BETRAYAL

By AlloraFiore

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Triggerwarnung! Das Buch spricht Themen wie Missbrauch, häusliche Gewalt, Drogenkonsum, SVV, Suizid und psyc... More

R Y O U
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XLIII
S O R A Y A
C A S T - I N T E R V I E W
C A S T - A N S W E R S

XXXVIII

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By AlloraFiore

× 2 Days ×

Normalerweise, wenn ich an einem mir unbekannten Ort aufwache, öffne ich direkt meine Augen. Doch hier tat ich es nicht. Ich konnte Schritte hören. Manche von weiter weg, leiser als andere, die sich anhörten, als wären sie nur einige Meter von mir entfernt.

Ab und zu ertönten dumpfe Stimmen, sonst war es schlimm. Die Stille war für mich am wenigsten auszuhalten. Zugedeckt lag ich in einem Bett, auf mir mindestens zwei Decken. Ich regte mich kurz und spürte sofort die Nadel in meiner Armbeuge.

Ohne Zweifel, ich lag in einem Krankenhaus, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich es hierhergeschafft hatte. Hatte ich alles nur geträumt? War ich gar nicht schwanger? Schwanger von einem Serienmörder? Hoffnung schwoll in mir an.

Langsam, wissend, dass das Zimmer hell sein würde, öffnete ich meine Augen und rieb mir sanft mit meinen Fingerspitzen die Augenlider. Das Licht war nicht so grell wie erwartet, was auch daran lag, dass es draußen bereits wieder dämmerte.

Wie lange hatte ich geschlafen? Hatte ich einen Unfall? Vielleicht würde Kian gleich in mein Zimmer kommen und mir alles erklären. Auf dem Beistelltisch meines Bettes war ein Glas gefüllt mit Wasser und ich griff danach. Mein Hals fühlte sich so trocken an, als hätte ich seit Monaten keine Flüssigkeit mehr zu mir genommen. Es wäre keine Überraschung gewesen, wäre mein Rachen mit Sand gefüllt.

Das Glas schwankte kritisch an der Kante des Tisches, da ich es aus Schock, weil die Türe zu meinem Zimmer aufgegangen war, nur halbherzig zurück an seinen Platz gestellt hatte.

Hastig, definitiv etwas zu schnell, wandte ich mich an die Person und ich hoffte auf Kian, denn ich brauchte eine Bestätigung. Jemand musste mir versichern, dass ich das alles nur geträumt hatte.

Die Person, die mein Zimmer betreten hatte, entpuppte sich jedoch als Morris. Dieser begann zu strahlen, als er mit seinen Augen auf meinen müden Blick traf. «Gott sei Dank, du bist wach. Du warst fast einen ganzen Tag weg vom Fenster.»

Ich konnte anhand seiner Laptoptasche erkennen, dass er gerade von der Arbeit kam und ich hoffte noch immer, dass Kian ebenfalls das Zimmer betreten würde. Doch die Türe blieb geschlossen. «Warum bin ich hier?», krächzte ich und ließ meine Finger zwischen diejenigen von Morris schlüpfen.

«Ist Kian auch hier?» Mein Kumpel schüttelte seinen Kopf und irgendwie sah er mich besorgt an. Was ist passiert? «Nachdem du bei ihm warst, bist du in meine Wohnung gestürmt. Ich habe dich noch nie so erlebt. Du konntest kaum reden. Du hast geweint und geschluchzt. Ich konnte nichts von deinem Gemurmel entziffern und dann plötzlich bist du in Ohnmacht gefallen.»

Ich schluckte. Kein Traum? «Da ich nicht wusste, was ich tun soll, habe ich nach einem Krankenwagen gerufen. Vor allem auch, weil du schwanger bist. Das wurde hier nochmals bestätigt.» Also hatte ich wirklich nicht geträumt?

Das hier war die Realität. Der Name Ryou Mercier war also wirklich der Schlüssel zu allem. Ich hatte mir das nicht nur zusammengereimt. Kian- Er hat uns alle belogen und benutzt.

Mir wurde wieder mulmig zumute und mein Sichtfeld wurde unklar. Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln, als ich ihm wieder gegenüberstand, dem Schicksal, welches es überhaupt nicht gut mit mir zu meinen schien. Nein. Ganz und gar nicht gut.

«Hey, alles okay?» Morris befreite meinen unteren Wimpernkranz von meinen Tränen. Nur einige hatten es davor noch über meine Wangen geschafft. «I-Ich-» Ich musste es Morris sagen. Auch wenn es mir komischerweise sehr schwerfiel, aber ich musste das Richtige tun.

«Ich weiß, wer der Killer ist.» Als mein derzeitig einziger Kumpel meine Worte vollkommen aufgefasst hatte, stoppte sein Atem. Er verkrampfte sich und suchte meine plötzlich leeren Augen. «Was? Woher? Sag mir nicht, dass es Kia-»

«Doch», gab ich schnell von mir und überwand diese mir unbekannte Schwelle. Eine Schwelle, die ihn beschützen wollte. «Er hat es mir gesagt. Alle gesammelten Polizeimarken hat er in einem kleinen Sack versteckt und die weiße Maske hat er mir auch vor die Füße geworfen.»

Ich konnte Morris nicht anschauen. Mein Blick klebte an der weißen Wand, als ich mich immer genauer daran erinnerte. An Kians- seine toten Augen. Urplötzlich konnte ich glasklar erkennen, wie kahl und tot Kians Augen immer waren.

Aber ich meinte doch kleine Funken gesehen zu haben, wenn er mich angesehen hatte. Waren das kleine Flammen, die ihn antrieben, mich zu benutzen? Blendeten sie ihn? Mich hatten sie das definitiv.

Oder waren diese kleinen Explosionen Wellen von Schmerz, welche ihn innerlich zerstörten? Mir wurde klar, dass ich den Mann, der der Vater meines Kindes sein sollte, überhaupt nicht kannte.

Ryou Mercier. Wer war er? Was ist ihm widerfahren? Warum und wie wurde er zu der Person, die er heute ist?

Ich muss zugeben, es überraschte mich, dass ich nicht schon wieder meinen Verstand verlor oder hyperventilierte. Aus irgendeinem Grund konnte ich das nicht mehr. Es war zu viel passiert.

Ich entkam einer Falle und lebte weiter, ich sah zu, wie ein Polizist in zwei geteilt wurde, ich hatte ein Kind von einer gebrochenen, kranken Frau gerettet, ich traf nachts auf einen Killer und bekomme nun jedes Mal einen halben Herzinfarkt, wenn man sich an mich heranschleicht, Val wurde von einem verdammten Schrank zerquetscht und getötet, ich sah zu, wie ein alter Herr ein junges Mädchen vergewaltigen wollte, und nun bin ich schwanger von dem Killer, der das alles verursacht hatte.

Schlimmer konnte es doch eigentlich gar nicht mehr werden. Aber nein. Es ging schlimmer. Ich hatte mich in den Serienmörder verliebt und muss ihn jetzt umbringen. Ich muss ihn melden und der Polizei ausliefern. Denn das war das Richtige.

Hier war es sichtlich egal, wie sehr ich den Typen zu lieben glaubte. Er erwiderte diese Zuneigung nicht. Ich war ein Mittel zum Zweck gewesen. Oder? Oder stimmte das nicht?

«Hast du deinen Laptop hier?» Morris nickte und langte nach seiner Tasche. «Ich habe nur den Namen. Du wirst sämtliche Beweise selbst finden müssen, damit dir die Polizei das abkauft, okay?» Wieder nickte er.

Auch er schien etwas unter Schock. Ich war mir im Klaren, dass er mir noch nicht vollkommen glaubte und um ehrlich zu sein, tat ich es auch nicht.

Als Polizeibeamter verfügte man über ein Programm, welches jede Person gespeichert hatte. Egal, ob tot oder lebendig. Wenn Kians Worte stimmten, würden wir ihn hier unter dem Namen Ryou Mercier finden.

Nur hatte ich keine verdammte Ahnung, wie man diesen Namen schrieb. «Ryou Mercier. Such nach diesem Namen.» «Wie bitte? Wie schreibt man Ryou?» Ich zuckte mit meinen Schultern.

«Warte. Mercier? Wie der verstorbene Offizier Romain Mercier? Der, der sich das Leben nach dem Tod seiner Frau genommen hat?» Wieder zuckte ich mit den Schultern. Ich hatte doch keine Ahnung. Schweigend sank ich zurück in meine Kissen und fixierte meine Hände an.

«Du kennst die Stadt also gut, huh?» Ich hatte ihn endlich eingeholt und Schulter an Schulter liefen wir nun die etwas ruhigere Straße entlang. «Mein Vater war Polizist.» Wir bogen rechts ab und in der Ferne konnte ich schon die etwas kleinere Polizeistation erkennen. «Und zu Hause hingen immer solche großen Karten. Als kleiner Junge habe ich mich sehr dafür interessiert und meinem Vater immer wieder Fragen darüber gestellt. Er hat mir so ziemlich alles beigebracht, was ich weiß. Das wurde ihm schlussendlich zum Verhängnis.»

Konnte das wirklich sein? Nein, bestimmt nicht. Ich seufzte. «Such mal nach dem Offizier und schau nach seiner Familie.» Morris tat dies schweigend und als mehrere Minuten vergingen, sah ich, wie er seine Augen schloss und enttäuscht seinen Kopf schüttelte.

«Pauline Mercier starb laut Aussagen der Polizei im Badezimmer ihres Sohnes durch einen Sturz. Der Sohn, Ryou Mercier, lebt aber auch nicht mehr, Aya. Bist du dir sicher, dass Kian das sein soll?» Ich riss ihm den Laptop vom Schoß und klickte entschlossen, auch wenn ich wusste, dass es schmerzen wird, auf den mir genannten Namen.

Ich musste das Foto des Jungen sehen. Die Seite lud und Morris hielt sich den Mund, als wir Kians hellblaue Augen und sein aschblondes Haar zu sehen bekamen.

«Ryou Mercier sprang von der Manhatten Bridge nach dem Tod seiner Eltern und hinterließ einen Brief, in dem er den Tod seines Vaters erklärte und ihn mit Suizid in Verbindung brachte. Aber Ryous Leiche wurde nie gefunden. Seinen Vater fand man jedoch, wie die Mutter, im Badezimmer auf.»

«Er hat mir so ziemlich alles beigebracht, was ich weiß. Das wurde ihm schlussendlich zum Verhängnis.»

Zum Verhängnis? Konnte das sein? Stimmten diese Rapporte? Konnte man ihnen glauben? Kia- Ryou tötete Polizisten. Sein Vater war Polizist gewesen. Als Offizier und Abteilungsleiter muss er definitiv die Macht gehabt haben, solch Rapporte zu fälschen.

Stimmte das wirklich mit der Mutter? Ich denke nicht, dass Offizier Mercier durch Suizid starb. Warum sonst hatte Kian - ich meine Ryou gesagt, dass es seinem Vater zum Verhängnis wurde?

Wenn sein Vater wusste, wie man Leuten etwas vorspielte und Dinge fälschte, so konnte es auch sicher er. Ryou muss seinen Tod gefälscht haben, um Kian zu werden.

Aber- Hat er seinen Vater umgebracht? Auch seine Mutter? Sie beide verloren ihr Leben in seinem Badezimmer. Was war passiert? «Aya, wir müssen das schnellstmöglich melden. Er hat so viele Leben genommen. Da können wir nicht eine Sekunde zögern.»

Morris muss mir wohl angesehen haben, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Tränen bahnten sich erneut ihren Weg über meine Wangen und tropften auf das hellgraue Laken. «Ich weiß, dass du ihn geliebt hast und dass du ein Kind von ihm erwartest, aber er ist ein Serienmörder. Mir tut es auch weh, aber es steht außer Frage, dass wir das Haze und allen anderen verschweigen.» Er hatte recht.

Ryou wurde als vogelfrei erklärt, was eine sofortige Tötung erlaubte. Und auch wenn er ein Monster war, wollte ich nicht mehr diejenige sein, die ihm diesen Gnadenstoß gab. Ich konnte nicht. «Ich kann das nicht, Morris.»

Es zerriss mich innerlich. Kians oder Ryous Augen. Mittlerweile spielte es keine Rolle mehr. Man wusste, wen ich meinte.

Seine Augen waren fest in mein Hirn eingebrannt. Damals, als er vor mir zusammenbrach und von einem Schmerz sprach, den ich nicht fühlen konnte, war das der echte Kian, Ryou gewesen?

«Ich bin allein, Aya! Ich versuche seit Langem, alles in den Griff zu bekommen. Ich gebe wirklich mein Bestes! Ich versuche etwas aus dem, was von mir noch übrig ist, zu machen. Ich möchte meine Mutter stolz machen!»

Seine Mutter. Nicht seinen Vater. Ich rieb mir meine Stirn. Was, wenn der Tod seiner Mutter kein Unfall war? Wenn er seine Mutter stolz machen wollte, bezweifle ich, dass er sie getötet hatte. Oder vielleicht doch? Ich weiß nicht, wie kaputt Ryous Verstand wirklich ist.

«Ich will einfach, dass alles wieder so wird wie früher! Ich will meine Familie zurück... Er hat sie mir genommen, Aya!»

Wer ist er? Er selbst oder jemand anders? Vielleicht sein Vater? «Aya! Hörst du mir zu?!» Ich zuckte zusammen und suchte die Augen von Morris. «Wie meinst du das, dass du das nicht kannst? Wir müssen ihn melden.»

Ich schüttelte meinen Kopf. «Ich kann das nicht tun, aber du. Du kannst das. Tu es für mich, bitte.» Ich sah meinem letzten Teamkameraden entgegen und bat ihn darum, den Mann zu töten, der mich um eine Erlösung gebeten hatte.

Warum sonst hatte er mir verraten, wer er ist? Um mich zu schützen? Das glaube ich nicht. Nicht mehr. «Bitte. Tu es für mich.» Ich blinzelte mir meine Tränen aus den Augen. «Und für ihn

Könntet ihr ihn selber verraten oder bräuchtet ihr auch einen Morris?

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