Harry hinterher. „Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dir mein Zimmer zeige oder?“ – „D-doch, eigentlich schon. Ich kann dir auch erst meins zeigen..also wenn du willst.“, ich deutete in den Flur. „Lässt du mich dann in Ruhe?“ – „Vielleicht“.

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Halloo :) Ich hoffe euch gefällt meine neue Story - ich würde mich riesig über Votes und Kommentare freuen ♥

FRAGMENT [h.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt