Cristiano Ronaldo x Alejandro Garnacho

1.1K 61 34
                                    

TW: Thematisieren von häuslicher Gewalt und toxischer Beziehung.

(PoV Cristiano)

,,Ey, Garnito! Hast du Lust später mit feiern zu kommen?" Brandon's Stimme hallte laut in der Kabine wider und lenkte sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Auch mein Augenpaar glitt zum Argentinier, welcher sich auf der anderen Seite des Raumes die Socken von den Füßen streifte. Jedoch hielt er abrupt inne, als er seinen Namen hörte und sogar von dieser Entfernung spürte ich, wie er sich anspannte. ,,Ehm, nee, heute nicht.", erwiderte Alejandro kleinlaut, legte ein entschuldigendes, sogleich reuevolles Lächeln auf die Lippen. Anschließend widmete er sich erneut seinen Strümpfen zu. ,,Ach, komm schon. Du verpasst was, wenn du nicht mitgehst. Außerdem, beim letzten Mal hast du uns auch schon abgesagt." Brandon ließ nicht locker. Während ich in meine schwarzen Sneaker hüpfte, beobachtete ich die Konversation intensiv. Mir fiel auf, dass sich Alejandro von Sekunde zu Sekunde unwohler fühlte. Er wirkte entmutigt, unschlüssig und empfindlich, als würden in jeden Moment Tränen aus seinen unschuldigen, braunen Augen kullern. Dieser Anblick versetzte mir einige Stiche in die Mitte meines Herzens. Er tat mir leid. Nicht oft hatte ich Mitleid mit anderen Menschen, doch ich merkte, dass bei Alejandro irgendwas nicht stimmte. ,,Ich weiß, ich kann heute aber nicht. Tut mir leid.", sagte Alejandro brüchig, vermeidete Blickkontakt mit jedem im Raum, indem er sich zu seinem Spind drehte, in welchem seine Jacke hing und vortäuschte, in jener etwas zu suchen. ,,Aber Lisandro, Antony und Jadon kommen auch mit.", mischte sich nun Anthony Elanga unter die Karten, übte somit weiter Druck auf Alejandro aus. In der Umkleide redete nach wie vor keiner ein Wort. Es war wie in einem Theater: die ganze Mannschaft starrte angespannt und neugierig auf die Bühne. ,,Siehst du? Zu fünft macht das nämlich keinen Spaß. Also hab dich nicht so. Du warst schon ewig nicht mehr mit uns unterwegs." Vorwurfsvoll hatte Anthony seine Arme in die Luft geworfen, während Alejandro weiterhin in seiner Jackentasche nach einem Fundstück kramte. Aber im Gegensatz zu meinen schaulustigen Mitspielern, wurde mir die Szene allmählich zu bunt. Sahen sie denn nicht, wie bedrängt er sich fühlte oder waren sie einfach nur dämlich?

Als Brandon erneut seinen Mund öffnete, fuhr ich ihm scharf dazwischen. ,,Was ist los mit euch? Wenn er nicht mit euch feiern gehen möchte, dann akzeptiert seine Aussage gefälligst. Ihr könnt nicht einfach jemanden zu etwas zwingen, dass derjenige nicht möchte. Alejandro wird seine Gründe haben. Selbst wenn er nur keine Lust haben sollte, ist das noch immer seine Entscheidung." Meine Tonlage war ruhig geblieben, zwar schwamm ein Hauch eines Appells mit, doch dieser sollte lediglich zur näheren Aufklärung beitragen. Ein wenig eingeschüchtert warfen sich Brandon und Anthony einen Blick zu, bei dem sie sich einig waren, mir besser nicht zu widersprechen. Damit gab ich mich zufrieden, erhob mich von meinem Platz und begab mich zu Alejandro. Sein Kopf hing schlaff nach unten, während er der Mannschaft weiterhin den Rücken zugekehrt hatte. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mir Sorgen um den Jüngeren machte. Mir war seine Zurückhaltung sowie die zunehmende Abschottung in den vergangenen zwei bis drei Wochen aufgefallen, jedoch konnte ich mir daraus noch kein Reimschema erschließen. Bei ihm angekommen, legte ich sanft, damit ich ihn nicht erschrak, eine Hand auf seine Schulter. Dadurch schien ihn wieder das Leben zu durchfluten, denn er blickte kurz zu mir auf. In der nächsten Millisekunde hatte er seinen Kopf allerdings abgewandt und zog hastig den Reißverschluss seiner Trainingstasche zu. Hatte ich da gerade Tränen in seinen Augen glitzern sehen? ,,Hey, alles gut?", hakte ich vorsichtig nach, war überfordert, wie ich näher zu ihm durchdringen konnte. Ein stummes Nicken sollte meine Frage bestätigen, bevor er sich seinen schwarzen Anorak krallte und mit diesem an mir vorbei eilte. Von jeglichen Seiten fing ich mir verdutzte Blicke ein, während ich Alejandro nachsah und verwirrt auf die, sich in Zeitlupe schließende Tür, starrte.

Ich hatte gehofft, dass sich meine Gedanken rund um den Außenstürmer von selbst beruhigten, jedoch erfuhr ich das exakte Gegenteil. Sobald ich Zuhause war und sich die Stille über meine Ohren legte, konnte ich an nichts anderes mehr denken, als an die Szenen nach dem Training. Natürlich hatte ich mich aus dem Privatleben anderer rauszuhalten, es sollte mich recht wenig kümmern, was in anderen Haushalten vor sich ging. Doch eine Stimme in meinem Hirn sagte mir, dass ich dieser Sache detaillierter auf den Grund gehen sollte. Erst jetzt fiel mir auf, wie vage ich Alejandro überhaupt kannte. Ich wusste nichts über sein Privat- oder Liebesleben, nichts über seine Interessen oder Vorlieben, nichts über seine Art oder Macken. Vielleicht war er schon immer so distanziert gewesen und mir ist es schlichtweg nicht aufgefallen. Vielleicht hatte er tatsächlich keine Lust, mit seinen Freunden später in den Club zu gehen, einfach, weil es nicht in seinen Lebensstil passte. Aber vielleicht lag ich mit meiner ursprünglichen Vermutung doch nicht falsch und er verbarg etwas Ernstes, von dem niemand einen blassen Schimmer hatte. Seine wässrigen Augen von vorhin, mussten einen bedeutsamen Hintergrund haben. Egal, was es war, ich konnte nicht bloß stillschweigend daneben sitzen und zusehen, wie sich Alejandro von jedem isolierte. Daher fasste ich einen Entschluss: ich würde ein gründliches Augen auf ihn werfen und mit ihm reden, sobald sich die richtige Gelegenheit ergab. Denn erst, wenn ich die Gewissheit hatte, dass es Alejandro gut ging, würde ich meine Mission abschließen.

Fußball Oneshots (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt