Definiere Liebe

Av lumosnyx

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"Du und ich, wir sind aus demselben Sternenstaub gemacht." Elizabeths Leben ist ein wahr gewordener Traum... Mer

Vorwort
Prolog
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Siebenundzwanzig
Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Dreiunddreißig
Vierunddreißig
Fünfunddreißig
Sechsunddreißig
Siebenunddreißig
Neununddreißig
Epilog

Achtunddreißig

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Av lumosnyx

Marc wartete darauf, dass ich seine beschissenen Papiere unterschrieb. Und fast, irgendwie, tief drin in meinem Kopf, wollte ich das auch. Einfach, um ihn endlich los zu sein. Aber ihn los zu sein würde auch bedeuten, Michael zu verlieren und das war das Allerletzte, was ich wollte. Wirklich.

Ich saß am Küchentisch und sah aus dem Fenster. Marc saß neben mir und starrte mich an, gleichzeitig kühl und voller hitziger Wut in seinem Blick. „Unterschreib' einfach", forderte er mich auf.

Ich hob den Blick, sodass meine Augen auf seine trafen. „Nein."

„Was zum Fick ist dein Problem?" Er raufte sich die Haare, stöhnte genervt.

„Das weißt du ganz genau", sagte ich leise. Meine Stimme fühlte sich belegt an, dumpf. Als würde in meinem Hals ein nicht auszuhaltender Wind wehen.

Er verdrehte die Augen und schob den hellblauen Stift, der vor mir lag, noch näher zu mir. „Ich hab' doch gesagt ich geb' dir noch ein Wochenende mehr, wenn du das unbedingt willst."

„Ich will kein Wochenende mehr, Marc." Ich schluckte. Befahl der Stimme, die mir sagte, vielleicht, nur ganz vielleicht, doch zu unterschreiben, leise zu sein. „Ich will alles und das weißt du."

„Das ist lächerlich und das weißt du. Du hast kein Geld, um für ihn zu sorgen. Du hättest nicht einmal eine Wohnung."

Hatte ich nicht, das stimmte. Aber ich wusste, dass ich bei Lucie willkommen war, egal was passierte. Das hatte sie immerhin selbst gesagt. Und einen Job konnte ich mir suchen. Glaubte – hoffte – ich. Auch wenn ich keinen Abschluss hatte, für irgendetwas würde es schon reichen. „Und du hast keine Zeit", murmelte ich. „Du arbeitest andauernd."

„Weißt du was Nannys sind, Betty?" Er wusste, welche Knöpfe er drückte, wenn er mich so nannte, er wusste es ganz genau. Vor allem wenn er es in dem Ton sagte – mit einem leichten, picksüßen Lächeln auf den Lippen. Er hatte mich nie an meinen Vater erinnert, zumindest nicht vom Äußerlichen. Aber der Blick, den er mir jetzt schenkte – dieses falsche Nett, das war Christian in Person.

„Ja. Wir haben eine."

„Na dann. Wäre ja kein Problem, oder?"

„Doch. Weil wir die Nanny nur haben, wenn wir beide-" Ich wurde von dem Läuten meines Handys unterbrochen. Auf dem Display leuchtete Lucies Name, was mich erleichterte. Vielleicht hatte sie mit ihrem Dad geredet.

„Eleanor! Hey. Kannst du gerade?"

„Konnte nie besser." Ich stand auf und entfernte mich etwas von Marc. Er musste nicht alles mitbekommen.

„Wie geht's dir?", fragte sie.

Ich wollte nicht Gut sagen, weil das eine Lüge gewesen wäre. „Ich bin am Leben."

„Klingt rosig."

„Ist es auch." Ich spürte Marcs Starren in meinem Rücken, weshalb ich mich ins Gästezimmer verkroch. „Wieso rufst du an?", fragte ich Lu, während ich mich auf das Bett setzte.

„Ich hab' dir nen Anwalt gefunden." Stolz schwang in ihrer Stimme mit.

Ich brauchte einige Sekunden, um ihre Worte zu verarbeiten. Ich glaube, mein Gehirn ging sofort davon aus, dass sie los. Um mich also zu vergewissern, hakte ich nach: „Wirklich? Wie?"

„Dad hatte noch nen Gefallen bei einem Freund von sich offen, weil er dessen Tochter mal im Schnee heimgefahren hat und der hat einen Freund und der hat gesagt, er übernimmt dich ohne Kosten, wenn du ab und zu auf seine Nichte aufpasst."

„Also kriege ich einen Anwalt, wenn ich...babysitte?"

„Ja."

„Ich..." Mein Herz flatterte. Als würde es gleich aus meiner Brust springen und ganz einfach wegfliegen, frei sein. Weil ich frei war, frei von ihm – zumindest fühlte es sich in dem Moment so an. Ich fühlte mich so frei, so leicht, so gut. „Ich glaube, ich kann dir nicht oft genug danken, Lu."

„Dank' lieber Mr. Barry. Er ruft dich die Tage mal an, okay?"

„Ich li- liege eh den ganzen Tag nur rum, also hab' ich immer Zeit."

„Perfekt."

„Mhm."

„Gut, dannnnn...leg' ich jetzt auf, in Ordnung?"

„In Ordnung." Ich wollte nicht, dass sie ging. Ich wollte ihre Stimme noch ein bisschen länger hören. Aber ich hatte nichts zu erzählen, und ich wollte sie nicht unnötigerweise aufhalten, also sagte ich nichts mehr und starrte einfach stumm mein Handy an, nachdem sie den Anruf beendete.

Marcs Schritte ertönten, er kam zu mir. „Wer war das?"

„Ist egal", winkte ich ab.

„Nein. Wer war dran?" Er verzog die Lippen zu einem kleinen Strich. Ich hasste es, wie sehr er mir zusetzen konnte, ohne mich überhaupt zu berühren.

„Lucie", nuschelte ich, woraufhin sein Blick nur noch härter wurde.

„Wieso?"

„Nur...sie..." Er packte mich am Kragen meines Oberteils und zog mich näher zu sich, so nah, dass ich den Alkohol in seinem Atem riechen konnte. Die fünf Minuten hatte er wirklich nicht ohne ein Glas ausgehalten? Mein Hals wurde eng, als ich sagte: „Sie hat einen Anwalt für mich gefunden. Also...ihr Dad hat einen gefunden."

Er verengte die Augen, ließ mich aber los. Ich schnappte nach Luft. „Wozu brauchst du einen Anwalt?"

„Das weißt du ganz genau."

„Okay. Wir sehen uns dann im...Gerichtssaal oder so. Bis dahin hast du die Wohnung für dich, ich such' mir ein Hotelzimmer." Er wandte sich von mir ab. Verlor kein Wort mehr, ging einfach. Er hatte aufgegeben. Dass er uns, ihn und mich, aufgegeben hatte, das wusste ich schon.

Aber jetzt hatte er etwas viel Größeres aufgegeben.

Seine Kontrolle.

Ich sank zurück aufs Bett und rollte mich zusammen.

Es wird wieder.

Es wird wieder gut, alles wird gut. Er hat dich nicht mehr.

Tatsächlich rief Mr. Barry mich zwei Tage danach an, um mir zu eröffnen, dass wir bereits nächsten Monat einen Termin hätten, und dass er sich davor mal mit mir zusammensetzen wollte. Es fühlte sich an, als würde jemand einen tonnenschweren Felsen von meinem Rücken heben. Marc blieb mir fern, wie angekündigt. Ich wusste nicht, wo genau er war, und das wollte ich auch eigentlich nicht. Vorerst blieb ich in unserer Wohnung. Zwar war mir bewusst, dass Lu mich bei sich aufnehmen würde, wenn ich sie darum bitten würde, aber ich wollte ihr und Tara nicht zu sehr Platz und Zeit nehmen.

Ich sah ihn zum ersten Mal fünf Wochen später – bei unserem Gerichtstermin. Es tat erstaunlicherweise nicht weh. Auf gewisse Weise tat es sogar gut, auch wenn ich mich sorgte.

Vielleicht, zu verlieren. Vielleicht, zu gewinnen und die Konsequenzen spüren zu müssen.

Lucie hatte mich begleitet, wofür ich ihr unendlich dankbar war. Immer wenn es schwer wurde, zu atmen, drehte ich mich einfach zu ihr um und sie lächelte und dann war alles okay. Ihr Lächeln knipste das Licht in mir wieder an. Das, das ich längst für erloschen gehalten hatte.

Mr. Barry war nett. Ein bisschen alt, aber nett. Und verdammt, konnte er gut argumentieren. Natürlich, das mussten Anwälte können, sonst würde man sie vermutlich feuern – aber er kriegte es hin, mir das volle Sorgerecht zu garantieren. Ohne Besuchsrecht für Marc. Und einer Verfügung, ähnlich der, die Marc mir gegen meinen Vater besorgt hatte. Mr. Barry hatte mit mir unbekannten Mitteln unsere Nachbarn dazu überredet, gegen ihn auszusagen. Ich war mir nicht einmal mehr sicher gewesen, dass die noch existierten.

Marc wurde nicht weggesperrt, natürlich nicht. Dafür war zum einen sein Anwalt zu gut, zum anderen sein Konto zu voll.

Es war okay. Es stach ein bisschen, aber trotzdem war es okay. Ich hatte Michael. Das war alles, was ich gewollt hatte.

Und als der Richter sein Urteil sprach, weinte ich. Zum fast ersten Mal aus Glück.

Mr. Barrys Worte kamen kaum bei mir an. Irgendwas von Glückwunsch und Danke und Geschafft!

Lucies Arme schlangen sich um mich, bevor ich überhaupt realisieren konnte, dass sie neben mir stand. Mein verschwommener Blick fand Marcs, der einfach nur- ich war mir nichts sicher, wie er aussah. Irgendwie bloß...stumpf und emotionslos. Nicht wütend oder traurig, einfach nur stumpf.

„Hey", flüsterte Lu und wischte mir eine Träne von der Wange, lächelte mich an. Gott, wie ich ihr Lächeln liebte. Dieses Sanfte, Weiche, Warme, das mich jedes Mal einhüllte. „Was willst du machen?", fragte sie mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck.

Ich wusste es nicht. Ich hatte ernsthaft keine Ahnung. Picknicken fühlte sich nicht besonders genug an. Außerdem war es viel zu kalt, wir wären erfroren. „Uhm...wir haben nie Weihnachten zusammen gefeiert", fiel mir dann ein.

„Stimmt. Das sollten wir nachholen", sagte sie und zog mich sanft auf die Beine. „Deine Geschenke liegen noch irgendwo bei mir rum...und die Deko hab' ich eh nie runtergenommen."

„Dann sollten wir-"

„Herzlichen Glückwünsch", ertönte Marcs Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, sah ihn an. In dem Moment verspürte ich keine Angst. Nur Triumph. Das hatte ich kaum noch für möglich gehalten, meistens brachte jede Interaktion mit Marc zumindest eine kleine Welle Unwohlsein mit.

„Sechs Meter Abstand", sagte Lucie. Es sollte bestimmt bedrohlich klingen, aber aus ihrem Mund klang alles zumindest ein bisschen süß.

„Jaja. Schnauze", murrte er und fuhr sich durchs Haar. „Wieso wolltest du die Wohnung nicht...?", fragte er, sichtlich verwirrt.

„Nur so." Zu viele Erinnerungen.

„Ahja." Er hob die Brauen. „Dann...tschüss?", sagte er, ziemlich unsicher.

„Tschüss."

Er sah zu Lu, nur für eine Millisekunde, bevor er die Hand hob und davontappte, die Schultern gesenkt. Lu zog mich ein wenig näher zu sich. „Du hast Gänsehaut", murmelte sie.

„Oh. Ja. Ist...ziemlich kalt hier drin." Das Gefühl der Überlegenheit ließ langsam nach, wurde von einer Kälte ersetzt, einem inneren Schaudern.

„Lass' uns gehen", sagte sie, verabschiedete sich von Mr. Barry und hob Michael nach oben. Sie war im Moment die einzige Person, der ich mit ihm vertraute. Ich winkte meinem Anwalt und ließ mich von Lucie nach draußen ziehen.

Und endlich überkam mich das Gefühl, nach Hause zu gehen.

Es war still, als wir in die Wohnung kamen. Leer und einsam.

„Ist Tara bei der Arbeit?", fragte ich Lucie, die gerade ihre Schuhe auszog. Sie stockte und sah zu mir auf.

„Das...hab' ich dir noch gar nicht erzählt", sagte sie, viel mehr zu sich selbst als zu mir.

„Was?"

„Tara ist..." Sie seufzte leise und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haars aus dem Gesicht. „Weg. Ich hab'- ich konnte sie einfach nicht heiraten."

Ich wollte, dass es wegen mir war. Fragen traute ich mich nicht. Vermutlich hatte ich Angst, dass sie sich nicht wegen mir getrennt hatten, sondern aus ganz anderen, viel logischeren Gründen.

„Eleanor?"

„Ja?"

„Willst du mich gar nicht fragen, wieso?"

„Eigentlich nicht." Ich kaute auf einem losen Stück Haut meiner Lippe herum.

„Damit zerstörst du meinen Plan ziemlich."

„Welchen...?"

„Plan?", vervollständigte sie meinen Satz. Ich nickte.

„Ich wollte, dass du mich fragst wieso und dann hätte ich eine Weile nicht geantwortet – um so zu wirken, als würde ich mit mir hadern und nicht wissen, ob ich das jetzt wirklich tun soll." Sie grinste mich an und zog mich an der Hand näher, sodass unsere Nasen sich fast berührten. „Und dann...", sie kam noch näher, „...hätte ich das hier gemacht", flüsterte sie, bevor sie mich sanft küsste und ich endlich, endlich Zuhause ankam.

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