Von Helden und Verlierern

By traumjaegerin

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In den ranzigen Vierteln von Berlin gehen in Aykans Kellerbude weder die Partys noch der Shishatabak je zu En... More

Vorwort
Z U S A T Z S Z E N E N
Hauptsache reden
Festivalstuff
Von aufgepumpten Gangstern und Anabolika
Saufen mit Jay
Der alltägliche Wahnsinn
Das geplante Ende
Noch ein Ende
Happy Birthday, Jay!
Buon compleanno, Leonardo!
Vincent und Fede
Weihnachtswahnsinn
Frohes neues Jahr
Klassenfahrt
Demo in Berlin I
Demo in Berlin II
Von Fußball und Dickpics
Ballettauftritt
Nachmittage auf dem Güterbahnhof
Festivalstuff die Zweite
Bachelorarbeit und Bazlama
Weihnachten Darian und Sino
Corona-Edition Jay
Irgendwann, in ferner Zukunft
Z E IC H N U N G E N
I
II
S O N S T I G E S
Jays und Fedes Stundenplan
Eine Liebeserklärung

Ich hab Kontakte

368 38 42
By traumjaegerin

SPOILER zu "Die Verlierer" (Es ist dieser eine große Spoiler, den die meisten kennen und so beruhigt weiterlesen können)






"War das Leonardo?", fragte Jay, als Lexie sich in seinen Wagen fallen ließ. Sein Blick glitt in Richtung des Kerls, dessen dunklen Haare in ihm die Stirn hingen. Er vergrub die Hände tief in seinen Hosentaschen, seine Haltung war in sich zusammengesunken, obwohl er stand. Von aufrecht konnte weniger die Rede sein.

"Ja." Lexie legte ihre schwarzen Springerstiefel auf dem Amaturenbrett von Jays Auto ab. Grob schlug er sie wieder runter. Lexie kicherte. Sie hatte definitiv getrunken, das war unverkennbar. Und dank der Alkoholfahne auch nicht zu überriechen.

"Wie geht es ihm?", fragte Jay, warf einen Blick in den Rückspiegel. Leonardo war in Richtung des besetzten Hauses mit den Graffiti und politischen Transparenten an den Außenwänden verschwunden, sein Gang taumelnd. Der kleine Wichser hatte noch immer keine Kontrolle über seinen Konsum.

"Hat 'nen Haufen dumme Sprüche gerissen, wie immer, und dabei ziemlich traurig gewirkt ... hat was davon gelabert, dass er in Italien war. Aber ich glaub ihm nicht." Lexie fuhr sich durch die Haare und versuchte, es sich in dem Autositz ein bisschen bequemer zu machen.

"Er war in der Psychiatrie", warf Jay trocken ein. Seine Augen waren konzentriert auf die Straße gerichtet, aus den Boxen klang ein Album von Hollywood Undead. Wie immer wirkte er beim Auto fahren noch angespannter als sonst.

"Echt jetzt?" Lexies Augen weiteten sich erstaunt. "Woher weißt du das?"

"Ich hab Kontakte."

"Das sagst du ständig." Sie verdrehte die Augen. "Mach doch nicht immer ein verschissenes Geheimnis aus allem."

"Es hat mich interessiert, um ehrlich zu sein. Ich habe mit seiner Schwester geredet."

Über Lexies Gesicht huschte ein flüchtiges Grinsen. "Das ist nicht die Art von Kontakten, die ich erwartet hätte."

Ihr Bruder warf ihr einen kurzen Blick zu. Auch wenn er ihr Lächeln nicht erwiderte, legte sich für einen kurzen Moment ein weicher Zug um seine Augen. Seit Federicos Tod hatte er sich verändert, das fiel Lexie mit jedem Tag mehr und mehr auf: Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, zeugten von schlaflosen Nächten. Er war kälter geworden, noch herzloser. Manchmal dachtesie darüber nach, ob er mittlerweile einen Menschen umgebracht hat. Sie hatte schreckliche Angst vor der Antwort auf diese Frage.

"Leonardo hat eine Scheißangst vor dir", meinte Lexie und nestelte an dem bunten Schnürsenkel ihres Schuhes herum. Es fühlte sich so unfassbar beschissen an, wie Menschen aus ihrem Umfeld sich vor ihrem Bruder fürchteten. Und das mit gutem Grund. Dabei sollte das doch nicht so sein und vor allem Jay nicht so ein Wichser, sondern der korrekte Kerl, der er doch eigentlich war. Irgendwo ganz tief unter seinem idiotischen Weltbild voller Konkurrenzdenken, Egoismus und Menschenverachtung, an das er sich seit Fedes Tod fester denn je klammerte.

"Interessant", murmelte Jay. Eine wichtige Information, die er im Hinterkopf behalten würde.

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