(POV. Nagisa)
Mit kreisenden, sanften Bewegungen glitt der Badeschwamm über meinen Rücken, was mich vor Entspannung seufzten ließ.
Was gibt es besseres, als morgens ein heißes Bad zu genießen?
Karmas Badewanne war gerade das beste, was mir passieren konnte. Heißes Wasser, Körperwärme, direkt hinter mir, Sonnenlicht durch die matte Fensterscheibe, eine Rückenmassage...
Herrlich.
Karma hob vorsichtig meinen Dutt an und strich mit dem warmen Schwamm über meinen Nacken. Das Wasser das herausquoll, kullerte gänsehautbereitend meinen Rücken herunter.
Herrlich.
,,Sag mal... Wo hattest du eigentlich diese ganzen Sachen her?", murmelte ich, als ich mich an die vorherige Nacht erinnerte.
Er schien direkt zu wissen, worauf ich hinaus wollte: ,,Meinst du die Handschellen oder das Vibro-Ei?"
Oh man, alleine durchs Aussprechen dieser Dinge schoss mir die Röte nur so ins Gesicht... ,,Beides..."
Zum Glück saß ich mit dem Rücken zu ihm und hatte die Augen geschlossen, so musste ich sein belustigtes Grinsen nicht sehen.
,,Hm. Die Handschellen hab ich aus der Schule", - Wie bitte was? - ,,ich habe sie in dem Schuppen mit unserem Equipment fürs Training gefunden. Als wir Räuber und Gendarm gespielt haben, weißt du noch?", erklärte er.
Oh.
,,Du hast einfach so diese Sachen mitgehen lassen? Wir durften das doch überhaupt nicht mit nach Hause nehmen", meinte ich schmunzelnd.
,,Na und? Jetzt ist es sowieso egal. Ich hatte ja auch nicht vor, jemand anderen als dich zu fesseln, Na-gi-sa...", flötete er und seine Stimme wurde lauter, als er sich meinem Ohr näherte. Erneut wurden meine Wangen ganz heiß.
,,Jedenfalls, ich bin sicher, du willst überhaupt nicht wissen, woher ich den Vibrator habe", sprach er weiter.
Ja... Da hat er wohl recht.
Ich seufzte, als er den Duschkopf anschaltete und den Schaum von meinem Rücken spülte. Dann legte er die Arme um meinen Oberkörper und ich lächelte breit, als ich leichte Küsse in meinem Nacken spürte.
,,Dreh dich um", flüsterte er in mein Ohr.
Wortlos kam ich der Aufforderung nach und drückte meine Lippen auf seine.
Er brummte zustimmend und streichelte meinen Rücken.
Schon gesagt, wie herrlich das war?
Wir küssten uns so lange, bis sich unsere Lippen trocken anfühlten. Dann kuschelten wir so lange, bis uns zu warm wurde.
Wir zogen uns nicht einmal was an, nachdem wir uns abgetrocknet hatten.
,,Karma, nicht", murmelte ich, als er mich auf sein Bett zog.
,,Was?", fragte er und schaute zu mir auf.
,,Kann ich mir kurz was anziehen? Ich bin nackt."
,,Umso besser."
Damit erklärte er das Gespräch für beendet. Er mochte es wohl sehr, so zu kuscheln. Allgemein, er war schon die ganze Zeit so... anhänglich?
,,Idiot", brummte ich.
Er lachte entspannt. ,,Findest du das so schlimm? Ich mag-"
Er verstummte mitten im Satz und sah zum Fenster. ,,Hast du das gehört?"
Seine Hand schubste mich so schnell von seinem Schoß, dass ich rücklings auf die Matratze kippte. ,,E-Ehh?!"
Er sah mich noch nicht einmal an, sondern ließ zum Fenster und fluchte.
,,Karma? Was-"
,,Karma-San. Gerade ist ein Auto in die Einfahrt gefahren", unterbrach mich eine Stimme aus seinem Handy.
,,Danke, das habe ich jetzt auch gemerkt, Ritsu", fauchte er. ,,Hättest du mich nicht ein bisschen früher warnen können?"
,,Sind – sind deine Eltern da?", fragte ich, als ich begriff, worüber sie sprachen.
Er nickte und schnalzte mit der Zunge. ,,Äh, warte hier, bitte. Komm nicht runter, ja?"
Er schlüpfte so schnell in eine Boxershorts und ein T-Shirt, dass ich kaum hinterher kam. Im nächsten Moment knallte die Tür hinter ihm zu und ich starrte wie versteinert auf die zitternde Klinke.
Was soll ich denn jetzt machen...
(POV. Karma)
Scheiße, scheiße, scheiße.
So schnell wie ich konnte rannte ich die Treppe herunter und übersprang die letzten drei Stufen auf einmal. Nagisas Schuhe, seine Jacke, die Tasche; sie mussten weg.
Ich hörte bereits die Autotüren, offenbar holten sie gerade das Gepäck aus dem Kofferraum. Wenn ich mit den Sachen hochlief, würde ich es nicht mehr schaffen. Flüchtig sah ich mich um und entschied mich für den Abstellraum unter der Treppe. [aka. Harrys Zimmer.]
In Gedanken entschuldigte ich mich bei dem ganzen Kram Nagisas, welchen ich grob reinschmiss und die Tür abschloss. Meine Eltern benutzten diesen Raum nicht. Es würde nicht auffallen, wenn ich den Schlüssel mitnahm.
Ich hatte die Hälfte der Treppe hochgeschafft, aber unmöglich; die Haustür öffnete sich und mein Albtraum kam herein.
,,Hey hey!", sang Mum.
Meine Kehle war so ausgedörrt, dass ich lediglich ein schwaches ,,Morgen", herauswürgte.
Dad erwiderte es genau so knapp. Wachsam fuhr ich meinen Weg nach oben fort.
„Kommst mal kurz runter? Wir haben dir was mitgebracht", hielt mich meine Mum auf. Ich schloss die Augen.
Fuck.
,,Bist du gerade aufgewacht?", fragte sie, als ich zurück nach unten ging.
Ich schüttelte den Kopf. ,,War gerade duschen, sieht man doch."
,,Wer macht Frühstück?", warf mein Vater dazwischen.
„Du, natürlich. Ich bin gefahren", entschied die Hexe. „So Karmilein, rate mal was ich hier für dich habe!"
„Wasabi?", fragte ich ungeduldig.
„FALSCH! EIN NEUES CHILLI GEWÜRZ!" Zufrieden hielt sie mir die Tube hin.
Ich nahm sie entgegen.
,,Sieh es als dein Geburtstags Geschenk. Weil wir es letztens vergessen haben", erklärte sie.
,,Vor fünf Monaten?"
,,Viereinhalb."
,,Danke...?"
Vielleicht freute ich mich wirklich ein bisschen darüber... vielleicht.
Mum grinste und wandte sich ab. Ihr Blick fiel auf die Kücheninsel und sie ging irritiert darauf zu.
,,Was ist das denn? Hast du ein neues?", fragte sie an mich gerichtet. In ihrer Hand lag Nagisas Handy.
Am liebsten hätte ich mich jetzt gefacepalmed. Wirklich jetzt?
,,Oooh", sagte sie, als sie das Handy anschaltete und den Hintergrund des Sperrbildschirmes sah. Ein Tisch mit zwei Tellern Sushi. Wenn das nicht schon alles verriet, lächelte ausgerechnet ich mit einem Peacezeichen in die Kamera.
Ich sah genau, wie Mum es realisierte, als ihr Blick von Verwirrung zu Amüsement wechselte.
,,Ohhh", machte sie. ,,Dein Freund ist hier? Wo? Haben wir euch gestört?"
Sie lachte, drehte sie sich auf dem Absatz um und lief die Treppen hoch.
,,Huh?! Warte, nein!", rief ich perplex und folgte ihr. Sie hatte schon fast mein Zimmer erreicht.
SCHEIßE. Was wenn Nagisa immer noch nackt ist?!
Aber es war schon zu spät, sie öffnete die Tür, bevor ich sie aufhalten konnte. Nagisa saß auf meinem Bett, einen Manga vor der Nase aufgeschlagen und trug eine Boxershorts und ein T-Shirt, wie ich. Ich unterdrückte einen erleichterten Seufzer.
,,Guten Morgen!", trällerte meine Mutter.
Er starrte sie an und stammelte eine ähnliche Begrüßung.
,,Wir haben noch nicht richtig Bekanntschaft gemacht. Ich bin Akabane Yuka", sprach sie unbeirrt weiter und streckte ihm ihre Hand entgegen. ,,Und du Nagisa, richtig?"
Natürlich weiß sie seinen Namen. Natürlich.
,,Äh, ja. Shiota Nagisa. Sie... können mich beim Vornamen nennen."
Zögerlich nahm er ihre Hand und schüttelte sie. Skurril, das so zu sehen. Meine Mutter und mein Freund, wie sie einander kennenlernten...
,,Gut, kannst du jetzt raus gehen?", fragte ich ungeduldig.
,,Hah. Was ist denn falsch daran, den Freund meines Sohnes kennenzulernen? Geh du lieber runter und hilf deinem Vater beim Frühstück", sagte sie.
,,Karma", kam es in dem Moment von unten.
,,Was?", fuhr ich Dad an.
,,Komm mal kurz runter."
Stirnrunzelnd wandte ich mich wieder dem Bett zu, auf welches sich Mum gesetzt hatte und vielsagend grinste.
Nagisa lächelte überfordert. ,,Ist schon gut Karma, du kannst runter gehen", versprach er. Ich wollte ihn äußerst ungern mit dieser Frau alleine lassen.
Allerdings rief mich mein Vater erneut und ließ mich wütend aufschnauben. Mit einem letzten Blick zu den beiden auf dem Bett, verließ ich das Zimmer und überließ Nagisa seinem Schicksal.
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Weheee sorry nochmal, dass so lange nichts kam...
Ich hoffe dieses Kapitel ist (nach dem vierten Versuch!) nicht so schlecht, wie es mir vorkommt... Wie gesagt, ich hatte voll Schreibblockade 💀