WAS UNS HIGH MACHT | ✓

By nebelschwere

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❝Das ist es, was uns high macht. Nicht der Kick, nicht der Alkohol, nicht die Joints. Es ist das Leben. Richt... More

before we start
aesthetics
00 | Intro
01 | Freibad
02 | Schaukel
04 | Hamstern
05 | Ruhe
06 | Schlaglöcher
07 | Brezeln
08 | Revolution
09 | Telefongespräche
10 | Kindheitshelden
11 | Nachrichten
12 | Dächerwelten
13 | Sommergefühle
14 | Gedankenflüge
15 | Winkekatzen
16 | Komplikationen
17 | Großstadt
18 | Nachtwanderungen
19 | Lagerfeuer
20 | Friseurbesuche
21 | Regenbogen
22 | Rückblicke
23 | Glühwürmchen
24 | Outro
before it ends

03 | Fluchtreflex

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By nebelschwere

     ... oder wie wir uns gegenseitig im Meer ertränken wollten.

     DIE NACHTLUFT KLIRRT. Jeder merkt, dass etwas in der Luft liegt, nur wissen die meisten Menschen einfach nicht, was in der Luft liegen soll. Sie werden für einige Sekunden mit zusammengekniffenen Augen und einer Furche zwischen den Augenbrauen am Fenster stehen und in die Dunkelheit blicken, bevor sie einen weiteren Schluck ihres Rotweins zu sich nehmen und wieder vor den Fernseher treten.

     Zeitgleich streunen vier junge Menschen durch das dunkle Gestrüpp, während der dünne Strich des Mondes absolut gar keine Lichtquelle darstellt und das genervte Fluchen besagter Personen die nachtaktiven Lebewesen verschreckt.

     «Ey, wessen Scheißidee war es bitte, durch den Wald zu gehen? Wir hätten die Straße nehmen können», zischt Mathea und streckt die Hände aus, um die Äste, durch die Ajax sich gerade kämpft, nicht ins Gesicht zu bekommen.

     Aber man kennt das Problem: der Wald hat andere Pläne und so trägt jeder von uns bereits nach einigen Minuten Kratzer auf der Haut mit sich herum, wobei die allgemeine Laune ins negative Unendliche sinkt.

     Seufzend muss auch ich mir eingestehen, dass es nicht unsere beste Idee gewesen ist. Am Ende ist man ja bekanntlich immer schlauer.

     «Irgendwie hatte ich mir das cooler vorgestellt», ertönt Lovis' enttäuschtes Murren von hinten. «Mehr so Horrofilm mäßig.»

     Schnaubend gibt Mathea ihr Missfallen kund. «Fehlt nur noch der Serienmörder, huh?»

     «Ich mein's ernst», beschwert mein Bruder sich und man hört deutlich, dass er beleidigt ist – wieso auch immer.

     «Ich auch», erwidert meine beste Freundin. «Aber was hast du denn erwartet? Gruselige Musik vermischt mit dem verheißungsvollen Geschrei der Eulen und dem Rauschen des Flusses, worin der Mörder die Opfer ertränken wird?»

      Theatralisch erhebt sie ihre Stimme und breitet die Arme aus.

     «Was für ein Film war das denn bitte?», erkundige ich mich mit hochgezogenen Augenbrauen und bahne mir weiter einen Weg durch das nachtdunkle Gestrüpp.

     «Ein schlechter», ertönt Lovis' grummelnde Einschätzung - er schmollt noch immer.

     «Wisst ihr», beginnt Ajax mit nachdenklicher Stimme, «ich hatte immer eine Lieblingsstelle in solchen Filmen.»

     «Lass mich raten: wenn die Opfer ertränkt wurden», meint Lovis ironisch und ich kann beinahe hören, wie er seine grünen Augen mit den feinen, blauen Sprenkeln verdreht.

     «Nein», erwidert Ajax nüchtern. «Ich mochte es immer, wenn die ganzen unwichtigen Nebencharaktere ihre Klappe gehalten haben.»

     Kurz legt sich Schweigen über unsere Gruppe, bis Mathea dieses unterbricht: «Ich find's irgendwie seltsam, dass deine Lieblingsszenen die sind, in denen du nichts zu tun hast. Dabei stehst du doch sonst so gerne im Mittelpunkt.»

     «Ich unterstütze die indirekte Beleidigung nicht», gibt Lovis seine Meinung ebenfalls kund, was mir ein amüsiertes Schmunzeln entlockt.

     «Tja, zu schade aber auch, dass ich nicht nach deiner Zustimmung gefragt habe», lacht Ajax genervt, wobei er offensichtlich Matheas Aussage ignoriert.

     «Hey, ich kann das Meer hören», rufe ich begeistert dazwischen und beschleunige meine Schritte.

     Mein allerliebster Zwillingsbruder kommt genau in diesem Moment auf den Gedanken, dass er gerne wissen würde, was sich auf der anderen Seite unseres Weges abspielt, weshalb das Licht seiner Handytaschenlampe von dannen zieht und ich prompt in einem Strauch lande.

     Mit entwischt ein spitzer Schrei, als mein Gesicht in Kontakt mit den Ästen kommt und ein kurzer Schmerz meinen Körper durchzieht.

     «Willst du mich eigentlich verarschen?», fauche ich mit zusammengekniffenen Augen und drehe mich um, wobei ich mich vorsichtig einige Schritte von meinem Angreifer entferne.

     «Ups, sorry, mein Fehler.»

     Grelles Licht blendet mich.

     «Jesus, wann sind diese Lampen bitte so hell geworden?»

     «Sorry.»

     «Wir könnten Lovis im Meer ertränken», schlägt Mathea nüchtern vor, woraufhin das Licht von mir ablässt und eine Sekunde später meine beste Freundin einen wütenden Schrei ausstößt, der jedes Raubtier eifersüchtig gemacht hätte. «Dreh sofort dieses beschissene Handy weg oder ich setzte meinen Plan in der Praxis um!»

     «Oh, wie ich mich fürchte», spottet Lovis genervt. «Ich zittere vor Angst.»

     «Ich schwöre euch, ihr landet gleich beide im Meer», zischt Ajax und es ist mehr als deutlich, dass er angepisst ist.

     Wie eigentlich jeder hier gerade.

     «Tja, zu schade für dich, dass ich mein Seepferdchen bereits im Kindergarten gemacht habe», erwidert Lovis eingeschnappt.

     «Ja, viel Erfolg mit deinem Seepferdchen, wenn du vorher auf den Felsen aufkommst», stichelt Ajax trocken. «Grüß die Fische von mir.»

     «Könnt ihr vielleicht mal alle eure Klappen halten?», beschwere ich mich und suche in den Taschen meiner Jacke nach meinem Handy, bis mir einfällt, dass es den Geist aufgegeben hat.

     Wozu bezahlt man eigentlich einen Haufen Geld, wenn der Akku nicht einmal zwei Tage lang durchhält?

     Genervt seufze ich und blicke mich suchend nach meinen Weggefährten um, die etwas abseits meines Weges zum Stillstand gekommen sind und einen Kreis gebildet haben. Die Stimmung bewegt sich immer weiter in den Bereich der negativen Zahlen.

     «Der Roadtrip war eine schlechte Idee», jammert Mathea gerade. «Ich halte es ja jetzt schon nicht mehr mit euch aus.»

     «Dann bleib doch einfach hier», schlägt Lovis fast schon zu enthusiastisch vor.

     «Wieso ich, wenn ihr die nervtötenden Personen seid?»

     «Leute!», rufe ich und kämpfe mich leise fluchend durch das Dickicht, bis ich unsere kleine Reisegruppe erreicht habe und endlich in den Pegel des Lichtes trete. «Können wir vielleicht mal für eine Minute mit der Scheiße aufhören und uns endlich überlegen, wie der Plan ab jetzt aussieht?»

     «Ich darf daran erinnern, dass wir einen Plan hatten», ergänzt Mathea und verschränkt die Arme vor der Brust. «Dann waren allerdings die beiden Herren der Meinung, alles über Bord schmeißen zu müssen und voilà, schaut, wo wir gelandet sind.»

     Theatralisch streckt sie zum zweiten Mal in zehn Minuten die Arme aus und dreht sich mit einem missmutigen Ausdruck im Gesicht im Kreis: «In einem beschissenen Wald. Gratualtion. Jetzt haben wir wirklich alles erreicht.»

     «Immerhin haben wir irgendwas gemacht», erwidert Ajax und blickt unsere Freundin durch zusammengekniffene Augen an.

     «Ja, ihr habt Scheiße fabriziert. Grandios. Wollt ihr 'ne Auszeichnung?»

     «Was hättest du denn sonst gemacht?»

     «Mich an den verdammten Plan gehalten, der besagt, dass wir am Wochenende bei deinem Vater eingebrochen und abgehauen wären.»

     Schnaubend funkelt Ajax das schwarzhaarige Mädchen an. «Nur zu dumm, dass mein Vater doch nicht auf Geschäftsreisen sein wird und heute deshalb die letzte Gelegenheit gewesen ist, weil er abgelenkt war. Gern geschehen, Mathea.»

     Bei den letzten Worten setzt er ein süffisantes Lächeln auf und blickt Mathea auffordernd an, die weiterhin genervt ist.

     «Wie wäre es, wenn ihr alle mal die Klappe haltet?», unterbricht Lovis das Gespräch und verdreht genervt die Augen, während ich tief ein- und ausatme, um meine beiden Freunde nicht anzuschreien und durchzurütteln, damit wir endlich zu den wichtigen Dingen übergehen können.

     «Es ist doch jetzt auch egal», füge ich schließlich hinzu. «Wir haben das Geld, Ajax' Vater will uns alle umbringen und wir wandern durch einen Wald. Wie machen wir jetzt das Beste aus dieser Situation?»

     Fragend sehe ich mich in der Runde um, doch keiner scheint wirklich zu wissen, wie wir fortfahren könnten. Zugegebenermaßen ist die Ausgangslage auch nicht gerade vielversprechend.

     Das ferne Geschrei einer Eule durchbricht das gleichmäßige Rauschen der Blätter im Wind und lässt Mathea kurz zusammenzucken.

     «Wir wär's mit dem Dreh eines Horrorfilms?»

     Ungläubig und resigniert schüttle ich den Kopf und blicke seufzend in Lovis' Richtung, der mit einem begeisterten Ausdruck in den runden Augen zu Ajax sieht, dessen Blick gewissermaßen das aussagt, was ich fühle.

     «You gotta be kidding me», seufzt Mathea leise.

     «Du würdest eine gute Wasserleiche abgeben», erwidert Lovis schulterzuckend.

      Matheas Augen formen sich zu kleinen Schlitzen. «Wir müssen echt an deinen Komplimenten arbeiten.»

     «Das war mit Abstand eine deiner schlechtesten Ideen», meint mein bester Freund und fährt sich durch die zerzausten Haare. «Sonst noch irgendjemand einen Vorschlag?»

    «Lass uns einfach zu uns nach Hause gehen und morgen so früh wie möglich verschwinden», biete ich seuzfend an und sehe mich in unserer nahen Umgebung um. «Wir laufen zum Strand und von dort geht's dann einfach weiter.»

     «Wie willst du denn von hier zum Strand finden?»

     «Immer deinen Sinnen nach», grinst Lovis und zwinkert Ajax belustigt zu.

     Der Horrorfilm ist zum Glück vergessen.

     «Klingt gut», seufzt Mathea und setzt sich langsam in Bewegung. «Ihr habt doch sicher irgendwelche Klamotten, die ihr mir leihen könnt, oder?»

     Schmunzelnd folge ich ihr. «Nicht in deinem Stil, aber ja.»

     Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Mathea die Nase rümpft und ein leichtes Grinsen auf ihre feinen Züge tritt. «Vielleicht fahre ich morgen doch noch mal nach Hause.»

     «Nicht nur vielleicht», ruft Ajax ihr zu, «denn morgen startet unsere Reise und da solltest du definitiv ein paar deiner Sachen im Gepäck haben.»

     «Kann's kaum erwarten.»

      Ein wissendes Grinsen tritt auf Ajax' Züge und er wirft mir einen kurzen Blick zu: «Keine Sorge, das wissen wir.»

***


   Ich danke allen Schöpfern dieser Welt, dass meine Eltern solch einen tiefen Schlaf haben. Sonst wären sie spätestens nach dem lauten Schrei und Poltern aufgewacht – beides durch Lovis hervorgerufen, als er mit beeindruckender Geschwindigkeit auf der ersten Treppenstufe ausgerutscht und anschließend bis ins Wohnzimmer geschliddert ist.

     Eigentlich kann man sich dabei nicht so stark verletzen. Ajax und ich sind bereits mit acht Jahren die Treppe hinuntergerutscht. Allerdings hatten wir dabei immer eine Matratze. Und das ist dann wohl der entscheidene Unterschied.

     «Halt die Klappe!», zische ich, als mein Bruder sich stöhnend den Hinterkopf reibt und die Augen fest zusammenkneift.

     Auf leisen Sohlen erreiche ich das Wohnzimmer und stupse Lovis mit dem Fuß an.

     «Kommst du?», erkundige ich mich und mache mich auf den Weg Richtung Wohnungstür. «Ajax und Mathea warten bestimmt schon.»

     «Dann lass sie doch warten, verdammt», knurrt Lovis. «Ich glaube, ich habe eine Gehirnerschütterung.»

     Seufzend verdrehe ich die Augen. «Wir haben dafür jetzt aber keine Zeit.»

     «Ah ja, beim nächsten Mal richte es der Treppe aus», murrt mein Zwillingsbruder genervt, während er vorsichtig wieder auf die Beine kommt.

     Amüsiert ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe und spüre, wie mein rechter Mundwinkel verdächtig zuckt.

     «Die Treppe hat keine Schuld, mein Lieber», erkläre ich ihm. «Diese unwichtige Unterbrechung ist allein deinem ausgesprochen niedrigen IQ geschuldet. Vielleicht solltest du mit dem mal ein ernstes Gespräch führen.»

     «Hast du meinen beinahe tödlichen Unfall gerade als unwichtige Unterbrechung bezeichnet?»

     «Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du eine Dramaqueen bist?»

     «Habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich dich hasse?»

    «Gleichfalls. Komm jetzt.»

     Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen schlüpfe ich in meine schwarzen Vans, schnappe meine Jeansjacke sowie das ältere Longboard und öffne die Haustür, um sofort von dem Zwitschern der Vögel und dem beruhigenden Geräusch der Wellen begrüßt zu werden. Zufrieden fülle ich meine Lungen mit der salzigen Luft und genieße das Gefühl des kühlen Windes auf meiner Haut.

     Die Sonne ist schon vor einiger Zeit aufgegangen, aber vor acht Uhr kriegt niemand Mathea aus dem Bett, die sich in der Nacht noch auf den Heimweg - in das benachbarte Dorf - begeben hat. Dementsprechend haben wir uns entschieden, unsere Flucht um ein oder zwei Stunden nach hinten zu verschieben.

     Übriggeblieben sind am Ende übrigens dann doch nur Lovis und ich, als auch Ajax verschwunden ist – wohin auch immer seine Gedanken ihn getragen haben.

     Aber unser Plan steht. Und wie erwartet, sind Lovis und ich bereits jetzt schon zu spät, denn wenn wir eine Sache wirklich gut können, dann ist es, regelmäßig zu verschlafen und nicht aus dem Bett zu kommen. Wie jeder normale Mensch.

     Und dann gibt es Ajax, der dich um fünf Uhr morgens anruft, um dir mitzuteilen, dass er vor deinem Haus steht und darauf wartet, dass man mit ihm joggen geht.

     Es war auch Ajax' Idee, dass wir uns um 9 treffen könnten, um endlich loszufahren. Definitiv zu früh, wenn man um fünf Uhr nachts erst geschlafen hat. Aber beißt mein bester Freund sich erst einmal fest, lässt er auch nicht mehr los.

     «Lovis!», quengle ich und drehe mich abwartend zu meinem Bruder um, der gerade mit einem grimmigen Ausdruck in den Augen seine Schuhe anzieht.

     «Ich mach' ja schon», murrt Angesprochener genervt, klemmt sich sein eigenes Longboard unter den Arm und folgt mir aus der Tür, die ich möglichst leise hinter ihm schließe, obwohl es jetzt wahrscheinlich egal wäre, wie laut wir sind.

     Dann laufen wir gemeinsam durch den präzise geschnittenen Vorgarten und betreten die Straße, die im Licht der unbarmherzigen Sonne zu schmelzen scheint.

     Unser Dorf wirkt wie ausgestorben, aber das ist keine Neuigkeit. Der kleine Ort am Rande des Meeres zieht ausschließlich reiche Idioten an, die diese Nacht alle zu tief ins Glas geguckt haben müssten. Ich bezweifle nämlich, dass auch nur eine einzige Person der wenigen Häuser nicht auf der gestrigen Veranstaltung gewesen ist. Und ansonten wohnt hier kaum jemand, abgesehen von einigen Rentnern, die jetzt entweder Mittagsschlaf halten oder mit ihren Hunden Gassi gehen müssten.

     «Ich frage mich, wie sie mit dem Freibad noch nicht pleite gegangen sind», spricht Lovis plötzlich meine eigenen Gedanken aus, während seine Augen über das verschlafene Dörfchen huschen, das mit seinen pompösen Villen nicht in meine Definition von Dorf passt.

     Schulterzuckend lege ich mein Board auf dem Asphalt ab und fahre gemächlich los. «Scheint wohl ziemlich populär bei den Nachbarn zu sein.»

     Tatsächlich scheinen die einzigen Besucher dieses Gemeinschaftsgrundstückes Kinder und Jungendliche der naheligenden Dörfer zu sein. Allerdings kann ich das nicht genau beurteilen. Ich halte mich grundsätzlich nicht gerne in Freibäder auf, erst recht nicht tagsüber. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass auch nur irgendein Erwachsener aus dieser Ortschaft dort seinen Tag verbringt. Und Kinder haben die wenigsten.

     An der kleinen Kreuzung, die nur wenige Meter vor uns liegt, taucht ein typisch amerikanischer VW Bus auf, von dem Mathea seit dem Tag schwärmt, an dem Ajax uns Bilder von besagtem Fortbewegungsmittel geschickt hat. Ich kann mich nur zu gut noch daran erinnern, wie wir alle gemeinsam die hinteren Sitzreihen rausgehoben und durch Matratzen ersetzt haben. Verschönert wurde das Innenleben des Busses mit Pflanzen, Lichterketten und Decken sowie haufenweise Kissen.

     Für die nächste Zeit wird der Wagen unser kleines Zuhause sein und ich bin froh, dass wir schon früher auf die Idee der Umgestaltung gekommen sind.

     Als ich unser Gefährt erreiche, öffnet sich gerade die Fahrertür und ein gut gelaunter Ajax springt heraus – sein breitestes Grinsen auf den Lippen, das seine strahlenden Augen erreicht und mich mit Vorfreude durchflutet.

     Ich kann nicht anders. Mir entwischt ein ungläubiges Lachen, während ich meinen besten Freund stürmisch umarme, denn irgendwie kann ich einfach nicht fassen, dass wir der Wunde das gesamte Gift entziehen werden, damit sie endlich heilen kann.

     «Kann's losgehen?», erkundigt Ajax sich schmunzelnd, schlägt bei Lovis ein und steigt zurück in den Bus.

     «Wenn du schon so fragst», erwidert mein Bruder grinsend und schenkt mir einen auffordernden Blick, ehe er unserem Kumpel folgt.

     Gerade will auch ich einsteigen, als ein gellender Schrei die erdrückende Stille durchbricht und mich in meiner Bewegung innehalten lässt: «Was genau soll das werden?»

     Überrascht drehe ich den Kopf und blicke in die Augen eines Mannes, der seine guten Tage schon hinter sich gehabt haben muss. Die Ader an seinem Hals pulsiert und sein Blick sprüht Funken, an denen man sich ungern verbrennen möchte.

     Anklagend hebt er einen Zeigefinger und deutet auf Ajax, der mit einem verrutschten Lächeln am Steuer des Busses sitzt.

     «Ich kenne dich!», faucht der Mann und kneift zornig die Augen zusammen, was ihn seltsam lächerlich erscheinen lässt, währen Ajax bloß zum Gruß die Hand hebt und ihm ein arrogantes Schmunzeln schenkt. «Du bist der Kleine von Jakob.»

     Wir erwidern nichts, aber ich spüre, wie mich jemand vorsichtig anstupst. Es ist Mathea, die sich aus der offenen Tür lehnt und dem Unbekannten misstrauische Blicke zuwirft.

     Unsere Blicke begegnen sich und ein Schmunzeln erscheint auf ihrem Gesicht. «Lass uns abhauen.»

    «Ihr werdet nirgendwohin gehen!», kommt es brüllend von unserem Gegenüber zurück, der mit flackernden Blick in unsere Richtung marschiert. «Ihr dürft noch nicht einmal fahren.»

     «Who cares?», erwidert Mathea mit lauter Stimme und verschwindet mit einem Zwinkern im Inneren des Wagens.

     «Komm, Talia», ruft Ajax mich und startet den Motor. «Wir zischen ab.»

     «Ich rufe die Polizei», versucht man uns zu drohen, doch das zieht einfach nicht mehr, wenn es schon so oft gesagt wurde.

     Ich trete in den Wagen, der zu brummen beginnt, und lehne mich aus der Tür, die ich nur noch einen Spalt breit offen lasse.

     Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen winke ich dem Herrn zu. «Grüßen Sie die ganz herzlich von uns. Wir sind in ein paar Wochen wieder da, kein Grund zur Beunruhigung.»

     «Ich sagte – !» sein empörter Protest geht in dem Rattern des älteren Busses unter, der sich gemächlich, aber bestimmt, in Bewegung setzt.

     «Kommt sofort zurück, ihr Unruhestifter!»

     Schnaubend betätigt Ajax das Gaspedal und unsere Fahrt geht los. Ich werfe einen letzten Blick über die Schulter und zeige dem Mann meinen Lieblingsfinger, woraufhin er weitere Drohungen und vermutlich auch einige Beleidigungen brüllt.

      Aber woher soll ich das schon wissen – wir sind ja doch schon viel zu weit weg.

____

[author's note]

ich liebe das wetter gerade so sehr uff
könnte gerne immer so sein - nicht zu warm, aber jacke braucht man trotzdem nicht <3

ich hab übrigens keine lust mehr gehabt, das kapitel noch mal durchzulesen haha
also sorry, wenn's grammatikfehler und soo gibt. ich überarbeite das irgendwann heute nacht noch einmal (nicht zur schule zu gehen, tut mir echt nicht so gut lmao)

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