Spielchen

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Kurz bevor wir den Dorfrand erreichten, stoppte Jack. Er stand da mit erhobener Hand um mir zu bedeuten stehen zu bleiben und zu lauschen. Wem oder was wir da lauschten weiß ich nicht. Der Regen hatte noch mal zugelegt und das einzige was ich hörte war der Regen auf dem Asphalt der Straße vor uns und mein hektischer Atem. Wir waren länger gelaufen als wir geplant hatten, weil Jack sich zwischendurch verlaufen hatte und der Regen störte die Sicht. Ich war mehrfach über Wurzeln oder Bodenwellen gestolpert und Jack hatte mich laut ausgelacht bis ihm jedes Mal wieder bewusst wurde, dass unsere Verfolger irgendwo in der Nähe sein könnten. Ich war nass, dreckig und mir war kalt. Ich zitterte mittlerweile ununterbrochen und Jack, dem die Kälte nicht so viel ausmachte, hatte mir seine Jacke gegeben. Seit ich seine Jacke trug hatte er mich jedes Mal wieder aufgefangen, wenn ich stürzte. Diese Jacke schien ihm heilig zu sein und es schmeichelte mir ein bisschen, dass er sie mir anvertraute, trotz meiner neuerworbenen Fähigkeit jede Minute den Boden 'Guten Tag' zu sagen.

Plötzlich hörte ich Stimmen. Sie waren leise und es hörte sich an, als würden sich näherkommende Leute unterhalten. „Verdammt...Wo bleiben die denn? Hat Sam schon irgendetwas von ihnen entdeckt?" „Nein, noch nicht, aber vielleicht sind sie uns entwischt. Sie könnten auch in die andere Richtung gegangen sei-" „Auf keinen Fall! Wo sollen sie den schon hin? Und entwischt sein können sie nicht! Wir haben unsere Leute in jede Richtung geschickt und außerdem ist das Dorf voller Spitzel! Denen wäre schon längst etwas aufgefallen...Ich kann mir einfach nicht erklären wo die beiden abgeblieben sind...diese Monster werden ich wohl kaum im Wald verstecken..."

Bei dem Wort Monster zuckte ich zusammen und sah wie Jack seine Fäuste ballte. Als Schritte näher kamen drehte er sich zu mir um und wir versteckten uns hinter ein paar dicht stehenden Bäumen. Zwei Männer patrouillierten ein paar Meter von uns entfernt über die Straße, die ins Dorf führte. Sie waren vollkommen schwarz gekleidet und bis an die Zähne bewaffnet, wie es scheint. Jacks Körper war komplett angespannt und in Alarmbereitschaft. Er schien die Jäger nicht zu unterschätzen, denn immerhin waren wir fast vollkommen unbewaffnet. Bis auf Jacks Vampirfähigkeiten, seinen Zähnchen und unserer Unsterblichkeit, waren wir den Vampirjägern unterlegen. Ich kauerte mich zusammen so gut es ging und hielt dem Atem an, aus Angst sie könnten ihn hören. In diesem Moment wurde mir klar, das Jack recht hatte. Wie sollten wir uns besser kennenlernen, wenn wir beide die ganze Zeit dabei gestört wurden? Plötzlich kam mir etwas in den Sinn, dass unsere Situation deutlich verbessern würde. „Psst...Jack!", versuchte ich ihn flüsternd auf mich aufmerksam zu machen, „Psst! Jack!" „Ja-ha!", raunte er mir gereizt zu. Anscheinend hatte er dieselbe Angst wie ich entdeckt zu werden. „Ich weiß was wir wegen unserem Dating-Problem machen...", flüsterte ich. Die Stimmen der genervten der beiden Vampirjäger kamen immer näher. „Du hast in letzter Zeit immer ein unglaublich schlechtes Timing für Enthüllungen...", flüsterte er und hockte sich neben mich. „Jaja...", sagte ich und wollte im Erklären auf welche Lösung ich gekommen bin, als er mir den Mund zuhielt. „Später...", raunte er mir zu und rutschte noch ein Stück näher an mich heran, als die Jäger gerade an uns vorbei gingen. Wir verfolgten sie mit den Augen bis sie ein gutes Stück weiter waren. Er nahm seine Hand von meinem Mund und nickte. „Okay. Schieß los!"

„Wahrheit oder Pflicht!"

„Was?"

„Da musst du entweder eine Frage beatworten oder eine Aufgabe erledi-"

„Ich weiß was Wahrheit oder Pflicht ist, aber ich verstehe nicht wie uns das weiter bringt."

„Na wir lernen uns so viel besser kennen."

„Hm...gut. Du fängst an...", sagte er während wir uns aufrichteten und neben der Straße entlang in die entgegengesetzte Richtung wie die Jäger liefen. „Wahrheit!", sagte ich. Ich begann aus Prinzip immer mit Wahrheit. Das war wie mein Tick mit dem offenen Fenster beim Schlafen.

Jack überlegte kurz. „Lieblingsfarbe?" 'Die typische Einsteiger Frage.' „Rot!", sagte ich, „Okay, du bist." „Wahrheit!" 'Alle nehmen Wahrheit.' Ich überlegte kurz.

„Deine längste Beziehung?"

Jack schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich dachte wir gehen es langsam an?" Ich zuckte mit den Schultern. „Wir könnten jeden Moment sterben", argumentierte ich und strich mir die klatsch nassen Haare aus dem Gesicht, „Also?"

„Du musst deine Frage schon etwas konkreter fassen. Sonst wäre meine Antwort: Du!"

„Ich?"

„Ja! Ich habe noch nie so viel Zeit mit einer Person verbracht in einem so kurzen Zeitraum."

„Hm...Okay. Dann bin ich wieder dran. Ich nehme nochmal Wahrheit!"

„Schnarchst du nachts?"

„Haben wir nicht schon zwei Nächte zusammen verbracht?", stellte ich lachend als Gegenfrage.

„Schon, aber ich wollte aus deinem Mund hören, dass du schnarchst wie ein Nasenbär."

„Ich schnarche nicht wie ein Nasenbär!", sagte ich entrüstet und verschränkte die Hände vor der Brust. Jack lachte laut und sagte: „Doch tust du." Ich boxte ihm gegen die Schulter. „Du redest übrigens auch im Schlaf!", setzte er noch einen nach. „Das tu ich erst recht nicht!", sagte ich und spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss. 'Wahrheit oder Pflicht war eine scheiß Idee gewesen!'

„Okay, ich schnarche! Zugegeben, aber das mit dem im Schlaf reden diskutieren wir noch aus! Aber jetzt bist du erst Mal dran." „Pflicht!" 'Rache ist süß...' „Okay", sagte ich und konnte das Grinsen nicht unterdrücken, „Beende folgendes Gedicht mit eignen Worten: Rosen sind rot, Veilchen sind blau..." Jack lachte laut und sagte: „...und du schnarchst wie eine sau." 'Woop, Woop! TOOOORRR! EIGENTOR FÜR TEAM ELLA!', jubelte meine innere Stimme. 'Auf welcher Seite bist du überhaupt?'


Vampire entführen keine kleinen MädchenWhere stories live. Discover now