Halloween Countdown 5 - Rückk...

By Samhainophilie

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Raschelnde Zweige, geheimnisvolle Beobachter in den Schatten und Finsterflüstern - auch in diesem Jahr kommt... More

1 - Der Kürbisfluch
2 - Poltergeist
3 - Kammerjäger
4 - Ablösung
5 - Weiße Mäuse
6 - Vorahnung
8 - Das Kratzen hinter der Wand
9 - Fremde Fährmänner
10 - Martha und Alma
11 - Das Mädchen im Spiegel
12 - Geisterschiff
13 - Die Puppen helfen dir
14 - Der Schlafwandler
15 - Schwarzer Hund
16 - Doppelgänger
17 - Friedhofsbesucher
18 - Geisterjagd
19 - Betrug beim Spiel
20 - Klopf, Klopf

7 - Heiliger

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By Samhainophilie

Habt ihr euch in eurem Haus jemals nicht sicher gefühlt? Wenn ja, könnt ihr Jannis' ungutes Gefühl sicherlich nachvollziehen.
Ich wünsche euch ein gutes Gruseln!
Bloody Mally

________________________


Sie schlang die Arme um meine Taille und erwiderte den Kuss mit sanftem Lächeln.

»Hey, weißt du«, sagte ich, als wir uns voneinander lösten. »Wenn du dir was von mir wünschen würdest - nichts Großes, aber schon irgendwie dringend - dann würde ich mich schon bemühen, dass du es bekommst.«

»Jannis«, sagte Lara und hob mit amüsiertem Lächeln eine Braue.

»Ich meine nur, es wäre ja recht einfach für mich, gar nichts Problematisches, bloß ...«

»Jannis!«

Ich betrachtete sie treuherzig. »Willst du nicht nochmal übernachten?«

Sie machte sich los. »Liebend gerne«, sagte sie, während sie nach ihrem Rucksack griff. »Aber du weißt, ich muss Oma beim Putzen helfen, und sie lässt sich nicht gerne versetzen. Und morgen früh habe ich nun mal diesen Zahnarzttermin, das würde sich doch gar nicht lohnen.«

Ich ließ den Kopf hängen. »Ist gut. Schon verstanden.«

Sie lächelte mich an und wuschelte durch meinen Haarschopf, richtete meine Sweatshirtjacke, ohne dass es nötig gewesen wäre. »Keine Sorge. Halt dich wacker. Und denk dran, noch die Mülltonne rauszustellen, gibt sonst Ärger von deinen Eltern.« Schelmisch zwinkerte sie mir zu, ehe sie die Arme durch die Rucksackträger schob und sich abwandte, um zu ihrem Auto zurückzugehen. Ich sah zu, wie sie einstieg, winkte und davonfuhr, winkte auch und kehrte dann ins Haus zurück. Stille umfing mich, als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ.

Es war nicht so, dass ich nicht gut alleine sein konnte. Eigentlich war ich ganz gerne alleine. Ich konnte kochen, was ich wollte, den ganzen Tag Netflix laufen lassen, ohne dass mich jemand zum Hausputz drängte, und konnte mich auch in den unteren Stockwerken aufhalten, ohne in langweilige Gespräche mit meinen Eltern verwickelt zu werden. Ja, eigentlich konnte ich ziemlich gut alleine sein. Aber in letzter Zeit war mir irgendwie Weise unwohl dabei. Wahrscheinlich lag es an diesem Brief, den ich gestern im Postkasten gefunden hatte. Er hatte sich in keinem Umschlag befunden, war ob des strömenden Regens nass und vollkommen unleserlich geworden. Sonst was hätte drinstehen können – ein Brief der kleinen Mädchen, die nebenan wohnten und irgendwas gespielt hatten, oder vielleicht eine Nachricht, die aus Versehen hier eingeworfen worden war. Womöglich ging meine Fantasie einfach mit mir durch – das Haus war nun mal ziemlich groß und dass es Geräusche machte, war nicht unbedingt eine Seltenheit. Womöglich lag es auch daran, dass die Tage langsam kürzer wurden, die Schatten zwischen den Baumwipfeln dunkler und irgendwie eher in der Lage, wie Gesichter auszusehen. Irgendwas gab mir ein ungutes Gefühl.

Ich hatte mich schon einige Male gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, Mama, Papa und Oskar in den Urlaub zu begleiten. Die drei waren für die Herbstferien in ein Resort im Schwarzwald aufgebrochen. Es gab einen Wellnessbereich für Mama, ein Schwimmbad mit Rutschen für Oskar. Und auch Papa, der überarbeiteter Personalleiter einer Lampenfabrik war und sich seinen Urlaub somit redlich verdient hatte, konnte sich dort endlich zurücklehnen. Gerade kurz vor Beginn seiner freien Tage hatte er noch einen Mitarbeiter rausschmeißen müssen und war völlig gestresst nach Hause gekommen – der Angestellte hatte wohl einen Riesenaufstand gemacht, leere Drohungen ausgesprochen und Dinge gesagt, über die Papa gar nicht hatte reden wollen. Er hatte irgendwas von scheiß verfluchten Agonistikern oder dergleichen gemurmelt, was ich nicht verstanden hatte und was Oskar nicht hatte zu Ohren bekommen dürfen. Letztlich waren wir uns alle einig gewesen, dass Papa diesen Urlaub gebrauchen konnte, keine Frage.

Vielleicht hätte ich die drei begleiten sollen. Aber wenn ich ehrlich war, hatte ich einfach keine Lust auf Rutschen gehabt.

Ich seufzte und ging die Treppe hoch. Es war früher Nachmittag – ich würde einfach den Rest des Tages entspannen und dann morgen auch meinen Opa im Altenheim besuchen, der sich sicher darüber freuen würde. Solange würde ich hier schon allein überleben.

Ich startete The Witcher, stellte eine Sprite und eine Packung Apfelringe neben mir hin und löste ein paar Quests, während der Nachmittag verstrich. Gegen Abend machte ich mir eine Riesenladung Tortelliniauflauf, den ich vor dem Fernseher verspeiste. Am Himmel dämmerte es, irgendwann musste ich das Licht einschalten und letztlich war es gänzlich dunkel vor den hohen Fenstern, die hinter dem Sofa in meinem Rücken aufragten. Draußen prasselte Regen gegen die Scheiben, was ein bisschen schaurig, aber irgendwie auch gemütlich war.

Wenn ich mich umgedreht hätte, hätte ich sicher nichts in der Dunkelheit gesehen. Aber nichts zu sehen bedeutete nicht, dass nicht trotzdem etwas dort sein konnte.

Gegen elf Uhr – ich war bereits halb eingenickt – schreckte ich mit einem Mal hoch. Etwas hatte gegen das Fenster getitscht, oder? Ich fuhr herum und spähte ins Dunkel, konnte allerdings nichts erkennen, bis auf die prasselnden Regentropfen, die gegen das Fenster schlugen. »Sei nicht dämlich«, maßregelte ich mich selbst – ehe mir siedend heiß etwas einfiel und ich mir mit der Hand gegen die Stirn schlug. »Die Mülltonne! Mein Gott, ich bin dämlich.«

Ich stockte, als ich mich erhob, und warf noch einen Blick nach draußen. Es behagte mir ganz und gar nicht, nun in der Dunkelheit und bei dem prasselnden Regen dort auf die Straße zu gehen und für einen Augenblick war ich versucht, die doofe Tonne einfach Tonne sein zu lassen. Aber Mama würde sich sicher furchtbar aufregen, wenn ich ihr sagte, dass ich es vergessen hatte, und darauf war ich auch nicht gerade aus. Ich schlüpfte also in ein paar Schlappen, streifte mir die Regenjacke über und schlüpfte aus dem Haus.

Regentropfen trafen mit leisem Klopfen gegen meine Kapuze und begannen, meine Jogginghose und die Socken zu durchnässen. Der Bewegungsmelder über der Tür reagierte und ein Licht erwachte zum Leben, das die Regentropfen in kleine, helle Körnchen verwandelte. Ich fröstelte und trat auf die Garage zu, schloss auf und zog die Mülltonne hervor. Unter dem Klappern der Räder auf dem Pflaster und dem prasselnden Regen konnte ich kein anderes Geräusch vernehmen und daher ...

Ich stieß einen überraschten Schrei aus und ließ die Mülltonne um ein Haar zu Boden fallen. Meine Finger krampften sich um den schmutzigen Griff, während ich mich zu allen Seiten umsah. Da war doch ein Gesicht gewesen! Es hatte ausgesehen wie eins. Es war eins ... Mann, Jannis, sei kein Idiot! Das war natürlich kein Gesicht gewesen!

Ich holte zitternd Luft und beruhigte meinen Herzschlag, verfluchte mich, dass ich mir Dinge einbildete und schob die Tonne weiter bis an den Straßenrand. Bibbernd und in eiligem Tempo bewegte ich mich zurück zur Haustür. Nicht ausrasten. Vielleicht sollte ich mir einen Tee kochen und dann in die ...

Etwas packte meine Schultern und ich fuhr heftig zusammen. »Aahhh!«, stieß ich hervor und wirbelte herum – nur um ein helles Lachen zu hören, das mir nur allzu bekannt vorkam.

»Lara!«, sagte ich atemlos.

»Schuldigung«, kicherte sie. »Es war zu verlockend.«

»So was darfst du mit mir nicht machen!« Ich schüttelte den Kopf. »Was machst du überhaupt hier?«

»Mein Zahnarzttermin morgen fällt aus, ich dachte, ich komme doch noch vorbei«, sagte sie. »Wenn du mich so lieb fragst, wie könnte ich da lange Nein sagen? Puh, können wir reingehen? Es ist wirklich, wirklich nass.«

Sie schlüpfte durch die Tür und warf ihre Sachen ab, während ich hinter mir zumachte und Regen, Dunkelheit und Gesichter aussperrte. Noch immer spürte ich mein Herz heftig gegen die Brust schlagen und versuchte mit Mühe, meine Panik zu verdrängen. Es war ja nur Lara gewesen.

»Hey, alles okay?«, fragte Lara. Sie hatte die Jacke ausgezogen und streifte gerade mit den Füßen die Schuhe fort. »Sorry, ich wusste nicht, dass du dich so sehr erschreckst. Stimmt was nicht?«

»Nein, ich ... nein«, sagte ich. »Es ist nur, dieser Brief, der da im Postkasten war. Und ich hab so ein merkwürdiges Gefühl, beobachtet zu werden ... es ist wahrscheinlich alles nur Einbildung, nichts Schlimmes. Aber erschreck mich nie wieder!«

»Ich versprech's«, sagte sie und lächelte. »Zumindest für die nächsten paar Tage nicht.«

Wir tauschten einen Blick, ehe ich sie in eine Umarmung aus nassen Regenjacken, feuchtem Haar und vertrautem Geruch zog. »Ich brauch eine warme Dusche«, sagte ich mit trockener Stimme.

»Mach das.«

»Cool, dass du da bist.«

Sie umarmte mich noch ein bisschen fester. »Hier bin ich doch eh am liebsten.«

Laras Anwesenheit brachte ein irritierendes Geborgenheitsgefühl mit sich, obwohl sie eigentlich gar nichts machte, und ich fühlte mich mit einem Mal sehr sicher. Es gab mir irgendwie Gewissheit, dass ich mir diese dummen Dinge nur einbildete und mein Unterbewusstsein sich eigentlich im Klaren war, dass da es nichts zu befürchten gab. Womöglich war es auch die warme Dusche, die meine Aufregung ein wenig herunterfuhr, aber als ich mich schließlich abtrocknete und in bequeme Klamotten schlüpfte, war beinahe alles in Ordnung. Lara kochte unten Tee und machte summte leise eine Melodie. Draußen prasselte der Regen noch immer gegen die Fenster, aber mit ein wenig Fantasie hatte er auch etwas Tröstliches.

Und dann

WONK WONK WONK

Ich fuhr heftig zusammen und hörte von unten, wie Lara einen überraschten Laut ausstieß. »Jannis!«, rief sie, aber ich war bereits unten auf der Treppe.

WONK WONK WONK

Ich spürte meine Kehle eng werden, als mein Blick sich auf die Haustür legte. Der Bewegungsmelder über der Tür hatte reagierte und ein Licht war zum Leben erwacht, das die Regentropfen in kleine, helle Körnchen verwandelte. Vor der Tür stand eine Gestalt, eine unheimlich fehl am Platz erscheinende, grinsende Hasenmaske mit kohleschwarzen Augen über das Gesicht gezogen, starrte durch das eingelassene Fenster und schmetterte eine schwere Eisenstange gegen die Tür.

WONK WONK WONK

»Hau ab!«, stieß ich hervor, weil es das einzige war, was mir einfiel. Die Maske grinste, während eine Hand ein durchweichtes Papier gegen das Fenster klatschte. WERKZEUG DES TEUFELS, sprang mir in krakeliger Schrift ins Auge, ICH BIN HEILIG, HEILIGER, RACHE.

WONK WONK, das Blatt flog fort und ein Knirschen ertönte, woraufhin ich mich aus meiner Starre löste und einen Stuhl packte, um mit ihn die Tür zu verbarrikadieren. Lara, die wie angewurzelt in der Küchentür stehen geblieben war und ebenfalls die Person anstarrte, packte ihr Handy und tippte mit bebenden Fingern den Notruf ein. »Hilfe!«, stieß sie hervor. »Wir ... wir brauchen Hilfe, hier will jemand einbrechen!«

»HAU AB!«, brüllte ich und die Gestalt, maskiert, mit der Eisenstange bewaffnet, trat langsam rückwärts – wohl in erster Linie abgeschreckt ob des Notrufs, den Lara getätigt hatte. Ihr Blick blieb auf uns gerichtet, bis sie aus dem Lichtkegel ins Dunkel tauchte und beinahe unsichtbar wurde. Nur die weiße Maske war ein heller Punkt im prasselnden Regen. Die Maske? Mehrere Masken. Mehrere Gestalten traten gemeinsam die Straße herab, verschwanden langsam im schwarzen, feuchten Nichts.

»Was ... was zur Hölle war das?«, fragte Lara mit bebender Stimme.

Ich hatte keine Ahnung, was ich antworten sollte. Ich fragte mich nur, wie lange ich schon beobachtet worden war, ohne dass ich jemanden bemerkt hatte. Und ich wusste, dass ich in diesem Haus niemals wieder würde schlafen können.

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