POSTKARTENSOMMER

By livschreibt

41.6K 5.2K 7.1K

❝Den Ort, an den ich will, gibt es nicht.❞ ❝Dann musst du wohl die Reise so schön wie möglich machen.❞ Phoeni... More

WIDMUNG
VORWORT
POSTKARTE 1: Klingt nach einem Roadtrip
POSTKARTE 2: Baby-Karotten, Sprühkäse und Freiheit
POSTKARTE 3: Hervorragende Schuhwahl
POSTKARTE 4: Toast zum Frühstück
POSTKARTE 5: Kirschkernspucken
POSTKARTE 6: Mit dem Herzen hören
POSTKARTE 7: Nette Worte
POSTKARTE 8: Gewitterwolkenworte
POSTKARTE 9: Selbstzweifel sind die besten Kunstfälscher
POSTKARTE 10: Bilderbuchmoment und Gutenachtgeschichte
POSTKARTE 11: Korallenriff
POSTKARTE 12: Rote Gummibärchen
POSTKARTE 13: Sommermüdigkeit
POSTKARTE 14: Der freie Platz auf der Picknickdecke
POSTKARTE 15: Eingeknickte Buchseiten
POSTKARTE 16: Zeitstillstand
POSTKARTE 17: Manchmal ist das Leben eine Postkarte
POSTKARTE 18: Geschichten schreiben
POSTKARTE 19: Den Ort, an den ich will, gibt es nicht
POSTKARTE 20: Gartenzaun und Luftballons
POSTKARTE 21: Wie Zuhause
POSTKARTE 22: Kanten abschleifen
POSTKARTE 23: Angeknabberte Fingernägel
POSTKARTE 24: Schlangenlinien
POSTKARTE 25: Radioknistern
POSTKARTE 26: Magnete
POSTKARTE 28: Hochseile

POSTKARTE 27: Postkarte voller Wahrheiten

842 138 80
By livschreibt

Yule sitzt da mit hochgezogenen Schultern, die Hände so fest um seine Tasse geklammert, dass die Knöchel weiss hervortreten. Er sieht aus, als wäre ihm kalt. Obwohl das eigentlich gar nicht sein kann. Es ist eine laue Julinacht, die Hitze des Tages steht und es ist alles andere als kalt. Wir sitzen unter den Lichterketten und schweigen.

Wie so oft schweigen wir und es macht mir zum allerersten Mal etwas aus.

Weil wir beide etwas zu sagen hätten.

Yule sieht aus, als wäre ihm kalt, und er sieht aus, als würde er die Gedanken in seinem Kopf endlich zu Worten formen wollen. Vielleicht werden sie in der Kälte bald sichtbar wie kleine Atemwölkchen.

Ich würde ihm gerne eine Jacke geben. Ich habe keine.

Ich würde ihm gerne eine Frage stellen, damit er seine Gedanken sortieren kann. Damit sich Atemwölkchen bilden wenn er spricht. Aber mir fällt keine ein.

Bis mir doch eine einfällt und als ich sie stelle, ist es, als hätte ich Yule damit auch gleichzeitig eine Jacke gereicht, denn plötzlich sieht er nicht mehr aus, als wäre ihm kalt, er entspannt sich und mir wird klar - es waren nicht die Temperaturen, es war die Atmosphäre.

Die Frage, die ich stelle, ist: »Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, du warst ziemlich eifersüchtig vorher. Kann das sein?« Und ich stupse Yule spielerisch an, er dreht den Kopf zu mir und es ist, als würde etwas auftauen.

»Ich würde eher sagen, dass du wolltest, dass ich eifersüchtig werde«, sagt er.

Es ist derselbe spielerische Tonfall, den auch ich gewählt habe, da sind keine Atemwölkchen, aber Yule grinst. Er grinst so, wie er immer grinst. Ein Yule-Grinsen. Ein Mundwinkel wandert leicht in die Höhe, so leicht, dass man fast denken könnte, es wäre gar nicht wirklich so. Als wäre es Zufall, nur angedeutet, ein bisschen nachlässig.

Aber jetzt in diesem Moment ist es ehrlich, so ehrlich, wie es nur sein kann. Vielleicht das ehrlichste seit Langem, denn Yule ist erleichtert. Obwohl er es nicht sagt. Ich merke es instinktiv, denn es ist so, wie Jas gesagt hat: als würden wir einander in- und auswendig kennen. Und jetzt gerade weiss ich, dass Yule erleichtert ist, und dann ist es auch egal, dass da keine Atemwölkchen sind.

Und während er grinst, entspannen sich meine Schulter, ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich sie hochgezogen habe, denn zwischen uns ist alles gut.

Ich war mir nicht mehr sicher.

»Pah.« Ich schnaube und verdrehe die Augen.

Und dann sage ich »Du musst nicht eifersüchtig sein, du weisst doch, dass ich dir gehöre, seit du mich damals am Lagerfeuer so charmant dazu aufgefordert hast, dich zu begleiten.« und meine Mundwinkel beginnen zu zucken, sie verstecken, dass die Worte eigentlich ein bisschen voller Wahrheiten sind, bis ich schliesslich richtig lache und es mir egal ist, dass ich heute ein Feigling war. Weil Yules Freundschaft mir so viel bedeutet, dass einfach alles egal ist, wenn er da ist. Und er ist wieder da und ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr es mir gefehlt hat, als er nichts gesagt hat.

Yule verdreht die Augen über meine Aussage, aber er kann sich nicht lange gegen mein Lachen wehren und irgendwann sitzt er da mit verschränkten Armen und trotziger Miene und unterdrücktem Lachen und es bringt mich noch mehr zum Kichern.

🌲

Ich weiss nicht, was ich öfter hin und her gedreht habe, meinen Körper oder meine Gedanken. Es ist mitten in der Nacht und ich bin hellwach. Seit Stunden kann ich nicht einschlafen.

Nachdem Yule und ich auf der Terrasse zusammen gelacht haben und noch mehr gelacht haben, als wir versucht haben, nicht mehr zu lachen, weil es mitten in der Nacht war und wir niemanden wecken wollten, und alles wieder gut war, sind wir irgendwann todmüde ins Bett gefallen.

Und trotzdem bin ich jetzt hellwach. Während Yule so schnell eingeschlafen ist wie noch nie, fällt es mir heute zum ersten Mal schwer.

Ich liege auf der Seite und starre an die Wand. Das Kissen unter meiner Wange ist weich und ich bilde mir ein, es würde nach Lavendel riechen. Vielleicht tut es das auch wirklich, vielleicht werde ich den Gedanken an das Lavendelfeld heute Morgen auch einfach nur nicht los.

Der heutige Tag war seltsam, weil er wie eine Schwelle war, vor der Yule und ich stehen. Vielleicht stehe ich auch nur allein davor und dieses Unwissen, ob Yule auch da ist, das macht die ganze Sache nicht gerade leichter.

Das alles fühlt sich ein bisschen an, wie damals, als ich zum ersten Mal auf dem Sprungturm war und am Rand stand - kurz davor, abzuspringen. Und während ich im ersten Moment fest entschlossen war, endlich mutig zu sein, habe ich im nächsten Moment einen Schritt rückwärts gemacht und hätte am liebsten all die anderen hinter mir vorgelassen. Oben bleiben, sicher sein.

Ich drehe mich auf die andere Seite. Im Halbdunkel kann ich Yule schemenhaft erkennen. Ich schliesse die Augen und kann noch immer nicht einschlafen. Und dann öffne ich sie wieder und sehe Yule.

Und während ich ihn ansehe und hoffe, dass er davon nicht aufwacht, dass er dieses eine Mal nicht merkt, dass ich ihn ansehe, dieser selbstgefällige Idiot, denke ich, dass ich Yule niemals wieder verlieren möchte. Und wenn Yules Freundschaft behalten vorerst bedeutet, dass ich am Rand stehen bleibe, die Schwelle nicht übertrete, nicht springe, dann werde ich das tun.

So lange, bis Yule meine Hand nimmt. Auch, wenn mich der Gedanke, ein Feigling zu sein, nicht schlafen lässt.

Ich drehe mich wieder von Yule weg und weil ich so wach bin wie an dem Tag, als ich Kaffee mit Koffein getrunken habe, schwinge ich die Beine über den Bettrand und stehe auf.

Ich greife nach meinen Sachen, schleiche so leise ich kann zur Tür und schlüpfe hinaus in die warme Nachtluft. Der schwache Schein der Strassenlaternen auf dem Parkplatz vor dem Bed & Breakfast erleuchtet mir den Weg zur Terrasse, wo ich mich an einen Tisch setze und eine Postkarte mit Namen und Adresse beschrifte.

Yules Namen zu schreiben fühlt sich vertraut an, so vertraut, dass ich fast glaube, meine Hand hätte nur darauf gewartet, es endlich zu tun.

Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von damals, das auf dem Sprungturm stand und gezögert hat. Und dass ich am Ende dann doch noch gesprungen bin, ganz allein und ohne Hilfe, weil irgendwann alles egal war, der Moment wichtiger war als das Danach, die Angst, ist alles, woran ich beim Schreiben denken kann.

🌲

»Phoenix.«

Yules Stimme reisst mich aus dem Schlaf und ich schrecke hoch. Verwirrt blinzle ich ihn an, es ist hell, Morgen, und Yule steht vor mir, hellwach und angezogen.

»Kaum zu fassen, dass tatsächlich ich einmal derjenige bin, der dich aufweckt. War schon etwas seltsam, heute Morgen nicht von deinem schiefem Gesang geweckt zu werden«, fährt er fort, sein Tonfall spöttisch.

Ich blinzle noch einmal, zu müde, um zu begreifen, was eigentlich los ist. Bis ich es dann doch merke, denn ich liege nicht im Bett, sondern sitze auf einem Stuhl. Ich muss wohl irgendwann eingeschlafen sein, während ich Yules Postkarte geschrieben habe.

Yules Postkarte. Ich zucke zusammen und drehe sie hastig um, sodass Yule nicht sehen kann, an wen sie adressiert ist.

»Wie lange hast du da schon gestanden?«, frage ich möglichst beiläufig und gähne, um von der Postkarte abzulenken. Aber Yule schenkt ihr sowieso keine Beachtung, vermutlich geht er einfach davon aus, dass sie für meine Mom ist. Genau wie all die anderen, die ich in den vergangenen Tagen geschrieben habe.

»Lang genug, um -«

»Das ist schon lange nicht mehr witzig, Robinson«, falle ich ihm ins und verdrehe die Augen, muss aber trotzdem ein winziges bisschen grinsen. »Hast du -?«

»Nein. Aber ist auch gar nicht nötig, du hast schon ein paar hübsche rote Abdrücke vom Tisch auf der Wange.« Sein spöttisches Grinsen wird noch breiter und wenn er am Morgen schon so breit grinsen kann, dann heisst das entweder, dass es gar nicht mehr so früh ist oder dass er schon mindestens zwei Tassen Kaffee getrunken hat.

Oder dass die Abdrücke wirklich schlimm und Yules Schadenfreude grösser als die Müdigkeit ist.

Ich gähne wieder und als ich mich ganz aufrichte, um mich zu strecken, stellt Yule mir eine Tasse hin. Er sagt »Hier, für dich« und ich weiss nicht warum, aber diese Tasse Kaffee macht mich sehr sehr glücklich und es hat vielleicht damit zu tun, dass Yule sie mir gebracht hat.

Ich habe keine Zeit für ein Danke, denn Yule fragt »Soll ich die Postkarte für dich einwerfen?« und deutet auf meinen linken Unterarm, unter den ich sie geschoben habe, bevor ich etwas sagen kann.

»Nicht nötig, das mach ich nachher selbst«, sage ich hastig und greife nach der Tasse.

Ich möchte, dass Yule die Worte liest. Ich möchte so sehr, dass er die Worte liest, aber jetzt ist dafür noch nicht der richtige Zeitpunkt. Also frage ich »Hast du schon gefrühstückt?«, um abzulenken, und Yule sagt »Nur Kaffee« und zieht den Stuhl mir gegenüber hervor, um sich zu setzen.

Schweigen breitet sich aus, es ist nur erfüllt von dem leisen Rauschen des Wasserfalls hinter dem Haus und der Brise, die durch die Wipfel der Tannen weht.

Es ist ein schöner Sommermorgen im Juli mit Postkarten und Kaffee, zu dem wir Schweigen frühstücken, das heute wieder so viel besser schmeckt als gestern, weil ich die Worte zwischen uns zwar nicht ausgesprochen, dafür aber aufgeschrieben habe, und sie jetzt nicht mehr zwischen uns in der Luft hängen, sondern im Briefkasten lediglich darauf warten werden, anzukommen. Sie werden sich auf eine Reise begeben und sind damit genau wie Yule und ich.

Und deswegen ist das Schweigen heute anders als gestern, denn Yule und ich sind Freunde und für den Moment brauche ich keine Angst davor zu haben, etwas kaputt zu machen, aber ich brauche auch keine Angst mehr davor zu haben, eine Chance zu verpassen. Weil für den Moment alles gut so ist, wie es ist.

Und vielleicht müssen wir dem Gefühl keinen Namen geben, den Moment nicht mit Worten zu etwas machen, das er eigentlich sowieso schon ist. Denn Worte bedeuten nachdenken und nachdenken bedeutet weniger leben und vielleicht zählt in diesem Moment nichts mehr, als tief einzuatmen und einfach nur zu leben.

🌲

Yules Blick ist auf seine Tasse gerichtet, er sagt: »Schreiben hilft manchmal ganz gut, oder?«

Und dann sieht er auf, er sieht mich an, mit seinen dunklen Augen, ein Blick, dem ich noch nie habe ausweichen können. Augen, in die ich für immer starren könnte und wüsste, für immer wäre nicht lang genug, weil sie so viel erzählen, dass man unmöglich alles verstehen kann. Und während ich selbst noch auf der ersten Seite bin, scheint es manchmal, als hätte Yule bei mir schon jeden Satz auswendig gelernt.

Ich sage »Warum ist das so?« und gebe ihm keine Antwort auf seine Frage, denn er kennt sie sowieso schon. Schreiben hilft und ich glaube, keiner weiss das besser als Yule.

»Vielleicht weil du auf dem Papier ein bisschen so tun kannst, als wäre das alles nichts weiter als eine Geschichte. Du machst das alles zu etwas, das nichts mehr ist als ein paar Worte und damit lässt du es los. Du lässt es gehen. Manchmal musst du ein paar der Worte freilassen, damit sie nicht mehr in deinem Kopf herumschwirren. Und es ist ein bisschen so, als würde jemand dir zuhören, während du mit niemandem sprechen musst. Du kannst einfach nur ganz für dich allein all die Wahrheiten aussprechen.«

Ich denke lange über die Worte nach und sage nichts.

Einfach nur für mich ganz allein all die Wahrheiten aussprechen.

Ich senke meinen Blick auf die Postkarte, die noch immer umgedreht auf dem Tisch liegt, und sehe sie an und sage noch immer nichts.

»Ich bin gleich wieder da«, sage ich dann und stehe auf, die Postkarte in der Hand laufe ich zum Briefkasten, der direkt neben dem Schild bei der Einfahrt zum Bed & Breakfast steht.

Es ist eine Postkarte voller Wahrheiten. Die Wahrheiten sind so wahr, dass meine Hand zittert, als ich sie schliesslich in den Briefkasten werfe, und mein Herz klopft, als ich daran denke, wie Yule sie in ein paar Wochen in der Hand halten wird.

Es fühlt sich ein bisschen an, wie sich das erste Mal vom Sprungturm abspringen angefühlt hat.

Die Postkarte beginnt mit den Worten: Ich mag den Sommer, aber ich freue mich trotzdem jedes Jahr auf die Kälte, wenn sich zum ersten Mal wieder kleine Atemwolken bilden beim Sprechen.

Der Satz hat nichts mit dem Inhalt der Postkarte zu tun, eigentlich, Yule wird ihn nicht verstehen, da bin ich mir ganz sicher, aber ich habe ihn trotzdem aufgeschrieben. Einfach so.

Und weil der Anfang der Postkarte wirr ist und zusammenhangslos, passt er vielleicht ganz gut, denn so sind auch meine Gedanken, so bin auch ich. Die Postkarte ist voller Wahrheit, sie ist voll von mir, ausgefüllt bis in die Ecken.

Ich spüre, dass Yules aufmerksame Augen mir folgen, ich frage mich, ob er vielleicht weiss, dass die Postkarte nicht für meine Mom ist, und als ich mich wieder ihm gegenüber auf meinen Stuhl setze, sieht er mir direkt in die Augen.

»Weisst du, was das Schreiben mir gezeigt hat?«, sagt er dann unvermittelt.

»Manchmal, wenn ich schreiben wollte, aber mir nichts eingefallen ist, dann hab ich einfach irgendwas geschrieben. Manchmal war das einfach nur Ich weiss nicht, was ich schreiben soll. Und von da aus hab ich immer weiter gemacht, noch ein Satz und noch ein Satz und irgendwann haben sich die Sätze verselbstständigt und der letzte war ein Satz, den ich brauchen konnte. Einer, auf den ich stolz war. Und dann war es plötzlich egal, wie ich dahin gekommen bin und dass ich all die anderen Sätze danach wieder gelöscht habe. Manchmal muss man einfach machen, einfach irgendwo anfangen. Nichts ist von Anfang an genau so, wie du es gerne hättest, aber manchmal muss man einfach anfangen.«

Und dann holt er Stifte, seinen Füller und einen Kugelschreiber, den ich - aus Versehen! - aus dem letzten Motel mitgenommen habe, reicht mir seinen Füller und klickt fünf Minuten mit dem Kugelschreiber, und irgendwann beginnen wir zu schreiben.

Wir sitzen da, uns gegenüber, auf einer Terrasse irgendwo in Washington, voll von einem Gefühl, das eine Mischung aus Freundschaft und Liebe und Abenteuer und Freiheit ist, und wir schreiben Worte aufs Papier.

Und am Ende habe ich tintenblaue Finger, ein leichtes Herz und ein Blatt, auf dem zwanzigmal DAS LEBEN IST SCHÖN steht und in diesem Moment ist es das einzige und das wahrste, das ich hätte aufschreiben können, denn das Gefühl füllt mich von oben bis unten aus, und es ist egal, dass es kein Text mit Bedeutung oder Tiefgründigkeit geworden ist.

Yule schiebt sein Blatt über den Tisch und liest die Worte auf meinem über Kopf und dann lächelt er ein bisschen. Und ich lächle auch ein bisschen, bis ich anfange, seinen Text zu lesen.

Ich sitze hier und weiss nicht, was ich schreiben soll. Ich habe noch nie mehr Worte in meinem Kopf und gleichzeitig noch nie weniger auf dem Papier gehabt. Du sitzt da und schreibst mit meinem Füller, es ist, als hätten wir die gleiche Tinte, vielleicht hast du mir die Worte geklaut, ganz bestimmt sogar. Du lächelst, während du schreibst und ich weiss gerade nicht, wann ich das letzte Mal beim Schreiben gelächelt habe, meisten denke ich viel zu sehr nach, um lächeln zu können, aber jetzt, wo du meinen Stift in der Hand hast und lächelst - wie könnte ich da nicht auch lächeln? Vielleicht denke ich gerade weniger nach als sonst. Aber du machst es mir so leicht. Du machst es mir so unfassbar leicht, nicht zu denken, und manchmal möchte ich das Gefühl nie mehr wieder loslassen.

Und als ich wieder aufblicke, von Yules Text in seine Augen, die die Worte auf dem Papier spiegeln, möchte ich am liebsten noch ein einundzwanzigstes Mal DAS LEBEN IST SCHÖN auf mein Papier schreiben.

🌲

»Wo fahren wir heute hin?«, frage ich, als ich ein wenig später ins Auto klettere.

Wir haben uns von Conni verabschiedet und ihr versprochen, irgendwann mal wieder zu kommen und ihr dann von all unseren Abenteuern zu erzählen.

»Portland«, sagt Yule, ohne zu zögern.

»Portland?«, wiederhole ich. »Eine Stadt? Ich dachte, Städte wären alle gleich und langweilig im Vergleich zu der Natur?«

»Ja.« Er zuckt mit den Schultern. »Aber manchmal muss man auch mal was anderes sehen. So eine Art Perspektivenwechsel. In einer Stadt wird einem durch die vielen Leute irgendwie immer ein bisschen mehr bewusst, wie viele Möglichkeiten man eigentlich hat, findest du nicht?«

»Schon«, sage ich und all die Möglichkeiten, von denen ich gedacht habe, ich hätte sie heute Morgen mit der Postkarte abgeschickt, sie auf später verschoben, sind plötzlich wieder da, lauter als zuvor rufen sie mir zu, dass man manchmal einfach Dinge riskieren muss.

Und ich weiss: Vom Sprungturm springen wird leichter, nachdem man es das erste Mal getan hat.

🌲

Na wir werden ja mal sehen, wie Phoenix und Yule Portland gefallen wird. 🌚

Und wir werden ja mal sehen, wie lange es dieses Mal dauern wird, bis wir es herausfinden werden. 🙃

Macht's gut!

Continue Reading

You'll Also Like

906K 27.4K 142
»Eine gefährliche Leidenschaft.« Als Devin, Cécilia das erste Mal sah, wollte er sie um jeden Preis in seinem Folterkeller sehen. Es war Devins Leid...
264K 20.6K 49
Shirin ist auf dem Weg einen neuen Abschnitt in ihrem Leben zu beginnen. Weg aus der Kleinstadt, welche man schon als Dorf bezeichnen kann. Mit ihren...
18.7K 604 33
Emilia Schumacher, Mick Schumachers Schwester, findet ihren Weg beruflich im Rennsport Fuß zu fassen. In der kommenden Saison wird sie Marketingmanag...
24.2K 175 5
Bin so horny, mein dick ist so hart