Sternenschauer

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»Schmeckt es Euch nicht, meine Liebe?«
Ich schüttelte den Kopf um den Gedankennebel zu verjagen und sah den Prinzen lächelnd an.
»Doch doch, es ist köstlich. Ich war nur ein wenig gedankenverloren.«
»Ich finde es ebenfalls nicht besonders schmackhaft. Muss wohl daran liegen, dass es von diesen Musketieren angefertigt worden ist«, kommentierte der Kardinal und verzog angeekelt das Gesicht, während er einen Löffel der Gemüsebrühe in die Schüssel zurückgoss.
Ich verkniff es mir die Augen zu verdrehen, setzte stattdessen das zuckersüßeste Lächeln auf zudem ich imstande war und entgegnete: »Die Musketiere werden erst ab morgen ihre Strafarbeit antreten. Was Ihr gerade esst wurde von den üblichen Angestellten gekocht.«
Richelieu legte entnervt den Löffel beiseite und trocknete sich den Mund mit einer der seidenen Servietten ab. Dann zuckte er die Schultern und sagte, es habe trotzdem schon bessere Mahlzeiten im Palast gegeben und wir sollten den Koch von der Ungenießbarkeit der Speisen in Kenntnis setzen. Daraufhin erhob er sich und zog sich mit einer kurzen Verbeugung Richtung Louis in seine Gemächer zurück. Die ihm bereits aufgetaffelte Gans hatte er nicht einmal eines Blickes gewürdigt.
Nachdem er den Raum verlassen hatte, spürte ich wie mir eine Last von den Schultern genommen wurde und ich entspannte mich ein wenig. Ich nahm mein Besteck in die Hände und begann zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig zu essen. Ich verstand Richelieu nicht - es war wirklich köstlich und ich würde dem Koch Antonio mein Lob aussprechen wenn ich ihn das nächste Mal sah.
»Wie geht es Eurem Vater? Ich würde ihn zu gern treffen und mit ihm sprechen. Er isst immer in seinen Gemächern und ich erblickte ihn das letzte Mal bei der Ernennung Aramis' zum Musketier. Ich hoffe sein Zustand hat sich nicht verschlechtert?«, raunte Prinz Louis während zwei Bissen von der anderen Seite der Tafel. An seinem ersten Abend hatte er unverzüglich den Platz des Königs eingenommen und saß seitdem täglich an der mir gegenüberliegenden Stirnseite.
Bei der Erwähnung von Aramis erinnerte ich mich an den heutigen Nachmittag und war plötzlich froh, dass Louis zu weit weg saß um meine sich errötenden Wangen zu sehen.
»Ihm geht es den Unständen entsprechend. Seine Krankheit raubt ihm jegliche Nerven und er ist so oft abwesend, dass selbst ich ihn kaum zu Gesicht bekomme. Allerdings isst er nun wieder regelmäßig, was mich Hoffnung schöpfen lässt, dass er sich ein wenig erholt. Aber ich danke Euch für Eure Anteilnahme, das wird meinen Vater erfreuen«, berichtete ich mit einem mattem Lächeln auf den Lippen, bevor ich mich wieder meinem Abendessen zuwandte.
»Das freut mich zu hören.« Louis räusperte sich. »Prinzessin Anne, ich bin nun schon seit zehn Tagen in Paris und verbrachte die meiste Zeit im Schloss. Es wäre mir eine Freude, wenn wir für morgen einen Ausflug auf Euer Landhaus unternehmen könnten. Richelieu berichtete mir von einer ganzen Scharr Truthähne die dort ihr Unwesen treiben und das perfekte Ziel für eine Jagd abgeben würden. Außerdem hätten Ihr und ich endlich ein wenig Zeit um uns zu unterhalten - ich weiß bisher so wenig über Euch.«
Ich lächelte über diesen Vorschlag und zog sofort in Erwägung zuzusagen. Ich würde gern für eine Weile den Zwängen des Palastlebens entfliehen und eine zeitlang aufs Land fahren, wo ich nicht an all die Pflichten erinnert wurde. Außerdem würden wir so Richelieu entkommen, was den Gedanken gleich noch um einiges attraktiver für mich machte. Deswegen überlegte ich nicht lang und sagte voller Vorfreude zu.
Prinz Louis war hocherfreut und den Rest des Abend verbrachten wir damit, die bevorstehende Reise zu planen und zu entscheiden wer uns alles begleiten sollte.
Wir einigten uns schließlich darauf erst in fünf Tagen zu fahren, da der nächste Morgen ein wenig kurzfristig erschien, dafür aber drei Nächte im Landhaus zu übernachten, damit sich die fünfstündige Fahrt lohnte. Außerdem entschieden wir uns dazu meine Anstandsdamen Constance und Corinne, sowie die Musketiere Athos, Porthos, D'Artagnan und Aramis mitzunehmen um eine Garde zur Bewachung, sowie Jagdgefährten für Louis dabeizuhaben. Insgeheim freute ich mich am meisten darüber, mit Aramis allein zu sein, auch wenn es falsch war auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Der heutige Nachmittag hatte mich einfach zu sehr aufgewühlt.
Voller Vorfreude und Zufriedenheit über unsere genaue Planung, verabschiedeten Louis und ich uns lange nach Mitternacht voneinander und ich fiel sofort nachdem ich mich in mein Bett gelegt hatte in einen tiefen Schlaf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 08, 2018 ⏰

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