Am Ende steht immer der Tod!

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Manolo wich der Kugel einfach aus. Klar, was hatte ich erwartet? Treffer und versenkt? Das wäre aber zu einfach gewesen. Ich wich weiter zurück, als er seine Armbrust hob. Konnte ich einem hölzernen Bolzen ausweichen oder würde der mich einfach von der Terrasse runter reißen? Ich hätte überlebenstechnisch gesehen kein Problem damit, aber der Schmerz? Schon wieder? Und außerdem brauchte Jack mich. Er könnte zwar immer noch den Fluchtweg nehmen, aber dann würden sicherlich auch Leon und Manolo abhauen können und schlussendlich Jack doch noch erwischen, während ich unten auf dem Boden liege und meine Zellen Puzzle spielten. Nein, ich musste erst mit Jack verschwinden! Das war das einzige auf das es wirklich ankam! Sollten Leon und Manolo doch, meinet wegen, fliehen und glücklich werden! Jack und ich zählten. Mehr nicht! 'Jella forever!', jubelte meine innere Stimme und fügte hinzu, 'Endlich hast du es geschnallt! Das einzige das hier wirklich zählt sind Jack und du! Die Vampire überleben auch ohne euch! Und was Leon angeht...hatten wir da nicht etwas beobachtet?'

Ich stoppte in meiner Bewegung, als ich den Rand erreichte. Warum hatte hier auch niemand ein Geländer hin gebaut? Doch ich wusste was ich zu tun hatte! „Manolo? Hör mir bitte nur einen Augenblick zu!", sagte ich und hob beschwichtigend die Hände. Manolo runzelte die Stirn, legte aber mit der Armbrust an und brummte: „Warum sollte ich?" Er zielte auf meinen Kopf, als die ersten lauten, metallischen Klänge aus Jacks und Leons Richtung kamen. Sie waren mit den Waffen aufeinander losgegangen und dass mit einer Geschwindigkeit und einer Aggression, die mich schaudern lies. „Bitte...", flehte ich, „Bitte, Manolo. Hör mir nur einmal kurz zu!" Genervt stöhnte er und sagte: „Was denkst du was ich hier gerade mache? Oder bist du der Meinung ich brauch immer so lange zum Zielen?" Ein Schmunzeln huschte mir über die Lippen. „Die Sache ist die...Ich hab gesehen, was Leon dir für Blicke zuwirft..." Eine Falte bildete sich auf Manolos Stirn. „...und ich finde nicht, dass die ganze Sache so enden muss!" Die Spitze der Armbrust zitterte etwas und er fragte: „Wie enden?"

„Das entweder du oder ich am Ende ohne die wahre Liebe sind..."

Die Armbrust zitterte noch einen verdächtigen Augenblick in seiner Hand, dann ließ er sie ein Stück sinken und fragte: „Und was ist dann die Alternative?"

Meine innere Stimme zückte ihren Notizblock und schob sich eine Brille auf die Nase: 'Diplom Psychologin Dr. Myself steht ihnen gerne für Eheberatungen zur Seite!' 'Fresse halten! Ich muss mich konzentrieren!', schimpfte ich sie. 'Sie haben definitiv ein Aggressionsproblem!', sagte sie und kritzelte auf ihrem Block herum. 'Nein, ich höre nur Stimmen!', sagte ich und sie schwieg endlich.

„Das wir alle irgendwie wieder glücklich werden!", sagte ich zu Manolo und in diesem Moment zogen sich seine Augenbrauen wieder zusammen und er hob die Armbrust. Erschrocken schnappte ich nach Luft. Hatte ich etwas falsche gesagt? 'Du hättest es mir überlassen sollen!', warf die Diplom Psychologin in mir ein.

„Du lügst! Das einzige was Leon glücklich machen wird, ist wenn er endlich König ist und ich werde ihm dabei helfen! Wenn ihr uns dafür im Weg steht ist das euer Problem!", rief er laut und sein Finger krümmte sich um den Abzug. „Halt!", schrie ich und sprang überrascht zurück, als Leon plötzlich zwischen Manolo und mir auf dem Boden landete. Jedoch war hinter mir kein wirklicher Platz mehr auf den ich hätte zurück weichen können. Ich versuchte noch Halt zu finden, doch ich schwankte am Rand der Terrasse hin und her. Schließlich rutschte ich ab. Ich schrie auf, als ich noch mit dem Bauch auf der Kante landete, aber mein restlicher Körper mich nach unten zog. Ich spürte meine Haut aufreißen, an der Stelle an der ich über das Holz rutschte. Schließlich glitt ich ganz ab und konnte mich nur noch mit einer Hand oben an den Holzplatten fest klammern. Ich klatschte mit meinem Körper gegen das Gebäude. Der Wind fuhr mir durch die Haare und die Muskeln in meinem Arm begannen zu brennen. Wieso war ich denn nicht ganz zum Vampir geworden? Dann hätte ich mich einfach wieder hochziehen können. 'Weil du dann die letzten paar Mordanschläge nicht mehr überlebt hättest!', lieferte Psychologin Dr. Myself die Lösung. Meine Finger rutschten in dramatischer Weise ganz langsam, immer ein Stückchen weiter ab. „JACK!", rief ich laut, als ich schließlich ganz den Halt verlor und hinab stürzte. In letzte Sekunde, packte er meinen Arm und ich schlug abermals gegen die Wand. „Danke..", keuchte ich und schaute nach oben, aber das war nicht Jack, der meinen Arm festhielt, sondern Leon. Hä? Leon? Jetzt läuft hier aber etwas gewaltig schief... Mit einem Ruck zog er mich ganz nach oben. Wieder mit Boden unter den Füßen, presste Leon mich an sich. 'Was geht denn hier ab?' Ich stand mit dem Rücken zu Leon und er hielt mich in einer Art Schwitzkasten. Ich starrte dem überraschtem Jack in die Augen. Er stand keine vier Meter von uns entfernt und Manolo sah ich nur aus dem Augenwinkel irgendwo neben Leon und mir stehen. Es war die typische Geiselsituation. „Tut mir leid euch enttäuschen zu müssen, aber dein kleines Messerchen wird mich nicht umbringen!", sagte ich ruhig, als ich kühles Metall an einer Haut spürte. Leon lachte leise und sagte: „Tut mir leid, auch dich enttäuschen zu müssen, aber ich hab es heraus bekommen!" Manolo lachte ebenfalls und ich fühlte mich wie der Depp der den Insider nicht verstand. „Hä?" „Alte Rituale! So entstand vor Urzeiten der Edelstein an dem Ring den du verschluckt hast und ich habe ein bisschen nachgeforscht! Wenn man das Ritual umdreht, kann man die Unsterblichkeit, die ja eigentlich dem Stein gebührte, wieder aufheben..." Ich schnappte nach Luft. „Man muss dafür nur mit einem, mit bestimmten Runen verzierten, Dolch den Stein, also jetzt dich, zerschneiden. Damals hatten sie nämlich den Edelstein mit ebenso einem Dolch geschliffen." Breit grinsend zog Leon ganz langsam den Dolch sachte über meinen Hals. Es brannte wie Hölle. Ein kleiner Schnitt, der nicht mal der Bezeichnung Kratzer würdig war, bereitete mir einen Schmerz wie ich ihn noch nie zuvor gespürt hatte. Ich schrie fast, als er den Dolch endlich wieder absetzte. Mein Körper bebte und krümmte sich. Tränen rannen mir die Wangen herunter und der Schmerz ebbte erst nach einigen Sekunden wieder ab. „So eine heftige Reaktion? Was würde wohl passieren, wenn ich ihr mit dem Dolch die Kehle durchschneide?", fragte Leon und lachte. Ich schaute nach oben, als ein lautes Klirren ertönte. Jack hatte sein Schwert fallen gelassen. „Bitte...", hauchte er, „Tu ihr nichts..." „Och...Nein ist das putzig!", spottete Leon, „Als würde sie dir wirklich etwas bedeuten!" „Was?", fragte ich überrascht. Leon lachte laut. „Glaubst du wirklich er hat sich in dich verliebt? Arme kleine Ella. Vampire spüren keine Liebe!" 'Was?' „Wer hat dir das denn erzählt?", fragte Jack überrascht. Jetzt wirkte auch Leon verwirrt. „Dad!", sagte er. Plötzlich brach Jack in schallendes Gelächter aus. „Und du hast ihm geglaubt?", prustete Jack. „Äh...ja...", sagte Leon. Und in diesem Moment machte es auch bei mir klick! „Er hat gelogen!", sagte Jack, der mittlerweile seine Fassung wieder gewonnen hatte, „Vampire fühlen zwar begrenzt, aber starke Empfindungen wie Liebe und Hass sogar in einem noch extremeren Ausmaße. Was glaubst du wie ich mich manchmal zusammenreißen musste um nicht über Ella herzufallen?" Ich rollte mit den Augen und spürte wie die Spitze des Dolches an meiner Kehle leicht bebte. Leon schwieg einen Moment lang und sagte dann: „Das hat er mir erzählt kurz nachdem du verschwunden warst...", kurzes Schweigen, „Warum bist du damals gegangen?" Jack hielt inne. „Ich wollte da raus! Ich hatte und habe immer noch, um ehrlich zu sein, keine Lust auf das ganze Hof und König Getue!"

Vampire entführen keine kleinen MädchenWhere stories live. Discover now