She's like cold coffee in the morning

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»Wie schlimm ist es?«
»Es läd noch. Jetzt halt doch mal still, du rammst mir noch den Fuß in die Rippen.«
Ich lag auf meinem Bett, die Hände vor den Augen und wartete. Sus saß zu meinen Füßen mit dem Laptop auf ihren Beinen und starrte den Bildschirm an.
Als ich am Abend zuvor zuhause war, war ich sofort ins Bett gefallen und hatte am nächsten Morgen prompt zwölf verpasste Anrufe von Sus auf meinem Handy. Ich hatte sie zurückgerufen und sie war sofort gekommen damit ich ihr alles erzählen konnte.
»Wir müssen sofort YouTube durchsuchen, ich muss dieses Video sehen«, hatte sie aufgeregt gerufen, als ich ihr von unserem Duett erzählte.
»Es hat geladen!«, quiekte sie und stellte den Ton lauter. Ich hörte Schreie und Ed, der sagte: »Ruby Kingsley ich möchte, dass wir Everything has changed singen.«
Ich drehte mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht im Kissen, als ich Susis hochgezogene Augenbrauen und ihren offenstehenden Mund sah.
Als ich mich singen hörte spürte ich, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Ich klang schrecklich.
»Man Ruby, du klingst toll!«
Ich stemmte mich hoch und setzte mich neben sie.
»30716 Klicks? Himmel, das ist so peinlich!«
Ich legte meine Stirn an Sus' Schulter und wimmerte künstlich.
Als das Video zuende war, klappte sie den Laptop zu und nahm mein Gesicht in die Hände. Sie starrte mir in die Augen und kniff ihre eigenen zusammen.
»Wos ochst du do?«, fragte ich, während ihre Finger sich in meine Wangen gruben und ich kaum noch ein normales Wort heraus bekam.
»Ich sehe nach ob du blind bist«, antwortete sie und ließ mein Gesicht los. Doch dafür gab sie mir einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.
»Hey«, protestierte ich und fuchtelte wild mit meinen Armen herum. »Was soll das?«
Anstatt meine Frage zu beantworten, stellte sie stattdessen eine Gegenfrage: »Denkst du, Ed steht noch auf dich?«
»Was? Nein, natürlich nicht. Er hat mich abserviert. Außerdem hatte er einige Freundinnen in den letzten Jahren und die hat man nicht, wenn man noch auf jemanden anderes steht.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich glaube du bist wirklich blind! Jeder erkennt daran wie er dich anschaut, dass er noch auf dich steht. Würde er nichts mehr für dich empfinden, hätte er dir nicht so in die Augen geschaut und hätte dich nicht auf diese Art und Weise umarmt.« sie klappte den Computer auf und spuhlte zu der Stelle, an der Ed mich umarmte. »Hier«, sagte sie und tippte auf den Bildschirm. »Er berührt dich vertraut. Und er hat angespannt die Fäuste geballt. Das sind Hinweise auf Gefühle. Und bestimmt nicht Hass.«
Ich sah es mir genauer an. Sie hatte recht. Die Art wie er die Augen zusammenpresste, sah so verletzt aus. Nein. Daran durfte ich nicht denken. Wenn ich daran denken würde, dass er mich immer noch ... Ich würde das nicht verkraften.
»Das ist sowieso egal«, sagte ich schließlich. »Er kommt erst in fünf Monaten wieder nach London. Bis dahin kann viel passieren. Vielleicht ... Ja, vielleicht bin ich bis dahin mit Noe zusammen. Wer weiß?«
»Noe? Denkst du er will noch was von dir? Nach dieser Aktion gestern?« Sie zeigte wieder auf den Laptop.
»Naja ich mag ihn. Nicht so sehr wie Ed, aber das kann sich ändern.«
»Dann solltest du dich mit ihm treffen«, sagte Sus enthusiastisch und beugte sich zu meinem Nachttisch, um mir mein Handy in die Hand zu drücken. »Hier. Ruf ihn an!«
Ich seufzte, nahm es aber und tippte seine Nummer ein.
»Hallo
»Hay, Noe. Hier ist Ruby.«
»Oh, hey. Was gibts?« Er klang nicht sehr begeistert, aber ich schob es auf die Uhrzeit. Sonntag Morgen, zehn Uhr ist nicht die beste Zeit um Leute zu nerven.
»O sorry. Hab ich sich geweckt?«
»Hm ... Macht nichts. Ich wollte sowieso gerade aufstehen
»Hast du Lust was zu machen?«
»Aber kein Konzert von deinem Ex?«
Ich lachte auf. »Nein, keine Sorge. Wir könnten doch dann einen Kaffee trinken gehen?«, fragte ich und bis mir abwartend auf die Unterlippe.
»Klar, bin dabei. Irgendwelche Vorstellungen
Ich überlegte kurz, sagte aber schließlich: »Hol mich ab und wir entscheiden spontan.«
»Klar Ma'am
Wir kicherten in uns hinein, dann legte ich auf.

»Ich bin mir nicht so sicher, ob ich hingehen soll«, sagte ich, während ich mit dem Eyeliner einen Lidstrich zog.
»Weil du mit dem süßesten Typen der Welt ausgehst?«, fragte Sus und trug sich etwas Lipgloss auf.
Ich sah sie mit einem vielsagenden Blick an, aber sie schaute nur in den Spiegel und schmatzte ein paar Mal.
»Ed ist auch süß.«
»Na ja, du hast schon recht, aber ich steh nicht so auf rote Haare.«
»Eigentlich sind sie ja auch orange«, grummelte ich.
»Ist ja jetzt auch egal. Dreh dich zu mir, ich will sehen, wie du aussiehst.« Sie musterte mich von oben bis unten. »Paah«, sagte sie abschätzig. »Ich hasse deinen Style. Aber ich kann da ja nix machen, also lasse ich dich so.«
»Suu...s! Wir gehen einen Kaffee trinken und nicht in ein fünf Sterne Restaurant. Da brauchst du mich nicht so aufhübschen«, beteuerte ich fast flehentlich. Sie und Terry versuchten andauernd mich umzustylen, aber es war ihnen noch nie gelungen. Ich liebte die weiten Pullover und Cardigans einfach zu sehr. Ich liebte die Leggins und bauchfreien Shirts. Ich liebte die Schnürstiefel und Boots. Und ich liebte es meine Haare in der Mitte zu scheiteln und in leichten Wellen über meine Schultern fallen zu lassen. Genau wie jetzt auch. Ich trug eine High-Waste Jeans, ein weißes T-Shirt und einen kuschligen Cardigan. Dazu meine schwarzen Leder-Schnürstiefel von Dr. Marten.
Ich sah auf mein Handy: 10.12 Uhr.
»Er muss gleich da sein«, sagte ich im gleichen Moment, als es klingelte.
»Du siehst hübsch aus«, begrüßte mich Noe mit einem unwiderstehlichen Lächeln.
Ich drehte mich zu Sus und wackelte mit den Augenbrauen, doch sie verdrehte nur die Augen.
»Let's go«, sagte ich und häkelte mich bei ihm ein.

Everything Has Changed || Ed Sheeran ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt