Auf Leben und Tod (Teil 1)

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Playlist-Song im YouTube-Video auf der rechten Seite (Handy-User können auf YouTube gerne nach Zack Hemsey - "The Way (Instrumental)" suchen, da das Video auf der Mobil-App nicht angezeigt wird). Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und würde mich wahnsinnig über Kommentare freuen. ;)

Wir reihten uns – die Volturi auf der einen, meine Familie und unsere Verbündeten auf der anderen Seite – einander gegenüber auf. Alle Gestaltwandler hatten die Wolfsgestalt angenommen. Ich bildete die einzige Ausnahme. Sie fühlten sich in dieser Form natürlich weniger angreifbar und konnten leichter miteinander kommunizieren. Ich, für meinen Teil, hatte die Möglichkeit in jeder Form zu kämpfen, bevorzugte jedoch die menschliche.

Carlisle und Edward postierten sich zusammen mit Emmett und Zafrina ganz vorne, meine Mutter und meine Schwester bildeten das Schlusslicht, der Rest verteilte sich in der Mitte, in der auch ich mich befand. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Volturi eine ähnliche Struktur aufweisen würden, um ihre Frauen zu schützen, doch ich konnte Aros und Caius Gefährtinnen nicht unter ihnen ausmachen. Corin schien ebenfalls, wie gewohnt, bei ihnen zu sein.
Es machte mich stutzig. Entweder gingen sie davon aus, bald wieder die Heimreise antreten zu können und hielten es deswegen für unnötig ihre Frauen mitzunehmen oder aber sie hatten ernsthafte Zweifel an ihrer Überlegenheit und wollten sie auf diese Art und Weise schützen.

Nach ein paar Minuten der Stille, in denen wir einander nur stumm gemustert hatten, trat schließlich Aro, dicht gefolgt von Renata, vor.
„Carlisle, mein lieber Freund, wie konnte es nur so weit kommen?“ Aros Stimme war gespielt freundlich wie eh und je.
„Ich denke, das fragen wir uns alle“, antwortete Carlisle. Obwohl zwischen ihm und seinem Gesprächspartner einige Meter Luftlinie lagen, sprachen sie, Vampirgehör sei Dank, miteinander, als säßen sie sich direkt gegenüber. „Unsere Freundschaft allerdings, scheint hinfällig geworden zu sein.“
Aro setzte ein trauriges Gesicht auf. „Oh, wie bedauerlich. Mir war sie immer sehr teuer. Ich kann natürlich verstehen, dass die Verluste, die ihr erleiden musstet, euch hart getroffen haben. Man sagt sich ja, die vegetarische Lebensweise würde bei Unsereins menschliche Gefühle hervorrufen. Wenn dem so ist, ist es natürlich verständlich, dass der Tod eures Zirkelmitgliedes euch derart trifft.“
Von Aros Worten tatsächlich getroffen, trat Edward einen Schritt hervor.
„Er war kein 'Zirkelmitglied', Aro, er war mein Enkel, er war Teil unserer Familie. Er war ein Bruder, ein Sohn, ein Vater. Aber er ist nicht allein der Grund weshalb wir heute hier stehen.“
Die roten Augen des Volturioberhauptes huschten kurz zu mir, fixierten jedoch schnell wieder Edward, als dieser erneut das Wort ergriff. „Und Anthony ist es genau so wenig.“
Aro sah ihn fragend an.
„Ihr habt eure Macht zu lange missbraucht, Aro. Eure Aufgabe war es, unser Geheimnis zu bewahren und Vergehen zu bestrafen. Ihr habt dafür einige Privilegien genossen und wurdet von vielen gefürchtet und verehrt. Das kreidet euch niemand an. Es war in Ordnung, so lange ihr euren Pflichten nachkamt und eure Dienste getan habt. Nun aber, sehen wir deutlich Willkür in euren Handlungen. William wurde ohne ersichtlichen Grund von Caius getötet und anstatt ihn für sein Handeln zu bestrafen, wird er belohnt, indem weitere Leben um seinetwillen geopfert werden. Heute war es William, der sterben musste, morgen kann es jeder von uns sein, ganz wie es euch beliebt.
Ja, unser Geheimnis muss bewahrt werden.
Ja, Vampire brauchen Regeln.
Ja, sie müssen auch gerichtet werden, wenn sie dagegen verstoßen.
Aber diese Regeln gelten für uns alle.
Ihr seid keine Ausnahme.
Und wir glauben nicht mehr länger, dass ihr geeignet dafür seid, über unsere Welt zu herrschen.
Nur aus diesem Grund stehen wir heute hier.“

Nachdem Edward seine Rede beendet hatte, sagte niemand etwas. Das Grollen der Gewitterwolken, deren Regen sich bald über uns ergießen würde und die alles um uns herum in Dämmerlicht hüllten, war alles, was wir in diesen Minuten vernahmen, ehe Aro plötzlich zu lachen begann. Sein spitzes Lachen wurde vom falschen Gelächter seiner Mitstreiter begleitet, bis alle Volturi uns verspotteten. Als Aro plötzlich aufhörte zu lachen, verstummte auch der Rest schlagartig.
„Zu schade“, sagte er dann. „In euren Reihen befand sich das eine oder andere Talent, aber eurem Betteln um den Tod wollen wir gern nachgeben, nicht wahr, meine Lieben?“
Er drehte sich zu seinem Gefolge um, Caius und Marcus taten es ihm gleich. Direkt hinter ihnen öffnete sich ein Spalt in der Reihe, als einige der Volturi beiseite traten, um ihre Meister passieren zu lassen. In jenem Moment, in dem sie hinter den übrigen Volturi verschwunden waren und sie die Reihe wieder verschlossen hatten, fegten alle, abgesehen von den Ältesten, schlagartig auf uns los.

Blood Moon - Biss in alle Ewigkeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt