Die Sprache ist äußeres Denken,
das Denken innere Sprache.
- Antoine de Rivarol -
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»Gott, Flora«, ich stütze sie an der Hüfte, »wie viel hast du nur getrunken?«
Sie kichert leise. Immer wieder legt sie den Kopf in den Nacken oder lässt ihn hängen, vielleicht sollte ich sie mit zu mir nehmen?
Ich bin mir nicht einmal sicher, wie es zu dem Umstand kam. Nachdem sie mir einiges über Xade preisgab, arbeitete sie. Und als ich sie dann, da sie erschöpft wirkte in die Pause schickte, trank sie.
Bis sie letzten Endes nur heiter wieder zu mir kam und ich sie seitdem versuche, da ich Xade nicht fand, nach Hause zu bringen.
»Oh, Océane«, sie schnauft leise, während ich sie in mein Auto setze, »meine Freundin hat mich noch nie, nie, nie betrunken erlebt!«
Aus müden Augen blinzelt sie mich an, wobei ich sie anschnalle und nur hoffen kann, dass ihr nicht schlecht wird, während der Fahrt.
»Xana ist mein Untergang.«
Meine Augenbrauen bewegen sich wie von allein nach oben, als ein Rülpser ihrem Mund entweicht. Oh, Flora - dir wird es morgen peinlich sein.
»Xana ist mein Tod.«
Ich fahre extra vorsichtig, versichere mich mehrmals bei Flora, welche sehr gesprächig zu sein scheint, das alles gut ist.
»Xana ist so verdammt schön.«
Als wir vor meinem Haus stehen bleiben, schaffen es wir nach anstrengenden fünfzehn Minuten, dass sie mehr oder weniger bequem auf meiner Couch liegt.
Mein Körper beugt sich nach unten. Nach kurzem Überlegen, setze ich mich neben Flora und streiche ihr die wirren Strähnen aus dem Gesicht.
Da ihr ein wenig schlecht ist,
summe ich ein Lied.
»Ist das nicht blöd?«, sie schmollt wie ein kleines Kind, indem sie ihre Lippe nach vorn stülpt, »Xade hat uns verboten, uns zu lieben.«
Ich stimme ihr zu.
Was möchtest du mir sagen, Flora?
Xade ist kein Mensch, der sich in die privaten Angelegenheiten anderer einmischt. Also sag mir, wieso er eure Beziehung nicht für gut verheißt?
Ich bleibe stumm, während Flora die Möglichkeit hat, mir alles zu sagen. Und das wird sie, nicht wahr?
»Xana Cavey ist nicht so wie ihr Bruder-«, sie tippt sich auf ihr Herz, »lieb.«
Oh, betrunkene Menschen sagen die Wahrheit, also erzähl mir alles. Erzähl mir die Ansicht, die Xade vertritt, dass er seine eigene Schwester nicht an deiner Seite wissen will.
»Sie ist ganz böse, sie wird schnell böse«, ein todtrauriger Ausdruck erscheint über ihren sanften Gesichtszügen, »Manchmal frage ich mich, ob ich auf Xade hätte hören sollen.«
Es wird immer interessanter, denn noch vor wenigen Tagen standen wir zu viert in Xade's Küche.
Während die Geschwister still untereinander mit Blicken kommunizierten, hast du dich extrem glücklich an Xana's Seite gestellt.
Also was ist passiert,
dass du sie eigentlich hasst?
Denn du liebst und hasst sie.
Nicht wahr?
Du bist viel zu gut für diese Welt: Wie eine zarte Blume. Deine blonden, glatten Haare lassen dich wie einen Engel in einer viel zu dunkeln Umgebung aussehen; verdammt!
Wäre ich ein Junge, würde ich dich lieben. Wäre ich ein Mädchen, dass auf Mädchen steht, würde ich mich verlieben.
Du lachst, strahlst wie die Sonne. Bist ihr eine Konkurrenz, wenn es dir gut geht. Doch wenn es dir nicht gut geht, dann betrinkst du dich.
Weil dir alles zu viel wird.
Und da sind die Kopf-, Magenschmerzen nur das kleine Übel, dass du davon tragen musst, wenn du als Gegenzug dazu, alles vergessen kannst.
Du bist viel zu dünn, Flora.
Und verträgst zu viel.
Ich habe Recht, nicht wahr? Während du nämlich mit einer hohen Promille-Zahl vor mir liegst, bist du fast zu nüchtern für das, was du sonst kennst.
»Ich weiß, dass sie mich nicht liebt, aber irgendwie-«, du kannst die Worte nicht sagen.
Aber irgendwie kannst du dich nicht von ihr trennen, denn dann würde sich keiner mehr um dich sorgen, nicht wahr? Weil du denkst, dass Xade, obwohl er gegen seine Schwester zur Zeit ist, sich ihr anschließen würde.
Das denkst du.
Verdammt, Flora. Fuck!
Du bist so abhängig von der Meinung anderer, dass du nicht einmal merkst, wie du deinen hübschen Körper in dem Gift ertränkst.
Alkohol ist keine Lösung.
Aber immer parat.
Du siehst mich so traurig an, weil der Alkohol schon keine Wirkung mehr zeigt. Seit wie vielen Jahren trinkst du nun schon, Flora?
»Das ist die Ironie des Lebens«, wisperst du an deine Finger, »dass sie mit ihrem Mann Zuhause sitzt und mich nur dann braucht, wenn es der Mann nicht hinbekommt, sie zu befriedigen.«
Ich lächele dich an.
Streiche dir durch die Haare.
Das ist die Ironie des Lebens, denke ich mir. Denn Xana hat dich in deiner Sucht dem Alkohol zu verfallen, nur unterstützt.
Hat dir im Gegensatz zu ihrer Befriedigung das gegeben, was du gewünscht hast.
Fuck, Flora. Sie liebt dich nicht. Sie liebt nur den Gedanken, dass da eine Frau ist, die auf sie wartet, denn insgeheim, war Xana schon immer zerrissen und auf den Spaß aus.
Das ist die Ironie des Lebens, denke ich mir. Dass du mir insgeheim mitteilst, dass du weißt, was deine Fehler sind. Es aber nicht ändern kannst.
»Ich fühle mich so lebendig«, eine Träne stiehlt sich aus dem Augenwinkel, »obwohl mein Körper schon längst tot sein müsste.«
Ich weiß, Flora. Ich weiß, dass du zu viel trinkst für diesen Körper, der so mager ist, dass er zerbrechen könnte. Ich habe Angst, dass ich dir in nur wenigen Sekunden, alles brechen könnte.
Aber das wäre kein Schmerz, nicht wahr?
Es wäre nur ein Ausgleich.
Das ist die Ironie, denke ich mir. Denn du bist in wenigen Tagen kein Teil meines Lebens mehr, wenn ich dich spät Nachts in das Krankenhaus fahren muss.
Und sie mir sagen, dass der Engel fiel. Dass sich diese zarte Wesen so betrunken hat, dass alles betäubt - schmerzfrei war.
Das war die Ironie des Lebens, denke ich mir. Denn Xana kam nicht in das Krankenhaus, um sich am Trauern zu beteiligen.
Ich stehe auf, sehe dich an.
Das ist die Ironie des Lebens, denke ich mir. Denn du warst der Schlüssel aller Geheimnisse.
☹ ☹ ☹
Anmerkung:
Es kam schon mehrmals die Frage auf,
nach einem Ship-Namen.
Vorschläge?
☹ ☹ ☹