✓ | Himmlisches Verbrechen

Von koerperlich

235K 16.4K 14.2K

Wie ein Traum, der nie in Erfüllung ging. Stehst du da, verursachst einen Sturm in meinem Inneren, der mir er... Mehr

FIRST ☹ PROPHECY
☹ 01 ☹
☹ 02 ☹
☹ 03 ☹
☹ 04 ☹
☹ 05 ☹
☹ 06 ☹
☹ 07 ☹
☹ 08 ☹
☹ 09 ☹
☹ 10 ☹
☹ 11 ☹
☹ 12 ☹
☹ 13 ☹
☹ 14 ☹
☹ 15 ☹
☹ 16 ☹
☹ 17 ☹
☹ 18 ☹
☹ 19 ☹
☹ 20 ☹
☹ 22 ☹
☹ 23 ☹
☹ 24 ☹
☹ 25 ☹
☹ 26 ☹
☹ 27 ☹
☹ 28 ☹
☹ 29 ☹
☹ 30 ☹
☹ 31 ☹
☹ 32 ☹
☹ 33 ☹
☹ 34 ☹
☹ 35 ☹
☹ 36 ☹
☹ 37 ☹
☹ 38 ☹
☹ 39 ☹
☹ 40 ☹
☹ 41 ☹
☹ 42 ☹
☹ 43 ☹
☹ 44 ☹
☹ 45 ☹
☹ 46 ☹
☹ 47 ☹
☹ 48 ☹
☹ 49 ☹
☹ 50 ☹
☹ 51 ☹
☹ 52 ☹
☹ 53 ☹
☹ 54 ☹
☹ 55 ☹
☹ 56 ☹
☹ 57 ☹
☹ 58 ☹
FIRST ☹ PROPHECY

☹ 21 ☹

3.9K 304 198
Von koerperlich

Indem die Natur den Menschen
zuließ, hat sie viel mehr als einen
Rechenfehler begangen:
ein Attentat auf sich selbst.
- Emile Michel Cioran -

☹   ☹   ☹

»Eine Mörderin, hm?«, Flora sitzt mir im grünen Gras gegenüber, hat die Beine vor dem Körper ausgestreckt, »Gerücht oder Wahrheit?«

Was denkst du, Flora? Sehe ich wie ein Mensch aus, der seiner eigenen Schwester wehtun würde; der ihr auch nur ansatzweise Unrecht antun könnte.

»Gerücht«, doch dein Blick sagt etwas anderes. Weil du dir nicht im Inneren eingestehen möchtest, dass ich nicht der Feind unserer bin.

Hast du es gesehen?

Das widerliche Bild auf der Zeitung, dass die Menschen so sehr interessiert in Kombination mit den provokanten Titeln.

Meinen Körper, der nur in wenig Stoff gehüllt war, weil das Bild zu meinen Geburtstag unter Freunden entstand; dabei nicht ansatzweise dazu gedacht war, mich als Mörderin dastehen zulassen.

Hast du es gehört?

Das Flüstern der Mitmenschen, wie sie mir den Tod gewünscht haben, als sie mich sahen.

Wie sie daran glauben, dass ein 18-jähriges Mädchen dazu imstande war, sich an einem Kind, der eigenen Schwester, zu vergreifen.

»Du hast Angst«, stelle ich klar. Dein Körper verkrampft sich, weil du nunmal ein Mensch bist; ein Mensch, dessen Augen dich verraten.

Dein Kopf schüttelt sich wie von selbst, die blonden Haare werden von dem Wind zusätzlich getragen. Schon einpaar Mal hast du die Hand in den Schoß wandern lassen, damit dein Kleid nicht die Haut darunter preisgibt.

Du wendest den Kopf ab, überlegst genau, obwohl du doch schon indirekt eine Antwort gegeben hast, »Nein, aber ich darf doch misstrauisch sein.«

Oder? Du wolltest es anhängen, mir die Frage wie eine Anschuldigung an den Kopf werfen. Ziel, triff; schlimmer kann es nicht werden.

Du darfst misstrauisch sein, denn die Medien haben dir ein Bild von einer Person in den Kopf gesetzt, von der du lediglich den Namen weißt.

Und dieser trägt viele Gerüchte mit sich.

»Du glaubst anderen mehr als mir«, das kann ich verstehen. Doch lege deine Hand an dein Herz, führe es zu dem Punkt, die jede Zelle mit der anderen vereint und dann sag mir.

Dass es nicht schmerzt.
Doch das kannst du nicht, nicht wahr?

Erneut wankt der kleine Kopf mit den hellen Strähnen, sodass ich Flora wieder nicht mit dieser Antwort zufriedenstellen konnte. Was möchtest du hören; was fühlst du?

Außer dem Nichts.

Was sagt dir dein Kopf, wenn es gerade Mal nicht der Gegenspieler deines Herzes ist? Was sagen dir deine Gefühle, die dich immer wieder dazu bringen, alles betäuben zu wollen?

Acht Tage, acht Tage.
Dann bist du weg, Flora.

Bist nur ein Stern am Himmel, der mir den Weg leuchten kann. Doch bringst du auch Finsternis mit dir mit, die mein Leben schon zu lang beeinflusst.

Hell und dunkel, dunkel und hell.

»Ich habe noch keine Meinung über dich und werde auch keine Andere annehmen«, und doch sind da Zweifel, »aber ich habe kein Vertrauen in dich, schließlich bist du mir unbekannt.«

Das ist nur eine billige Halbwahrheit. Ich bin dir nicht unbekannt, ich bin dir fremd und das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied.

Ich seufze leicht, gebe dir kurz Zeit, um Klarheit zu verschaffen. Und um dich dann zum Nachdenken anzuregen; bitte, denk nach!

»Hört das bald auf?«, flüstere ich. Die Trauer, die Beschuldigungen, das Terrorisieren.

Ich achte auf deine Unbehaglichkeit, ihre Hände sind seitlich hinter dem dünnen Rücken versteckt, während die Schultern angespannt sind.

»Was meinst du?«

Es scheint als wäre ein kleiner Teil deiner verlorenen Person klar bei Sinnen, denn insgeheim stellst du dir die gleichen Fragen. Hört das auf?

Du sitzt vor mir, als wärst du die unverblümte Wahrheit; alles Echte.

Lasse den Gefühlen freien Lauf, denn ich habe Angst, dass wenn ich auch nur einen Schritt weiter in die Vergangenheit abdrifte, mich die ausgedachte Person wieder einnimmt.

Und mir etwas vorspielt.

»Die unangenehmen Blicke, die sich in meine Haut bohren. Der Hass, die Furcht in den Augen mancher Personen. Hört es irgendwann auf, dass ich als ekelerregende Mörderin angesehen werde?«

Du kneifst die Augen zusammen, weil es dir ebenso weh tut, »Wenn nicht, was bin ich dann in den kommenden Tagen und Wochen?«

Ich erhebe mich von dem Gras. Vorhin hätte es in saftigem grün gestrahlt, doch jetzt ist es für mich nur noch abgenutzt. Nicht vollkommen.

Du siehst meinen Rücken an.

»Ein Vergewaltiger. Ein Kinderschänder«, mein kaltes Lachen dringt in unser Ohr, »Ist das nicht so verdammt ironisch? Ich bin ein Mensch, der von anderen Menschen verurteilt wurde.«

Von gleicher Natur.

»Ich weiß, dass an jedem Gerücht ein Fünkchen Wahrheit dran ist«, flüsterst du nahezu leise. Nach wie vor kreuzen sich unsere Blicke nicht, doch ich kann mir den Mitleid in deinen Augen erdenken. 

»Ich bin ein offenes Buch, Flora«, ich betone deinen hübschen Namen extra.

»Die Frage ist nur, welches Kapitel gelesen wird und in welchem Gefühlszustand der Leser ist.«

Mein Körper ist nur eine leblose Hülle, die kaum noch Kraft dazu hat, weiterzumachen.

»Bring die Seiten zum Schwingen und bilde dir eine eigene Meinung, bitte.«

Meine Füße tragen mich von allein in mein Haus, lassen Flora allein draußen sitzen, die sich sobald auch nach Hause begeben wird.

Ich wünsche mir, dass sie dir keine unangenehmen und starrende Blicke jemals zuwerfen werden. Dass du nicht der Mittelpunkt ihres Lebens bist und du befürchten musst, dass jeder deiner Schritte als Straftat angesehen wird.

Ich wünsche mir, dass sie nicht auf einen Fehler von dir hoffen, damit sie keinen Grund haben, dich zu erniedrigen. Oder dass sie dir auflauern und jeden Tag zeigen, wie abscheulich du eigentlich bist.

Und ich wünsche dir, dass du nicht die Kontrolle über dich selbst verlierst, wenn all diese schlimmen Dinge geschehen. Ich will nicht, dass sie dich ausgrenzen, nur um selber kein Opfer mehr zu sein.

Des Weiteren wünsche ich mir für dich, dass du an dich glaubst und nicht dich vernachlässigst, nur weil du Angst vor der Dunkelheit und den gehässigen Blicken am nächsten Tag hast.

Es tut mir leid, Flora.

Aber noch viel mehr wünsche ich mir, dass ich nicht wieder in das Zentrum ihrer Sticheleien komme.

Denn ich habe mich verloren.

☹   ☹   ☹

Herzensangelegenheit:
Worauf seid ihr stolz?

☹   ☹   ☹

Weiterlesen

Das wird dir gefallen

736 238 21
Mächtige Flügel erheben sich und hinterlassen ein bittersüßen Duft von Poesie zurück. - Schmetterlingsduft
102K 3.2K 47
Sie will einfach nur ein normales Teenager Leben leben, doch ihr Vater macht es ihr nicht gerade einfach. Oder wohl eher sein Geschäft. Sie will nich...
stay or go Von Josy

Jugendliteratur

544K 15.3K 54
Ganze zwei Jahre schon, erlebte Lou ihren reinsten Albtraum. Sie verlor ihre Mutter, ihre Freunde und ihre Lebensfreude. Seid ihre Mutter sie und ihr...
1.4M 42.4K 42
Stell dir das mal vor: Du wurdest seit dem du ein Kind bist von Pflegeeltern zu Pflegeeltern gebracht. Endest dann schließlich bei Eltern, die dich m...