Ocean Eyes [MERMAID!AU] vk...

By xxFlasher2Nightxx

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"Ich darf doch sehr bitten! Meine Wenigkeit entspringt nicht Eurer blรผhenden Fantasie, sondern einem traditio... More

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By xxFlasher2Nightxx


„M-m-meine Kinder...", flüsterte er gebrochen, realisierte erst jetzt so richtig, was es hieß, in dem vereinsamten Kinderzimmer zu stehen und nicht von den kleinen Wonneproppen mit einem Lachen begrüßt zu werden. Es war still. Entsetzlich still. So still, wie es in keinem Haushalt mit Kindern sein durfte. Schlug sein Herz denn noch? Es gab nichts mehr, wofür es schlagen könnte. Für gewöhnlich öffnete er die Tür und wurde mit dem aufgeweckten Kichern und Lachen seiner zwei Jüngsten begrüßt, die sich an den Bettstäben festhielten und die kurzen Ärmchen hin zu Daddy reckten, damit er sie hochhob und knuddelte. Ihnen Küsschen auf's Bauchi gab und sie zum Lachen brachte. Ezra hatte Miles jeden Morgen wie einen Flieger durch die Luft getragen und lustige Brummgeräusche dazu gemacht, das jauchzende Gelächter hatte ihn mit purer Vaterliebe erfüllt und den Schmerz aus der Vergangenheit entlohnt.

Diese Erinnerungen, diese Zeiten in denen noch alles in perfekter Ordnung lag und die Familie einen glücklichen Alltag bestritt, lagen gar nicht so weit zurück, wenn man bedenkt, dass sich Jungkook bereits nach wenigen Tagen umringt von gleichgesinnten Meerfischen wiedergefunden hatte. Bewusst hatte er dazu nicht beigetragen, nicht viel zumindest, denn seine korallbraunen Augen und die darin liegende Traurigkeit sprachen Bände. Drückten mehr Emotionen aus, als er mit verbalen Silben jemals hätte betonen können und deswegen, weil im Meerreich der Stellenwert Familie an oberster Priorität stand, sagten ihm die freundlichen Meerjungfrauen und Meermänner zu, ihn auf der Suche nach seinen Kinderlein zu helfen. Nicht nur, weil sie um den Verlust des Vaters bangten in einer Welt, die so unbeständig war wie das Wetter selbst, sondern auch aus dem Beweggrund, weil Jungkook der Gefährte des Kindes war, dessen Mutter ihren Reichtum und Wohlstand an diejenigen schenkte, die weniger hatten. Weil er einer der wenigen Guten in diesem Universum war. Weil Jungkook nach Hilfe bat, und nicht mit einer legeren Selbstverständlichkeit daherkam – Tae mochte damals auf dem Thron gesessen und regiert haben, doch diese Epoche gehörte lange schon der Vergangenheit an, und Jungkook dachte gar nicht daran, aus dem früheren Amt seines Gefährten zu profitieren. Tae zog nicht grundlos fort aus den goldenen Gittersprossen des lichten Palastes, ließ sich in der Welt der Menschen nieder und gründete seine eigene idealistische Zukunftsvorstellung. Gründete eine Familie. Ein Leben, das es wert war zu leben.

Ein Leben, gelebt mit Liebe und Sanftmut.

Yoongi und Jungkook hatten sich mit den freundlichen Verbündeten aufgemacht, um den besagten Bekannten ausfindig zu machen, von dem sich der Schwarzhaarige Hilfe versprach. Weil dieser besagte Bekannte der Einzige war, von dem er positiv dachte und der keinen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte. Weil er mir damals Tae zurückgebracht hat und sich gegen die Seinen stellte, um uns eine zweite Chance zu ermöglichen.

Es kostete viele aufmerksame Gespräche, stundenloses Grübeln und irgendwann zeigten sich die Mühen von Erfolg gekrönt: Jungkook und Yoongi fanden den Bekannten in seiner Behausung vor, wie erhofft, und weil die Zeit der Abwesenheit die beiden so lange getrennt hatte, wurde ihnen bis auf weiteres eine Bleibe und Essen angeboten. Dann galt es, sich auszutauschen und Jungkook erzählte dem Freund, wie er den Bekannten lieber bezeichnete, die wundervolle Entwicklung der weltlichen Romanze, zauberte dem Älteren ein erfülltes Lächeln auf die hellen Lippen während er von seinen geliebten Kinderlein schwärmte und sich in huldvollen Lobpreisungen über seinen Gefährten festfuhr. Natürlich, wie könnte sein Freund, Herr Élcalad der damals so tatkräftig zur Wiedervereinigung der Weltenkinder beitrug, tatenlos zusehen, wie der funktionierenden Familie solch grobes Leid angetan wurde? Dass er den beiden Menschen auf ihrem Vorhaben beistehen würde, war selbstverständlich. Und mithilfe des Kontaktfisches gelang es den Freunden, Jungkook in den dunklen grottenartigen Palast zu schleußen, wo er sich eine Unterredung mit dem Herrscher persönlich versprach. Der König der Monster, verrufen und gefürchtet, welcher Ezra damals allerdings das Elixier zur Gestaltwandlung ausgehändigt hatte. So böse konnte Dragstor also nicht wirklich sein, wenn er ihnen einst geholfen hatte. Zumindest war Jungkook überzeugt davon, ein weiteres Mal auf den einsamen Monsterkönig zählen zu können.

„Sag das noch einmal, Fischlurch", giftete Jungkook ungehalten, mitten in einer Debatte mit einem nebenstehenden Berater des dunklen Herrschers, und könnten Blicke töten, wäre der garstig höhnende Adel vor ihm längst nicht mehr zu solch obszönen Scherzen aufgelegt. Jungkook hatte nicht all die wochenlangen Suchen und Vorbereitungen getroffen, um sich jetzt wie ein Idiot vorführen zu lassen von einem Wesen, das eine beschuppte Flosse unterhalb der Taille besaß.

„Mangelt es Euch an Erinnerungsvermögen? Meine Worte lauteten...", grinste er durchtrieben von der feindseligen Dunkelheit, die den Anhängern von Dragstor scheinbar in die Wiege gelegt worden waren. Er trieb seine manipulativen Spielchen mit dem Menschlein, an dem der feindliche Regent einen Narren gefressen hatte. Einen so großen Narren, dass er einem Rassenfeind sämtliche gehüteten meerischen Geheimnisse anvertraute, wie zum Einen den Standort der königlichen Herrschaftssitze und zum anderen, Zauberfrüchte und alte Magieformeln wie die Luftbeere, die es Jungkook ermöglichte, dem listigen Fischmann hasserfüllte Blicke zuzuwerfen.

„...ob es Euer Gemüt mit Maskulinität berieselte, sich mit den Ausgeburten des naiven Korratiusspross zu rühmen, als wäre es eine Ehre, dem missglückten Reichsführer euren Samen eingeleibt zu haben. Tsk. Ihr erhieltet den nutzlosen Spross, da er in dieser Welt keinen Anschluss fand und für sein Amt nicht tragbar war", spottete er ohne Rücksicht auf die wallenden Gemüter des Menschen, die hochschäumten wie brodelndes Wasser. Die Menschen wollten den Ozean erobern und sich etwas Unzähmbares unterwerfen, auf niemanden hörten sie doch es gab etwas, was ihre geistreichen Erfindungen nicht für sie übernehmen konnten: ihnen genug Stärke zu verleihen. Das Meer war wild und unberechenbar, Landwesen besaßen nicht das was Meerwesen besaßen und so würden sie den Ozean niemals erobern können. Er war einfach zu wild und zu stark für die Zweibeiner und ihre Erfindungen. Das Wasser barg zwei Seiten: eine, die sanftmütig war und Leben spendete. Die andere pulsierte von ausreichend Brutalität, um eben jenes Leben binnen weniger Augenblicke zu ertränken. Es lag an jedem einzigen, in dessen Verhalten, welche Seite des Ozeans er zu Gesicht bekam.

Ein Freund des Fischmannes mischte sich ein und setzte einen Kommentar hinzu, der ganz gewiss darauf abzielte, Jungkook's Wut in vollstem Maße zu entfesseln: „Der lichte Rat hätte gut daran getan, sich von der Last des Knaben zu trennen und ihn an eine Lustgrotte zu verkaufen. Wer weiß, womöglich wäre unter der zahllosen Kundschaft ein wohlhabender Gutsbesitzer gewesen, der ihn für...persönlichen Genuss hätte erwerben wollen? Mit seinen ozeanblauen Äuglein stach der Knabe wahrlich aus der Masse hervor"

Jungkook, der an diesem Punkt nur noch rot sah und dem schleimigen Fisch am liebsten das Grinsen aus dem Gesicht gedroschen hätte, brodelte. Niemand, absolut niemand durfte so abstoßend und vulgär über seinen Gefährten reden, herziehen als wäre er nichts weiter als eines der belanglosen Gesprächsthemen, mit denen sich die hochnäsige Gesellschaft die Zeit vertrieb. Tae war kein namenloser Lustknabe, den es galt zu erniedrigen und zu brechen. Er war verdammt nochmal kein Spielzeug – er war der Seelengefährte von Jungkook, hatte mit ihm zusammen eine Familie gegründet und die frevellose Dreistigkeit dieser beschuppten Witzfiguren, setzte er einen Schwur, würde er ihnen schon noch austreiben.

Dragstor, auf seinem Thron oberhalb der Stufen des imposanten gemäuerartigen Saales, verfolgte die angeheitzte Debatte zwischen seinem Handlanger und dem des Menschen mit größtem Amüsement. Wahrlich, durch die vielen Konferenzen und Verhandlungen war es ihm gestattet den Königsspross mit eigenen Augen sehen und studieren zu dürfen, ohne hunderte von Soldaten zwischen ihm und ihn, und deswegen konnte er den Reiz nicht leugnen, den der Träger der ozeanblauen Augen auf sein Umfeld ausübte. Unbewusst. Ja, Dragstor hatte das ein oder andere Mal mitangehört, wie die adeligen Edeldamen seiner Provinzen über die Schönheit des Jungen philosophiert hatten, und, obwohl sie selbst wohl nie die Eine sein würden, darüber geschwärmt, welch herzallerliebste Kinderlein aus diesem elysischen Leib geboren werden könnten.

Sie hatten Recht behalten.

Keine der mit Perlen geschmückten Edeldamen war die Eine, die Besondere, die Auserkorene, die dem sinnlichen Ozeaner im tänzelnden Begattungsritual ihr Zeugnis ablegte und neues Leben kreierte. Keine einzige. Dragstor's scharfsinniger Verstand hatte die ihm gegebenen Puzzlestücke längst zusammengesetzt und kombiniert, als warum niemand geringeres als der Gefährte des einstigen Regenten in seinen Palast fand und sich mit seinen scharfzüngigen Beratern zankte und sich von ihnen köstlich provozieren ließ. Die Skrupellosigkeit in Person, Verfechter von Graus und Angst, gefürchtet noch vom jüngsten Sproß der lichten Meerhälfte. In Dragstor's Herzen beherbergte er die Unnachgiebigkeit seines Vaters, der vor ihm König über die Monster und Schreckgestalten der See war. Obszöne Gestalten, viel zu scheußlich als das Menschen beim bloßen Gedanken an sie ihren Verstand wahren könnten. Sie fraßen Glücksgefühle als Happs und labten sich an dem Fleisch verirrter Surfer, fielen über sinkende Schiffe her als haben sie seit Jahrhunderten nichts mehr zu fressen gehabt. Personifikationen der schlimmsten und dunkelsten Albträume. Sie entsprangen den bösen Illusionen kleinster Kinder, schöpften ihre existenzielle Kraft aus den kummervollen Sorgen. Und da es bis zum Ende der Zivilisation Kinder mit furchterfüllten Träumen gab, würden die Monster niemals vom Antlitz dieser Welt weichen.

Dragstor war die Verherrlichung dieser personifizierten Beklommenheit, der übermächtigen Ängste der kindlichen Fantasien. Die wahrliche Ausgeburt der Hölle. Und eben lachte der Teufel in Person herzhaft über die Narrheit des Zweibeiners, der zwischen seine Reihen trat und sich die Dreistigkeit zueigen machte, im Recht zu sein. Mit Recht zu handeln wenn er glaubte, diese fahrlässige Respektlosigkeit würde keine Konsequenzen nach sich ziehen. Es war nicht übertrieben zu behaupten, dass Jungkook vor Wut kochte. Seine Fäuste ballten sich und seine durchtriebenen dunklen Augen blitzten den vorlauten Adel mit einer Mischung aus Empörung und Mordlust an. Ganz die Werte, mit denen er Dragstor unbewusst auf seine Seite zog, den so gesittet die Menschen agieren konnten, umso leichter konnten sie den Kopf verlieren. Im übertragenen und ernsten Sinne. Ein Schwerthieb war rasch getätigt.

„Sagt, Mensch...", munkelte der erste Fischmann mit seiner grauen Flosse, während er sich über die Lippen leckte. „...fandet Ihr zwischen den Beinchen liegend das, worüber man in unseren Reihen als der Götter' Honignektar spricht?"

„Ah...ha, hm...", keuchte der Ozeaner benebelt von den natürlichen Urinstinkten des Menschseins, hätte er sich ja niemals zugetraut, jemals ein solch tiefgründiges Vertrauensverhältnis zu irgendjemand fassen zu können. Nicht nach dem, was er erlebt und was ihn in ein so tiefes Loch der Verzweiflung gestoßen hatte. Doch er lag hier, hier als Mensch mit zwei Beinen zwischen denen der unbeschreiblich begehrenswerte Liebhaber sein Gesicht vergrub und mit jedem gehauchten Kuss die Extase des Ozeaners höher trieb. Die Romantik wich der erregten Lust, Zärtlichkeit wandelte sich in begierige Ansprüche. Und Tae liebte es. Liebte es, wie ihn die starken Hände hielten und die leidenschaftlichen Küsse seinen Verstand raubten. Neue Dimensionen eröffneten, prasselnder Regen aus Sternschnuppen hinter seinem inneren Auge die Dunkelheit erleuchtete. Ein Kaleidoskop aus Lust, Liebe und Erfüllung. Der gebogene Rücken und die gebrochenen Laute sagten mehr über die Qualität dieser freizügigen Selbstverwirklichung aus, als ich es könnte. Tae lag gebettet auf teuren Satinlaken und duftenden Rosenblättern, über und in sich sein absolut geliebter Gefährte, dessen Mund vollster Wunder steckte und der sich erregt nicht dazu überwinden konnte, von dem Geschmack abzulassen.

„Wir sollten die Zeit auskosten, bis sich diese Familie vergrößert", verführten die ozeanblauen Augen hypnotisierend, Jungkook richtete sich devot auf und verließ keinen einzelnen Moment das Antlitz, welches Gott persönlich nicht ästhetischer hätte formen können. Tae war nicht die gewöhnliche Weise von schön...Tae war ein elysischer Engel mit ozeanblauen Augen. Ein elysischer Engel, der sein Zuhause auf Erden fand. Der sich abermals mit den Reizen nackter Körper vergnügte und sich so tief mit seinem passenden Sternenfragment verband, dass es ihm sein Herz bis in die Seele erwärmte und ihn entzündete. Lichterloh.

Mehr als das, jagte der Gedanke in Windeseile durch seinen benebelten Verstand und obwohl er gefüllt war mit Unmengen an Wut und Zorn, so erleuchtete ein kleiner Funke an Sanftmut zwischen all der blinden Rage. Viel mehr als sexuelle Begierde, du perverser Schwerenöter. „Okay", knurrte Jungkook und bemühte sich ab diesem Punkt, ab diesen vorlauten Anklagen und aufdringlichen privaten Einbüßungen, nicht länger, gesittet und mit kühlem Kopf in diese Debatte einzutreten. Dieser Witz von Fischmann erlaubte es sich, über seinen Gefährten zu sprechen als habe er ein Recht auf diese obszönen Worte und anrüchigen Unterstellungen. Und wie ihr wisst, hört bei dem Thema Familie für Jungkook der Spaß auf. So auch jetzt – wie von Dragstor nicht anders erwartet wich das Verhandlungstalent einem reißenden Sturm aus Zorn, Beschützerinstinkt und dem Drang, dem schurkischen Berater die Zähne aus dem Mund zu schlagen. „Das reicht, du perverses Arschloch. Komm her und ich polier dir deine vorlaut-"

„So sehr ich Eure kümmerlichen Kampfkünste auch sehen würde...", lachte der todesmutige Wicht, unbewusst das letzte bisschen Beherrschung aus Jungkook's Verstand entziehend. Wie sollte es ihn auch kümmern, einem schmächlichen Zweibeiner zu nahe getreten zu sein? Er konnte hier unten, so fern und abgeschottet von seinesgleichen, ja schlecht Unruhe stiften und ungeschoren damit davonkommen. Also lachte er den aufgebrachten Vater und Liebhaber schadenfroh aus. „...habe ich meine kostbare Zeit wertvolleren Tagespunkten zu entsinne-"

„Ach, ist das so? Meinen Gefährten als Erotikvorstellungen bloßzustellen, ist also keine große Sache? Na schön, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!"

Dragstor stieß nur einen Herzschlag später ein kehliges Lachen aus. Er war ganz und gar nicht gewillt einzuschreiten und hielt seine Wachen davon ab, gleiches zu tun, viel zu sehr unterhielt ihn der zweibeinige Störenfried. Er wollte sehen, mit eigenen Augen, wie leicht man des Menschens Gemüt provozieren und aus der Kontrolle bringen vermochte. Jungkook, dessen Faust zitterte und seine Lippen ein kaltes Lächeln zierte, zischte über den in Schockstarre gefallenen Adel, dessen Nase krumm und blutig in seinem Gesicht prangte. „Sieh diese kleine Darbietung meiner jämmerlichen Kampfkünste als Ausgleich für deine verlorene Zeit, Fisch. Wag es nochmal, nur noch ein einziges Mal, und ich mach Gebrauch von deinem mickrigen Dol-"

„Genug", hob der König dann doch die Hand, er hatte genug gesehen und sich seine Gedanken machen können, und tatsächlich berief sich Ezra auf den wahren Grund seiner Präsenz. Der Adel diente nur einem niveaulosen Ablenkungsversuch, der nichts mit seinem Anliegen gemein hatte. Er gewann demnach rasch Abstand zu dem manipulativen Fisch, der ihn wütend anfauchte und sich das Blut wegwischte, und schwamm in Richtung des imposanten Throns. Zwei Armzüge, drei, vier...tja, ohne Flosse war diese Reise wahrlich kein Zuckerschlecken und wäre er irgendwann endlich wieder Zuhause, würde er für drei Tage durchschlafen.

„Ich hatte mich darauf gefreut, Euch nicht mehr wieder sehen zu müssen", grummelte er. Dragstor's Mund verzog sich zu einem hämischen Flunkern: „Und dennoch fandet Ihr den Weg in meinen Palast, Mensch". Jungkook wollte ansetzen zu erwidern, wie ungern er hier in dieser Grotte herumdümpelte und wertvolle Zeit mit sinnlosen Plaudereien vergeudete, doch Dragstor's respekteinflößendes Glimmen stimmte ihn um. Er starrte aus geweiteten Augen das schlangenartige Erscheinungsbild an, das sich seinem Einfluss bewusst räkelte und dabei die dunkle Aura um ihn herum stärkte. Unerwartet keuchte der Mensch und schlug mit seinen Armen aus, um ein paar Meter zurückzuweichen damit er von der mit Stacheln besetzten Flosse nicht verletzt wurde, als sich der vor Kraft und Macht strotzende Körper in gleichmäßigen, schlangenartigen Bewegungen durch das Wasser kräuselte, sich näherte und je weniger Distanz zwischen den beiden Lebewesen lag, desto ruhiger wurde Jungkook. Seltsamerweise verstrich der anfängliche Schock und er erlangte das Gefühl seiner Gliedmaßen zurück, gerade rechtzeitig, um den Kopf zu heben. Diese Begegnung war nicht die erschreckendste, die er in seinem Lebenslauf zu verzeichnen wusste.

„Sicher nicht freiwillig", erklärte er sein Anliegen mit monotoner Mimik.

Der einschüchternde Soldat, der sich über die regungslose Silhouette des verrufenen Menschleins spöttisch ausließ, fletschte die Zähne und genoss die Wirkung, die er auf sein Gegenüber verübte. Es sagte ihm zu, seinen Ruf noch intensiver zu verbreiten und seine Muskeln spannten sich an, während er seine Klauen ausfuhr und die hellen Strahlen der Nachtkristalle einen noch schärferen Kontrast zu seiner schwarzen Rüstung bildeten. Dafür lebte er. Für den Schreck und die Angst, die seine Anwesenheit hervorrief. Was er sich von den Schlachten und Kämpfen erhoffte war glasklar ein blutiges Gemetzel, Graus und unaussprechlichen Horror. Sollten diese Gelüste in der Menschenwelt gestillt werden, würde der Fremde es sehr begrüßen. Ihn auf Blut warten zu lassen stellte sich mehr als nur ein Dutzend Mal als eine falsche Entscheidung heraus.

„Wenn Euer stumpfsinniger Verstand Euch nicht alsbald zu einer demütigen Anredeformel bekennt und Ihr mir meinen zustehenden Respekt auch nur eine weitere Sekunde verweigert, werde ich Euer wahrlich schlimmster Albtraum. Nur zu, fordert mich heraus und weckt die blutigen Rachegelüste, die ich nach Euch an einem noch viel abstoßenderem Häufchen Elend zu verüben wünsche. Die Nacht ist jung", grinste der durchtriebene Herrscher und leckte sich die Reißzähne, an denen nun auch Ezra's aufgeschreckte Augen hafteten – wie damals. Bedrohlich und furchteinflößend wurden sie ihm präsentiert, viel Spielraum für die Gräueltaten zu denen sie imstande waren, blieb dabei nicht. Schluckend und mit vor Trockenheit geplagtem Hals räusperte er sich einige Male, bevor er sich mit gestrafften Schultern dem König der Monster stellte und ihm trotzdem nur zur Brust reichte. Wie damals. Und wie damals besann er sich darauf, dass das erste Bild oftmals täuschen konnte. Beurteile ein Buch nie nach dem Deckel, sagte er sich und glaubte. Denn Dragstor, so abtrünnig schrecklich er aussehen mochte, ließ damals Gnade walten und schenkte ihm das Elixier zur Gestaltwandlung. Eine gute Tat. Dragstor war also nicht durch und durch verkommen. Der Kerl mit Haiflosse wollte ihn bedrohen und zu einer winselnden Puppe degradieren? Nun, unglücklicherweise lag es nicht in der Natur des Menschen, sein Haupt vor irgendjemanden zu neigen. Und Jungkook war passenderweise mit einem unsagbar sturen Dickkopf beschenkt, der sich gegen den Willen des fremdenartigen Geschöpfes zu behaupten versuchte. Er würde sich nicht unterkriegen lassen. Nicht mehr. Seine Missgunst zur Risikobereitschaft kostete ihn einst seinen Gefährten, und nun belief sich der Preis auf seine Unachtsamkeit auf die vier geliebten Kinder. Jungkook zog seine Lektion daraus und schwor sich, nicht mehr den Kopf zu senken. Nein. Man würde ihm zuhören und er würde den Respekt erhalten, den er anderen entgegenbrachte.

„Ich weiß nicht warum Ihr nach all den Jahren glaubt, Tae oder ich wollten einen Platz in der meerischen Hierarchie einfordern. Seid sicher, Dragstor, nichts liegt mir ferner als mich in die Reihen der Kreaturen zu begeben, die meinen Gefährten in den Tod quälten", schnaubte er verachtenswert. „Einer von den Euren hat unsere Kinde-"

„Ach", höhnte er prompt und stieß ein kehliges Brummen aus. „Mein Handlanger sprach die Wahrheit? Euer Samen nistete sich in den Korratiusspross und zeugte Abkömmlinge Eurer Blutlinien? Wie ungemein herzallerliebst...hat der Knabe sein Glück also in den Reihen des Rassenfeindes gefunden", gurrte er falsch und schmunzelte heimtückisch, weil er genau witterte, wie verzweifelt Jungkook sein musste, um Dragstor abermals aufzusuchen und um Hilfe zu bitten. „Sagt, Mensch, wenn die Götter den Korratiusspross so großzügig mit Nachkommen segneten, weshalb weilt Ihr hier in meinem Palast, anstatt dort oben bei Euresgleichen?"

Das ist kein Spiel.

„Weil einer der Euren unsere Kinder entführt hat!", schrie Jungkook aufgebracht und fühlte, wie sich seine Muskeln anspannten um potentielle Handgreiflichkeiten zu erwidern. Jetzt sah Dragstor, auf was sowohl er als auch sein ergebener Handlanger abgezielt hatten: einen in Rage verlorenen Menschenwicht. „Euer verlogenes Grinsen könnt Ihr Euch getrost sparen! Sobald ich rausfinde, wer für unseren Verlust verantwortlich ist, habt Ihr richtig Ärger an der Backe! Ich weiß gar nicht, wie ich Euch klarmachen soll, wie absolut widerlich es ist, unschuldige Kinder zu entführen! Verdammt nochmal, es sind Kinder! Unsere Kinder! Sie haben mit meiner und Tae's Vorgeschichte nichts zu schaffen! Ihr seid ein verzogenes Monster wenn Ihr glau-"

„Unschuldig? Dass ich nicht lache!", keifte Dragstor schnaubend und war kurz davor, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Der Junge mit den ozeanblauen Augen, der Jungkook in die Geheimnisse der See einweihte, kannte die Geschichten, die man sich über diesen Mann erzählte und nur wenige – eingeschlossen er – wussten, dass jede einzelne davon der Wahrheit entsprach. Der grausigen, nicht zu leugnenden Wahrheit. Dragstor war keine Mythe, die aus Horrorerzählungen gesponnen worden war. Er war brutale Realität und eine Gefahr für jeden, der seine Meinungen und Ansichten nicht teilte. Nicht das erste Mal ereignete es sich, dass der Dunkle die Grenze der verbalen Konversation überschritt und Tae war selbst einige Male Zeuge gewesen, als er einem seiner eigenen Untergebenen das Messer an die Kehle hielt. Aus Jux und Laune heraus. Eine Kreuzung aus Michael Meyer und dem Sensenmann, wie Ezra darüber urteilte.

„Die Menschen beuten unsere Welt zu Ihrem eigenen Nutzen aus! Sie verschandeln unsere sauberen Gewässer mit ihrem Müll, um nicht selbst darin ertrinken zu müssen! Diese Ungeheuer rauben uns nicht nur unseren Lebensraum, sondern fangen uns auch noch und stellen uns in ihren Wasserbecken zur Schau! Sie demütigen und verhöhnen uns weil sie denken, sie wären in diesem Kampf die Stärkeren!", donnerte seine Stimme und sein gesamter Körper bebte vor aufgestautem Hass, der ihm nun mehr als deutlich in's Gesicht geschrieben stand. Wie gern würde er das Schwert an seiner Rechten zücken und dem uneinsichtigen Störenfried damit zeigen, was es hieß sich seinem Wort zu widersetzen. „Sie versuchen Gewalt über etwas zu erlangen, was niemals ihnen gehören wird und kann. Sie sind getrieben von ihrer widerlichen Selbstliebe, primitivem Gedankenmuster, Egoismus und handeln ohne Rücksicht auf Verluste. Menschenspross, ich frage Euch also: wer sind in diesem Kampf die wahren Monster?"

Diese Frage ließ den Schwarzhaarigen entgegen seiner bereits parat liegenden Antwort leicht stocken. Selbstverständlich wusste er bestens, dass nicht alle Menschen so waren wie Dragstor sie eben schilderte, doch ganz Unrecht hatte er nicht mit seinen Anklagen. Seines und Tae's Reich litten schon sehr lange an den Folgen der giftigen Chemikalien im Wasser, an der unbeschreiblich gewaltigen Menge Müll und der Eindringung in ihrer Lebensräume. Dragstor schien zu merken, dass Jungkook keine entkräftenden Argumente benennen konnte und so lächelte er den jungen Vater viel zu mitleidig an, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen: „Eure Rasse verschandelt meine Welt. Wieso also sollte ich Euch helfen, wo ich vor 8 Mondbahnen bereits weit mehr Nachsicht walten ließ als es nötig gewesen wäre? Hm? Suchte Euch je die berechtigte Frage heim, ob die Kinder die Rechenschaft zu zollen haben, die Ihr dem Ozean schuldig seid?"

„Nein", hauchte Jungkook erschüttert und ihm war, als habe man soeben sein Herz mit einem langen Messer zersäbelt. „W-wieso sollte eine Familie dafür zerbrechen?". Wieso meine Familie?

Dragstor säuselte taktisch: „Hier ist es eine handvoll verkommener Sprösslinge, dort ein kompletter Lebensraum...die Menschen sind uns mehr schuldig, als ein paar plärrende Gören. Und meine Schuld gegenüber dem Korratiusspross wurde für die Spanne seines Lebens beglichen"

„Hört auf", wimmerte er schlagartig entmutigt und er versuchte seine zitternden Hände zu verbergen, indem er sie rasch hinter seinem Rücken drappierte. „Hört auf, mir das Wort im Mund umzudrehen und mich zu manipulieren. Ihr...ihr könnt nicht gut reden, dass meine Kinder in diese Angelegenheit involviert werden. Sie sind doch noch so klein, bitte...", wackelte das Selbstbewusstsein gehörig. Das also war es, womit Dragstor es zu tun hatte: mit einem Vater, der seine Kinder mehr liebte als sein eigenes lächerliches Leben, wenn er den Frevel besaß, vor den König der Monster zu treten und zu denken, er würde auf dessen Hilfsbereitschaft zählen können. „...ich möchte nur meine Kinder wieder haben"

„Herr Antrakas sprach Euren zeugungsfähigen Samen an...", meinte der König getrost unbeeindruckt von den schimmernden Tränen und erhob sich vom Thron, gewandt sich wichtigeren Dingen zuzuwenden als einem todesnaiven Menschenvater. „...was also hält Euch davon ab, dem Korratiusspross schlichtweg neue Begattungsrituale zugute zu tun? So jämmerlich als Thronfolger, umso talentierter im Vollziehen der gelübtigen Pflicht eines Liebhabers...tsk". Damit war für den König diese Angelegenheit ausdiskutiert und zuende. Nicht aber für den Schwarzhaarigen. Jungkook klappte erschüttert der Mund auf, weil er nicht fassen konnte, wie ungemein kalt und herzlos dieses Geschöpf ihn abwies und sich nicht einmal dafür interessierte, was er der Familie damit antat. In diesen Momenten, in denen Jungkook's taube Blutpumpe wie abgestorben erschien, wusste er nicht, was er tun sollte. Er fühlte sich nutzlos und wie ein Versager. Er hatte versprochen Tae ein guter Partner und ein fürsorglicher Vater ihrer Kinder zu sein...und er hatte versagt. Er hatte sein Versprechen gebrochen und zugelassen, dass man ihnen das Kostbarste im Leben stahl. Dass man Tae noch viel mehr Kummer und Schmerz zufügte, als er es im goldenen Palast hatte ertragen müssen. Jungkook hatte zugelassen, dass er der Schuldträger dieser Blässe war, dieser Tränen die er schwor niemals auszulösen. Jungkook...Jungkook hatte Tae fürchterlich enttäuscht und diesen Fehler konnte er nicht mehr und niemals wieder gut machen.

„D-das kann nicht Euer Ernst sein", hauchte er entsetzt und krampfte seine Hände ineinander, bis er sich sicher war, sich mit den Fingernägeln aufzukratzen. „Kinder kann man doch nicht durch neue ersetzen! Wie abgefuckt seit ihr Fischleute eigentlich? Tae ist kein wandelnder Brutkasten!"

„Euren Erzählungen nach zu urteilen...nein", grinste Dragstor belustigt und schnaubte. Wahrlich, er hatte Besseres zu tun als den Seelentröster für diesen Wicht zu spielen. „Kein König, keine pflichtbewusste Mutterfigur. Verschwendet nicht länger meine Zeit, solltet Ihr keine handfesten Beweise gegen die meinen in der Hand haben"

Langsam beugte er sich zu dem Bettfuß und hob die dünne Schuppe hoch, die filigranen Kerbungen deuteten daraufhin, dass sie natürlichen Ursprungs und keinesfalls von Menschenhand oder einer programmierten Maschine hergestellt worden waren. Dafür wirkte sie zu zerbrechlich. Jungkook betrachtete sie eingehend und je länger Yoongi ihm dabei zusah, desto düsterer verdunkelte sich Jungkook's Mimik.

„D-die hab ich! Wartet, bitte!", stieß Jungkool euphorisch aus und während er sich zitternd an seinen Kleidungsstücken und den Taschen zu schaffen machte, trommelte ihm der Herzschlag so rasant in der Brust, dass Dragstor die minimalen Geräusche dank seines ausgeprägten Gehörs mit Leichtigkeit vernahm. Aus seiner Tasche holte Jungkook den Nachweis, dass die Kinderzimmer nicht immer leer standen. Dass jemand eingedrungen und die darin lebenden Kinder unberechtigterweise entführt hatte. Die Schuppe, die er damals so vorsichtig eingesteckt hatte, schimmerte im fahlen Lichtschein der Kristalle, und Ezra verhärtete seine Miene synchron mit der des dunklen Königs, der die Schuppe selbst in diesem Abstand identifizieren vermochte.

„Gedenkt Ihr noch immer, mein Wort als Zeitverschwendung anzuschimpfen?", klang die Stimme monoton und bereit für weitere Maßnahmen. Denn die würden nun ergriffen werden müssen – die schwarze Schuppe, durchzogen mit grünen Fragmenten, gehörte zweifelsfrei einem Fischwesen der dunklen Ozeanhälfte an. „Ich rate Euch, die Loyalität der Euren in gesundem Maß zu hinterfragen. Das Friedensbündnis, über das Ihr mich so nett aufgeklärt habt, scheint hinter Eurem Rücken eigene Prinzipien und Ziele zu verfolgen"

„Guiseppe?"

Der Alte blickt hoch von der Zeitung und zog an seiner Pfeife, beobachtete die tänzelnden Ringelchen in der Luft und wartete geduldig, bis weitere Wörter über Jungkook's blasse Lippen drangen. Wenn er freiwillig das Gespräch ersuchte, würde er statt neugierigen Fragen ein offenes Ohr antreffen. Der Schwarzhaarige holte tief Luft, bevor er leise und mit dünner Stimme fragte: „D-denken Sie, dass es möglich ist, dass das Schicksal einen Fehler gemacht hat?"

Diese Frage überraschte den schnauzbärtigen Seekautz, da er mit der Nasenspitze wackelte und – Jungkook wandte mit brennenden Augen den Blick sofort ab. Diese Angewohnheit, süßes Nasenwackeln, hatte er einige Male bei Tae beobachtet, der es wohl aus dem Unterbewusstsein heraus tat und nicht abstellen konnte. Es war süß.

„Kommt drauf an, was das Schicksal hätte richtig machen sollen"

Dragstor, der mit der festen Absicht in die malträtierte Psyche des Menschen eindrang um seinem Feind unter Blut und jammervollen Klagelauten das Leben zu nehmen, zögerte. Diese...offene Bereitschaft ihm die Schwächen des Friedensbündnisses aufzuweisen, ihm zu zeigen wie unperfekt die Vorstellung einer funktionierenden Allianz tatsächlich war, , dieser schier fest entschlossene Todeswunsch - darauf hatte er sich nicht eingestimmt. Es war ihm neu. Tränen und Bitten das Leben zu verschonen, Tränen und Bitten um die Kinder wohlbehalten zu finden, ja. Aber kein leichenblasser und kränklich ausgemergelter Menschenvater. Und mit dieser Erkenntnis zog Dragstor die gezückte Waffe zurück, steckte sie in das Halfter an seiner Hüfte und suchte Abstand. Sein Verstand konnte nicht mit dem umgehen, mit dem die Realität ihn konfrontierte. Der Mensch, der sämtliche Staatsgeheimnisse kannte, dessen abtrünnige Rasse er sein gesamtes Dasein über eigenhändig ausmerzen wollte, bot sich ihm schutzlos auf einem Goldtablett an. Keine Wachen erhoben die Klingen zu seinem Schutz, niemand stellte sich Dragstor in den Weg. Er war der Gefährte des einstigen Reichsoberhauptes und kam mit einer Bitte zu ihm.

Da stimmte doch etwas nicht.

Und weil Dragstor unter seinem bösartigen Wesen einen kleinen Funken Ehre besaß, versuchte er zumindest zu erfahren, weshalb der scharfzüngige und unnachsichtige Menschenspross nun mit hervorstehenden Wangenknochen und nicht vorhandenem Selbsterhaltungstrieb vor ihm trieb, mit verzweifelten Augen und bereit, sich selbst als Preis für die Hilfe anzubieten. Die Skrupellosigkeit in Person, Verfechter von Graus und Angst, gefürchtet noch vom jüngsten Spross der lichten Meerhälfte schien so etwas wie das menschliche Mitgefühl zu hegen, welches er strikt mit seiner Unbarmherzigkeit überspielte. In Dragstor's Herzen beherbergte er die Unnachgiebigkeit seines Vaters Melostan, der vor ihm König über die Monster und Schreckgestalten der See war. Obszöne Gestalten, viel zu scheußlich als das Menschen beim bloßen Gedanken an sie ihren Verstand wahren könnten. Dragstor war die Verherrlichung personifizierter Beklommenheit, übermächtiger Ängste. Die wahrliche Ausgeburt der Hölle. Und eben die umrundete mit schräg geneigtem Kopf den Menschenwicht, der Beantwortung seiner aufkeimenden Fragen auf der Spur.

„Ihr...überrascht mich", gestand er sich die offenkundig verwirrten Gesichtsmimiken ein und wusste nicht recht, wie er fortfahren sollte. Wie geplant nicht auf den Handel einzugehen und sich nicht um die Not der Familie kümmern? Doch wo bliebe da der Spaß, der Nervenkitzel, der kribbelnde Reiz wenn er so ein leichtes Spiel hatte? Keine Gegenwehr, keinerlei Herausforderung? Die Opfer seiner Grausamkeit bangten für gewöhnlich um ihr armseliges Leben und boten ihr gesamtes Hab und Gut im Austausch für einen Akt der Gnade an. Nicht aber Jungkook. Nein. Ezra atmete schwer und schien ein Stückchen weiter zu erschlaffen, als seine Hoffnung einmal mehr bröckelte.

„Gleiches könnte ich Euch als Antwort geben", murmelte er entkräftet durch die unzähligen schlaflosen Nächte, in denen er sich Pläne über Pläne ausgedacht hatte, wie er seine Kinder wiederfinden könnte in dieser grausamen Welt. Durch die Albträume, die ihn heimsuchten wann immer er ein wenig Ruhe fand, erhielt er groteske Bilder seines Gefährten impliziert, wie er sich in den Schlaf weinte und entsetzlich unter der Trennung zu seinem Sternenfragment litt. Es ängstigte Jungkook.

Als habe ihn ein Dejavu ereilt, wisperte er exakt dieselben Silben, die Dragstor einst von Tae vernommen hatte: „Ihr werdet Eurem barbarischen Ruf nicht gerecht. Dabei galt Euch meine vollste Überzeugung, ein Mann der Taten anstatt einer der Worte zu sein"

Schweigen. Dragstor wägte die ihm gegebenen Maßnahmen ab. „Euer menschlicher Sinn für heimtückische Abkommen könnte mir zunutze sein", überlegte der Herrscher laut und beäugte das Weltenkind argwöhnisch, innerlich zutiefst zum Narren gehalten, wenn ihm ein Mensch aufsagte, dass der von ihm eigens gegründete Friedensbund persönliche Ziele verfolgte und den König der Albträume hinterging. Jungkook, der sich auf die Hilfe des dunklen Königs verlassen musste um den Maulwurf zu finden, um seine Kinder zu finden, nickte eifrig und beeilte sich nachzusetzen: „Euer Rachedurst soll gestillt und Blut vergossen werden. Ich gebe Euch alle nötigen Informationen, die auf den Verräter hinweisen. Doch dieses Entgegenkommen knüpft an eine Bedingung. Sichert mir Eure bedingungslose Unterstützung und die entsprechenden Mittel zu, um das Leben meiner Kinder zu retten"

„Retten?", empörte sich der König der Monster und riss seine schwarzen Augen auf, so als könne er nicht begreifen, was da von ihm verlangt wurde. „Ich gewährte dem Korratiusspross das Elixier der Gestaltwandlung lediglich aus dem Grund, mich aus meiner Schuld ihm gegenüber zu entbinden! Nicht um Jahre später auf seine Abkömmlinge Acht zu geben! Sehe ich etwa aus wie eine Zofe?!", tobte er und fand sich Angesicht zu Angesicht mit einer Entscheidung wieder, die seine Wut zum Schäumen brachte. Wurde er etwa von einem kümmerlichen Menschlein für so naiv gehalten?

„Lebt Euren Blutdurst an mir aus, aber...Dragstor, bitte, ich flehe Euch an...", verschwand Ezra's Verhandlungsgeschick unter der Maske seines gebrochenen Selbst, der erdrückenden Sorge eines Vaters und so bat er mit korallbraunen Augen, die vor Kummer nur so funkelten: „...krümmt den Kindern kein Haar, bitte...es würde meinem Gefährten das Herz brechen, wenn unseren Engelchen etwas zustößt"

Dragstor schnaubte verächtlich.

„Euren herzzerreißenden Vaterinstinkt in Ehren, Mensch, aber mein Sinn steht nicht nach Sentimentalität, das solltet Ihr bestens wissen. Mich dürstet es nach wie vor nach Blut und Rache und die erstrebe ich, zu erhalten", eröffnete der Dunkle und bleckte mit gierigem Blick die scharfen Zähne: „Nun, unser Handel gilt als bekräftigt durch mein Wort. Ich sichere Euch meine Unterstützung bei der Suche nach dem verlorenen Nachwuchs zu, und anschließend erfahre ich den Namen meines Opfers, an dem ich eine wundervolle Technik zu testen wünsche...eine blutige Technik. Nie wieder werde ich meine Nachsichtigkeit für potentielle Allianzen ausspielen"

Jungkook stabilisierte seinen Herzschlag, es berauschte seine Sinne diesen Handel mit Erfolg gekrönt verzeichnen zu können, bevor er seine letzten Kräfte sammelte und dem Dunklen zügig nachschwamm – was sich ohne Flosse als erheblich komplizierter herausstellte, als angenommen. Zumal er bereits seit geschlagenen Monaten hier dümpelte und nur langsam mehr Muskeln und Ausdauer aufbaute. Er keuchte: „Ich erzählte Euch eben meine schwerwiegende Schwäche. Seid Ihr...seid Ihr nicht gewillt, diese Informationen zu Euren Gunsten auszuspielen?"

Ein Schnauben folgte der Frage.

„Für welchen Zweck?", entgegnete der König und grollte. „Eure Aspekte triefen nur so vor Wahrheit, die nicht einmal ich zu verleugnen weiß. Das Kind begegnete mir mit dem gebührenden Respekt und kämpfte für die Werte, die seine Überzeugung erfuhren. Mein Vater mag in mir eine atmende Kampfbestie gesehen haben, doch meine selige Mutter brachte mir jene Werte entgegen, die dem Korratiusspross zugrunde liegen"

„Tae ist eine wundervolle Mutterfigur. Er liebt die Kinder mehr als mich, wie ich hin und wieder denke", bemerkte Jungkook mit einem warmen Schmunzeln und versicherte sich erneut, dass er den Fischmann nicht aus den Augen verlor. Schwach, aber er tat es. Die Zeit drängte und entglitt ihnen wie Wassertropfen dem weinenden Himmel. Eile war geboten. Er wollte die Ankunft des letzten Engelchens nicht verpassen. Dragstor knurrte nur: „Die Lust auf einen vor Liebeskummer zerfließenden Jüngling hält sich ebenfalls in Grenzen – ich will um jeden Preis vermeiden, dass der Korratiusspross eines Tages ebenfalls in meinen Mauern auftaucht und mich mit seinem Herzschmerz von wichtigeren Dingen ablenkt. Zudem riskiere ich nicht den Zorn der Götter, weil wir gegen eines ihrer uralten Gebote verstoßen"

Und mit dem folgenden Zitat des Schwarzhaarigen war sich Ezra sicher, dass er zumindest in diesem Punkt einen Gleichgesinnten an seiner Seite wusste, der dieselben Absichten verfolgte wie er selbst. Beruhigt und doch zitternd vor Nervosität drückte er sich energischer durch die See, hinter Dragstor her. Es entlastete ihn immens, jemandem von der Vergangenheit erzählt zu haben und nicht auf taube Ohren zu treffen. Vielleicht kamen sie nicht zu spät und vielleicht, nur vielleicht, würde sich in naher Zukunft über ein langfristiges Friedensbündnis sprechen lassen zwischen Mensch-und Meerwelt. Denn der König der Monster schien ein klein wenig einsichtiger zu sein, als sein seliger Vater.

Zwei Hälften einer Seele, die sich gleich der Herkunft finden und zu einer Einheit verschmelzen, gelten als vom Meerreich selbst beschlossenem Gesetz ausgenommen. Die kosmischen Bindungen entspringen dem Werk der Götter, perfekt vorhergesehene Umstände führen zur Reinkarnation der einst verflossenen Liebschaft zwischen den Herzen. Gefährten, deren Opferbereitschaft über das eigene Leben hinausgeht, beschreiten den tragischen Weg ihrer spirituellen Reise Seite an Seite. Ihre Seelen seufzen in jauchzender Wiederfindung, die Grenzen ihrer Abstammung verschwinden und reich beschenkt werden die, die das Werk der Götter mit Ehre achten und den sorgsam ausgewählten Kindern Geleit und Respekt erbringen. Die Macht des Universums gespalten in zwei Teile, dazu bestimmt sich zu finden und das zusammenzufügen, was einst zerbrach.

Denn sie sind die irdischen Verkörperungen von Sonne und Mond, Meer und Land. Ohne ihr Gegenstück verblassen sie selbst, entschwinden aus der Welt und kehren zurück zu den Sternen, von denen sie einst kamen.

„Wo sollen wir anfangen?", fragte Jungkook erpicht darauf, nicht unnötig Zeit zu verlieren. Keuchend strampelte er dem Monsterkönig nach, dessen schlangenartige Bewegungen elegant und doch grotesk leise ausfielen. Dragstor verlangsamte den Flossenschlag nicht, er war nicht dafür zu verantworten wie spärlich jämmerlich der Mensch in Sachen Durchhaltevermögen bestückt war, und schnaubte: „Wir? Es gibt kein Wir, törichter Narr. Haltet Euch bedeckt und lasst mich von der Macht meines Amtes Gebrauch machen. Die Menschenkeimlinge werden rasch gefunden sein und damit verschwindet Ihr besser für immer aus meinen Augen"

„Wartet. Dragstor!", hielt Jungkook ihn am Saum seines Umhangs gepackt auf und schnaufte völlig außer Atem, ein paar Flossenschläge wurde er in der Wucht des Älteren mitgeschleift. Seine Muskeln taten weh von der pausenlosen Schwimmerei und er achtete in erster Linie nicht darauf, dass er mit flimmerndem Blickfeld zu Boden sank und sich auf zittrigen Gliedmaßen zwang, aufrecht zu halten. So gut es noch ging. Seine Kehle brannte und ihm trieben die schwarzen Haarsträhnen in die Stirn, wie ein weicher Mantel schirmten sie die kahlen Gemäuer und zwielichtigen Wandgemälde ab. Dragstor knurrte ihn an und entriss ihm grob seinen eleganten schwarzen Saum, wohin der Schwung so plötzlich kam, dass sich der Mensch anstrengen musste, um nicht der Länge nach Bekanntschaft mit dem ungleichmäßigen Steinboden zu machen.

„Nehmt Eure schäbigen und dreckigen Griffel hinfort!", fauchte er angriffslustig und erhielt kein unterwürfiges Bitten nach Gnade zur Antwort, sondern etwas, was sogar seine versteinerten Gesichtsmuskeln in ein verwirrtes Stirnrunzeln weichen ließ.

„Danke", war alles, was Jungkook mit heiserer Stimme von sich gab.

„Spart Euch diese lächerlichen Höflichkeitsfloskeln. Noch sind die Gören nich-"

„Trotzdem. Ihr sollt wissen, dass ich Euch dankbar bin", beharrte Jungkook und kämpfte sich trotz schmerzender Muskeln wieder hoch, schlug sanft mit Armen und Beinen um dem König auf Augenhöhe entgegen schmunzeln zu können, zuversichtlich und erschöpft von den Strapazen: „Ich glaube, unter Eurer Schale liegt ein weicher Kern"

„Ach?", brodelte Dragstor ungehalten, er hatte die menschlichen Faxen dicke, und präsentierte Jungkook seine ausgefahrenen spitzen Krallen, die nur Millimeter von seinem Gesicht gereckt ausharrten, warteten. Er bleckte die albtraumhaften Zähne, entlockte dem Menschen ein unsicheres: „N-nein, sorry mein Fehler...hinter dieser Fratze liegt versteckt ein gnadenloses Monster", und setzte dem ein schauerhaftes Knurren nach. „Kluge Antwort, törichter Narr", fauchte der Herrscher und funkelte ihn bedrohlich an, bevor er sich mit einem raschen Flossenschlag abwandte und blitzschnell in den Tiefen der labyrinthartigen Gänge seines dunklen Palastes verschwand. Jungkook blieb zurück, mit klopfendem Herzen, und vermochte nicht zu benennen, welches Gefühl in seinem Inneren die Oberhand errang.

Aber dann wurde es ihm klar, sobald er leise zu weinen begann.

„Du hast gewusst, d-dass ich alles verliere, nicht wahr?", schniefte Tae gepeinigt und war überrascht, dass sich zu seiner Enttäuschung tatsächlich so etwas wie Wut mischte. Tae war noch nie wütend gewesen. Es war ein befremdliches Gefühl, gleichzeitig Trauer und Ärger zu verspüren wie siedend heiß kochendes Öl. „Wie konntest du mir dies nur vorenthalten? Jungkook...Jungkook, hier geht es nicht um dich oder mich, sondern um unsere Kinder!", warf Tae ihm gebrochenen Herzens vor, voller Unglaube und maßloser Erschütterung und blitzte ihn an. Er konnte sich nicht entscheiden zwischen der Rage über die Geheimnisse, die ihm vorenthalten worden waren, oder der Sorge um seine vier Engelchen. Er raufte sich die Haare und dann, nach einem glimpflichen Blick auf die rauschende Brandung, schien sein Mutterinstinkt für ihn diese Entscheidung zu treffen.

„Die Kinder, die in meinem Leib gezeugt und herangewachsen sind, die ich geboren und gehütet habe, befinden sich irgendwo dort unten in dieser gottlosen Welt! In einer Welt, in der sie nicht hingehören!", schrie er aufgebracht und schlug einmal gegen Jungkook's Brust. Er weinte. Noch einmal überkam ihn sein Ärger und er schlug zu. Haltlos schluchzte und zitterte er. Ein weiteres Mal, und noch einmal ballte er seine schwache Faust und ließ sie mit Jungkook's Muskeln kollidieren. „Meine Kinder...m-meine armen Kinder...".

Entsetzlich schlechtes Gewissen. 

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