Halloween Countdown 5 - Rückk...

By Samhainophilie

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Raschelnde Zweige, geheimnisvolle Beobachter in den Schatten und Finsterflüstern - auch in diesem Jahr kommt... More

1 - Der Kürbisfluch
2 - Poltergeist
3 - Kammerjäger
4 - Ablösung
5 - Weiße Mäuse
6 - Vorahnung
7 - Heiliger
8 - Das Kratzen hinter der Wand
9 - Fremde Fährmänner
10 - Martha und Alma
11 - Das Mädchen im Spiegel
12 - Geisterschiff
13 - Die Puppen helfen dir
14 - Der Schlafwandler
15 - Schwarzer Hund
16 - Doppelgänger
18 - Geisterjagd
19 - Betrug beim Spiel
20 - Klopf, Klopf

17 - Friedhofsbesucher

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By Samhainophilie

Guten Abend meine Lieben!
Dies ist schon meine vorletzte Geschichte und ich kann kaum glauben, dass es so schnell vorübergegangen ist mit dem Countdown! Ich hoffe, ich habt schon Pläne für Halloween :3
Die Geschichte ist nicht ganz so gruselig, aber vielleicht gefällt sie euch ja dennoch!
Eure Bloody Mally

_______________________

Der Friedhof gab ihr stets ein beruhigendes Gefühl.

Eigentlich war das merkwürdig. Früher hatte ihr der Friedhof immer Unbehagen bereitet – das Flüstern der Äste des angrenzenden Waldes im sanften Wind, die Schatten, die das Blätterdach über die Grabsteine und Kerzen warf, das leichte Flackern der Dochte. Der Friedhof lag abgelegen, ein Stück weg von der nächsten Wohnsiedlung, wo es ganz finster war. Kaum jemand war hier nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs. Einmal, da war sie höchstens acht gewesen, waren sie an ihrem Geburtstag für eine Nachtwanderung auf den Friedhof gegangen. Die kleinen Mädchen hatten sich kichernd einander gedrängt und geschrien, als ihr Papa sie von hinter den Grabsteinen erschreckt hatte.

Lydia ging vor dem Grab in die Hocke und pflückte den Blumenstrauß aus der in die Platte eingelassenen Vase. Die Blüten, Hortensien, Gerbera und ein paar kleine Kamillenblüten, waren trocken und verwelkt. Mit der Gießkanne füllte sie die Vase mit frischem Wasser, ehe sie den neuen Strauß hineinstellte. Schließlich strich sie die Herbstblätter fort, die auf die Grabplatte herabgeregnet waren. Ihr Blick legte sich auf die Inschrift auf dem Stein, die von orangefarbenem Sonnuntergangslicht erhellt wurde: Ludger Lüdenscheid, 23.4.1965-14.5.2019. Um den Namen herum standen Blumen, ihr Vater hatte Gartenarbeit geliebt.

Sie konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Beinahe ein halbes Jahr war es nun her, und es schmerzte noch immer beinahe so schlimm wie am ersten Tag. Sie vermisste ihren Vater noch immer schrecklich – wünschte, er würde ihr noch einmal seine dummen Witze erzählen, liebevoll durch ihr Haar wuscheln oder sie in den Arm nehmen, wenn sie seine Hilfe brauchte. Warum war er nicht noch ein bisschen länger geblieben? Warum hatte er krank werden müssen?

Sie fühlte sich schrecklich allein, und sie konnte nicht sagen, ob das jemals enden würde.

Lydia neigte den Kopf zur Seite, als sie sah, dass die Kübel hinter dem Grabstein in einem merkwürdigen Winkel standen. Erst jetzt bemerkte sie auch, dass hinter und vor dem Grab wieder penibel gefegt worden war und jemand den Moosbewuchs abgekratzt hatte, und hob unbeeindruckt eine Braue. Lydia richtete sich auf und schob die Kübel wieder in den richtigen Winkel.

Als sie den Kopf hob, sah sie, wie der Mann, der sich um das Grab nebenan kümmerte, gerade den dämmrigen Kiesweg heraufkam. Die junge Frau schlug den Mantelkragen auf und biss die Zähne aufeinander. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der merkwürdige Kerl sich hier blicken ließ. Er war einer von der Sorte, die ewig Junggesellen waren – seine einzige Erfüllung schien er darin zu sehen, sich um das Grab seines schon vor zwei Jahrzehnten verstorbenen Vaters zu pflegen. Sie sah ihn nie weinen – nur stur die Arbeit verrichten, dann auf der Bank eine Zigarette rauchen und schließlich wieder abziehen. Im Gegensatz zur Ruhestätte von Lydias Vater, die mit Blumen und Bildern und Steinen geschmückt war, die von Efeu umrankt wurde und irgendwie lebendig erschien, war das Grab von Rolf Rüde nebendran beinahe steril. Nur hässliche Porzellanfiguren und blaue Plastiksteinchen schmückten die Grabplatte, die der skurrile Sohn stets klinisch rein hielt. Einmal hatte Lydia sogar gesehen, wie er mit einer Zahnbürste daran geschrubbt hatte.

Als der Mann nun mit seinem Wischeimer auf sie zumarschiert kam, ballte sich mit einem Mal eine ungerührte Wut in ihrem Bauch zusammen. Lydia schloss die Knöpfe ihres Mantels – der Wind war aufgefrischt, es dämmerte längst. Mit forschem Schritt trat sie auf den Junggesellen zu.

»Entschuldigung«, sagte sie knurrend.

»Bitte?« Der junge Mann zog die Nase hoch. Er hatte eine sehr schmale und sehr hervorstehende Nase – die Augen waren von wässrigem Blau, das Gesicht auf merkwürdig schmierige Weise glattrasiert. Er war kleiner als Lydia, und die weite Hose und das lockere Hemd machten ihn irgendwie noch winziger.

»Ich würde es gutheißen, wenn Sie in Zukunft nichts mehr am Grab meines Vaters verändern würden«, sagte sie scharf. »Ständig verschieben sie irgendwelche Töpfe, verrücken die Dekoration und schneiden den Rasen.«

»Jaaa«, sagte der Kerl gedehnt. »Das ist mein Projekt.« Er machte eine Handbewegung die Grabreihe entlang, dann wies er auf den Rechen, den er mitgebracht hatte. »Das alles hier wird gekehrt und sauber. Ich will die ganze Reihe machen.«

»Ja, aber hier ist Schluss«, sagte Lydia und wies auf das Grab ihres Vaters. »Bei mir soll nicht alles wie geleckt aussehen, das hätte mein Vater nicht gewollt. Es dürfen ruhig ein paar Blätter liegen bleiben, und wenn sie ständig die Sträucher hier bepflücken, kommen die irgendwann nicht mehr nach. Meine Kübel sollen auch so stehenbleiben, wie sie waren, ja?«

»Nun hören Sie mal, ich versuche doch nur, hier Ordnung zu machen!«, protestierte der Junggeselle.

»Das ist Natur«, erwiderte Lydia, mittlerweile richtig ärgerlich. »Das braucht man nicht ordentlich machen! Sagen Sie, machen Sie das zuhause auch so? Ich will nicht Ihre Nachbarin sein, wenn sie mit den Gärten ihrer Nachbarn genauso umgehen!«

Der Kerl rümpfte die Nase und betrachtete sie geringschätzig. »Nun werden Sie mal nicht beleidigend!«, sagte er.

»Ich will einfach nur, dass Sie das Grab meines Vaters in Ruhe lassen«, knurrte Lydia. »Das kann doch nicht so schwer sein!«

»Was ist das Problem, wenn ich um das Grab herum reche?«, fuhr er sie an. »Oder wenn ich ihre Kübel und Steine verrücke? Oder den Bewuchs auf dem Grabstein abschneide?«

»Der Bewuchs soll dort bleiben«, presste Lydia hervor, sie bebte vor Zorn. »Mein Vater mochte es gemütlich, nicht steril ordentlich. Das Grab ist so angelegt, dass in ein paar Jahren alles miteinander verwachsen ist. Wenn Sie die Kübel verschieben und den Bewuchs wegmachen, kann ich ja lange warten!«

»Aber die Kübel stehen schräg!« Ehe sie sich versah, hatte der Kerl sich an ihr vorbeigeschoben und kletterte an der Grabplatte vorbei, um die Kübel wieder zu verschieben. Das war doch nicht die Möglichkeit! Lydia warf sich kurzerhand nach vorn und packte ihn, um ihn daran zu hindern – da schoss der ältere Mann mit einem Mal nach vorn und ergriff ihre Handgelenke, drängte sie nach hinten. Der jungen Frau entwich ein Schrei, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah: Rasende Wut, kalter Zorn spiegelte sich darauf – die Adern an der Stirn traten hervor, die Zähne waren gefletscht, die wässrig blauen Augen funkelten sie an.

»FASS MICH NICHT AN!«, brüllte er auf sie ein, obwohl er derjenige war, der die Nägel in ihre Haut gegraben hatte und sich gegen sie stemmte, dass sie auf dem rutschigen Kiesboden beinahe das Gleichgewicht verlor. Lydia ließ sich nach hinten stoßen, am ehesten, weil sie so überrumpelt und von plötzlicher Angst ergriffen war, dass sie sich nicht direkt wehrte. Sie selbst war aufgewühlt gewesen, Gott, aber mit einer solch explodierenden Wut hätte sie nie gerechnet. Die junge Frau stolperte beinahe über ihre eigenen Füße, während der Kerl sie stieß, dann ausholte, als wollte er nach ihr schlagen – als er mit einem Mal erstarrte, einen überraschten Schrei von sich gab und nach hinten stolperte. Der Mann stolperte, wohl über eine Erhebung im Boden, die ob der Blätter auf dem Weg nicht zu sehen gewesen war, und fiel rücklings auf den Hosenboden, landete direkt auf der Grabplatte seines längst toten Vaters. Ein oder zwei Porzellanfiguren gingen kaputt, als er darauf stürzte und nach hinten krabbelte, bis er gegen den Grabstein stieß.

»Was zum ...?!«, stieß er hervor. »Da hat was meinen Fuß gepackt! Ich ... was zur Hölle?!«

Lydia, noch immer schwer atmend vor Schreck, richtete ihren Kragen, rieb ihre Handgelenke und drehte sich irritiert um. Sie erwartete, etwas hinter sich zu sehen, schließlich deutete dieser Kerl mit einem zitterten Zeigefinger auf das dichte Gebüsch, die dunklen Baumstämme hinter ihr ... doch alles, was sie sah, waren die Grabsteine, die flüsternden Zweige und das schattige Dunkel des Waldes.

Die junge Frau wandte sich wieder nach vorn. »Was?«, schnappte sie, bereit, nach hinten zu weichen, falls der Kerl sich ihr wieder nähern wollte.

Der jedoch machte keinerlei solche Anstalten. »Da war einer!«, brachte er heraus. »Hinter dem Grabstein! D-der hat geflüstert«, er flüsterte, »Lass meine Tochter in Frieden.« Mit fahrigen Bewegungen richtete er sich auf, riss Rechen und Besen und Eimer an sich und warf ihr noch einen Blick zu, als handle es sich bei ihr um eine Hexe. »Scheiß doch auf euch!«, spuckte er aus, ehe er hastig stolpernd die Flucht ergriff.

Lydia blieb allein zurück, verblüfft und sprachlos. Sie richtete den Kragen, strich ihr Haar glatt, während seichter Herbstwind die Blätter über den Kiesweg wirbelte. Auf dem Boden war keine Baumwurzel oder dergleichen.

Noch immer schmerzten ihre Handgelenke ein wenig, so fest hatte der Kerl sie gehalten, und ihr Herz klopfte vor Aufregung. Stumm richtete sie den Blick auf den Grabstein vor sich. »Papa?«, fragte sie leise. »Hast du ... mir geholfen?«

Lydia erhielt natürlich keine Antwort. Doch allein auf dem stillen Friedhof, nur mit dem Wind, der lauschte, war ihr mit einem Mal, als würde sie jemand in eine warme Umarmung ziehen.

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