Lillith das schwarze Element

De veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... Mais

Prolog
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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De veracrystall31

Ich hing eine Weile dort an den Ketten. Es tat nicht weh, aber es war sehr unangenehm. Besonders an den Schultern und an den Handgelenken. Ich scharrte mit den Füßen und versuchte irgendwie mich etwas besser hinzustellen, damit ich meine Arme entlasten konnte, aber ich berührte den Boden kaum und konnte mich nicht wirklich auf meine Füße stützen.

Plötzlich hörte ich einen Schlüssel, der im Schloss gedreht wurde und mein Kopf schoss nach oben.
Die Tür wurde von einen der Männer geöffnet, die mich überfallen hatten. Er hielt die Tür einfach ausdruckslos für meinen Vater auf, der mit einem zufriedenen Lächeln eintrat. Danach wurde die Tür geschlossen und ich war mir Valor alleine in diesem grauen Raum.

Mein Vater hatte mich in Ketten gelegt, weil er wusste, was ich war. Ich war von ihm überfallen worden.
Ich fühlte mich zwar verraten, es gab mir einen Stich und bestärkte mich darin, dass ich als Dunkler Mond nirgendwo wirklich hingehörte, aber es erschütterte mich nicht. Valor hatte sich darum bemüht, dass wir uns besser kennenlernten und ich ihn anfange zu mögen, aber das hatte nicht funktioniert. Die Tatsache, dass er mein eigenes Fleisch und Blut ist, hatte auch nicht für eine Bindung oder sowas gesorgt. Er war von Anfang an ein Fremder gewesen und ich hatte halb erwartet, dass er mich wieder wegschickte. Aber eine Entführung? So weit hatte ich nicht gedacht. Oder wie man das hier nennen wollte.

Er trug jetzt ein weißes Hemd, das er in die schwarze Hose mit vielen Knöpfen an den Seiten gesteckt hatte. Beim Theater hatte er war anderes getragen. Bedeutete das es war ein neuer Tag? Wie lange war ich bewusstlos gewesen?

„Hallo Lillith", er zog meinen Namen genüsslich in die Länge und sah mich dabei hämisch an: „Wie geht es dir?"
„Wo sind Alenia und Devon?", in mir war genug Leere, um keine Wut auf meinen Vater zu haben, aber ich sorgte mich dennoch um meine Freunde. Diese Leere war echt seltsam. Meistens fühlte ich nichts, aber hin und wieder, da kamen Gefühle durch.

Mein Vater hob beschwichtigend die Hand: „Immer mit der Ruhe. Du solltest jetzt ganz andere Sorgen haben."
Ich fragte nicht nach, was er meinte, denn genau das wollte er.
Als ich ihn nur schweigend ansah, fuhr er trotzdem unbeirrt fort: „Da wir dich nun haben, wirst du ohne weitere Umschweife ausgeliefert. Aber ein Transport ist zu riskant. Lieber kommt der Innere Kreis morgen zu dir."
Ich starrte ihn an. Er war Teil der Hunter? Und er hatte Kontakt zu dem Anführer von ihnen?
Die ganze Zeit über hatte ich darauf geachtet, dass er nichts von mir erfuhr. Dass er nicht hinter mein Geheimnis kam. Dabei hatte ich keine Sekunde darüber nachgedacht, dass er nicht selbst auch eines haben konnte.

Er quittierte mein geschocktes Gesicht mit einem arroganten Zurechtzupfen seiner Jacke.
„Oh Lillith... wir haben viel zu erzählen", er verschränkte die Hände lässig hinterm Rücken, „Wir müssen uns ja jetzt nichts mehr vorenthalten."
„Dann fang an. Wo sind Alenia und Devon?", zischte ich und sah ihn so eisig an, wie ich nur konnte. Ich legte die ganze Kälte aus meinem Inneren in meinen Blick. Wenn er ihnen wehgetan hatte...

„Dazu komme ich später. Machen wir es der Reihenfolge nach. Es hat alles angefangen damit, dass du geboren wurdest."
Ich biss die Zähne aufeinander. Er wollte mich absichtlich zappeln lassen. Und verdammt, es funktionierte!

„Deine Mutter. Valentina", er spuckte ihren Namen aus, „Sie wusste von Anfang an was du bist. Sie hat es schon gespürt, bevor du geboren wurdest."
Valor trat Schritt für Schritt näher: „Ich habe bemerkt, dass sie sich seltsam verhalten hat. Und während deiner Geburt hat alles vor Magie geknistert. Auch ich habe gefühlt, dass etwas anders war."
Er war nur noch drei Schritte entfernt und er blieb stehen.
„Dieses Miststück hat es gewusst. Und als sie Wind davon bekam, dass ich bei den Huntern bin, wollte sie mit dir weglaufen. Zur gleichen Zeit hatte ich schon die Vermutung, wer du bist und habe es gemeldet."

Das passte teils zu der Geschichte, die er mir in der Kutsche erzählt hatte, aber diesmal war sein Blick nicht dunkel vor Trauer.
Er war dunkel vor Wut, wie ich plötzlich erkannte.

„Sie lief weg und ich verfolgte sie mit ein paar meiner Männer. Als wir sie aufgespürt hatten, warst du weg. Wir wussten nicht, wo du warst, hatten keinen blassen Schimmer. Wir kannten nur die Gegend, wo wir Valentina wiedergefunden hatten. Als wir versuchten sie zu fassen, wehrte sie sich. Mit allem was sie hatte und ihren zusätzlichen Fähigkeiten."
Ich schwieg, mir gefiel nicht in welche Richtung das ging.

Mein Vater überbrückte die letzen Meter und beugte sich vor, sodass unsere Gesichter ganz nah waren. Es hatte etwas bedrohliches an sich und kurz flimmerten die Bilder meines Traumes auf. Mein Atem ging etwas schneller.

„Sie war zu schwach.", sagte er und strich mir sanft über die Wange, „Wir haben sie besiegt und genau hierhin geschleift."
Mir war bei seiner Berührung unwohl und ich drehte meinen Kopf weg. Aber er packte nur grob mein Kinn und riss es zurück. Er zwang mich dazu, ihn anzusehen. Seine kalten, grauen Augen bohrten sich in meine: „Ich kettete sie genau hier in diesem Raum an, wie dich jetzt. Sie war eine Prodigia und hatte den Dunklen Mond beschützt. Aber sie hat auch mich hintergangen. Und als ein Hunter tötete ich sie."

Ich keuchte leise auf. Er hatte seine eigene Frau ungebraucht? Hier?

Er lachte leise und ließ mein Kinn los. Dann trat er wieder zurück und gab mir etwas Luft zum Atmen.
„Du wirkst... überrascht.", bemerkte er und wäre die Leere nicht da gewesen, hätte ich den Drang verspürt ihn zu schlagen.
Also schnaubte ich nur und sah ihn böse an. Dazu mischte sich ein wenig Angst.

Der Mann vor mir war bereit seine eigene Frau zu töten. Er hatte sie zwar nicht geliebt, die Ehe war arrangiert gewesen, aber sie war seine Freundin gewesen. Trotzdem hatte er sie ermordet.
Jetzt hatte er seine Tochter in Ketten gelegt und ausgeliefert.
Valor hatte keinerlei Skrupel. Und Familie bedeutete ihm nichts.

„Was ist deine Geschichte? Erzähl mir von Blutmond."
Nein", er hatte kaum fertig gesprochen.
Ich würde nicht darüber reden. Ich wollte es nicht.
Es von anderen zu hören, es zu sehen oder zu lesen, war eine Sache. Eine ganz andere, es jemand anderen zu erzählen. Man musste die Bilder vor Augen haben, musste darüber nachdenken, wie man es rüberbrachte.
Das würde ich nicht ohne Regung hinkriegen. Valor würde einen Teil meiner unendlichen Schuld sehen und ich würde mich verletzlich zeigen.
Und das wusste er.

Enttäuscht steckte er seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Hose: „Zu Schade. Dann wirst du wohl nie erfahren, was ich mit Devon und Alenia vor habe."
Sofort wurde ich still, worauf er lächelte.

„Es begann schon ein paar Tage davor, dass ich mich veränderte.", fing ich langsam an. Mit höchsten Widerwillen kamen die Worte kalt und leer aus meinem Mund.
„Ich wurde stärker, war schneller zu reizen und spürte immer diese kalte Wut im Bauch.
Am Tag vor Blutmond, besiegte ich alle, die gegen mich kämpften. Freiwillige trainierten, um im Notfall gegen den Dunklen Mond... gegen mich zu kämpfen."
Ich atmete leicht zitternd ein: „Ich habe die ganzen Zeichen nicht erkannt."
„Das ist keine Entschuldigung.", sagte Valor nur. Er stand weiterhin in dem weißen Hemd und der schwarzen Hose vor mir. Sein Gesicht war hart, seine Augen kalt.
„Glaub mir, das weiß ich", flüsterte ich und schluckte, „Als der Mond komplett rot wurde, verwandelte ich mich."

An dieser Stelle musste ich aufhören. Mit zitternden Lippen schloss ich meine Augen. Es zuckte ein Bild nach dem anderen an mir vorbei. Ich konnte nicht weiter erzählen. Die unbändige Schuld fraß sich weiter in mich rein und zerstörte jedes Stück Gefühl, dass ich aufbringen konnte. Ich fühlte immer weniger. Ich wurde kälter. Und das alles zu erzählen, drohte es weiter zu verschlimmern. Ich fühlte so wenig und gleichzeitig war es unglaublich qualvoll, so zu sein.

„Wie ging es weiter?", knurrte mein Vater ungeduldig, „Was ist danach passiert?"

Ich schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf. Ich wollte nicht weiter erzählen. Alles was danach kam, wollte ich vergessen. Einfach nur vergessen. Jede Minute, verbrachte ich damit es zu verdrängen, es nieder zu kämpfen.

„Red weiter!", mein Vater trat mir in den Bauch und ich krümmte mich zusammen. Jedenfalls soweit das in diesen Fesseln ging.
Hustend öffnete ich wieder die Augen. Valor starrte mich mir unbändigen Hass an.
„Ich will sehen wie du dabei leidest!", zischte er, „Du hast es verdient. Du hast so viel mehr verdient, als nur das hier."

Ein Schluchzen drang über meine zitternden Lippen: „Ich weiß."
„Dann erzähl weiter!", seine grauen Augen sprühten vor Zorn und Abscheu. Das alles empfand er gegenüber mir. Seiner eigenen Tochter.
„Ich kann es nicht!", wieder schüttelte ich den Kopf und meine Augen füllten sich mit Tränen, „Ich ertrag es nicht."

Es waren nur Worte. Aber das alles zu schildern und es erneut zu durchleben. Ich brachte es einfach nicht über mich. Dafür musste ich meine Mauer aufgeben, die ich um meine Gedanken gebaut hatte. Sie war nicht wasserdicht, es schlüpfte immer was durch, aber sie hielt das meiste auf.

Während meines Albtraums, wo Devon mich getröstet hatte, war sie gebrochen gewesen. Sie hatte die ganzen Gefühle aufgewirbelt und das war erst gestern gewesen.
Vielleicht war es deswegen im Moment so schwer. Gestern Nacht war ich an das alles erinnert worden und jetzt sollte ich es mit vollem Bewusstsein beschreiben.

„Erzähl mir alles und ich sage dir was mit Devon und Alenia ist. Du machst dir doch sicher vor allem um Devon sorgen?"
Verwirrt sah ich meinen Vater an: „Was meinst du damit?"
Er winkte ab und schüttelte den Kopf. So als hätte ich eine dumme Frage gestellt: „Ich sehe wie ihr euch anseht."
„Wie wir uns ansehen?"
„Oh Lillith.", ein zweites Mal zog er meinen Namen in die Länge und kam wieder näher, „Er hat sich in dich verliebt. Und du auch in ihn."
Er strich mir einen lose Strähne hinters Ohr und tätschelte mir die Wange: „Hast du es den gar nicht bemerkt?"

Blinzelnd starrte ich ihn an.
Mir fiel ein, wie Devon immer nett zu mir gewesen war. Das, obwohl er mich mit Max, John und Ellie zu Castriel bringen sollte. Er hatte mich nie wirklich wie eine Gefangene behandelt, hatte mich nach meinem Albtraum im Zelt umarmt.
Der Moment am Bach, als er mir das Blut abgewaschen hatte...Für einen kurzen Moment hatte ich mich in seinen Augen verloren.
Das Kribbeln, wenn er mich berührte. Die Wärme, die sich in mir ausbreitete, wenn er mich tröstete.
Du wirst wieder lächeln.
Gestern Nacht, hatte er mich wieder beruhigt. Er war sogar bei mir geblieben.

Ich hatte nicht darüber nachgedacht. Ich hatte überhaupt nicht über Gefühle nachgedacht, da war nur Leere gewesen. Außer in Momenten mit ihm.
Hatte ich mich verliebt? Ich konnte es nicht sagen, ich spürte nach wie vor nichts.

Und er auch in mich? Nein, das konnte nicht sein. Wer würde mich schon lieben? Alle in der Schule hassten mich, Josephine, Magret, Carisa... sie alle waren vor mir geflohen. Mein Vater verabscheute mich bis tief in die Seele.
Wie konnte da ein Hunter in mich verliebt sein?

„Du musste dich irren. Devon ist nicht in mich verliebt."
Valor zuckte gleichgültig die Schultern und ging locker wieder auf Abstand: „Vielleicht. Aber trotzdem willst du erfahren, was mit deinen Freunden ist. Also los."

Ich atmete tief ein und aus. Er hatte recht. Ich musste einfach wissen, was mit ihnen war. Und dann musste ich einen Weg finden ihnen zu helfen.

„Als ich mich verwandelte, hatte ich ungeheuren Durst. Ich wollte Blut. Das war alles, woran ich denken konnte.", ich drehe den Kopf weg, als sich meine Augen wieder mit Tränen sammelten. Er sollte mich nicht so sehen. Das war ja das, was er wollte.
„Also zog ich los und brachte jeden um der mir entgegen kam."
„Du hast sie nicht einfach nur getötet, nicht wahr?"

Ich stieß die Luft aus und mein Blickfeld verschwamm ein wenig.
„Nein. Ich habe mir bei jeden einzelnen von ihnen Zeit gelassen", ich hörte den Abscheu in meiner Stimme selber. Ich klang fast schon wie Valor.
„Ich habe sie gequält, ihnen unbändig Schmerzen zugefügt und mich daran ergötzt. Die Schreie haben mir Freude bereitet."
Mir war, als würde ich sie wieder schreien hören.

Ich schluchzte auf und Tränen liefen mir übers Gesicht: „Es waren fünfzehn. Fünfzehn Leben, die ich beendet habe."

Mein Vater schwieg und auch ich hatte nichts mehr zu sagen. Ich hing mir den Kopf nach links gedreht weiterhin da und weinte.

Valor kratzte sich am Kinn und ich hörte sein Lächeln, als er sagte: „Nun denn: Devon und Alenia. Wie abgemacht."

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