Sascha Hellinger (unsympatisc...

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Hailee kommt nach drei Jahren wieder nach Stuttgart. Alte Erinnerungen lassen sie nostalgisch werden, doch wi... More

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INFO

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Durch die blendende Sonne wachte ich langsam auf. Allerdings wollte ich noch nicht meine Augen öffnen, denn dort, wo ich gerade lag, war es sehr angenehm. Die weiche Matratze und der ruhige, regelmäßige Atem von Sascha, der direkt hinter mir lag, ließen mich für weitere 10 Minuten die Ruhe genießen. Danach konnte ich aber nicht mehr länger so regungslos daliegen. Wir mussten eine halbe Ewigkeit geschlafen haben, sodass ich jetzt nicht mehr müde war.

Blinzelnd öffnete ich meine Augen und drehte mich auch vorsichtig – darauf bedacht, ihn nicht zu wecken – in Saschas Armen um, sodass ich nun in sein schönes Gesicht schauen konnte. Dabei musste ich unwillkürlich anfangen zu grinsen. Langsam fuhr ich mit meinen Fingerkuppen seine Wange entlang zu seinen Lippen. Als ich dann ein Seufzen seinerseits wahrnahm, nahm mein Grinsen die Form eines Lächelns an und ich ließ die letzte Nacht Revue passieren.

Auch wenn Sascha und ich noch nie so intim miteinander waren, kribbelte mein Bauch etwas und ich wusste insgeheim irgendwo in meinem Innersten, dass das gestern ein wahrgewordener Traum meiner Teenagerjahre gewesen war. Um Sascha nicht zu wecken, befreite ich mich vorsichtig von seinem Arm, der um mich gelegt war und krabbelte aus dem Bett heraus.

Ich zog die ersten Klamotten, die auf dem Boden lagen, an – was in meinem Fall mein Tanga und sein T-Shirt von gestern waren. Dann tappste ich barfuß durch seine Wohnung, welche bemerkenswert groß und hell eingerichtet war. Bei der Frage 'Wie er sich das leisten könnte' kamen mir wieder Mellis Worte von vor dem Club in Erinnerung: ich sag mal so, die Jungs verdienen in einer anderen Branche als Normalarbeitende ihr Geld. Ich muss Sascha nachher unbedingt mal darauf ansprechen. Als ich endlich seine Küche gefunden hatte, machte ich mich sofort auf die Suche nach etwas Essbarem. Beim Kühlschrank angefangen sah ich darin so gut wie nichts. Ich musste Schmunzeln, denn anscheinend war er, genausoso wie früher, immer noch nicht der begeistertste Koch. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es schon fast 13 Uhr war. Sonntags um diese Zeit lieferte mein Lieblingslieferdienst nicht, weshalb ich mich mit dem zufrieden geben musste, was ich hier so fand.

Ich entdeckte eine JBL Box auf der Kücheninsel, weshalb ich sofort nach meinem Handy suchte, welches ich auch schnell auf der Konsole im Eingangsbereich fand. Ich machte mir etwas Musik an und fing sogleich an zu dem Takt der Musik meine Hüfte zu schwingen und dabei etwas Essbares herzustellen.

Nach guten 10 Minuten spürte ich zwei große warme Hände auf meiner Taille, weshalb ich sofort innehielt. "Das sollte nicht bedeuten, dass du aufhören sollst", hörte ich Sascha, dessen Kopf auch gleich auf meiner Schulter landete und er mir einen Wangenkuss gab. Ich musste anfangen zu lachen und schlug ich spaßeshalber mit meiner Hand an die Schulter, während ich mich aus seinen Fängen befreite und zu Kühlschrank ging, um noch Wasser daraus zu holen. "Spar dir lieber die blöden Sprüche und stell das Essen und Trinken schonmal raus", sagte ich zu ihm immer noch lachend. Jetzt grinste auch Sascha und tat das ihm Gesagte.

Als wir beide am Tisch saßen schaute er mich lächelnd an und bedankte sich für das Essen. "Du hättest das aber nicht machen müssen, immerhin bist du mein Gast", setze er noch dran. Ich schaute nur belustigt zu ihm auf: "Ich mache immer Essen für uns beide, weil du einfach manchmal wirklich zu inkompetent dafür bist, außerdem war das doch jetzt keine große Sache Sascha." Nochmal dankend nahm Sascha nun auch seine Gabel und Messer in die Hände und begann zu essen.

"Sag mal Sascha, Melli hat da gestern was gesagt, was mich etwas verwirrt hat." Sofort schaute mich Sascha etwas ernster an und machte mit seinem Kopf eine Bewegung, die andeutete, dass ich fortfahren sollte. "Sie meinte, dass ihr Jungs geschäftlich etwas anderes als normal macht und dann hab' ich jetzt auch noch deine Wohnung gesehen. Ich meine ich will dir nicht zu nahetreten, aber deine Eltern haben noch drei weitere Kinder, um die sich finanziell kümmern und diese Bude hier sieht mir nicht so aus, als könnte sie sich ein Student leisten."

Saschas Gesichtsausdruck verwandelte sich immer weiter in einen eine Art ertappten Gesichtsausdruck? "Du musst aber auch nichts sagen, wenn du nicht möchtest!", sagte ich also deshalb noch schnell, denn er musste ja wirklich nicht, vor allem wenn es ihm scheinbar so unangenehm war. "Ach was klar kannst du das wissen, ist ja nicht so, als würden es Millionen von anderen Menschen, die mir nicht näher als du stehen, nicht wissen", sprach er dann allerdings, was mich ihn nur verwirrt anblicken ließ.

Nach einem Seufzer begann er zu erzählen: "Also ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber Nico hatte ja früher mal so einen YouTube-Kanal gestartet. Ich weiß, du warst da nie so drin, deswegen hat er eigentlich auch nie so vor dir darüber gesprochen. Naja, jedenfalls lief der mit der Zeit immer besser, sodass Nico damit auch relativ schnell seine Ausgaben finanzieren konnte. Und als du-", er unterbrach sich selbst und räusperte sich kurz, "-gegangen bist, da habe ich auch so mit dem Zeug angefangen, weil sich das einige Zuschauer von Nico gewünscht hatten, nachdem ich ein paar Mal in seinen Videos zu sehen war. Das war so ein Monat vor meinem Studienanfang. Als ich aber merkte, dass mir dieser ganze Studiumsweg mit dem Maschinenbau nicht wirklich interessierte und man schon abschätze konnte, dass ich mir ebenfalls meinen Unterhalt mit meinen YouTube-Einnahmen finanzieren konnte, entschied ich mich für eben diesen Weg. Auch Pietro und Shpendi haben mittlerweile einen Kanal. Naja, und das mach ich jetzt halt schon seit einigen Jahren...", etwas verlegen schaute mich Sascha an, der so wie ich, mit dem Essen fertig war.

Ich konnte ihn gerade nur anschauen, denn ich musste gerade über Vieles nachdenken. War ich wirklich eine so schlechte Freundin gewesen, sodass mir weder Nico noch Sascha, etwas über dieses ja anscheinend schon länger laufende YouTube-Ding erzählen wollten, nur weil es nicht in MEINEM Interessenbereich lag? Allerdings war ich auch unglaublich traurig darüber, so vieles in Saschas, als auch Nicos und auch in dem Leben der anderen Jungs verpasst zu haben.

"Oh, ähm - naja, das ist jetzt irgendwie viel auf einmal gewesen, aber ich freu mich voll für euch, wenn das so geklappt hat." Ich schaute Sascha gespielt Ernst an und sagte: "Aber dir ist schon bewusst, dass ich jetzt unbedingt mal sehen muss, was ihr da so im Internet fabriziert oder?" Zum Ende hin konnte ich ein kleines Grinsen nicht vermeiden. Sascha musste kurz aufseufzen und schloss seine Augen für einen kurzen Moment. "Oh man, das hätte ich kommen sehen müssen. Ich übernehme keine Haftung für das, was jetzt folgen wird!" Den Kopf schüttelnd aber dennoch mit einem Grinsen auf den Lippen lief er zum Fernseher und schaltete alles richtig ein.

Nachdem ich schnell unser weniges Geschirr in die Küche räumte, kam ich bis über beide Ohren grinsend zu Sascha gelaufen. "Oh man", sprach Sascha nur ergeben und ließ sich auf der Couch nieder. Ich setzte mich ziemlich nah an ihn. Als sich unsere Hände berührten, musste ich unwillkürlich an letzte Nacht denken und dass wir auf jeden Fall noch darüber sprechen sollten, allerdings wollte ich nicht jetzt diese gute Laune von uns beiden aufs Spiel setzten – versuchte ich mir zumindest einzureden. Tief in meinem Inneren wollte ich nur nicht hören, dass das alles nur wegen dem Alkohol war, und das eigentlich nie hätte passieren dürfen.

Ziemlich schnell klickte Sascha auch schon auf den YouTube-Kanal 'unsympathischTV'. Ich riss erschrocken meine Augen auf als ich sah, wie viele Leute diesen abonniert hatten: 2,4 Millionen Menschen! Außerhalb der Abonnenten-Anzahl verwirrte mich aber auch der Name. "Ist das dein Kanal Sascha? Weil wenn du eines nicht bist, dann ist es unsympathisch." Ganz gelassen, als wäre es das normalste der Welt, legte Sascha seinen Arm um mich, weshalb ich automatisch näher zu ihm heranrutschte. Schon wieder spürte ich, dass mein Herz einen kleinen Sprung machte. "Der Name kommt von Pietro eigentlich, denn in einem Video von Nico, indem er einen Witz erzählt hat, haben eben alle gelacht außer mir. Ich meine, du kennst Nico und seine absolut unlustigen Witze", lachte er. "Auf jeden Fall haben dann viele Zuschauer von ihm gemeint, dass ich auch eine Kanal erstellen soll – wie gesagt. Weil ich auch auf Bildern nie gelacht habe, habe ich von Pietro den Namen bekommen und auch im Internet stell ich mich als diese Figur dar und lache deshalb nie in Videos – sollte ich vielleicht noch erwähnen-"

Da musste ich ihn einfach unterbrechen: "Du, Jan Sascha Hellinger, stellst dich als unsympathische Person dar. Das passt ja gar nicht und du fühlst dich immer wohl damit, Sascha?" Er schaute kurz runter auf seine Füße und zuckte mit den Schultern. "Manchmal ist es echt zu viel und ich habe keine Lust darauf, aber ich kann es nicht ändern, ich meine, meine Zuschauer erwarten von mir nur eine Sache und das ist eben, dieses Unsymphatisch-Image einzuhalten." Ich legte vorsichtig meinen Arm um seinen Bauch, weshalb wir beide schon ziemlich miteinander kuschelten. Ich lächelte ihn an und versuchte mir etwas einfallen zu lassen, was ihn vielleicht etwas aufmuntern könnte: "Sascha, wenn du dich nicht unnötig verstellen willst, dann mach das nicht. Ich meine, deine Zuschauer werden sich nicht nur wegen deiner Art mögen. Wenn du ihnen deine wahre Art zeigst, werden sie dich auf jeden Fall lieben, es geht nicht anders. Auch wenn Menschen abspringen, solltest du nie vergessen wer du bist, denn du bist der liebendwürdigste und netteste Mensch, den ich kenne, und das werden auch viele andere so sehen. Ich meine, ich verstehe, wenn du Angst vor den Reaktionen deiner Zuschauer hast, aber du musst in diesem Fall an dich denken Sascha. Du gehst kaputt, wenn du dich so sehr verstellst. Und Sascha, ich und alle anderen die du kennen gelernt hast im privaten Leben, wissen wie du bist und wir werden dich immer unterstützen." Shit, hatte ich gerade wirklich einen halben Roman geschwätzt. "Ähm, ich bin vielleicht etwas vom eigentlichen Thema abgekommen, aber- ähm- schau-" Ich wusste nicht was ich jetzt wirklich sagen sollte, deshalb hielt ich lieber einfach den Mund und schaute Sascha schüchtern lächeln an.

"Danke Hailee, du musst gar nicht mehr sagen, du hast auf eine verkorkste Art und Weise immer die richtigen Worte für mich", mit einem großen Lächeln schaute er zu mir runter. Als ich auch ihm in die Augen schaute, spürte ich wieder mein Herz einen kleinen Satz machen. Was war denn mit mir los seit gestern? Komisch. Es kam mir so vor, als würde er mich automatisch anziehen, denn ich spürte, wie ich mich seinem Gesicht näherte.

Dabei kam mir allerdings die letzte Nacht wieder in den Kopf. Ich konnte sie nicht unausgesprochen lassen und einfach so weiter machen, und da ich wusste, dass es Sascha genauso gehen musste, brach ich den Augenkontakt ab und genoss vielleicht ein letztes Mal seine Nähe, denn ich wusste nicht, wie das folgende Gespräch jetzt verlaufen würde.

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