BETRAYAL

By AlloraFiore

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Triggerwarnung! Das Buch spricht Themen wie Missbrauch, häusliche Gewalt, Drogenkonsum, SVV, Suizid und psyc... More

R Y O U
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XLIII
S O R A Y A
C A S T - I N T E R V I E W
C A S T - A N S W E R S

XXIV

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By AlloraFiore

«Was zur Hölle sollen wir jetzt tun?!», warf Morris verzweifelt in den Raum und starrte weiter fassungslos auf das Szenario vor ihm. Ich hätte ihm gerne geantwortet, aber es gelang mir nicht, mich von Kian zu lösen. Ich wollte es keine weitere Sekunde sehen, noch daran denken.

Die Tür wurde rasch aufgeschoben und eine verwirrte und ebenso verängstigte Haze trat herein. «Ich habe einen Schrei gehört. Seid ihr alle okay?» Ich schüttelte meinen Kopf, aber das konnte sie sicherlich nicht sehen, so fest, wie ich mich an Kian drückte. "Ach du Scheiße", entfloh es unserer Vorgesetzten, die Val nun wohl auch entdeckt hatte.

«Was-» Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und da war sie definitiv nicht die Einzige. «Ist sie in- Also- Wo ist der Auslöser zur Falle?» Kian regte sich, was dazu führte, dass mich diese schreckliche Kälte umhüllte und beinahe verschlang.

Aus Angst, doch noch verschlungen zu werden, rückte ich erneut nah an ihn heran und zeigte ihm somit, dass ich gerade nicht ohne seine Nähe sein konnte. Ich war jetzt nicht dazu imstande, meine tote Teamkollegin, meine Freundin, von ihrer Todesursache zu befreien. Das konnte Haze nicht von mir erwarten.

«Du musst das jetzt nicht tun, aber lass mich wenigstens helfen, okay?» Seine große, warme Hand strich fürsorglich und federleicht, so als könnte ich unter seinen Fingerspitzen zerbrechen, über meine Wange, und er zwang mich dazu, zu ihm aufzuschauen. Ich nickte.

Im Hintergrund erkannte ich, wie Morris seine Lippen fest aufeinanderpresste und Tränen unterdrückte. Man konnte unschwer erkennen, wie sehr ihn dieser Anblick quälte. «Aber du musst mich dafür schon loslassen, Aya. Setz dich vielleicht in dein Büro. Ich komme gleich wieder.» Es fiel mir schwer, meine Arme von Kians Körper zu lösen, aber es blieb mir keine andere Wahl.

Ich torkelte zurück in mein Büro und ließ mich in meinen Stuhl fallen. Ich fühlte mich wie ein Sack voller Kartoffeln. Schwer und beinahe untragbar. «Das hier war der Auslöser der Falle. Sie wollte ihre Jacke von dem Haken nehmen und dabei hat sich besagter Haken gelöst, und das Ziehen hat den Fall des Schranks verursacht», stellte Haze fest, die sich wohl wieder gefasst hatte, denn ihre Stimme klang nun um einiges fester als noch vor ein paar Minuten.

«Das muss alles genauestens verbunden gewesen sein.» Morris' Stimme brach, als er dies beitrug und es begann sich ein unerträglicher Druck in meiner Brust auszubreiten. War es schlechtes Gewissen?

Ich sollte ihnen helfen. Schließlich gehörte ich zum Team dazu, was Val vor ihrem schrecklichen Tod auch erwähnt hatte. Wir sind ein Team und arbeiten zusammen. Wir unterstützen einander. Sei es beim Einkaufen für die Abteilung oder beim Untersuchen und Aufräumen eines Tatorts.

Langsam erhob ich mich aus meinem Stuhl, jedoch musste ich mich an meinem Schreibtisch abstützen, als mich ein plötzlicher Schwindel überkam. Ich hatte mich zusammenzureißen. Es war selbstsüchtig, jetzt wie ein Mäuschen im Loch zu verschwinden.

Kurz schloss ich meine Augen und atmete mehrmals tief durch. Wenn ich es schon nicht für mich tat, dann sollte ich mir für Kian, Morris und auch Val den Stock aus dem Arsch ziehen.

Mit jedem Schritt, den ich wagte, wurde ich etwas standfester, und als ich neben Kian angekommen war, erblickte ich Valeria, die mittlerweile nicht mehr unter dem tödlichen Schrank gefangen war. Kian und Morris trugen Handschuhe, was für mich bedeutete, dass sie den Schrank zu zweit wieder an seinen rechtmäßigen Platz gestellt hatten.

Valerias Körper sah grauenhaft aus Der Schrank hatte seine jetzt blutigen Nieten mit einer offensichtlich tödlichen Wucht in ihren Körper gejagt und sie durchlöchert. Ihre Kleidung war dunkelrot verfärbt und zerrissen. Übelkeit überkam mich und ich musste mich abwenden. Aber das hieß nicht, dass ich mich vom Acker machen würde.

Ich stellte mich neben Haze, mit dem Rücken zu Morris und Kian, die beide versuchten, alles zu stabilisieren, bis die Fachleute hierfür auftauchen würden. «Sieh dir das mal an, Aya», befahl mir Haze, und ich schrak leicht zurück, da sie mich plötzlich duzte. Aber das spielte jetzt keine Rolle. «Der Auslöser war nur an diesem einen Kleiderhaken befestigt. An keinem anderen. Und-»

«Val benutzte immer nur diesen einen», kam es mir in den Sinn und meine Augen weiteten sich, als mir etwas bewusst wurde. «Diese Falle muss für sie gedacht gewesen sein.» Morris und Kian kamen dazu und beide zogen sich die blutroten Handschuhe aus.

«Aber weshalb standen dann Kian und Max auf der großen Tafel?», fragte Morris, der sich kurz zur besagten Wandtafel drehte und mich dazu brachte, dasselbe zu tun. Auch Kian tat uns gleich und Haze wagte den ersten Schritt. Sie steuerte auf die Tafel zu und begann sie genauer zu untersuchen.

«Er muss uns absichtlich auf eine falsche Spur geführt haben, dieser Bastard», knirschte sie mit ihren Zähnen. Wir alle drei folgten ihr und ich konnte hören, wie hinter uns weitere Leute das Abteil betraten. Gerade wollte ich diesen sagen, dass sie hier nicht sein sollten, da es eine Tote gab, aber schnell kapierte ich, dass es sich um die Fachleute handelte.

«Wir sind geradewegs darauf hereingefallen», seufzte Kian, der sich kurz umdrehte und anscheinend nach mir suchte, denn als er mich mit seinen Augen fand, zog er mich näher an sich heran. Ich lehnte mich sanft an ihn und meine Augen fixierten die Wandtafel an.

Was haben wir übersehen? Bei den anderen Magneten, die nicht benutzt wurden, war nichts zu finden. Ich dachte, vielleicht wären diese speziell angereiht. Aber nichts deutete auf Valeria hin. Wirklich gar nichts. «Vielleicht steht hier gar nichts und der wirkliche Hinweis ist irgendwo anders versteckt.» Morris näherte sich der Tafel und lief an ihr entlang, während er die offenen Fälle betrachtet und dann genau vor der Akte für diesen bestimmten Fall hier anhielt.

Und dann erkannte ich es. Die provisorische Akte war offen, die Titelseite nach hinten gefaltet und Seite vier hing offen vor uns. Auch Kian erkannte es und wir sahen uns an, als könnten wir beide es nicht glauben. Das hatte er nicht getan, nein.

Auf Seite vier wurden alle Opfer aufgelistet. Ich näherte mich dem Dokument und las den untersten Namen laut vor. Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung. Der unterste Name lautete: Valeria Stone.

«Da haben wir's. Ein verdammter Witzbold von Killer, huh?», motzte Haze, die es genau wie wir nicht fassen konnte. Sie wollte gerade weiternörgeln, doch ich hob meine Hand an, denn ich erblickte noch eine weitere Änderung. Neben dem zweituntersten Opfer: Ophelia McCloud, hatte er noch etwas hinzugefügt.

Morris positionierte sich neben mir und schmunzelte, als er las, was dort stand. Verständlich, denn es war einfach nur lächerlich, wie der Killer alles auf die leichte Schulter nahm. «Er hält sich definitiv für lustig», bestätigte er Haze' Aussage und winkte Kian zu uns herüber. Dieser stellte sich hinter mich und sah über mich hinweg auf das besagte Dokument.

Auch er schüttelte seinen Kopf, denn irgendwie war das schon krank. «Der Typ hat sich für Ophelias Tod entschuldigt», kam es höhnisch von Morris, der sich an Haze wandte. «Der hat ein fucking «Sorry» hingekritzelt und dann noch einen Smiley, der halb weint, aber ein Herz zeigt.»

Also war Ophelias Tod tatsächlich ein Versehen. Ich dachte es mir schon, doch jetzt war ich mir einfach nicht wirklich sicher, ob er das ernst meint oder ob er es einfach verdammt witzig findet, dass er uns so an der Nase herumführen kann.

«Steht da noch mehr? Vielleicht hat er noch mehr in dieses Dokument reingeschrieben.» Dieses war nicht das Hauptdokument des Falls. Das Hauptdokument lag in einem Schrank voller Akten, der in McClouds Office stand. Kian nahm das Dossier von der Wandtafel runter und begann von ganz vorne an zu blättern.

Die erste Seite nach dem Titelblatt erklärte den Fall und auch dort fanden wir Kritzeleien. Er hatte unsere Daten korrigiert. «Heißt das, dass er letzte Nacht gechillt hier saß und ein bisschen im Dokument herumgeblättert hat?», fragte ich ungläubig nach und Kian konnte es selber nicht fassen, wie bescheuert das hier alles war.

«Dann ist ja klar, dass der uns immer einen Schritt voraus ist.» Auch Haze kam wieder mal zu Wort. Ich las mir ein paar Sätze durch und unsere Annahme, dass der Mörder grundlos Polizisten tötet, wurde durchgestrichen und wie in der Schule ein rotes Kreuz daneben platziert. Auch bei der Behauptung, dass er vielleicht als Polizist arbeiten könnte, schrieb er ein «LOL» daneben. Ganz lustig unterwegs, was? Jetzt ist die Frage, ob er all das ernst meint oder nicht.

Wir blätterten weiter und kamen zu den Infos, die den Killer beschreiben. Gleich zuoberst hatte er das Kürzel der USA, das seine Nationalität kennzeichnen soll, mit FRA korrigiert. «Er ist also Franzose», murmelte Kian, der schneller als wir anderen waren.

Er hatte die Punkte schon miteinander verbunden, aber ich kam ihm zuvor, denn mein Mundwerk war wieder schneller als mein Hirn. «Wenn er Franzose ist, dann müsste er doch auch einen französischen Nachnamen haben.» Eigentlich war ich stolz über meine Feststellung, aber Kians Blick verriet mir, dass ich etwas vergessen hatte.

«Er kann auch einen Decknamen haben. Schließlich weiß, er wie man hier einbricht, ohne gefasst zu werden. Da ist der Name wohl eine Kleinigkeit für ihn.» Frustriert, weil meine Hoffnungen, dem Killer einen Schritt näherzukommen, vergebens waren, seufzte ich laut und legte schmollend meinen Kopf auf Morris' Schulter.

«Und wie kann er gewusst haben, dass der Haken in der Garderobe nur von Val genutzt wurde?» Haze kam Kian zuvor. «Wahrscheinlich hat er es über die Kameras gesehen. Man kann, wenn man weiß wie, zurückspulen.»

Ich konnte es einfach nicht fassen. Er hatte es gewusst. Er wusste, wie wir reagieren würden, sobald wir Kian und Max auf der Wandtafel stehen gesehen haben. Und es ist verdammt gruselig, wenn man bedenkt, dass er unser Vorgehen indirekt gesteuert hat und uns so dazu gebracht hat, unsere Teamkollegin zu töten.

Die Tatsache, dass er so raffiniert vorging und unsere Entscheidungen steuern konnte, machte es für uns unmöglich, auf eine Spur zu treffen, die nicht schon von ihm bereitgelegt wurde.

Fynns Kette und die Marke, die er verloren hatte, das waren alles Hinweise darauf, dass er hier die Oberhand hat. Wir waren die Puppen und er derjenige, der über dem Puppenhaus kniete und amüsiert mit den Strängen spielte.

So wie ich das im Moment sah, müssten wir, wenn wir ihn aus der Fassung und zum Stolpern bringen wollen, immer genau das tun, was wir eigentlich nicht tun würden, würden wir ganz normal nach dem menschlichen Verstand gehen. Ich war mir sicher, dass es so funktionieren würde.

Letztendlich habe ich das ja schon einmal getan und ihm so einen Strich durch die Rechnung gemacht...

Morgen um 19 Uhr geht's weiter!

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