Loving can hurt sometimes

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Ich glaubte es nicht. Wie konnte ich? Da wollte man einen weiteren netten Abend in der Karaoke Bar verbringen und wer taucht auf? Unglaublich, dieser Typ!
Ich hatte nicht mal bemerkt, welch großen Hass ich auf meinen Exfreund aufgebaut hatte. Und zwar nur Dank Noe und den fünf Monaten.
Hatte er sich ernsthaft entschuldigen wollen? Jetzt? Nach viereinhalb Jahren? Der hatte doch einen Vogel!
Jetzt ist es endgültig vorbei. Niemals mehr Ed Sheeran. Niemals.
Ich hatte nich nur so große Abscheu für etwas oder jemanden empfunden, wie jetzt für Edward.
Ich konnte jetzt nicht nach Hause, also beschloss ich, mich auf den Weg zu Noe zu machen. Auch wenn er krank war, war er im Moment der Einzige, mit dem ich reden wollte. Meine Schwester hatte ich auf dem Weg abschütteln können und auch Sus konnte ich geschickt ausweichen. Ich hatte sie so weit weggelenkt, dass ich mir in Ruhe ein Taxi rufen konnte um zu Noes Appartement zu fahren. Als sich endlich ein Fahrer entschied mich von meiner Winkerei zu erlösen, ließ ich mich in das abgewetzte, braune Leder der Rückbank fallen und lotste ihn zu der Wohnung, die etwas außerhalb Londons lag. Dort war zu dieser Stunde kaum noch etwas los und wir brauchten ungewohnt kurz bis wir vor dem alten Backsteingebäude hielten. Ich steckte dem Taxifahrer 25 Pfund zu und hiefte mich aus dem Wagen der kurz darauf mit quietschenden Reifen davon fuhr.
Das Mietshaus in dem Noe wohnte war ein wunderschöner Altbau mit fünf Etagen auf der sich jeweils zwei Wohnungen befanden. Jede Wohnung besaß einen eigenen Balkon. Noes Wohnung lag in der dritten Etage auf der südlichen Hausseite mit einem Blick auf den wunderschönen Garten hinter dem Haus, der (wie ich aus Erfahrung wusste) gerade jetzt im Sommer besonders idyllisch aussah.
Ich klingelte an der Tür und hörte kurz darauf den Surrer, der mich die Tür öffnen ließ. Wenigstens war Noe wach.
Ich rannte die Treppen hinauf in den dritten Stock, wo er mich schon im Türrahmen erwartete. Er war in eine dicke Decke gekuschelt, hielt eine Tasse Tee in der Hand und hatte zerzaustes Haar und blutunterlaufene Augen. Außerdem strahlte seine Nase so rot, dass er Rudolph beinahe Konkurrenz machte. Obwohl er aussah als würde er jeden Moment aus seinen Ringelsocken kippen, zog er seinen linken Mundwinkel zu einem Lächeln hoch, das nur mir galt und welches ich in den letzten Monaten so ins Herz geschlossen hatte.
»Was verschafft mir das Vergnügen deines Besuchs an einem Karaokeabend?«, fragte er mit leiser, kratziger Stimme. Auch wenn ich es nicht sollte, musste ich mir ein Kichern beim Klang seines Krächzen unterdrücken, das so im Kontrast zu seinem sonst honigweichen Summen stand.
»Ich wollte dich einfach sehen«, erklärt ich lahm und zuckte die Schultern als wäre es das normalste auf der Welt. Was es auch irgendwie war, schließlich hockten Noe und ich fast täglich zusammen, wenn wir nicht gerade bei Vorlesungen saßen oder für Klausuren lernten. Obwohl wir selbst da meist beieinander saßen. Noe studierte zwar Wirtschaftswissenschaften (wobei mir völlig fremd schien wie ein herzensbrecherisches Gangmitglied wie er dazu kam gerade so etwas zu studieren) und ich Anglistik sowie Lehramt für Englisch, trotzdem machte es viel mehr Spaß zusammen zu lernen. Auch wenn wir oft nur nebeneinander saßen und uns stundenlang anschwiegen.
Jetzt lächelte er und hielt die Tür auf. »Komm rein, ich wollte mir gerade eine Suppe machen.«
»23 Uhr?«, fragte ich misstrauisch wobei ich versuchte eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Wie immer gelang es mir nicht.
Noe, der über meine Bemühung kicherte, ließ sich auf seine Ledercouch in dem offenen Wohnzimmer sinken. »Na schön, eigentlich konnte ich nicht schlafen und wollte fern sehen. Zufrieden?«
Jetzt war es an mir in mich hinein zu kichern und ich setzte mich neben ihn. Er schaffte es jedes Mal mich zum Lachen zu bringen, egal wie mies meine Laune war.
»Also erzähl, wieso bist du wirklich hier?«, fragte mein Gegenüber nun besorgt, denn der wusste, dass ich nie einen Karaokeabend sausen lassen würde.
Ich seufzte. Er würde es irgendwann sowieso erfahren, wenn nicht von mir dann von Terry oder Sus, also wieso es verheimlichen?
Weil er jedes Mal, wenn du von deinem Ex anfängst, schaut als hättest du ihm in den Magen geboxt, flüsterte mein Unterbewusstsein. Und es war wahr. Seit unserem missglückten ersten Date war einige Male die Sprache auf Ed gekommen und er verzog dann so schmerzverzerrt das Gesicht, dass ich es einfach kaum noch übers Herz brachte auch nur seinen Namen auszusprechen. Ich wusste, dass Noe in mich verliebt war. Wahrscheinlich schon seitdem wir uns kannten, doch obwohl ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen könnte, empfand ich nicht auf die gleiche Weise für ihn. Es brach mir das Herz, dass mein Exfreund mich so unzugänglich in Bezug auf andere Männer gemacht hatte. Und doch war ich nicht in der Lage auch nur das Geringste vor meinem besten Freund geheim zu halten.
»Um ehrlich zu sein ... Ich habe Ed gesehen.« Ich sah wir Noe seinen Mund verzog jedoch nix sagte, deswegen wagte ich weiterzusprechen. »Er ist in der Karaokebar aufgetaucht und hat angefangen für mich zu singen und sich zu entschuldigen.«
Noe wandte den Blick am und zog die Augenbrauen nach oben, was mir einen Stich ins Herz versetzte. »Aber ich wollte nichts davon hören und bin weggerannt, hab mir ein Taxi gerufen und zu dir gefahren.«
Seine Miene erhellte sich ein wenig und er sah mir wieder in die Augen. Hoffnung spiegelte sich in seinem Blick und jetzt war es an mir das Gesicht abzuwenden. Ich konnte nicht ertragen zu wissen wie er für mich empfand, während ich immer noch in jemanden anderes verliebt war.
»Wieso hast du ihm nicht zugehört?«, murmelte Noe neugierig und das Krächzen seiner Stimme ließ ihn noch verletzlicher wirken.
Ich zuckte die Schultern. »Weil ich es leid bin. Er denkt, nur weil er dieser berühmte Musiker ist der von allen geliebt und vergöttert wird, bräuchte er nur mit dem Finger schnippen und ich würde ihm verzeihen. Aber so einfach ist es nicht. Auch wenn ich emotional oft labil bin, habe ich doch meinen Stolz und den lasse ich mir nicht nehmen. Auch nicht von diesem verdammten Ed Sheeran!«
Ich sprang auf und lief vor dem Sofa auf und ab während Noe mich beobachtete. Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich die ganze Wut unterdrückt hatte.
Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn, sagte ich mir wie ein Mantra in Gedanken vor. Dieser Mistkerl hatte mich behandelt wie Dreck und nun sieh mich einer an: ich verbrachte trotz alledem immer noch verdammt viel Zeit damit mir den Kopf über ihn zu zerbrechen. Kurzerhand fasste ich einen Entschluss. »Noe, ich danke dir für alles, aber ich muss jetzt los!«
Bevor er auch nur den Mund öffnen konnte um zu fragen wo ich hin wollte, stürmte ich nach draußen und nahm den Bus zurück in die Stadt. Ich hatte ein gewaltiges Hühnchen zu rupfen.

Everything Has Changed || Ed Sheeran ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt