I feel the chemicals burn in my bloodstream

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5 Jahre zuvor - Edwards Sicht:
Ich hatte Ruby in den eineinhalb Jahren, die unsere Beziehung bisher dauerte, nur ein einziges Mal weinen sehen. Es war ein Zeichen dafür, dass sie nur weinte, wenn ihr etwas wirklich Wichtiges genommen wurde. In dem Fall war es ihre Grandma die sie, Terry, ihre Mutter und ihren dementen Grandpa allein ließ. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen bis der Gevatter Tod sie endlich einholte und in Wirklichkeit hatten alle nur gehofft, dass ihr die Schmerzen genommen wurden. Aber für Ruby war es die schlimmste Zeit ihres bisherigen Lebens. Sie hatte ihre Großmutter jede Woche im Krankenhaus besucht, hatte ihr Blumen mitgebracht, ihr vorgelesen und ist Stunden an ihrem Bett sitzen geblieben. Nachdem ihr Vater sie verlassen hatte brauchte sie eine zusätzliche Autoritätsperson, hatte sie mir einmal gesagt und dabei das Lächeln gezeigt, dass sie nur für ihre Oma vorbehielt.
Nach der Beerdigung und der anschließenden Trauerfeier war ich mit zu ihr gekommen und wir hatten uns auf ihr Bett gesetzt, während ihre Familie im Wohnzimmer saß und alte Anekdoten erzählte.
Erst dort, als ich ihre Hand hielt und sie ihren Kopf auf meine Schulter legte, kamen die Tränen die sie die vergangen Tage zurückgehalten hatte oder die einfach nicht kommen wollten. Später hatte sie mir erzählt, es wäre wie eine Art Erlösung gewesen, als die Tränen endlich die Wangen hinab liefen und mein T-Shirt drängten und als die Schluchzer ihrer Kehle entwichen in der sie schon zu lang festgesteckt hatten.
Dort - an diesem Trauertag, in dieser Situation und mit erstickter Stimme - hatte Ruby mir das erste Mal Ich liebe dich gesagt. Dies war für mich zugleich der schönste und schrecklichste Moment unserer Beziehung, weil ich nichts erwidern konnte und stattdessen nur neben ihr saß und stumm Beistand leistete.

Meine Füße trieben mich zu Noe. Ich wusste, dass ich ihm in dieser Verfassung nicht hätte gegenüber treten sollen, aber er wusste was Schmerz war und ich brauchte ihn.
Ich wollte gerade an der Haustür klingeln, da wurde diese auch schon aufgerissen und eine Frau mittleren Alters trat hindurch und ließ mich lächelnd ins Treppenhaus. Ich rannte die Treppen nach oben und klopfte lautstark an Noes Wohnungstür.
Nach einigen Augenblicken öffnete er sie irritiert, wobei sein Blick noch verwunderte wirkte, als ich ihm entgegensteuerte und mein Gesicht an seiner Brust vergrub, während sich meine Finger in sein Shirt krallten.
Er wirkte überrumpelt, blieb jedoch still, schloss die Tür und führte mich zum Sofa, wo er mir eine Decke über den Rücken warf und über meine Haare strich um mich zu trösten.
Als mein Tränenstrom abgeebbt war und ich mich wieder halbwegs so fühlte, dass ich reden konnte, fragte Noe was überhaupt los gewesen sei.
Ich wusste, ich hätte ihn anlügen sollen. Er hatte die Demütigung nicht verdient, dass ihm seine neue Freundin ein Tag nachdem sie zusammen gekommen waren sagte, dass sie wegen ihres Ex' so unglücklich war.
Und doch erzählte ich es ihm. Ich erzählte ihm alles, von dem Treffen in der Bar, meiner Ansage Ed gegenüber bis zu unserem Treffen heute.
Noe hörte die ganze Zeit stumm zu, verzog keine Miene und wartete stattdessen ruhig bis ich fertig erzählt hatte.
»Ist es jetzt vorbei?«, fragte er nach schier endlosen Minuten Ruhe.
Ich nickte stumm und zuckte leicht die Schultern. »Er ließ keinen Zweifel daran, dass es vorbei ist.«
»Und was hast du dir von dem Treffen erwartet? Dass ihr wieder ein Paar sein würdet? Dass er sich geändert hat und seine Karriere für dich aufgibt?« Auch wenn er sie versuchte zu unterdrücken, konnte ich die glühende Wut aus Noes Stimme heraus hören.
»Nein!«, sagte ich schnell. »Ich wusste, dass das nicht der Fall sein würde. Aber ich wollte ihm einfach sagen, wie es zwischen uns steht und dass sich nichts geändert hat. Ich schätze, ich wollte nichts ungesagt lassen.« Obwohl doch so vieles ungesagt geblieben ist, setzte ich in Gedanken hinzu. »Ich verstehe wenn du jetzt nicht mehr mit mir zusammen sein willst«, murmelte ich und machte Anstalten aufzustehen. Doch Noe packte mich am Handgelenk und zog mich zurück aufs Sofa, wo er mir tief in die Augen sah.
»Du verstehst das nicht, Ruby«, flüsterte er sanft. »Bin ich sauer auf dich? Ja. Könnte ich dir den Hals umdrehen, weil du dich hinter meinem Rücken mit deinem Ex triffst? Auf jeden Fall! Aber will ich mit dir Schluss machen, bloß weil du deinen eigenen Kopf hast? Nein. Wie könnte ich auch? Schließlich ist das einer der Gründe weshalb ich dich liebe.«
Er lächelte und holte mich damit unbeabsichtigt - oder vielleicht auch mit voller Absicht - aus der Misere. Ich konnte nicht anders, als mich zu ihm zu lehnen und ihn zu küssen. Meine Lippen fuhren sanft über seine, während ich immer wieder Danke murmelte, bis er es nicht mehr auszuhalten schien und mich in einen richtigen Kuss zog. Er war süß, leidenschaftlich, energisch und doch so sanft, wie man sich einen Kuss nur vorstellte und ich genoss ihn in vollen Zügen, wobei ich nicht eine Sekunde mit Gedanken an meinen Exfreund verschwendete.

Everything Has Changed || Ed Sheeran ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt