Zwischenkapitel - Ich will mich outen!

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Dieses Kapitel ist jetzt wahrscheinlich ein bisschen random, aber ich will mich outen! 

Ich bin schon bei einigen Freund*innen, Mitschüler*innen und Lehrer*innen geoutet, allerdings noch nicht bei allem, obwohl ich das so sehr will. Ich habe in letzter Zeit immer mehr das Gefühl, dass es mich einfach so fertig macht, die ganze Zeit dieses Mädchen-Leben zu führen, weil es einfach nicht zu mir passt und weil ich es nicht bin. Ich bin ja genderfluid und somit fühle ich mich manchmal gut mit sie/ihr Pronomen und es fällt mir nicht einmal auf, wenn andere diese Pronomen für mich benutzen, aber an den Tagen, wo ich eher männlich oder halt ziemlich in der Mitte bin, dann fällt es mir auf. Teilweise sogar jedes Mal. Und das tut weh. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Und dieses Gefühl will ich nicht noch länger durchmachen. Es tut mir einfach nicht gut. 

Ich hatte letztens mit meiner Mutter ein kurzes Gespräch über Trans, wo durchgekommen ist, dass sie das total supported und ich bin auch als bi bei ihr geoutet (das Outings als lesbisch steht mir noch bevor, aber das will ich auch noch machen) und sie hat relativ gut darauf reagiert.  Sie hat sogar davon gesprochen, dass es ja Leute gibt, die weder männlich noch weiblich sind und viele das nicht akzeptieren, sie aber schon. Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl bei ihr. 

Dazu kommt, dass mein Vater es eigentlich schon weiß. Ich habe es ihm vor ungefähr einem Jahr schon gesagt und er meinte zwar, dass er es okay fände, aber ich trotzdem ein Mädchen bin, weil mein Körper ja weiblich ist (...). Ich habe aber irgendwie Hoffnung, dass er es akzeptiert, jetzt, wo es auch nach einem Jahr noch genauso ist. 

Ich möchte es ihnen auf jeden Fall sagen, weil ich mich dann auch weiter in der Schule outen kann. Ich weiß, dass das sehr viel Kraft kosten wird, aber irgendwie fühle ich mich gerade wieder in der Lage das zu tun. Ich komme immer besser damit klar, dass ich einfach kein Mädchen bin, aber trotzdem auch kein Junge. Dazu kommt, dass ich bis jetzt nur gute Reaktionen bekommen habe, sogar von Leuten, bei denen ich ziemlich Schiss hatte (ein paar blöde Sprüche mal ausgeschlossen). Das alles hat mich gestärkt und ich fühle mich endlich in der Lage, weiter zu gehen. Ich weiß, dass ich nicht nur positive Reaktionen bekommen werde und dass es wahrscheinlich dauern wird, bis sich alle daran gewöhnen, aber ich weiß auch, dass ich es schaffen kann. Und die Leute, die es nicht akzeptieren, sind es doch auch irgendwie nicht wert, oder? 

Ich habe mir überlegt, dass ich hier von ein paar meiner nb-Outings erzähle. Vielleicht hilft das ja manchen von euch. Irgendwie bestärkt es mich auf, wenn ich mir nochmal vor Augen rufe, wie gut bis jetzt alles gelaufen ist. Ich bin schon bei ziemlich vielen Leuten geoutet, fällt mir gerade so auf. 

Ich bin geoutet bei...

...14 Freund*innen

...8 Mitschüler*innen

...3 Lehrerinnen

...allen Leuten auf Wattpad XD

Ich will mich noch outen bei...

...meinen Eltern

...meiner gesamten Klasse

...meinen Kursen (wo wir als Stufe gemischt sind)

...den fehlenden Lehrer*innen

...vielleicht bei manchen Hobbies (Tanzen, Musikschule, etc)

...vielleicht meine restliche Familie, aber ich erstmal nicht

Okay, ich weiß, das sind ganz schön viele und vor meinen Eltern und dem Klassen-Outing habe ich auch krass Schiss, aber wenn das alles gut läuft, dann kann ich endlich ich sein. Und bis jetzt fühlt es sich fucking gut an, wenn Freund*innen, bei denen ich geoutet bin, die richtigen Pronomen benutzen und ich endlich ich sein kann. Ich wünsche mir das so sehr auch zuhause. 

Ich habe noch keinen genauen Plan, aber ich werde das Outing bei meinen Eltern definitiv bald angehen. Ich denke sogar, sie haben eine Vorahnung. Ich hab eine kleine nichtbinär-Flagge in meinem Zimmer (nur ein ganz kleiner Sticker, aber der ist halt relativ present in meinem Zimmer, sodass man ihn schnell sieht). Ich habe gerade auch Nagellack in der Flagge und mein Vater hat meine Nägel angeguckt. Außerdem habe ich es ihm ja eh schon irgendwie gesagt. Und es gab auch einige Situationen, in denen man echt drauf kommen könnte, dass ich nicht cis bin. (Es gab eine Diskussion mit meiner Mutter darüber, dass ich kurze Haare habe und sie meinte dann irgendwas mit "Du bist doch ein Mädchen!" Und ich habe "Nein" gesagt, aber ich glaube, sie hat das nicht so wirklich verstanden). Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie eine Vorahnung haben. 

An alle bereits bei ihren Eltern/Erziehungsberechtigten geouteten Enbies: Wie lief euer Outing ab? Also, was habt ihr gesagt/gemacht? Und in welchen Situation habt ihr euch geoutet? Wie waren die Reaktionen? Das würde mich wirklich mal interessieren...

Euer*Eure Lou

STUFF BOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt