Seventy-seven

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Sie war früher immer etwas kräftiger.
Nicht dick, aber dennoch immer die, die einen Schokoriegel weniger hätte essen sollen.
Es hat sie nie gestört,
doch dann kamen Bemerkungen,
sie solle doch weniger essen.
Dadurch fühlte sie sich beleidigt und aß trotzdem weiter.
Die Jahre vergingen und sie wuchs, ihre Figur veränderte sich und war auch nicht mehr so 'dick'.
Sie war relativ groß und somit auch immer größer als ihre Freunde.

Und dann fing es langsam an.
Sie stand im Bikini vor dem Spiegel und dachte sich,
sie ist doch gar nicht so fett,
wie sie dachte.
Nach längerer Betrachtung jedoch, stellte sie fest, dass sie immer noch kräftiger aussah als ihre Freunde.

Also beginnt sie weniger zu essen.
Sie lässt Mahlzeiten ausfallen.
Doch das Bild ändert sich nicht.
Was macht sie nur falsch?
Sie isst weniger als 1000kcal am Tag, was eigentlich viel zu wenig ist,
und nimmt trotzdem nicht ab.
Sie wiegt immer noch zu viel.
Mittlerweile schmeißt sie sogar ihre Pausenbrote weg und trotzdem,
sie sieht keinen Unterschied im Spiegel.

Sie fühlt sich schlecht und steigt auf die Waage,
aber traut sich nicht nach unten zu schauen.
Ihr Herz klopft immer schneller und dann fasst sie ihren Mut zusammen und sieht auf die Anzeige.

Fünf Kilo weniger,
sie freut sich und fragt sich gleichzeitig warum man immer noch keinen Unterschied sieht.

Sie beschließt einfach so weiterzumachen,
denn früher oder später wird sie ja schon einen Unterschied feststellen können, nicht wahr?

Dieses Mädchen war nie dick.
Sie hat nie aufgehört, sich als das kleine kräftige Kind zu sehen.

Sie ist mittlerweile untergewichtig und fühlt sich immer noch zu dick.

Das nennt man gestörtes Selbstbild.
Das ist Anorexia nervosa.

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