Der gerechte Fahrradfahrer

By MittelEgo

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Das Leben im Dorf langweilt Noah. Er sieht täglich nur Ungerechtigkeiten. Jemand sollte diesem ein Ende setze... More

Der Wunsch
Die stille Schwester
Die ersten Verdächtigen
Neue Spur
Der Täter
Schlussfolgerung
Gerechtigkeit
Frieden
Hintergrundinfos

Die Trennung

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By MittelEgo

Er ist angekommen. 19:15 Uhr... Sie waren doch um 19:00 Uhr verabredet? Es ist Teil seiner Persönlichkeit überall spät zu erscheinen, aber sie? Laut seinem Wissen war sie noch nie irgendwo zu spät erschienen. Und jetzt soll er pünktlicher sein? Er schaute sich um. Ob ihr wohl während den 15 Minuten etwas zugestoßen ist? Diesen Gedanken quälte ihn. Wenn sie in ein paar Minuten nicht erscheint, würde er sie anrufen. Er lehnte sich an eine Eiche und wunderte sich, worüber sie sich ausgerechnet hier unterhalten wollten. Er hasste diesen Ort. Diese Ecke. Er zog sein zerkratztes Handy heraus und begann zu Googeln. Seine Augen weiteten sich. Ein stechender Schmerz am Hals. Er fuhr herum. Jemand war hinter diesem Baum. Er versuchte nachzusehen, doch konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er sackte zusammen, ihm wurde schwarz vor Augen. Sein letzter Gedanke galt ihr.

„Er ist der Mörder.", sagte Noah bestimmt.
„Und warum?", fragte Mira.
„Ist doch klar. Er wird am wenigsten verdächtigt, während es beim anderen zu offensichtlich wäre."
Sie seufzte. „Danke, dass du die Spannung weggenommen hast." Der Rätselfreak hatte immer Recht. Mira machte den Krimi aus und begann auf Whatsapp zu stöbern.
„Der Film war sowieso schlecht, also mach dir nichts draus.", sagte Noah und schaute aus dem Fenster, es war ein sonniger Montagmorgen. Sie waren mit dem Bus unterwegs zur Schule. Das braunhaarige Mädchen neben ihm war seine ältere Schwester Mira. Mira Jäger. Beliebt, sozial, aufgeschlossen, warmherzig, charismatisch. So würde man sie beschreiben. Er hingegen, Noah Jäger, strahlte eine eher kalte Aura aus. Verschlossen, beobachtend, kritikunfähig. Mira ist eine geborene Anführerin. Noah ein dogmatischer Perfektionist. Leute verglichen sie mit einem Sonnenschein und ihn mit einem Regentag. Sie mögen zwar komplett unterschiedlich wirken, doch sind sich ähnlicher, als man denkt. Beide sind gute Zuhörer, beide sind Idealisten, beide sind stur. Vor allem: Beide sind in der Lage sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Nur auf der einen Seite kümmerte sich Mira um alle Mitmenschen, während Noah dies meist egal ist und sich nur um seine engsten Mitmenschen sorgte.
„Sicher, dass du heute zur Schule gehen willst?", fragte der Schwarzhaarige, während er eine Kuh beobachtete.
„Ich bin kerngesund, also hör auf mich zu nerven."
„Ich frag doch nur...habe nur so ein Gefühl, dass du vielleicht hättest zu Hause bleiben sollen."
Die Kuh verschwindet. Noah hasste dieses Dorf. Nichts passiert hier. Nichts außer Ungerechtigkeiten. Die Lehrer verteilten ungerechte Noten, kein Tag verging ohne Mobbing, Sachen wurden geklaut und niemand kümmert sich darum. Die Polizei in diesem Dorf machte nichts. Sein Vater Matthias Jäger, ein Kriminalkommissar, ist viel mehr außerhalb des Dorfes aktiv.
Mira starrte verwirrt auf ihr Handy.
„Hör mal, David hat mir eine Nachricht geschrieben..."
„Spannend."
„‚Tut mir leid ...', mehr hat er nicht geschrieben."
David Eins ist der Freund von Mira. Er ist eher dick und ein bisschen kleingewachsen. Die zwei lieben sich. Sie lieben sich wie verrückt. Noah, der oft vorhersagen kann, wie eine Beziehung laufen wird, sieht keinerlei Möglichkeit für eine Trennung. Das nennt man wohl wahre Liebe. „Vielleicht ist er fremdgegangen und fühlt sich jetzt schuldig", scherzte er träge.
Mira rollte mit den Augen und stand auf. Nach ein paar Sekunden bemerkte Noah erst, dass der Bus schon an der Schule angekommen ist.
„Mann, ich hätte jetzt sooo Lust auf Vanille-Schoko-Eis...", seufzte Mira.
Auf dem Schulhof angekommen, stellten die beiden sofort fest, dass etwas nicht stimmte. Viel zu wenig Schüler tummelten sich herum. Zwar gibt es nur ungefähr 200 Schüler an der Schule, aber zu dem Zeitpunkt schien es wie gerade mal 50. Wo waren alle bloß?
„Hey Noah! Mira!"
Ein großer und sportlicher Junge kam auf ihnen zu. Es war Levi Ackermann. Der beste und irgendwie auch einzig wahre Freund von Noah. Bevor Noah den Mund aufmachen konnte, redete er schon weiter: „Hinter der Sporthalle, also in der Mobbingecke, sind Polizisten. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber die gesamte Schule ist gefühlt dort versammelt!" Noah und Mira schauten sich an. Tatsächlich: Dort waren Schülermengen und Polizeiautos. Sie drängten sich durch die aufgeregte Masse nach vorn, um einen erhängten David zu sehen.

Die drei standen unter Schock. Wahrscheinlich auch alle anderen Anwesenden. David hing an einem Baum in der Mobbingecke, wo sich die Mobber der Schule immer aufhielten und ihre Opfer schikanierten. Noah war der Erste, der aus seiner Schockstarre erwachte. Er erblickte einen blassen Kommissar, der vor der Leiche stand. Hastig schlüpfte Noah unter die Absperrung und lief zu seinem Vater, nachdem er sich durch Polizisten durchgekämpft hatte.
„Was ist hier geschehen?!"
„Noah...", sagte er mit schwacher Stimme und schaute in die Menge.
„Ich will wissen, was hier geschehen ist!"
Noah entdeckte blau-violette Verfärbungen an Davids Händen. Totenflecke ...
„Wir wissen nichts Genaues, aber wir gehen momentan von einem Selbstmord aus."
Matthias und David verstanden sich gut. Des Jägers hatten ihn gewissermaßen schon in der Familie aufgenommen. Noah erkannte auch, dass Davids Körper locker war und...waren seine Haare und Fingernägel etwas länger geworden? Er schloss daraus, dass David seit über zwölf Stunden tot ist. Ein großer Stein befand sich hinter Davids Leiche. Hatte er sich da daraufgestellt? Noah wollte schon näher hingehen, um den Tatort zu untersuchen, doch sein Vater fasste ihn an der Schulter. Noah sah ihn an. Er schaute niedergeschlagen aus. So hat er immer aussehen, wenn Mira traurig war. Er schaute zu ... Noah wandte sich um. Mira stand immer noch in ihrer Starre. Levi hatte einen Arm um ihr gelegt. Tränen liefen ihr längst über die Wangen. Noah ging zu ihr und nahm sie in den Arm. „David...David...", hörte er sie flüstern.
Blicke hafteten auf ihnen, die jedoch schnell wieder verschwanden, als Noah und Levi sie finster anfunkelten.

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