Ernennung

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Nachdem die Musketiere gegangen waren, gab ich Prinz Louis eine persönliche Führung durch das Louvre. Wir begannen unten in den Küchen, wo ich ihm Antonio, den besten Koch des Landes vorstellte, und setzten den Weg nach oben fort. Der Büchersaal begeisterte den Prinz besonders, wenngleich er sich mehr für die Jagd und die freie Natur interessierte, statt im Haus zu sitzen und zu lesen. Eine erfrischende Eigenschaft, die wohl wenigstens etwas Abwechslung in meinen immer gleichen Alltag bringen würde. Als wir an das Büro des Kardinals kamen, war Louis so aufgeregt, dass er sich fast nicht traute den Raum zu betreten.
»Ich hörte nur Gutes über Kardinal Richelieu. Er soll neben Euch und dem König der mächtigste Mann Frankreichs sein und man sagte mir, ich solle mich mit ihm verbunden, um ebenfalls ein guter König zu sein.« Louis sprach den Namen voller Ehrfurcht und Bewunderung aus, dass ich es nicht über mich brachte, ihm zu sagen, dass der Kardinal ihn ebenfalls umbringen würde, wenn ihn das näher an die Krone brächte. Er würde schon früh genug bemerken, dass Richelieu ein falsches Spiel trieb und es dann hoffentlich unterbinden - anders als mein Vater, den die Krankheit scheinbar zu blind machte.
Ich wies die Wachen vor der Tür an, uns anzukündigen und kurz nachdem einer von ihnen hinter den schweren Türen verschwunden war, öffneten diese sich auch schon und wir traten ein.
»Eure Majestät!«, rief der Kardinal voller Entzücken, welches - wie ich an seinen böse funkelten Augen erkannte - nur gespielt war.
»Und Ihr müsst Prinz Louis d'Auchtriche sein ... Es ist mir eine Ehre Euch endlich persönlich zu begegnen. Ihr werdet ein würdevoller Thronfolger sein, wenn ich das sagen darf.« Er ging in eine tiefe Verbeugung über, wobei ich mich zusammenreißen musste, um nicht angewidert die Lippen zu verziehen. Er war ein schrecklich guter Charmeur und das war sein bestes Mittel, um sofort bei jemandem in der Gunst zu steigen.
»Kardinal Richelieu«, Louis klang etwas überrascht. »Das aus Eurem Mund zu hören, ist mir eine Ehre.«
Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und aus meinem Blickwinkel konnte ich sehen, wie er zitterte. Ich durfte nicht zu lang warten, sondern musste ihm bald von Richelieus intrigantem Wesen erzählen, sonst würde er sich wirklich noch mit ihm verbünden.
»Richelieu«, setzte ich an und unterbrach damit die unangenehme Situation, in der die beiden Männer sich gegenseitig bewundernde Blicke zuwarfen. »Während der Reise von Madrid zurück nach Paris wurden die Musketiere und der Prinz überfallen. Ich habe bereits Männer losgeschickt um die Kutsche zu suchen, die zurück gelassen werden musste, aber wir sollten die Musketiere belohnen, für ihren guten Schutz gegenüber dem Prinzen.«
Der Blick des Kardinals war nun wieder eiskalt und er musste sichtlich seine Stimme zurückhalten, als er antwortete: »Guter Schutz? Wenn sie ihn gut geschützt hätten, dann hätten sie doch gar nicht überfallen werden dürfen.«
»Sie haben mich geschnappt, während ich ... ein Amtsgeschäft zu verrichten hatte. Aber der Kadett Aramis sollte besonders belohnt werden. Er rettete mich eigenständig aus den Händen von sieben Räubern.«
Sobald Louis den Mund aufmachte, war der Ausdruck auf Richelieus Gesicht wieder freundlich und er nickte seinem neuen Versuchsobjekt zu. »Wenn Ihr es wünscht, Hoheit, wird das natürlich geschehen. Was schwebt Euch für eine Belohnung vor? 10 Livre?«
»10 Livre für die Rettung Eures zukünftigen Königs?«, fragte ich mit hochgezogenen Brauen.
»Die Ernennung zum Musketier finde ich gerecht«, schlug Louis, plötzlich voller Beigeisterung, vor.
Ich lächelte ihm zu. Das war wirklich eine fantastische Idee, doch ich glaubte nicht, dass dem Kardinal das gefallen würde, auch nicht wenn der Vorschlag aus dem Mund seines neuen Lieblings kam.
»Ein sehr gutmütiger Vorschlag, Eure Majestät. Ich werde die Musketiere sofort in den Palast rufen lassen.«
Ich musste mich sehr bemühen, um den Kardinal nicht mir großen Augen anzusehen. Er würde wohl alles machen, um ein gutes Bild abzugeben, auch wenn es bedeuten würde einen weiteren Feind für die rote Garde zu schaffen.
»Wunderbar, dann wäre das ja geklärt. Setzen wir nun unsere Führung fort?«, wandte Louis sich nun an mich und hielt mir seinen Arm hin, damit ich meine Hand hineinlegen konnte.
»Natürlich«, entgegnete ich, noch immer verwirrt, folgte seiner stummen Aufforderung und verließ mit ihm den Raum.
Als ich mich an der Tür noch einmal umsah, blickte mir das typisch intrigante Grinsen des Kardinals entgegnen.

All for One - One for the Queen || The MusketeersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt