Wette mit dem Tod

By die_sanfte

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Seit Leni denken kann, hat sie immer Pech. Ständig. Durchgehend. Nervenaufreibend. Als Leni einen Pakt mit de... More

Danksagung
Prolog
Erwachen
Stimmen

Krankenwagen

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By die_sanfte

Es war verdammt früh am Morgen, als ich von Sirenen und Blaulicht geweckt wurde.

Draußen war es noch ziemlich dunkel, und ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es gerade mal sechs Uhr war.

Ich zog mir das Kissen über den Kopf, und verfluchte den Krankenwagen, der sich heute morgen ausgerechnet diese Nebenstraße aussuchen musste.

Doch die erhoffte Stille blieb aus, und das blaue Licht malte unheimliche Schatten an die Wand. Ich meinte sogar, einen kleinen Teufel zu entdecken, der sich mit einem kleinen Engel auf der Fensterbank stritt, aber mir war klar, dass diese Hirngespinste von der frühen Uhrzeit kamen- ohne Kaffe war ich am Morgen einfach nicht zurehnungsfähig. Schon gar nicht um sechs Uhr morgens.

Ich schüttelte meinen Kopf, und braune Strähnen fielen in mein Gesicht. Entnervt strich ich sie weg.

Müde trottete ich zum Fenster, um zusehen, was da draußen los war; ein Krankenwagen in unserer spießigen kleinen Straße ist schon fast eine Attraktion- hinter einigen Vorhängen konnte ich ein paar Gesichter erkennen die verärgert nach der Ursache des Lärms suchten. Die meisten Nachbarn hatten sich schon für die Arbeit fertig gemacht, ich war die einzige, die noch im Schlafanzug vor dem Fenster stand. Aber klar, normalerweise musste ich erst in zwei Stunden aufstehen, weil wir erst um neun Uhr Schulanfang haben.

Miss Black von gegenüber ließ ihren Blick tadelnd über meinen Hello-Kitty Schlafanzug wandern, und ich schob schnell den Vorhang über meinen Körper.

Unsere Nachbarn sind Spießer, sagt meine Schwester immer. Allen voran die immer tadellos aussehende Miss Black, die immer dasselbe, perfekt sitzende Cocktailkleid trägt.

Dad und Olivia scheint das nicht zu stören, aber die sind eh nie da- weshalb ich mich mit den ganzen Spießern herumschlagen muss.

Eine Freundin kann man da vergessen, und das Mädchen von nebenan, Leni Schulze, kam noch am ehesten in mein Alter; aber auch die konnte man offensichtlich total vergessen.

Schulze, genauso spießiger Name wie ihre tadellosen Manieren und reiche Leute Kleidung.

Dachte ich mir.

Gedankenverloren starrte ich zu ihrem Haus hinüber.

Und erstarrte.

Direkt vor der Haustür stand der Krankenwagen, und zwei Sanitäter trugen gerade auf einer Barke eine bleiche, schlaffe, leblose Gestalt mit langen schwarzen Haaren aus der Haustür- dahinter konnte ich Mr und Ms Schulze erkennen, die zusammen mit ihrer Tochter hinter der Trage herliefen.

Mich überlief es eiskalt.

War das Mädchen tot?!

Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass die perfekte Leni Schulze tot war. Oder zumindest fast.

Ich tippte eher auf letzteres.

Frustriert schlüpfte ich in meinen Morgenmantel.

Natürlich blieb das Beruhigen der Familie mal wieder an der Psychologie-Studentin hängen.

War ja auch irgendwie klar gewesen.

__________________

Die Haustür flog hinter mir ins Schloss und ich ließ mich erschöpft im Morgenmantel auf das Sofa plumpsen.

Noch immer hörte ich die verzweifelten Klageschreie der Schulzes, und ich hätte nichts lieber gemacht, als mich zu verziehen; allein die Tatsache, dass ich wusste wie es war einen Menschen zu verlieren, der einem nahe stand, hatte mich zurück gehalten.

Sonst wäre es ihr wohl so ergangen wie meiner Mom. Vor Trauer und Verzweiflung...

Ich verbat mir die Gedanken selbst.

Du hast Mitleid mit den unfreundlichen Schulzes gehabt.

In meinem Inneren tobte ein Kampf.

Ich wollte nicht an Mom und Bree denken, schon gar nicht an letztere, und auch nicht an die Revanche, die ich für meine ,ehrlich gesagt ziemlich idiotische, Tat bekommen hatte.

Ich wankte am Esstisch vorbei an die Kühltruhe, um mir einen Eisbeutel auf die Schulter zu legen.

So langsam fragte ich mich, ob es wohl normal war, seine Trauer an er nächst besten Person zu verprügeln.

Mom hatte es getan, genauso wie Frau Schulze und ihre 12-jährige Tochter Anne.

Ich schluckte.

Vielleicht sollte ich das Studium doch abbrechen. Mit solchen Gedanken würde ich Leuten wie Mom sicherlich nicht helfen können.

Jetzt bloß nicht an Mom denken! Wenn du so endest wie Leni Schulze hat das wirklich niemanden etwas gebracht!

Meine Gedanken gingen wirklich zu weit.
Natürlich würde ich das Studium schaffen. Aber ich sollte vielleicht einmal an Karate- oder Judotraining denken.

Sicher war sicher.

Mit diesem Entschluss schloss ich die Badezimmertür hinter mir.

Heute würde ich wohl überpünktlich erscheinen.

Vorausgesetzt, meine gruselige Ur-Großtante ließ mich heute mit ihren seltsamen Prophezeiungen und Behauptungen, ich wäre eine Wahrsagerin, in Ruhe.

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