BETRAYAL

By AlloraFiore

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Triggerwarnung! Das Buch spricht Themen wie Missbrauch, häusliche Gewalt, Drogenkonsum, SVV, Suizid und psyc... More

R Y O U
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S O R A Y A
C A S T - I N T E R V I E W
C A S T - A N S W E R S

II

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By AlloraFiore

«Amelie Jones», las ich laut vor und mein Gegenüber hörte mir konzentriert zu. «Zuletzt gesehen auf dem Times Square, wo sie dann in der Menge verloren ging und von ihren Eltern nicht mehr gefunden wurde.» Kian nippte an seinem Kaffee, den er pur trank und ließ sich in seine Lehne fallen. «Times Square Das ist ein ziemlich schlechter Ort, um Ermittlungen anzustellen. Dort passiert so viel auf einmal. Gibt es Zeugen?» Zuerst schüttelte ich meinen Kopf, doch dann fand ich in der Akte einen Herrn, der behauptete Amelie gesehen zu haben. «Jemand hatte sie zuletzt vor dem McDonalds gesehen. Allein.» Ich sah auf und versuchte mit der Information etwas anzufangen, aber der Anhaltspunkt war nicht gut genug.

«Denkst du, wir sollten diesen Typen befragen, oder wurde er das schon?» Kian lehnte sich zu mir rüber, nahm den Bericht an sich und las. «Er wurde bereits befragt, aber lass es uns noch einmal selbst tun. Ohne Kameras, Aufnahmegerät und so weiter. Vielleicht hat er ihnen nicht alles verraten.» Ich war mit ihm einverstanden und notierte mir, dass wir Jack McCandless kontaktieren mussten. Als ich seinen Namen aufschrieb, sah ich im Augenwinkel, wie Kian nach seinem Laptop griff und diesen hochfuhr. «Ich werde mal Mrs Haze fragen, ob sie die Videoaufnahmen vom Times Square noch haben. Die, vom Tag des Verschwindens.»

Ich denke, Kian schrieb Mrs Haze eine Mail, da man sie so oder so nie wirklich finden konnte. Denn sie war beinahe immer unterwegs oder einfach nur beschäftigt. So, wie es wahre Helden und Heldinnen nun mal sind. «Am besten reden wir auch noch mit Amelies Eltern. Diese wissen vielleicht, wer sie entführt haben könnte und warum. Obwohl, der Entführer braucht keinen spezifischen Grund, oder?» Mein Kaffee war schon fast leer, als ich auf Kians Antwort wartete. Er tippte konzentriert auf seiner Tastatur herum und ich konnte in seinen Augen die Reflexion seines Bildschirms sehen.

«Böse Menschen haben meist einen Grund, aber es gibt sicher solche kranken Schweine, die kleine Kinder einfach zum Spaß mitnehmen und dann ihr Vergnügen mit ihnen haben.» Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er das so locker und ruhig von sich gab. Dies war im Moment noch meine schlimmste Schwäche: Ich konnte noch nicht allzu gut mit dramatischen Ereignissen und Situation umgehen, aber ich würde dagegen schon noch abgehärtet werden. «Hoffen wir, ihr geht es einigermaßen gut, aber wir sollten keine Zeit mehr verschwenden. Mir wird fast schon übel bei dem Gedanken, was dieses Monster alles mit ihr anstellen könnte.» Kians Laptop wurde wieder zugeklappt und er sah mir in die Augen. «Warum hast du dich überhaupt für diesen Job beworben, wenn du nicht mit sowas klarkommst?» Er trank seinen Kaffee aus. «Weil dieses winzige Problemchen mich nicht aufhalten kann, meinen Traum zu verwirklichen. Ich will diesen Job machen, um genau solche schlimmen Dinge vermeiden zu können.»

«Glaub mir. Egal, wie viele Polizisten es geben wird und wie gut diese sind, es wird immer irgendwelche Monster geben, Aya. Die Welt ist ein tragischer und schlimmer Ort. Nicht für alle, aber für viele. Vielleicht nicht für uns, aber schlimme Dinge passieren jeden Moment und kreieren neue schlimme Leute. Vergiss das nicht. Wir sind nur hier, um diese schlimmen Leute davon abzuhalten, schlechte und unmenschliche Dinge zu tun.» Ich schluckte. Kian schien weise und ehrlich. Einerseits fand ich es gut, dass er ehrlich und direkt war, andererseits machte es mir ziemlich Angst, wie recht er doch hatte. Freude und Liebe würden nicht existieren, würde es keinen Hass und Trauer geben. Sonst gäbe es keinen Vergleich.

«Ich hoffe, es läuft gut bei euch beiden. Schon Anhaltspunkte gefunden?» Diese Valeria tauchte neben uns auf und warf mir einen arroganten Blick zu. Da ich nicht erwartet hatte, dass sie sich bei uns dazu gesellt, blieb ich still und sah zu Kian rüber, der mich kurz anlächelte, bevor er sich zu Valeria wandte. Neben ihr stand ihr Partner Morris, der genau die gleiche Fratze zog wie sie. «Eine Vermisstenanzeige», lachte dieser, als er unsere Mappe in die Hand nahm und die ersten Sätze las.

«Mach dir keine Sorgen, Val. Die beiden sind definitiv keine Konkurrenz für uns.» Er stieß sie spielerisch mit der Schulter an und meine Augenbrauen zogen sich verwirrt, aber zugleich angepisst, zusammen. «Ihr seht das Ganze als Konkurrenzkampf?», fragte ich und nahm ihm die Mappe aus der Hand. «Ist doch klar. Die Besten werden befördert und Beförderung heißt ein höherer Lohn und höheres Prestige, Honey.»

Auch wenn ich ihren Lippenstift verdammt schön fand, konnte ich ihr unfreundliches und schnippisches Lächeln nicht ausstehen. «Dir geht es also nur ums Geld und nicht um die Leben, die du rettest?» Das andere Team lachte und sie sahen uns dann ernst an. «Warum nur etwas, wenn man beides haben kann?» Verdutzt darüber, dass sie das wirklich gesagt hatte, schaute ich wieder zu Kian. Dieser schüttelte seinen Kopf und rieb sich kurz die Augen. «Was habt ihr denn für einen Auftrag?» Morris verschränkte seine Arme auf der Brust und befeuchtete seine Lippe. Achtung. Jetzt kommt es. «Einen Mordfall. Wir müssen herausfinden, wer der Mörder ist.»

Valeria stützte ihre linke Hand neben meiner Kaffeetasse ab und strich sich mit der anderen ihr offenes, schwarzes Haar hinter ihr Ohr. «Ihr wisst schon, der Typ, der Polizisten ermordet. Der treibt sich im Moment im südlichen Bereich von New York rum und heizt dort die Polizeistationen auf. Ein junger Officer wurde vor zwei Tagen tot in seinem Office gefunden.» Kian schmunzelte. «Eure Opfer sind also schon tot. Unseres kann noch von uns gerettet werden. Also, welcher Fall ist jetzt krasser?»

Mit diesen Worten nahm er meine Tasse zu sich und stand auf, um mit beiden zur Spülmaschine zu gehen. Valeria sah ihm beleidigt hinterher und empört atmete sie aus. «Warum müssen gutaussehende Typen immer so'ne große Klappe haben?», fragte sie Morris, der sich unter ihrem Arm einhakte. Oh lol. Mir ging ein Licht auf. Er fand Gefallen an seinem eigenen Geschlecht. «Er wird schon noch merken, dass du perfekt und atemberaubend bist. Aber im Moment ist er zu sehr auf dieses kleine Wesen konzentriert.» Beide sahen auf mich herab und ich lachte auf, da mir das ziemlich surreal vorkam. «Nein, nicht auf mich. Wohl eher auf die Tatsache, dass wir zusammen ein Leben retten müssen. An eurer Stelle würde ich mich langsam auch mal an die Arbeit machen, denn bei eurem Fall handelt es sich um einen verdammten Serienkiller. Der ist wahrscheinlich noch lange nicht fertig.»

Kian kam wieder zu uns zurück und ohne uns mit Worten zu verständigen, wussten wir beide, dass wir nun nach draußen gehen würden und erst mal versuchen werden, den Zeugen zu kontaktieren. Ich verabschiedete mich bei den beiden Sauerklötzen und griff nach meinem Mantel. Kian zog sich einen Hoodie über und schob seinen Laptop in seinen Rucksack. «Hast du seine Telefonnummer?», meinte er beiläufig, als wir die Polizeistation verließen und draußen kurz die Gegend abcheckten. «Ja, aber kein Auto.» Der Aschblonde lachte und grinste kurz in Richtung Boden. «Ich auch nicht», gab er zu.

Wir waren gezwungen, die U-Bahn zu nehmen. «Wie alt bist du eigentlich, dass du noch kein Auto hast?» Wir liefen über die Straße, um etwas weiter vorne die Treppe zur U-Bahnstation zu nehmen. «Ich bin 22 und ich habe meinen Führerschein, nur sind meine Eltern der Meinung, dass ich mir alles selbst verdienen und kaufen sollte. Genau deshalb werde ich wie eine Blöde sparen müssen.», lachte ich gegen Ende des Satzes und Kian nickte, als würde er mich verstehen und genau wissen, was ich hier durchlebte. «Du?» Ein Seufzen entfloh seinem Mund und er versteckte seine Hände in den Taschen seines Pullovers. «Habe auch einen Führerschein, aber dieser wurde mir samt Auto abgenommen.»

«Warum denn das?» Als hätte ich ihn ihm eine Erinnerung hervorgerufen, begann er flüchtig zu grinsen und kurz schloss er seine Augen. «Alkohol am Steuer. Habe einen Unfall gebaut. Mach mir das nicht nach. Ich hätte fast drei Leben auf meinem Gewissen gehabt. Ein Wunder, dass sie mich überhaupt in dieses Programm aufgenommen haben.»

Das letzte Mal, als ich getrunken hatte, war vor zwei Wochen gewesen und das nur, weil ich mich beruhigen wollte. Die Entscheidung, ob ich hier teilnehmen durfte, stand bevor und ich verlor fast meinen Verstand. Das erzählte ich Kian aber nicht, denn das war peinlich. «Alkohol kann vieles versauen», murmelte ich, als wir am Gleis standen und darauf warteten, dass die nächste Bahn kommen würde. Hier fuhr alle 5 Minuten eine, wir befanden uns schließlich in New York.

«Du hast mir aber nicht verraten, wie alt du bist», bemerkte ich dann noch, als er mir den Vortritt ließ und ich die U-Bahn betrat. Ich schloss aus der Tatsache, dass er Alkohol trank, dass er entweder gerade 21 oder etwas älter als ich war. «War das, das Einzige, was dir aufgefallen ist, als wir in die Bahn eingestiegen sind?» Seine Augen glitzerten auf und ich lächelte. «Ja, schon.» Als wäre er ein enttäuschtes Elternteil schüttelte er seinen Kopf und setzte sich neben mich auf die Sitzbank.

Links neben mir saß eine ältere Dame, welche in der Zeitung blätterte und immer wieder aus Versehen leicht gegen den Kopf ihres Hundes kickte, weil die Bahn so unruhig fuhr. «Ich bin auch 22», verriet er mir dann endlich und wir fielen kurz ins Schweigen. Dieses hielt aber nicht lange an, denn meinem Partner kam wieder etwas in den Sinn. «Ruf doch den Zeugen an. Vielleicht können wir ihn gleich irgendwo treffen.»

Sollte auch bald mal meinen Führerschein machen...

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