Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Ich stürmte aus der Tür und lies meinen Blick den Gang links und rechts entlangwandern. Die Wände waren hier grau, wie in meiner Zelle. Fenster waren auch nicht vertreten, also hingen Fackeln an den Wänden. Sie beleuchteten den dunklen Gang, aber auch ohne Licht hätte ich alles gesehen.
Aber von Valor und der Hunter-Frau keine Spur.
Oder doch? Ich hörte Schritte.

Mit einem Lächeln schoss ich nach rechts und verwandelte mich in Rauch, Schatten und Dunkelheit. Der Dunkle Mond ließ mir keine Zeit für meine Panik über meinen verschwunden Körper. Innerhalb von Sekunden hatten wir meinem Vater und die Frau eingeholt. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, als ich mich vor ihnen wieder materialisierte und ihnen so den Fluchtweg abschnitt.

„Gebt mir meine Magie zurück", forderte ich mit der Stimme des Dunklen Mondes. Ich bildete in jeder Hand Flammen aus Schatten, die an meinen Handgelenke hochzüngelten.

Die Frau zog zur Antwort Doppelschwerter aus ihrem Gürtel und stellte sich kampfbereit hin. Valor stand an die Wand gestützt hinter ihr.
Ihre grünen Augen bohrten sich eindringlich in meine, aber ihr stechenden Blick ließ mich kalt.

Mit einem Lächeln formte ich meine schwarzen Flammen zu identischen Schwertern und ging ebenfalls in Kampfstellung.

Sie hatte zwei Sekunden, dann griff ich mit einer Abfolge von Hieben an. Die Frau parierten alle und konterte mit schnellen Attacken, die ich wiederum abblockte. Ich spielte dieses Spiel eine Weile mit ihr, bis ich ihr Kampfmuster erfasst hatte.

Sie war zwar gut und erfahren. Ihre Bewegungen waren gleichzeitig präzise und kraftvoll, aber hinter mir lagen Tausende von Jahren, in denen ich gekämpft hatte. Der Dunkle Mond konnte all das Wissen anwenden und mein Körper empfand die Bewegungen als so vertraut, wie Atmen.

Ich sah ihren nächsten Schlag voraus und sprang zurück, um auszuweichen. Ohne lange zu zögern stieß ich mich ab und flog mit unnatürlicher Schnelligkeit nach vorne. Mein Schwert aus Schatten fuhr über ihre linke Seite und hinerließ einen tiefen Schnitt. Sie schrie auf und stolperte zu Seite. Das Schwert hatte die Frau fallen lassen, um die Hand auf ihre Wunde zu pressen und ich sah das Blut zwischen ihren Fingern.

Sie zischte, griff aber mit nur einem Schwert weiter an. Wieder wich ich aus und nutze den Schwung für ihren Angriff, um sie über meinen Rücken zu rollen und auf den Boden festzunageln. Schnell griff ich nach ihrem Bewusstsein und sie erschlaffte. Nicht tot, nur K.O.

Ich richtete mich auf und suchte mit den Augen den Gang ab. Valor war weg.

Zischend wurde ich wieder zu Schatten, Rauch und Dunkelheit. In dieser Gestalt schoss ich durch die Gänge und hoffte ihn so zu finden, bevor er komplett fliehen konnte. Denn er trug immer noch einen Teil meiner Magie.

Aber bevor ich das tun konnte, drang ein Schrei an mein Ohr.
Augenblick hielt ich Inne.
Devon.

Valor war sofort vergessen und ich kehrte um. Jetzt steuerte ich selbst den Nebel, der Dunkle Mond nur eine leise Stimme im hinteren Winkle meines Kopfes. Alles woran ich denken konnte war Devon.
Ein weiterer Schrei ließ mein Herz schneller schlagen.

Ich bog um die Ecke und schoss auf eine Tür zu, die von zwei Männern bewacht wurde. Sie gehörten ebenfalls zu den Leuten meines Vaters.

Sie runzelten bei dem Rauch, der auf sie zu kam die Stirn, zogen aber alarmiert die Schwerter. Doch zwei Waffen aus Eisen hielten mich nicht auf. Mit einem Gedanken drückte ich ihnen die Luft ab. Erschrocken ließen sie die Schwerter fallen und griffen sich an den Hals. Nach einigen Röcheln sackten sie zusammen. Sie waren nicht tot, nur vorübergehend bewusstlos. Das hörte ich an ihrem schwachen Puls.
Der nächste Schrei ertönte, direkt hinter der Tür.

Ohne weiter Zeit zu verlieren, fegte ich die Tür mit einem Windstoß auf. Die Köpfe im Raum fuhren verdutzt zu mir herum.

Innerhalb von Sekunden erfasste ich die Situation. Blut auf dem Boden. Alenias schlaffer Körper, übersäht mit Brandmalen und sich bildende Blutergüsse. An ihren Handgelenken
Trackles-Fesseln
Und Devon...
Er hing an Ketten, die seine Arme nach oben hoben und dafür sorgten, dass er kaum stehen konnte. Es war die gleiche Position, in der ich aufgewacht war, nur hang er mitten im Raum.
Sein Kopf lag schwach auf der Brust und hob sich ein wenig, als ich rein kam. Blut lief ihm aus mehreren Schnitten herunter, dazu kamen blaue Flecken und sein Auge war geschwollen. Dazu war er klatschnass und er zitterte. Man musste ihm mit eiskalten Wasser überschüttet haben.

Ab diesem Moment sah ich endgültig rot. Mit einem ohrenbetäubenden Brüllen stürzte ich mich auf die Frau, die vor Devon stand. In der Bewegung verwandelte ich mich zurück und stieß ihr meinen Dolch aus Dunkeheit mitten ins Herz. Sie schrie gellend auf, als meine Schatten sich durch ihren Körper fraßen und in rasender Geschwindigkeit zersetzten. Blut quoll auf meine Hand, dann verfiel sie zu Asche.
Jaaaaa!
Die Befriedigung des Dunklen Mondes machte sich in meinen Bauch breit und dürstete nach mehr.

Ich richtete mich auf und wurde wieder zu Rauch. Es waren noch zwei weitere im Raum: ein Mann, der über Alenia wachte und ein Junge in meinem Alter, der blass um die Nase daneben stand. Er musste eine Art Schüler sein.

Mir rasenden Zorn und steigenden Blutdurst, schoss ich auf den Mann zu. Er hatte schon zwei dünne Dolche gezogen und stürmte mir entgegen. Seine braunen Augen blitzten entschlossen. Mutig, wenn man bedachte, dass ich nur eine schwarze Wolke aus Schatten war.

Wieder verwandelte ich mich im Angriff und zog mein Schwert aus Dunkelheit quer über seine Seite, als ich neben ihm vorbeiraste. Ich war zu schnell für ihm und noch bevor er schreien konnte, stieß ich ihm das Schwert von hinten bis zum Schaft in den Rücken. Ein Keuchen kam über seine Lippen und er schlug auf den Boden auf. Mein Schwert gab ein schmatzendes Geräusch von sich, als es aus seinem Fleisch rutschte. Blut befleckte die schwarze Klinge. Kurz betrachtete ich genüsslich die rote Flüssigkeit, dann ließ ich die Klinge wieder verschwinden.

Ich drehte mich zu dem Jungen um, der gerade die Flucht ergriff und zur Tür rausstürmen wollte. Dazu kam es aber nicht, denn innerhalb von Sekunden war ich bei ihm. Mit einem Ruck verdrehte ich seinen Kopf und brach ihm das Genick. Sofort tot fiel er auf dem Boden. Sein Gesicht noch ängtlich verzerrt.

Schwer atmend, aber eher vor Wut als vor Anstrengung, drehte ich mich zu Alenia und Devon zurück. Alenia lag immer noch bewusstlos neben der Leiche des Mannes, der sie bewacht hatte. Devon hang an den Ketten und sah mich aus nur halbgeöffneten Augen an.

Mit wenigen Schritten hatte ich den Raum durchquert und stand bei ihm. Mit einem Blick schmolz ich das Eisen seine Fesseln und schützte mit einer Luftschicht Devons Handgelenke. Seine Haut kam mit dem geschmolzenen Eisen nicht in Berührung.

Seine Arme waren frei und er sackte zusammen. Ich schaffte es noch ihn vor dem Boden aufzufangen. Ich spürte das Blut seiner Wunden an meinen Fingern, aber das beachtete ich garnicht. Das Blut rauschte mir in den Ohren, so gewaltig war mein Zorn. Es gab keinen Platz für irgendwas anderes.

Alenia lag nicht weit und ich schnappte mir den Schlüssel zu ihren Trackles-Fesseln, der am Bund des toten Mannes hing, ehe ich uns alle in violetten Rauch einhüllte. Ich verwandelte mich nicht, umgab uns nur damit. Dann machte ich einen Schritt wie durch zähflüssiges Wasser. Doch plötzlich traf ich auf Wiederstand. Die Barriere um Valors Haus, er hatte sie geschlossen. Anscheinend waren wir die ganze Zeit über in seinem Anwesen gewesen. Im Keller vermutlich.
Aber das hielt mich jetzt nicht auf. Mich durchfloss die knisternde Magie von oben bis unten.
Für einen Moment schwebten wir zwischen hier und dort, dann durbrach ich den Wall und mein Fuß trat auf dem Boden auf. Wir landeten im weichen Gras und über uns hing die Nacht.

Ich hatte uns in den Wald gebracht, an die Stelle, wo wir angekommen waren. In meinem Rücken stand der tote Baum, der zu den Tunneln der Quelle führte. Diesmal spürte ich das Kribbeln der Magie auf meiner Haut, die von ihm ausging. Aber darum kümmerte ich mich jetzt nicht, Alenia und Devon lagen bewusstlos neben mir und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Konnte ich heilen, wie Alenia?
Nein. Du kannst nur zerstören.
Ich betrachtete Devons Schnittwunden, aus denen noch immer Blut trat. Sie waren tief. Ich musste die Blutung stoppen.
Du kannst Blut kontrollieren. Zwing es dazu zu
stoppen.

Ich erinnerte mich daran, das Blut der Hunter mal zum kochen gebracht zu haben. Als wir aus dem Lager geflohen waren.

Die altbekannte Übelkeit stieg auf, aber der Dunkle Mond verbannte das Gefühl.
Konzentriert dich! Fokussiere dich auf das Rauschen.
Ich richtete meine schwarzen Augen auf die blutenden Wunden. Dabei hörte ich, wie sein Blut in den Adern floss. Durch seinen bewusstlosen Geist übernahm ich die Kontrolle des Blutes. Der Dunkle Mond führte mich wieder und ließ das Blut gerinnen. Er stoppte nicht den ganzen Blutfluss, nur ließ er das Blut an den Schnitten verkrusten und zusammenkleben, sodass nichts mehr aus der Wunde austrat.

Ich zog mich wieder zurück und blinzelte. Devon blutete nicht mehr.

Da der Hunter jetzt vorerst behandelt war, wandte ich mich zu Alenia. Sie lag zwei Schritte weiter.
Als ich mich über sie beugte, erkannte ich noch Reste der Tränenspuren auf ihren Wangen.
Sie trug zwar immer noch das gelbe Kleid, das Valor ihr gegeben hatte, aber die Strickjacke fehlte. Ihre Arme waren überseht mit Brandmalen. Blasen hatten sich gebildet.
Du kannst sie nicht heilen, diese Magie hast du nicht. Sie brauchen Ruhe und Wärme.
Wo sollten sie hin?
Bring sie in die Tunnel. Die Magie wird helfen, dass sie genesen. Besonders bei Alenia.
Ich sah zu dem Baum, deswegen hatte der Dunkle Mond uns hierhergeführt.

Ich packte meine beiden bewusstlosen Freunde am Arm und umgab uns mit Rauch. Nach einem Schritt, lichtete er sich und wir lagen in den Tunneln. Sofort waren wir alle in ein goldenes Licht getaucht. Devons gebräunte Haut schimmerte, aber sie war mit Blut verkrustet.

Ich erschuf ihnen ein Bett aus Moos unter ihnen und ließ ein Feuer brennen. Es brauchte kein Feuerholz, also schwebte es knapp über den Boden. Das flackernde orange, mischte sich mit dem glimmenden gold und gab dem ganzen eine magische Atmosphäre.

Ratlos was ich sonst tun konnte, setzte ich mich zwischen den beiden hin. So konnte ich sie im Auge behalten. Die Anspannung wich ein wenig aus meinen Schultern und ich stieß den Atem aus.
Das Adrenalin, die Energie und das Kribbeln ebbten ab und ich spürte wie der Dunkle Mond wieder in den Tiefen meines Inners verschwand.

Seine Magie verließ mich und meine Augen wurde wieder normal. Sofort kam mir die Höhle dunkler vor und mich verließ die Kraft.
Aber auch die Kälte kam mit einem Schlag zurück und das Loch in meiner Brust machte sich bemerkbar. Ich schnappte nach Luft und mein Blick fiel auf meine Hände.
An ihnen klebte Blut.

Sie begannen zu zittern und ich starrte sie an. Dann stürzte die letzte Stunde auf mich ein. Bis eben hatte ich instinktiv gehandelt. Alle Gefühle waren von dem Dunklen Mond blockiert worden. Er hatte sie bewusst zurück gehalten, damit sie mich nicht übermannten und er besser kämpfen konnte.

Aber jetzt brach alles über mich zusammen. Meine alten Gedanken und Schuldgefühle.
Das Blut glänzte noch leicht feucht und ich spürte, wie ich der Frau mein Messer in die Brust rammte.
Meine Augen weiteten sich. Ihr Körper war zu Asche zerfallen. Es war nichts mehr von ihr übrig gewesen.
Und den Mann hatte ich auch getötet. Von hinten erstochen.

Ich ballte die Hand zu Faust und stieß sie in den Boden. Die Flamme vor uns loderte auf und wurde wieder ruhiger.

Ein Mal. Nicht ein einziges Mal hatte ich die Kontrolle nicht verloren, wenn der Dunkle Mond meinen Körper übernahm. Beim ersten Mal waren fünfzehn Menschen gestorben, beim zweiten Mal niemand, aber ich hatte ihnen höllische Schmerzen beschert, beim dritten Mal drei Leute.

Verräterische Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich zog die Beine an die Brust.
Ich umschlang mich mit zitternden Händen und vergrub meinen Kopf hinter den Armen.

Wieso konnte das alles nicht einfach aufhören? Ich hatte nur meinen Freunde retten wollen. Dabei hätte niemand sterben sollen.
Drei weitere Leben luden sich auf meine Schultern und drückten mich runter.

Ich fühlte mich schwach. Schwach, weil ich mich wieder nicht zurück halten konnte, oder besser gesagt den Dunklen Mond.
Dabei war es nicht mal ganz sein Verdienst gewesen. Meine Wut hatte dafür gesorgt, dass die Blutlust und Grausamkeit wieder erwacht war. Davor hatte ich die Hunter nur bewusstlos geschlagen.
Das machte alles nur noch schlimmer.

Ich schluchzte auf und umklammerte mich noch fester. Wie als hätte ich Angst, jeden Moment zu zerbrechen. Aber genau das tat ich.
Ich ging kaputt.
Stück für Stück.

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