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Chapter 11

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Unkontrollierbare Situationen können angsteinflößend sein

Emma Thompson

Erleichtert atme ich auf, als sich die Schritte wieder entfernen und ich nur ein leises Seufzen wahrnehme, was von Aiden stammen muss. Mit meinen Händen stütze ich mich an dem Auto ab, um wieder aufrecht zu stehen und nach ihm zu schauen. Seine braunen Haare fallen wirr in sein Gesicht, während seine Lippe ein wenig blutet und mich sogleich entsetzt aufzischen lässt.

„Es tut mir wirklich leid", bringe ich schwer atmend hervor. Aidens Blick, der nahezu nachdenklich auf mir verweilt, lässt das schlechte Gewissen in mir regelrecht aufflammen. Unwohl trete ich auf meinen Füßen hin und her und versuche währenddessen, seinem Blick standzuhalten. Unsicher beiße ich auf meiner Lippe herum, ziehe die Henkel meiner Tasche ein Stück höher und räuspere mich kurz, um den Mut zum Sprechen zu finden. „I-ich sollte gehen, denke ich. Nochmal: Es tut mir leid."

Erst, als ich den Kopf über meine Brüder und mich geschüttelt habe und mich langsam umdrehe, findet auch Aiden seine Stimme wieder. „Du willst mich ernsthaft alleine lassen?" Ungläubig lacht er auf, wobei die Belustigung die Enttäuschung in seiner Stimme überspielt.

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehe ich mich um und antworte: „Ich glaube, das wäre besser, ja." Ratlos zucke ich die Schultern, woraufhin er seine Stirn runzelt und kurz darauf nickt.

„Hast du wenigstens ein Taschentuch?"

Meine Augen wandern zu der blutenden Wunde an seiner geschwungenen Lippe, welche er notdürftig mit dem Handrücken abzutupfen versucht. Es sollte mich abstoßen, aber aus irgendeinem Grund habe ich selbst in diesem Zustand das dringende Bedürfnis, ihm nahe zu sein.

Erneut schüttle ich meinen Kopf, um meinen Blick von seinen Lippen loszubekommen und aus meiner Tasche eine Taschentuchpackung herauszuholen. „Hier", murmle ich leise und überreiche ihm das Tuch, welches er dankend annimmt und ziemlich grob auf seine Lippe presst. Es sollte ihn nicht überraschen, dass ihm das Schmerzen bereitet, aber er zieht dennoch zischend die Luft ein.

„Was ist so witzig?", fragt er, als er mein Schmunzeln bemerkt.

„Du hast wohl kein Feingefühl", erkläre ich und trete einen Schritt auf ihn zu, was ihn noch immer verwirrt seine Brauen verziehen lässt. „Darf ich?"

Er überreicht mir das Taschentuch, ehe ich zögernd seinen Kiefer umfasse und es mit sanften Tupfern auf seine Lippe drücke. Sein Blick und die leichte Berührung seiner Haut machen mich zunehmend nervös. Als ich fast fertig bin, greift er plötzlich nach meinem Handgelenk und stoppt damit meine Bewegung.

Innerhalb von kaum zwei Sekunden verdunkeln sich seine Augen und lassen mich schlucken, während der herb süße Geruch in meine Nase steigt und mir aufzeigt, was Begierde ist. Was es heißt, Sehnsucht nach Lippen und Berührungen zu spüren. Noch immer umfassen seine rauen Finger mein Handgelenk, als wären sie dafür bestimmt, mich zu halten. Als wäre es das normalste der Welt – für uns beide. Mein Herzschlag ist so laut und unrhythmisch, meine Gedanken und Gefühle in mir so rasend, dass ich kaum bemerke, wie er sich vorbeugt und mit der heilen Seite seines Mundes meine Lippen streift. Vollkommen überwältigt schließe ich meine Augen.

Verdammt. Ich glaube, mein Herz kollabiert bald, falls ich diese Berührung noch länger zulasse.

„Ich kann nicht", hauche ich also gequält und lasse die Blase um uns herum zerplatzen, woraufhin wir gleichzeitig unsere Augen öffnen. Sein Mund steht leicht offen, als ich mich einem Schritt nach hinten wage und mein Handgelenk aus seinen Fingern löse. „Es tut mir leid", füge ich noch murmelnd hinzu, bevor ich meinen Kopf senke und mich mit eiligen Schritten endlich dem Schulgebäude zuwende. Den ganzen Weg bis zum Haupteingang – nein, sogar bis in den Klassenraum – bemühe ich mich, meinen Kopf von seinen Berührungen, seinem Duft und seinen Augen zu befreien. Vergeblich.

He Owns My WorldWhere stories live. Discover now