Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Lillith
„Lillith", Alenia sah beunruhigt zu mir, „Er sagt die Wahrheit."

Entgeistert sah ich erst sie und dann den wildfremden Mann vor mir an. Er war blass und seine Augen geweitet.
Nochmal betrachtete ich ihn von oben bis unten. Beziehungsweise das, was ich hinter der Theke von ihm sehen konnte. Sprich, seinen Oberkörper.

Meine Augen glitten über die kurzen ergrauten Haare, über die etwas muskulösen Arme, die graue Tunika... und zuletzt zu seinen grauen Augen. Egal wie lange ich ihn ansah, nichts erkennendes tauchte in mir auf.

Aber Alenia, die Scheinende, sagte er würde die Wahrheit sprechen. Sie musste das mit ihrer Magie irgendwie spüren. Vielleicht hatte sie ihm auch ins Herz geschaut.

„Ich kenne Sie nicht", sagte ich verschlossen und verschränkte die Arme vor der Brust. Woher tauchte der denn jetzt bitte auf? Ich würde nicht irgendeinem Fremden glauben, der mich nach einmal sehen, als seine Tochter wiedererkannte. Bestimmt verwechselte er mich.
„Sie müssen mich verwechseln."

Er bekam wieder etwas Farbe im Gesicht, aber er ließ nicht locker: „Ich werde wohl meine eigene Tochter erkennen."
Er ging um die Theke herum und einen Schritt auf mich zu.
Im Augenwinkel sah ich, wie Devon eine Hand auf sein Schwert gelegt hatte, Alenia sah den Mann nur mit zusammengekniffenen Augen an.

„Dein Mutter hat dich zu den Nementes gebracht."
Ich veränderte meine abweisend Miene nicht. Warum wusste er das?
„Du bist dort aufgewachsen, ohne eine Ahnung deiner Kräfte."
Woher zum Teufel wusste er das?!

Meine Arme waren immer noch verschränkt, aber ich wurde nachdenklich. Wenn Alenia sagte, dass er nicht log und er das alles wusste. Meinen Namen und die Tatsache, dass meine Mutter mich abgegeben hatte...

Alenia bewegte sich und kam zu mir. Sanft legte sie eine Hand auf meine Schulter: „Er ist wirklich deine Vater. Er lügt nicht."
Ich biss mir auf die Lippe und sah den Mann vor mir böse an. Und wenn schon. Was wollte er von mir?

„Mal angenommen das stimmt", seine Augen leuchtete hoffnungsvoll auf, „Was soll jetzt passieren?" Wenn er dachte, ich würde mir viel trallala mit ihm mitkommen und bei ihm bleiben, hatte er sich heftig geschnitten.

Der Mann befeuchtete seinen Lippen: „Naja... Also. Ich würde dich gerne kennen lernen."

Meine Arme blieben verschränkt. Wollte ich das? Wollte ich dass er mich kannte und ich ihn? Ehrlichgesagt war das schwierig zu erkennen. Die Leere nahm meine Gefühle weg und ich schaffte es nicht sie zu erfassen. Aber ich glaube, ich... ich hab ein wenig Angst.

Sie hatten mich damals einfach weggeben und vor die Tür einer Fremden gesetzt. Bei ihnen zu Hause ging es ja nicht. Ich durfte nicht bei ihnen aufwachsen weil es „nicht sicher ist". Was sollte das schon heißen? So hatte es meine Mutter in den Brief geschrieben.

Vielleicht hatten sie mich nicht gewollt. Vielleicht wussten sie, dass ich ein Monster werden würde, vielleicht hatten meine Eltern sogar gewusst, dass ich der Dunkle Mond war.

Aber das waren mir Vermutungen. Würden sie bestätigt oder das Gegenteil bewiesen werden?
Ich schätze vor dieser Antwort hatte ich Angst.

„Nun. Dafür ist es ziemlich spät."
Die Schultern des Mannes sanken ein wenig nach unten: „Bitte. Für ein, zwei Nächte. Du bist doch meine Tochter."
Es war seltsam, dass jemand fremdes dich Tochter nannte. Aber dass ich seine war, konnte ich wohl glauben. Alenia hatte es bestätigt.

Hilfesuchend sah ich zu Devon. Er erwiderte meinen Blick zuversichtlich aber mit einer Warnung in den Augen. Ich sollte es wagen, aber wachsam bleiben.
Ich sah weiter zu meiner Freundin, die den Mann immer noch einschätzte. Ihre Augen lagen taxierend auf den Händler, aber sie schien meinen Blick zu spüren und sah mich an. Auf meine stummen Frage hin antwortete sie mit einen ermutigenden Nicken.

Ich seufzte leise, sodass nur meine Ohren es hören konnten und löste meine verschränkten Arme: „Na schön. Wir kommen mit."
Ich sah ihn ernst an: „Aber nur für zwei, maximal drei Nächte. Nicht mehr."
Schließlich mussten wir zu den Savern.

Mein Vater wirkte erleichtert und er fuhr sich nochmal durch das kurze Haar. Dabei verstrubbelte er seine Haare nicht, wie Devon es tat. Dazu waren sie zu kurz.
„Deine Begleiter kommen mit?", fragte er nach.
Ich nickte und man merkte an meiner Haltung, dass es daran nichts zu rütteln gab. Ganz bestimmt nicht gehe ich alleine irgendwo hin. Er mag zwar mein Vater sein, aber er ist trotzdem ein fremder Mensch.

Er schien nicht ganz so begeistert davon zu sein, sagte aber nichts dagegen und begann seinen Stand abzubauen.

„Willst du nichts verkaufen?", fragte ich ihn überrascht. Gerade räumte er die Waffen vom Tresen und steckte sie in einen Sack. Das Metall klapperte als er es über die Schulter hievte und in eine Kiste legte.
„Der eine Stand hier ist nur Zeitvertreib. Wir verkaufen genug."
Dazu kam das Gestell des Standes und zu guter letzt schloss er die Kiste mit einen Rumpf. Das Schloss klickte ein.

Wir drei hatten ihn nur schweigend beobachtet. Devon analysierte jede seine routinierten Bewegungen. Das Misstrauen blieb in seinen Augen.

„So", mein Vater klatschte in die Hände, „Wollen wir nach Hause gehen?"
„Es ist nicht mein zu Hause.", erwiderte ich, schließlich hatten meine Eltern mich rausgeworfen.
Seine Augen blitzten etwas enttäuscht, aber sonst ließ er sich nichts anmerken: „Es ist nicht weit."
Der Mann drehte uns den Rücken zu und schlug den Weg Richtung Stadtmitte ein. Zeitgleich begann die Kiste zu schweben und ihm zu folgen.

Alenias Augen weiteten sich minimal und ich war überrascht, dass er keine Bewegungen gebraucht hatte, um sein Element zu wirken.
Hatte ich nicht bei meiner Forschung über Elementes-Nachfahren darüber gelesen? Normale Elementes mussten sich im Gegensatz zu den Nachfahren an Bewegungsabläufe halten?

„Es gibt einige wenige, bei denen das Element so stark ausgeprägt ist, dass sie es per Gedanken steuern können. Wie Nachfahren. Aber das beschränkt sich eher auf einfache Sachen.", Alenia hatte meinen Blick bemerkt und richtig gedeutet.

Mit einen Schulterzucken lief sie los. Ich kam hinterher und Devon ebenfalls.
Wir folgten ihm, bevor er in der Menge verschwinden konnte. Aber eigentlich, machten ihn die meisten sogar Platz und begrüßten ihn freundlich. Als kenne er hier ziemlich viele. Und ziemlich viele ihn.

„Also ist er ein starker Luft-Elementes?", schlussfolgerte Devon, der mit dem Pferd an den Zügeln hinter mir und Alenia lief. Vor uns führte mein vermeintlicher Vater unsere Gruppe an.
Alenia nickte nachdenklich und sah zu dem Mann nach vorne: „Genau."

Mein Vater ging mit sicheren Schritten durch die Stadt und führte uns über den Marktplatz mit weiteren gut besuchten Ständen und brachte uns immer weiter Richtung Stadtmitte.

Langsam wechselten die Gebäude mit weißen Wänden und grauen Dächern zu prunkvolleren Bauten. Die Gebäude wurden großer, waren reicher verziert und man konnte große Gärten hinter ihnen erahnen. Bei manchen spiegelten sich die aufgehende Sonne in goldenen Verzierungen oder glänzte auf Statuen aus Marmor.

Ich ließ meinen Blick umherschweifen. Hier liefen inzwischen auch weniger,aber mit teuer aussehenden Klamotten bekleidete Leute rum.

Das hier musste sowas wie das Reichenviertel sein, oder wie man es nannte. Und sie alle begrüßten den Mann vor uns. Entweder mit einen schüchternen Nicken, oder einem herzlichen Lächeln und Winken.

Irgendwann bog mein Vater in eine Straße ein, die weiter nach oben führte und ganz am Ende stand ein Gebäude in voller Pracht. Es war verdammt groß und hatte wahnsinnig viele Fenster, die von weißen Gardinen gerahmt wurden.

Die Wände waren dick und weiß und wurden von goldenen Linien durchzogen. Es ähnelte Marmor.
Das Dach hingegen war schwarz und schillerte wie das Gefieder einer Krähe in mehreren Farben.

Das Haus, nein das Anwesen war von sauber gestutzten Gras umgeben und es gab sogar einen Springbrunnen, der leise plätschernd den sauber gemähten Rasen dekorierte.

Mein Vater schritt sicher darauf zu, seine Kiste folgte ihm wie ein braves Hündchen.
Hier wohnte er?
Ich sah auf seine schlichte Tunika und die einfache graue Hose. Er sah gepflegt aus, aber nicht reich!

Verwirrt folgte ich meinen Vater weiter.
Doch plötzlich prallte ich mit der Nase voran gegen hatte Luft.
Ich stolperte ein paar Schritte zurück und rieb mir die leicht schmerzende Nase.

Alenia lief ebenfalls gegen die Wand, nur Devon nicht. Er blieb mit gerunzelter Stirn hinter uns stehen

Mein Vater drehte sich überrascht um und lächelte dann entschuldigend: „Oh mein Fehler. Der Schutzwall."
Er machte mit den Armen ein paar Bewegungen, die ich sofort als Luft-Bändigen identifizierte. Kurz kribbelte es auf meiner Haut, als Magie freigesetzt wurde.

Als er fertig war winkte er uns rüber zu kommen: „Ihr könnt jetzt rein. Tut mir leid, ich hatte ihn ganz vergessen."
Etwas vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Aber ich konnte ohne Unterbrechung weiter gehen und erreichte meinen Vater. Hinter mir kamen die anderen nach und ich spürte wie der Wall sich wieder schloss.

Augenblicklich kam ein Junge mit brauner Weste über einen beigen Hemd und nahm Devon die Stute ab. Er würde sie zu den Stallen bringen.

Wir steuerten auf den Eingang zu, der mir Säulen überdacht war. Rosenranken schlängelten sich an ihnen hoch. Schnell wandte ich meinen Blick von den roten Rosen ab. Die Farbe erinnerte mich zu sehr an das Blut der Schüler.

Wir gingen die weißen Treppen hoch und mein Vater stieß die schwarzen, schweren Doppeltüren auf. Devon hatte inzwischen zu meiner rechten aufgeschlossen und schien genauso wie ich zu versuchen den Mann vor uns mit diesem Luxus in Einklang zu bringen.

Ein großer Kronleuchter hang in der Eingangshalle, die so gehalten war, wie das Gebäude von außen. Gold und weiß harmonisierten zusammen und schmückten die Wände, den Boden und die Treppe die nach oben führte.

„Du wohnst hier?", ich drehte mich im Kreis.
Mein Vater lächelte: „Ja. Ich bin das Oberhaupt der kleinen Stadt hier."
Ich kam nicht drumherum ihn anzustarren. Dieser Mann. Mit den ergrauten Haaren, einem schlichten Hemd und Hose sollte in diesem Anwesen wohnen und das Oberhaupt dieser Stadt sein. Von Felicias?

Devon und Alenia schien es nicht anders zu gehen, aber Alenia hielt ihre Überraschung im Zaum und brachte sie kaum zum Ausdruck. Das einzige was ich von Devon sah war ein Blinzeln. Wieso hatten die sich so gut unter Kontrolle?

Schnell hörte ich auf zu starren und schluckte die Überraschung hinunter. Er hatte mich aus der Fassung gebracht. Ich wechselte wieder zu misstrauisch distanziert. Er war immer noch ein fremder Mann und er hatte gerade ein Monster in sein Haus eingelassen. Ob er es wusste?
„Hübsch", murmelte ich und verschränkte die Arme.

Mein Vater hörte dennoch nicht auf zu lächeln und deutete mit einer Geste die Treppe hoch: „Sucht euch eines der Zimmer aus und ich lasse sie euch herrichten. Ein Diener wird euch Bescheid geben, wenn das Essen zubereitet ist. Ihr seid herzlich eingeladen."
Er wartete auf eine Erwiderung und ich nickte nur.

Warum ich so distanziert war? Keine Ahnung. Vielleicht wollte ich mich nicht auf einen Vater einlassen, der mich am Ende sowieso wieder verstieß. Spätestens dann, wenn klar wurde was ich war. Und was ich getan hatte.

Mein Vater verabschiedete sich und bog im Gang geradeaus weiter nach rechts ab. Wir drei blieben insgeheim immer noch verblüfft vor der Treppe stehen.

Devon brach als erstes das Schweigen: „Also was ist jetzt bitte passiert?"
Alenia zwirbelte nachdenklich an einer Strähne ihres Haares und sah zu den Kronleuchter an der Decke: „Lillith hat ihren Vater getroffen, der sich als das Oberhaupt der Stadt des Glücks herausgestellt hat."
Ich schnaubte: „Und wir bleiben für zwei Nächte hier... und nicht mehr."

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