Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Ich sah Myalo und meinen Freunden nach, wie sie hinter dem Vorhang verschwanden und nach draußen gingen. Ich schluckte einmal, dann drehte ich mich zu der Frau mit dem dunkelblonden Zopf um. Der Mann stand an der Seite des Tisches, die zu mir zeigte. Seine Arme waren verschränkt, wodurch sich sein hellbraunes Hemd über die Brust spannte. Generell trugen die meisten hier ein einfaches Hemd und schlichte Hosen.
Seine grünen Augen, wenn auch nicht so stechenden, wie die der Frau, musterten mich berechnend.

„Setzt dich ruhig", die Frau machte einen Wink mit ihrer Hand und hinter mir schoss ein Stuhl aus dem Boden. Also eigentlich waren es Schlingpflanzen, die so ineinander verflochten waren, dass es einen Stuhl ergab. Den gleichen schuf sie für sich, aber der Mann lehnte mit einem Kopfschütteln ab. Er wollte also lieber stehen.
Ich setzte mich und sah wartend zu den beiden Erwachsenen.

„Zuerst: ich bin Verena und das ist mein älterer Bruder Kai.", der Genannte nickte einmal knapp. Dann schwiegen beide und warteten darauf, dass ich mich vorstellte.
„Lillith", sagte ich und sah zu Kai rüber. Er sah mich unverwandt an und seine Stirn war leicht gerunzelt. Wie als würde er über etwas nachdenken, aber nicht darauf kommen. Unwohl rutschte ich etwas auf meinem Stuhl herum und sah unter Kais Blick Verena an.
Diese hatte meinen Blick bemerkt und sie sah jetzt ebenfalls zu ihrem Bruder: „Kai, hör auf sie so anzustarren."
Er riss sich von mir los und sagte leise: „Ich fühle nichts."
Verena legte den Kopf leicht schief: „Bist du si..."
„Ich fühle nichts.", fiel er ihr bestimmt ins Wort und sah zurück zu mir, „Da ist nichts."

Die grünen Augen der Frau lagen wieder auf mir und sie stützte ihren Kopf in die Hand: „Mentales Schild?"
Kai zuckte die Schultern, schüttelte aber dann den Kopf: „Das würde mich nicht daran hindern."
Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Mentales Schild? Was fühlte Kai denn nicht?
Verena meinte schließlich zu Kai: „Darum kümmern wir uns später. Lass uns jetzt bitte allein."
Kai nickte, stieß sich vom Tisch ab und verschwand mit einem letzten unergründlichen Blick zu mir nach draußen.

Jetzt wandte Verena ihre volle Aufmerksamkeit mir zu: „Lillith, richtig?"
Ich nickte.
„Was führt dich hierher?"
Ich deutete zum Augsang, wo meine Freunde vor wenigen Minuten verschwunden waren.
„Sie waren verletzt, sie brauchten Hilfe."
Sie neigte bedeutend den Kopf: „Aber das ist nicht alles."
Ich seufzte und nickte. „Ich brauche ebenfalls eure Hilfe. Mit meinen... Fähigkeiten", ich stolperte über das Wort. Für mich waren das keine Fähigkeiten, für mich war das ein Fluch. Waffen, die zum töten gemacht waren.
„Ich habe sie nicht unter Kontrolle", das war untertrieben.
Die Frau vor mir sah mich unverwandt an: „Welche Fähigkeiten hast du denn?"
Das Töten.
Ich hinderte mich daran zusammenzuzucken aber ich ballte unter dem Tisch die Hand zur Faust.
Du kannst Schmerzen bereiten.
Geh weg, geh weg, geh weg!
Ein leises Lachen ertönte, aber dann wurde es still in meinem Kopf.

„Ich... zum einen kann ich Luft bändigen", ich schluckte und dann sagte ich die, die mit als erstes in den Sinn kam, „zum andern kann ich Dinge mit Gedanken kontrollieren."
Sie zog die Augenbrauen hoch: „Inwiefern?"
„Ich kann... den Geist eines anderen kontrollieren und seinen Körper.", meine Antwort war langsam und gepresst. Während ich das sagte, sah ich das Mädchen vor mir, dessen Geist ich mit einem Gedanken zerstört hatte. Vorher aber, hatte sie Höllenqualen erlitten.

Sie schien aus meinem Gesicht zu lesen: „Du magst die Fähigkeit nicht."
Ich schüttelte den Kopf und sah auf meine Hände. Erschrocken erstarre ich.
Ich hatte das Blut nicht abgewaschen.

„Sie war bis jetzt nur etwas, was ich nicht kontrollieren konnte. Sie hat mir nur Probleme bereitet.", redete ich weiter und verbarg meine Hände im Stoff des Kleides. Ich hoffte sie hatten nichts gesehen.
Verena sah mich verstehend an und meinte mit einem beruhigenden Lächeln: „Damit bist du nicht die Erste. Hier wohnen viele, die ihre Magie anfangs nicht beherrschen konnten."
Ich sah auf.
„Und du wirst es auch hinkriegen."

Ich war drauf und dran ungläubig aufzulachen, aber ich schluckte den bitteren Geschmack hinunter. Vielleicht war es ja wirklich möglich. Hier könnte ich neu anfangen. Ich war weit weg von der Schule und alldem. Die Hunter würden den Wall nicht passieren können.

„Warum willst du noch zu uns?"
Ich runzelte die Stirn. Das hatte ich doch eben schon gesagt: „Meine Freunde, sie waren..."
„Verletzt ich weiß. Aber ich spüre da ist noch mehr, als das, was du bereits gesagt hast.."

Ich zögerte einen Moment. Wenn ich zu viel verriet, fanden sie heraus wer ich war. Dann wäre meine letzte Chance auf eine Zuflucht und einen Neuanfang dahin.

„Ich hoffe hier auch auf einen Neuanfang.", gestand ich leise, „Ich habe Menschen wehgetan, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Das soll nie wieder vorkommen. Ihr seid die einzigen, die mir helfen können."
Ich wollte versuchen diese grenzenlose Leere zu überwinden. Wenn ich meine Magie kontrollieren konnte, durfte ich auch wieder Gefühle zulassen.
Hier bestand vielleicht eine Chance zu heilen.

Wenn es nicht schon zu spät war.

Verena lächelte warm: „Ich werde dir die Hilfe nicht verweigern. Du kannst bleiben."
Erleichtert atmete ich aus und versuchte ihr Lächeln zu erwidern. Ob es wirklich glaubwürdig war, konnte ich nicht sagen.
„Aber", sie stand auf und ging um den Tisch herum, um sich auf meiner Seite anzulehnen, „dafür musst du jeden von uns hier respektieren."
Ich nickte: „Natürlich." Sie durfte meine Hände nicht sehen.
„Niemand wird für das kritisiert, was er ist. Hier ist jede Art von Mensch und Magie willkommen. Hier sind alle ebenbürtig und keiner ist wertlos.", sie sah zum Ausgang, „Es gibt einmal in der Woche eine Versammlung, wo wir über organisatorische Sachen reden. Neue werden eingeweiht. Im Moment wird aber viel über die Hunter gesprochen, die immer noch auf Jagd nach mehr von uns sind. Aber das wirst du ja sehen."
Ich nickte wieder als Zeichen, dass ich verstanden hatte.

Verena klatschte in die Hände und stellte sich hin: „Also gut. Sieh mal nach deinen Freunden. Du musst die Brücken geradeaus und dann nach rechts. Nach drei Brücken kommt Sanas Haus. Da müssten sie sein."
Auch ich stand auf: „Danke, dass ich bleiben kann."
„Du gehörst zu uns", Verena zwinkerte mir zu.
Das tat ich nicht, ich war ein Monster.
Aber ich schwieg.

Ich wandte mich zum gehen, da meinte sie noch: „Du hast Blut an deinen Händen."
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
„Und woher ihr die Wunden habt oder warum dein Kleid mit Blut befleckt ist würde ich auch gern wissen."
Ich sah an mir herab. Tatsächlich waren ein paar Spritzer an meinem Saum. Dann hob ich meinen Kopf und sah in Verenas forschende Augen.
„Wir... wurden gefangen. Von Huntern.", am besten ich blieb so nah wie möglich an der Wahrheit. Das war einfacher.
„Meine Freunde wurden gefoltert, um Informationen für weitere Prodigias zu finden. Ich konnte uns mit meinen Fähigkeiten befreien, aber das nur knapp."
Ich schluckte und sah auf meine Blutverkrustete Hand: „Es hat ein paar Kämpfe gegeben und ich musste Devons Blutung stillen."

Mein Vater hatte mich gezwungen Blutmond zu durchleben. Stück für Stück. Ich hatte weitere Elementes umgebracht. Das war das Blut der Frau, deren Körper zu Asche zerfallen war, das an meinen Händen klebte. Mein Atem ging schneller und ich riss mich davon los.

Verena schwieg einen Moment: „Ich glaub dir. Du hattest Fesseln, nicht wahr?"
Die deutete auf den weißen Streifen Haut an meinem Handgelenk. „Und das für länger."
Ich nickte und vermied es meine Handgelenke anzusehen. Der Druck von den Trackles, der Käfig, Castriel und seine Peitschenhiebe. Das alles drückte ich runter und stopfte es zu den restlichen Gedanken, die ich ausblendete.

Verenas Blick wurde weich: „Ich höre auf zu fragen. Geh zu Sana und deinen Freunden."
Ich drehte mich schnell um und verließ das Haus.

Nach ihrer Wegbeschreibung ging ich über die Brücken, mir kam niemand entgegen. Dabei machte ich meine Hände hastig mit meinem Wasser sauber. Dafür griff ich nach so wenig Magie wie möglich.

Schließlich erreichte ich das Haus. Es sah genauso aus wie alle anderen. Es war aus verschlungenen Wurzeln und Rinde gebaut, mit einigen Glasscherben, die sanft hin und her pendelten.
Der einzige Unterschied war, dass es größer war als so manche andere Häuser hier. Wenn auch nicht so groß wie das Herz.

Ich klopfte an der Tür. Es ergab einen dumpfen Laut und als Antwort hörte ich Schritte.

Die Tür wurde aufgerissen und grüne Augen sahen mir entgegen.
„Hey, bist du wegen deinen Freunden hier?", fragte Sana und strich sich eine lockige dunkle Strähne aus dem Gesicht. Sie hatte einen dunkelbraunen Hautton und nahezu schwarzes, wildes Haar. Sie zähmte es mit einem hellgrünen Tuch nach hinten.
Ich nickte und sie trat bei Seite, um mich einzulassen.

Ihr Haus war von oben bis unten gefüllt mit Pflanzen und Kräutern. In Gläsern, Bündeln an der Decke oder verstreut auf dem Tisch. Ihr Duft stieg mir in die Nase, aber es war nicht stechend. Tatsächlich ganz angenehm.

Auf der linken Seite waren fünf Betten aufgereiht. Auf zwei von ihnen lagen nebeneinander meine Freunde, die anderen waren leer.

Alenias blonder Kopf drehte sich zu mir und ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht: „Lillith. Dir geht es gut."
„Natürlich.", ich wusste sie meinte damit, dass ich keine Verletzungen hatte, „Aber was ist mit euch?"
Auch Devon hatte mich gesehen und er setzte sich auf. Diesmal ganz ohne das Gesicht zu verziehen. Dabei rutschte die dünne Decke runter und zeigte seinen Oberkörper. Die Schnitte waren nur noch rosarote Linien.

Verdutzte blinzelte ich, während ich auf ihre Betten zuging.
„Deine Wunden, sie sind weg."
Mein Blick fiel auf Alenias Arme: „Und deine auch."
Bei ihr war gar nichts mehr zu sehen. Die Brandmale waren komplett weg.

Devon grinste und nickte zu Sana, die schweigend in der Nähe der Tür stehen geblieben war.
„Sie hat uns mit ihrer Magie geheilt."

Hi
Korrigiert mich, wenn ihr Fehler seht :)

Vera

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