Vampire entführen keine kleinen Mädchen

Explosive Stimmung

Ich schlug schmerzhaft mit dem Kopf auf den Boden auf. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, als Jack auf mir landete und ich kniff die Augen zusammen. Die Explosion war laut, grell, heiß und stank unglaublich nach Verbranntem. Für einen Moment war ich total desorientiert und der Knall halte in meinen Ohren nach. Asche regnete auf uns herunter und ich spürte wie schnell mein Herz schlug unter Jacks bewegungsloser Brust. Bewegungslos? Natürlich haben Vampire keinen Herzschlag, aber warum bewegte er sich generell nicht? Ich versuchte mich unter ihm zu bewegen, aber Jack war, wie schon einmal festgestellt, ganz schön schwer. „Jack!", rief ich, ohne mich selbst zu hören, und meine Kehle brannte als ich den Rauch ein atmete. Ich schüttelte ihn, aber nichts passierte. Über seine Schulter hinweg sah ich Gestalten auftauchen. Nach und nach setzte mein Gehör wieder ein und ich hörte die Schreie der Vampire, die die Jäger angriffen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Dr. Morgan die Treppen nach oben rannte in Begleitung von Amber, die ihn in Sicherheit brachte. Die Vampirjäger, die die Bombe wohl geworfen haben mussten, eröffneten das Feuer auf die anstürmenden Vampire unserer Gruppe. Mehrere von uns lagen schon auf dem Boden, durch die Explosion und ich hoffte das sie nur verletzt waren, aber einen Vampir bringt ja nichts so schnell um. Plötzlich waren Mary, Dumm und Dümmer neben mir. Mit einem Ruck zog Dümmer Jack von mir runter und warf ihn sich mit einer gruseligen Leichtigkeit über die Schulter. Immer mehr Vampirjäger stürmten ins Treppenhaus. Im durcheinander sah ich ein bekanntes Gesicht. Natasha Kulikow blickte mir kalt entgegen. Sie machte kehrt und kam auf uns zu. Aufgehalten wurde sie von dem Kellner, der mir den Sekt gegeben hatte. Er riss sie zu Boden. „Wir müssen weg hier!", rief Mary über den Tumult und zerrte mich vom Boden hoch. Unsere Gruppe war gespalten. Auf dem Treppenabsatz standen die Vampirjäger. Auf der Treppe nach oben standen Mary, der Doc und ein paar andere. Auf der Treppe ins Erdgeschoss befanden sich Dumm, Dümmer, Amber, drei weiter Vampire und ich, ach ja und der bewusstlose Jack natürlich. Der Rest, bestehend aus dem Kellner und ein paar anderen, hielt die Jäger zurück. Amber drehte sich zu der oberen Gruppe um und brüllte: „WIR BLEIBEN BEIM ALTEN PLAN!" Amber packte mich am Arm und wir rannten zurück ins Erdgeschoss. Wir mussten einen anderen Weg finden um in die Garage zu kommen. Den Leuten, die die Jäger aufhielten so lange wir flüchteten, wünschte ich mehr als nur viel Glück und hoffte inständig sie wieder zusehen.

Ich stolperte die Treppe runter. Das verdammte Kleid war unglaublich hinderlich. Vor mir lief Dümmer mit dem bewusstlosen Jack auf den Schultern. Amber schob mich vor sich her, während sie immer wieder nach hinten sah um sicher zu gehen, dass uns keiner folgte. Wir erreichten den unteren Treppenabsatz, als noch eine gewaltigere Explosion erfolgte. Die Druckwelle riss uns von den Füßen. „Alles okay?", fragte einer der Vampire. Wir nickten und starrten die Treppe hoch. Rauch qualmte den Gang herunter und ich hielt die Luft an. Wer hatte diese Explosion ausgelöst? Wer hatte überlebt? Schatten tauchten auf den Stufen auf und zwei Personen kamen herunter gestolpert. Es waren zwei ziemlich verdreckte Vampire. „Was ist passiert?", fragte Dumm. „Leons Leute haben vom ersten Stock aus die Jäger angegriffen und einer von denen hat eine Granate gezündet. Daraufhin muss sämtlicher Sprengstoff den die Jäger bei sich trugen in direkter Umgebung der Explosion mit hochgegangen sein", hustete der blonder Mann. Die Frau neben ihm nickte. „Ob es noch mehr Überlebende gibt?", fragte ich mehr zu mir selbst und ging auf die Treppe wieder zu, auf der sich langsam der Rauch lichtete. „Wenn", sagte die Vampirin, „dann sind die zur oberen Gruppe dazu gestoßen, weil die in der Mitte des Kampfes hat es voll erwischt. Ich konnte zwar nicht viel sehen, aber das kann nicht mal ein Vampir überlebt haben." Ich nickte stumm. Plötzlich regte sich Jack. Dümmer hatte ihn nach der zweiten Explosion einfach auf dem Boden liegen gelassen. Ich hockte mich eben ihn. „Jack?", fragte ich und stupste ihn an, „Lebst du noch?" „Länger als du auf jeden Fall!", murrte er zurück. 'Alles beim Alten...' „Schnell weiter!", sagte Amber und schaute besorgt die Treppe nach oben. Wer weiß wer alles überlebt hatte und ob Leons Männer uns nicht entdeckt hatten. Ich half Jack hoch. „Geht's?", fragte ich, als er sich kurz auf mir abstützte. „Nur ein paar Brand und Schnittwunden. Du kennst das ja. Ist bald wieder verheilt." 'Nur ein paar Brand- und Schnittwunden...', echote ich Jack im Kopf nach. 'Macho! Bloß keine Schwäche zeigen. Könnte ja wer weiter erzählen...', regte ich mich innerlich auf, während wir wieder zur Eingangshalle zurück liefen. Meine innere Stimme hatte zu viel Popcorn im Mund um zu kommentieren. „ Warum hier lang?", fragte ich. „Durch das Hauptportal kommen wir am schnellsten nach draußen und vom Innenhof aus kommen wir auch zum Wachen-Wohnhaus, dann müssen wir nicht den Weg durch das Erdgeschoss zur Garage nehmen!", erklärte Jack im Laufen. Vor der Halle stoppten wir. Jack schaute um die Ecke und zog die Pistole aus seinem Hosenbund. Er nickte Dumm und Dümmer zu und wurde sofort von ihnen flankiert. Danach folgten die drei anderen Vampire, dann Amber, die sich wohl für mein Bodyguard hielt, und ich. Das Schlusslicht bildeten die Beiden überlebenden Vampire von der zweiten Explosion. Die Tür war keine zwanzig Meter von uns entfernt. Wir liefen los. Hielten uns immer am Rand des Kampfes. Immer an der Wand entlang. Ich schaute starr auf den Boden aus Angst Dinge zusehen, die mir noch schlimmere Albträume bescherten, als Leons blauglitzernder Diskopinguin-Anzug. Wir stoppten mehrfach und ich hörte Schüsse direkt vor mir. Jack benutzte die Waffe! Ich war gezwungen nach oben zugucken, als die Vampire hinter mir plötzlich aufschrien. Sie, weil sie sich erschrocken hatte und er, weil aus seiner Brust eine Pfahlspitze ragte. Er sackte zusammen und sie fuhr herum. Im selben Moment wurde sie nach hinten geschleudert und viel tot zu Boden. Auch in ihrer Brust steckte ein hölzerner Pfahl. Amber sprang fauchend vor mich und hinderte den Jäger daran einen weiteren Pfahl mit seiner Armbrust abzuschießen. Sie warf ihn zu Boden und die geladene Armbrust schlitterte über den Boden. Amber rammte ihre Zähne in seinen Hals und ich hörte über den Lärm der umstehenden Kämpfe hinweg sein Genick knacken, als sie seinen Kopf nach hinten riss. Ein Schrei entfuhr mir, als ein anderer Jäger auf mich zu stürmte. Jack war schneller, als er. Jack packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn von mir weg. Dumm, Dümmer und die anderen hatten genug damit zu tun sich selbst eine Gruppe von Jägern vom Hals zu halten. Ein paar von Leons Leuten kamen ihnen, vermutlich mehr unfreiwillig, zur Hilfe. Ich rannte auf Jack und den anderen Jäger zu, die sich am Boden prügelten. Jack hatte die Pistole verloren, wich aber geschickt den Attacken des Jägers aus. Schnelligkeit und Stärke waren hier seine entscheidenden Vorteile. Er schaffte es die Kehle des Jägers mit seinen Händen zu packen und drückte zu. Der Jäger kämpfte verzweifelt gegen Jack an. Als er bemerkte, dass es nicht viel brachte sich so zu wehren griff er zu seinem Gürtel und ich sah das Beil aufblitzen. Waren Vampire nicht auch zu töten, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes, ihren Kopf verloren? Und so eine kleine Art Axt konnte so einigen Schaden anrichten. „Jack!", rief ich und rannte panisch auf ihn zu, als der Jäger ausholte...