Die Verlierer - Könige der Pl...

De traumjaegerin

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[TEIL 1] Man soll sich seine Freunde nah halten und seine Feinde noch näher. Das ist Jays Devise, denn immerh... Mais

1 | Gewinnen
2 | Mutig oder verdammt dumm
3 | Alkoholische Freiheiten
4 | Keine Regeln
5 | Alles nur ein Spiel
6 | Saufen und scheitern
7 | Respektlos
8 | Kleinkriminell
9 | Kippen, Vokabeln, Planlosigkeit
10 | Respekt durch Freundschaft
11 | Mathe und MDMA
12 | Saufen im Kinderzimmer
13 | Kontrollverlust
14 | Von Katzen und Katern
15 | Nur bis Physik
16 | Zwischen Gewalt und Ganja
17 | Chancen und Niederlagen
18 | Federico geht saufen
19 | Jenseits von Moral
20 | Warum Schwänze verdammt praktisch sind
21 | Titten oder Teleskope
22 | Auf anderen Planeten
23 | Kein Platz für Freundschaft
24 | Das Gesocks und seine Paläste
25 | Unbesiegbar
26 | Gemeinsamkeiten
27 | Ballerspiele und Gangsterfilme
28 | Ekstase
29 | Blaues und rotes Licht
30 | Gefrorene Kirschtorte
31 | Ehrgeiz
32 | Fast Freunde
33 | Ritalin und Rumcola
34 | Genauso grob, genauso rücksichtslos
35 | Zukunftsvisionen
36 | Koste es, was es wolle
38 | Woran denkst du beim Wichsen?
39 | Keine Könige mehr
40 | Sternenscheiß
41 | Kotze im Papierkorb
42 | Niemals entschuldigen
43 | Viel zu schön
44 | Ekelhafte Sommernächte
45 | Dreiste russische Schönheiten
46 | Voll schwul, Alter
47 | Am besten keine Gefühle
48 | Gewaltfrei
49 | Keine Kompromisse
50 | Das machen Freunde nicht
51 | Wodka Melone
52 | Niemals
Tausend-Follower-Special
Ankündigung

37 | Distanz

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De traumjaegerin

Am nächsten Tag fehlte Federico in der Schule. Es hätte mir egal sein müssen, verdammt, nicht mal auffallen dürfen, aber irgendwie war es das nicht. Als ob sich dieser Streber einfach so seinen heiligen Unterricht entgehen ließ. War bestimmt todtraurig deswegen.

Als auf dem Nachhauseweg Fedes Block mit dem verblassten grünen Putz in meinem Blickfeld auftauchte, zögerte ich kurz. Ich könnte bei ihm vorbeigucken. Bisschen auf ihm rumhacken, wenn es ihm eh schon scheiße ging, sowas halt.

Warum nicht. Ich ging die paar Stufen hinunter, bis ich vor den zahlreichen Klingeln stand. Es brauchte einen Moment, bis ich die passende gefunden hatte und drückte. Und nochmal, als sich nichts tat.

»Hallo ... wer ist da?«, erklang eine aufgeweckte Jungenstimme. Geil, der kleine Spast hatte mir gerade noch gefehlt. Hatte er es noch nicht geschafft, sich versehentlich bei einer seiner idiotischen Aktionen umzubringen?

»Jay hier.« Ich zog an meiner Kippe, von der nur noch ein kurzer Stummel übrig war.

»Ey, voll cool! Du, Fede ist gar nicht da, aber wenn du Bock hast, komm ich runter und wir chillen zusammen! Bis gleich!«

Leonardo war schon wieder weg von der Sprechanlage, ehe ich überhaupt etwas erwidern konnte. So ein Idiot. Dachte der echt, ich würde hier bleiben und mit ihm rumhängen?

Andererseits ... wer wusste schon, wann ich das nächste Mal die Gelegenheit hatte, ihn zum saufen zu bringen. Ich schnippte meine Zigarette weg und holte mein Handy raus, auf dem eine Nachricht von Samu eingegangen war. Heut abend saufen vorm einkaufscenter?

Es dauert nur ein paar Augenblicke, bis die Haustür aufgerissen wurde und Leonardo herausgestürmt kam. In seine Turnschuhe war er nur reingeschlüpft und legte sich jetzt fast auf die Fresse, weil er auf den offenen Schnürsenkel trat.

»Hey, Jay!«, grinste er und streckte mir die Hand entgegen. Ich steckte mein Handy wieder weg, ohne Samu geantwortet zu haben, und schlug ein.

»Wieso is' Fede nich' daheim? Ich dachte, der's krank«, fragte ich nach, während Leonardo die Schnürsenkel in seine Schuhe stopfte.

Er schüttelte mit dem Kopf und richtete sich wieder auf. »Der ist nicht krank«, erklärte er und zeigte auf den Spielplatz, auf dem ich noch nie irgendwelche Kinder spielen gesehen hatte. »Wollen wir da rüber?«

»Was hat er dann?« Meine Fresse, wieso musste ich ihm denn jetzt alles aus der Rotznase ziehen? Sonst laberte er doch auch so viel, als wär' er auf Speed.

Ich ließ mich auf dem einst rot lackierten Karussell nieder, Leonardo neben mir.

»Guck mal«, grinste er und griff in seine Hosentasche. »Hab ich geklaut. Neulich«, erzählte er mir stolz, als er mir eine Kippenschachtel mit rotblauem Aufdruck präsentierte. Pall Mall war darauf zu lesen.

»Cool.« Mein Desinteresse war nicht zu überhören.

»Willst du auch eine?« Aufgeregt öffnete er die Packung und streckte sie mir hin. Bisher fehlte nur eine einzige Zigarette, auch wenn die Schachtel zerdrückt war, als würde er sie schon länger mit sich rumtragen.

»Klar.« Ich nahm eine Kippe raus und schob sie mir zwischen die Lippen.

»Mein Bruder weiß nichts davon, der würde mich töten oder so«, erzählte Leonardo und holte auch noch ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche. Er ließ es aufflammen und hielt es an die Zigarette in meinem Mund. Er brauchte zwei, drei Versuche, bis sie dann endlich brannte.

»Wow, geschafft«, spottete ich.

Er überging es einfach, hatte wahrscheinlich nicht mal gerafft, dass ich mich über ihn lustig machte. »Und du darfst ihm nichts verraten, versprochen? Ein Mann, ein Wort und so, du weißt schon.«

»Ja, Alter«, erwiderte ich und unterdrückte ein genervtes Stöhnen. »Jetzt sag' mal, was'n mit Fede jetzt?«

Leonardo hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. Die Kippe brannte zwischen seinen Fingern ab, während er auf den Boden sah. Eine zerdrückte Joghurtpackung lag da, die Pampe hatte sich im Gras verteilt und mit ein paar Zigarettenstummeln und toten Fliegen vermischt.

»Weißt du«, setzte er dann an und biss auf seiner Unterlippe herum. »Papà liegt nämlich im Krankenhaus. Der hatte einen Arbeitsunfall, okay? Und erst wussten die gar nicht, ob er überleben wird, das war richtig schlimm, ja? Aber ich bin mir sicher, dass alles wieder gut wird. Ich glaub das einfach.« Er fasste mit der freien Hand an die Lippe und zupfte die abgebissene Haut weg.

»Und jetzt ist Fede bei ihm?«

Leonardo nickte. »Aber vergiss Fede, der ist eh scheiße. Richtig beschissen, capito?« Es war ihm wohl wieder eingefallen, dass er eine Zigarette zwischen seinen Fingern hatte, die er nun zum Mund führte und daran zog.

»Wieso?«

»Weil er gesagt hat, dass ich schuld bin.«

»Warum solltest du schuld sein?« Ich kniff meine Augen zusammen. »So is' Fede doch nich'.«

Verdammt, was klang ich eigentlich so, als würde ich ihn verteidigen wollen? Konnte mir doch egal sein, was Leonardo von ihm dachte. Ich war mit Sicherheit der letzte Mensch, der sich für einen anderen einsetzen würde.

»Ja, okay, so hat er das eigentlich auch nicht gesagt. Aber trotzdem. Dass papà wegen mir so viel arbeiten muss. Weißt du, ich hab da in der Schule mich halt mit Justin geprügelt und irgendwie ist dabei der neue Fernseher kaputtgegangen und meine Eltern müssen das jetzt zahlen.«

Die Worte sprudelten so schnell aus ihm heraus, dass ich manchmal Mühe hatte, alles zu verstehen.

»Wie geht's Fede? Also wegen dem mit eurem Vater und so.« Ich schnippte meine Kippe weg und ließ meinen Blick über den Betonplatz gleiten.

»Ja, nicht so gut«, sagte Leonardo. »Aber was mit mir ist, interessiert den doch auch nicht.«

Ich kniff meine Augen zusammen. War das da drüben Aykan, dieser Bastard?

Definitiv, das war unverkennbar. Seinen komischen Gang hatte er wahrscheinlich vor dem Spiegel geprobt, so selbstverliebt war der. Fühlte sich so, als wäre er etwas Besonderes, weil er seit ein paar Wochen in einem Fitnessstudio trainieren ging. Ganz toll. Wenn ich Bock hätte, könnte ich den mit nur ein paar Schlägen kaputtmachen.

»Ey, was machst du hier?«, brüllte ich ihm zu.

Aykan blieb stehen und drehte sich in unsere Richtung. »Zu Fede«, rief er zurück.

Ach, stimmt. Ich hatte mich noch darüber lustig gemacht, wie der Wichser sich ernsthaft dafür gemeldet hatte. Der Jaworski war wahrscheinlich richtig geil geworden, Aykan die Scheiße in die Hand drücken zu können. Noch jemand, der sich allen Ernstes Mühe bei seinem Unterricht gab.

»Der's nicht hier«, erwiderte ich.

»Wo ist er?«

»Was willst von dem?«

»Ich wollte ihm die Physiksachen von heute vorbeibringen«, erklärte Aykan und sah ein wenig belustigt aus. Bevor ich ihn anschnauzen konnte, was er denn so dumm grinste, fragte er: »Und du bist neuerdings seine Vorzimmerdame?«

»Ey, lach mal. Der ist echt witzig«, grinste ich und haute Leonardo meinen Ellenbogen in die Seite. Er sah ein wenig überfordert von mir zu Aykan und biss sich wieder auf seine Unterlippe. »Fühlt sich's eigentlich gut an, so'n kack Streber zu sein?«

»Bis morgen, Jay«, grinste Aykan, ohne auf mich einzugehen. Überheblicher Wichser. Eigentlich passte der doch perfekt in so 'ne Bonzengegend.

Wir hingen noch eine Weile auf dem Spielplatz herum, hörten Musik mit meinem Handy und ich verwarf die Idee, heute mit Leonardo saufen zu gehen. Gab keinen Grund, Federico noch mehr abzufucken, wenn's dem ohnehin schon mies ging. Nicht wegen ihm selbst, der war mir egal, ich wollte nur keinen unnötigen Stress.

Gerade als ich abhauen wollte, kam er die Unterführung hoch und überquerte die Wiese mit den Wäschestangen. Ein paar vereinzelte Klamotten wehten dort im Sommerwind.

»Alles klar?«, fragte ich ihn, als wir uns mit Handschlag begrüßten. Er sah müde aus, mit dunklen Schatten unter den Augen und war ein wenig blasser als sonst.

»Passt schon«, erwiderte er knapp, dann wandte er sich Leonardo zu, der auf einem der Wackelpferde herumhampelte. Ich wartete schon die ganze Zeit darauf, dass er sich auf die Fresse legen würde. »Vai! Andiamo di sopro allora.«

»Non rompere!«, stöhnte Leonardo und sprang von dem Pferd herunter. Er versetzte ihm einen kräftigen Tritt, sodass sie verrosteten Federn ein quietschendes Geräusch von sich gaben. »Verpiss dich!«

»Leonardo, ehi ... veramente, mi dispiace per prima. Non è stato figo, okay?« Fede trat an Leonardo heran und legte ihm eine Hand auf die Schuld, die der wieder wegschlug.

Ich machte die Musik auf meinem Handy aus und steckte es in die Hosentasche. »Wir sehen uns«, sagte ich und nickte den beiden zu.

»Hey, Jay, warte mal ... was machst du eigentlich hier?«, fragte Fede nach. Ja, krass, war ihm wohl doch nicht egal, dass ich hier war.

»War nur auf'm Heimweg«, erwiderte ich genauso knapp wie er eben und machte mich endgültig auf in Richtung der Bahngleise, hinter denen sich mein Block befand.

Wo steckst du alter, schrieb Samu am Abend, gefolgt von einer ganzen Reihe an Fragezeichen, als würde ich deswegen aufs Zocken verzichten und mit ihm auf den Parkplatz rumzuhängen. Draußen im Flur war das schrille Läuten der Klingel zu hören, aber ums aufmachen konnten sich ruhig die anderen kümmern.

Chill mal

komme noch, hab zu tun, tippte ich ein, ehe ich mein Handy zurück aufs Bett schmiss und gegen den Controller tauschte. Ich rüstete mich mit einem Maschinengewehr aus und versteckte mich in einer verlassenen U-Bahn-Station.

Dann auf einmal wurde meine Tür geöffnet und die Alte trat ein. War das ihr elendiger Ernst? Für wen hielt sich die Fotze eigentlich?

»Ey, was platzt du hier einfach so rein?«, maulte ich sie an. »Das' richtig scheiße, was'n mal mit anklopfen?«

Sie ging gar nicht darauf ein, sondern fragte nur: »Jonathan, kommst du mal?« Ihre Stimme klang ernster als sonst und irgendwie besorgt, war wahrscheinlich wieder so eine lächerliche Scheiße, die Tommy ihr eingeredet hatte.

»Nö«, erwiderte ich und stopfte mir eine Hand voll Chips in den Mund. In diesem Moment stürmten zwei meiner Gegner in die Station, ich reagierte gerade noch rechtzeitig und knallte sie ab.

»Komm' jetzt!«, sagte meine Mutter und es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich einen fordernden Klang in ihrer Stimme hörte. Ich ignorierte sie, da trat sie auf einmal an den Fernseher heran und zog das Kabel der Konsole einfach raus.

»Bist du vollkommen bescheuert?«, fuhr ich sie an, bereit, ihr einfach aufs Maul zu geben. So einen respektlosen Müll musste ich mir garantiert nicht gefallen lassen.

»Da draußen sind zwei Männer, die mit dir reden wollen«, erklärte sie und in ihrem Blick lag mehr Enttäuschung, als ich ihr überhaupt zugetraut hatte zu empfinden. »Es sind Polizisten.«

Verfickte Scheiße.





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Vai! Andiamo di sopro allora – Komm! Lass uns hochgehen
Non rompere – Lass mich in Ruhe
Leonardo, ehi ... veramente, mi dispiace per prima. Non è stato figo, okay? – Leonardo, hey ... ernsthaft, tut mir leid wegen vorhin. Das war nicht cool, okay?

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