Vampire gibt es nicht?!

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„Hast du mich gerade alter Knacker genannt?"

Er musterte mich mit zusammen gekniffenen Augen und wartete auf eine Reaktion. Als keine folgte packte er mich energisch am Arm. „Antworte!", knurrte er. Morgen würde ich dort einen blauen Handabdruck von ihm am Arm haben.

Da kam mir ein Gedanke. Ich sollte mich wohl wieder, bei ihm, ein bisschen beliebter machen...

„Äh...also sind Vampire nicht unsterblich? Du hast mir noch nicht dein Alter gesagt, also woher soll ich denn wissen wann man was so damals gesagt hat...Ich bin ja noch nicht so alt... Und das mit dem alter Knacker ist mir so rausgerutscht! So was sagt nun mal die Jugend von heute!", brachte ich stotternd eine Erklärung heraus.

Gut, es war jetzt nicht eine meiner besten Ausreden, aber was sollte ich sonst tun. Ich hatte mal wieder die Konsequenzen nicht mitbedacht, als ich meinen Mund vorhin aufmachte.

Plötzlich begann Jack schallend laut zu lachen. Er ließ mich los und musste sich am Waschbecken abstützen. Als er wiederhoch blickte sah er in mein verwirrtes Gesicht. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und sagte: „Mädchen du musst mich nicht verarschen... Du hast mir schon mehr als deutlich gemacht, dass du mich für wahnsinnig hältst und nicht an Vampire glaubst. Also spar dir deine Lügen."

Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Schließlich sagte er mit einem fiesen Grinsen im Gesicht: „Aber morgen, Schätzchen, werde ich dich davon überzeugen, dass Vampire real sind. Darauf kannst du dich verlassen..."

Er nahm wieder meinen Arm und zog mich in Richtung Bett. Ich war immer noch wie versteinert. Er hatte gerade indirekt meinen Tod für morgen verkündet. „Komm, Frühstück, setzt dich hier hin!", sagte er und drückte mich auf das Bett.

'Hatte er mich gerade Frühstück genannt?' Der Typ hatte einen Humor den ich einfach nur ekelhaft fand. Als ich saß zog er die Handschellen hervor, die er vorhin wieder eingesteckt hatte. Er nahm mein linkes Handgelenk und ließ sie einschnappen. Das andere Ende der Handschellen ließ er um den Bettpfosten einrasten. „Mach es dir bequem.", sagte er lachend und lümmelte sich neben mich auf das Bett. Dann machte er das Licht aus. Alles war stock duster.

Vorsichtig nahm ich meine Beine mit auf das Bett und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Meine Füße brannten noch immer unheimlich doll, doch es war deutlich besser als vorhin. Aber es war mir im Moment egal. Ein Satz spuckte mir immer und immer wieder im Kopf herum: Morgen bin ich Tod. Morgen bin ich Tod... 'Klar! Was dachtest du denn wie lange er dich am Leben lässt?', meckerte meine innere Stimme.

Nein, noch gebe ich nicht auf!

Ich zog versuchsweise an den Schellen und drehte mein Handgelenk darin herum. So leise wie möglich drückte ich meine Hand nach unten und bemühte ich sie durch das Metall zu quetschen. Nach ein paar Versuchen hörte ich Jack laut genervt auf stöhnen und das Licht ging wieder an.

„Was machst du da schon wieder?", fragte er. „Äh...I-Ich...", stotterte ich, brachte aber keinen weiteren Ton heraus. Als er mein aufgescheuertes Handgelenk sah sagte er: „Hör auf mit dem Mist!"

Dann lehnte er sich vor und drückte die Handschelle noch fester zusammen. Jetzt konnte ich nicht mal mehr mein Handgelenk drehen. Jack legte sich jedoch ich mehr zurück, sondern setzte sich mir gegenüber und musterte mich. „Wie alt bist du?", fragte er plötzlich. „17.", sagte ich, „Und du?"

Er überlegte einen Moment, dann sagte er: „21 Jahre alt und das seit 143 Jahren."

'Ja, natürlich!', dachte ich sarkastisch. Er sah meinen ungläubigen Blick und sagte: „Schlaf jetzt und hör auf mit den Dingern da herum zu klimpern." Als er Anstalten machte sich wieder hinzulegen hielt er inne. Mit einem Ruck packte er meine Hüfte und zog mich nach unten. Ich saß jetzt nicht mehr aufrecht, sondern lag mit hochgestrecktem, verdrehtem Arm unter ihm. Ich atmete hektisch, weil ich nicht wusste was ich machen sollte. „Shh...", machte er, „Ich tu dir nichts." Dann rutschte er ein Stück runter und legte sich neben mich. Er schlang seine Arme um meine Hüfte und zog mich an sich. Er legte seinen Kopf auf meine Brust. Plötzlich hörte ich ihn leise flüstern: „Ihr Menschen seit so verdammt zerbrechlich und trotzdem macht euer Herz so schöne, kraftvolle Töne."

Ich wusste nicht was ich machen soll. Ich konnte mich nicht bewegen, geschweige denn klar denken. Das mein zukünftiger Mörder mit mir kuschelte und mir ein Kompliment für meinen Herzschlag machte, war nun wirklich zu schräg für mein armes Hirn.

Ich konnte lange nicht einschlafen, doch irgendwann siegte die Erschöpfung.

Als ich aufwachte war es schon hell im Zimmer. Jack kam gerade aus dem Bad. „Guten Morgen, Sonnenschein!", begrüßte er mich grinsend. Mein Arm war steif und schmerzte, als ich versuchte mich aufzurichten. In diesem Moment knurrte mein Bauch. Ich zuckte zusammen und Jack begann zu grinsen: „Hunger? Weißt du, ich hab auch einen riesigen Appetit." Er hüpfte auf das Bett und setzte sich dann auf mich. „Nicht...", keuchte ich. Doch plötzlich veränderte sich seine Augenfarbe. Vermutlich hatte ich mich letzte Nacht vor dem Motel doch nicht getäuscht. Sie schimmerten in einem schmutzigen Rotton. Als er seinen Mund öffnete sah ich zwei Vampirzähne aufblitzen und die wirkten so gar nicht wie Plastik. „Bitte nicht...", hauchte ich und war selbst angewidert von meiner Stimme. „Nur wenn du zugibst das es Vampire gibt...", flüsterte er und drückte meinen Kopf zur Seite um meinen Hals entlang zu küssen. Ich zerrte an den Handschellen und versuchte ihn mit meiner freien Hand weg zudrücken. Er bewegte sich keinen Zentimeter. „Okay, okay...", flehte ich, „Ich gebe es zu. Es gibt Vampire..." „Also glaubst du mir?", nuschelte er gegen meinen Hals. „Ja, ich glaube di-." Jack unterbrach mich und drückte mich schmerzhaft gegen die Wand. „Zu spät!", knurrte er und biss zu. Es tat so unglaublich weh. Ich schrie, doch er ließ einfach nicht los. Ich hatte solche Angst.

Nach und nach wurde der Schmerz stumpf. Vor meinen Augen begannen erst nur schwarze Punkte zu tanzen, doch dann wurde alles Schwarz.

Vampire entführen keine kleinen MädchenWhere stories live. Discover now