Halloween Countdown 5 - Rückk...

De Samhainophilie

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Raschelnde Zweige, geheimnisvolle Beobachter in den Schatten und Finsterflüstern - auch in diesem Jahr kommt... Mais

1 - Der Kürbisfluch
3 - Kammerjäger
4 - Ablösung
5 - Weiße Mäuse
6 - Vorahnung
7 - Heiliger
8 - Das Kratzen hinter der Wand
9 - Fremde Fährmänner
10 - Martha und Alma
11 - Das Mädchen im Spiegel
12 - Geisterschiff
13 - Die Puppen helfen dir
14 - Der Schlafwandler
15 - Schwarzer Hund
16 - Doppelgänger
17 - Friedhofsbesucher
18 - Geisterjagd
19 - Betrug beim Spiel
20 - Klopf, Klopf

2 - Poltergeist

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De Samhainophilie


Hallo ihr Kreaturen der Finsternis,

auch von mir ein schauriges Willkommen im diesjährigen Countdown. :) Hoffentlich bereitet er euch genauso viel Vorfreude auf die gruselige Zeit im Jahr, wie uns. Vielen Dank für's Lesen, und haltet Augen und Ohren offen, denn man weiß nie genau, was um uns her lauern mag. Vor allem, wenn die Tage kürzer und die Geschehnisse seltsamer werden...

Eine unheimlich gute Nacht euch allen!

- Nosferajul

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Es wurde langsam dunkel draußen, und Mia war klar, dass es heute Nacht stürmen würde. Ein wenig zersplittertes Laub wehte gegen die Fensterscheibe, wie von Staubsauger-Lärm getrieben.

„Fängst du jetzt endlich mal an zu schneiden? Oder willst du hier noch ewig rum stehen?", murmelte Hanna mit einem Grinsen, und warf ihrer Cousine im Spiegel einen Blick zu. Mia lachte und ließ die Schere sinken.

„Jetzt hetz mich nicht, okay? Ich will einfach nur sicher gehen, dass ich auch den richtigen Winkel erwische."

„Den richtigen Winkel gibt's eigentlich nicht", meinte Hanna nur. Das blassgrüne Handtuch, dass Mia mit einer Wäscheklammer um ihre Schultern befestigt hatte, verrutschte ein wenig. „Egal was du machst, schlimmer als jetzt gerade kann es eigentlich nicht mehr werden."

Das stimmte leider, wie Mia blöderweise zugeben musste. Sie holte noch einmal tief Luft, warf einen kurzen Blick nach draußen, wo die Äste noch immer kratzend gegen die Häuserwänd brausten, und begann zu schneiden. Letzte Nacht hatte ihre 'kleine' Cousine Hanna sich zum ersten Mal auf einer Party richtig betrunken, und war dann bei einer Art Trinkspiel dazu aufgefordert worden, sich selbst spontan die Haare zu schneiden. Viel war dabei zwar nicht abgekommen, aber es war alles irgendwie schief und sah wirklich nicht schön aus.

Hanna war normalerweise eigentlich nie so drauf, aber seit sie vor kurzem 16 geworden war, traute sie sich alle möglichen verrückten Sachen. Sie war ein bisschen rebellischer als früher, oder vielleicht kam es Mia auch nur so vor, weil sich die beiden mittlerweile nur noch so selten sahen.

Mia war jetzt 19, Mathe-Studentin, und eigentlich in einer Tour am Lernen. Sie hatte ein paar Freunde in der Uni, aber verbrachte nur wenig Zeit außerhalb der Kurse oder Mittagspausen mit der Gruppe. Die kleine Wohnung am Stadtrand, in die sie letzten Sommer gezogen war, war gerade groß genug um sich ab und zu ziemlich allein zu fühlen. Aber alles in allem fühlte sie sich wohl, vor allem, wenn Hanna am Wochenende vorbeikam. Die beiden Cousinen hatten sich schon immer nah gestanden, und Mia hoffte sehr, dass das so bleiben würde.

„Ich finde, du solltest dir einfach eine Katze oder so holen." Sagte Hanna oft, wenn sie da war. „Oder einen Hasen. Die sind ganz leise, da merkt das doch keiner, dass du hier ein Haustier hast."

„Ja, nee, ist schon klar.", entgegnete Mia dann immer, „Aber Frau Bern ist echt nett, und ich will mich einfach lieber an ihre Regeln halten, verstehst du?"

Hanna verstand das allerdings nie wirklich. „Als ob die das mitkriegen würde. Deine Vermieterin ist so alt, die würde es bestimmt nicht mal merken wenn du hier unten einen Kampfhund hättest."

Frau Bern war tatsächlich ziemlich alt. Mit ihrer rauen, tiefen Stimme hatte sie die Ausstrahlung einer Kirmes-Wahrsagerin, und sie hatte auch ein sehr herzliches Gesicht. Sie war so freundlich und gutmütig, es tat Mia immer leid tat, dass Frau Bern keine Enkelkinder hatte, und ihre Kinder wohnten beide weiter weg. Wenn Mia ihre Vermieterin auf dem Flur traf, unterhielten sie sich oft ein wenig, und ein paar Mal war sie schon bei der alten Dame zum Tee eingeladen worden. In letzter Zeit jedoch hatte Mia sie nur selten zu Gesicht bekommen. Hoffentlich war Frau Bern nicht einsam.

Mia gab sich große Mühe, Hannas Frisur zu reparieren. Sie machte langsam Schnitt für Schnitt, während sie die Strähnen nach und nach mit zwei Fingern festhielt.

'So weit so gut.', dachte sie.

Ein paar Minuten lang machte Mia so weiter. Die kurzen, dunklen Haarstückchen rieselten sacht auf das Handtuch, und dann auf die blauen Fliesen. Es war warm im Zimmer, oder zumindest war Mia angenehm warm in ihrem Strickpulli. Vielleicht würden die beiden nachher ja noch einen Film gucken, oder so. Hanna hatte ein paar Snacks mitgebracht, es wurde langsam dunkel draußen. Mia summte vor sich hin, während sie schnitt.

„Hast du das gehört?", fragte Hanna irgendwann verwundert. Mia hielt inne, und Hanna drehte sich mit einem leicht verwirrten Blick zu ihr um.

„Hmm?", entgegnete Mia. „Was denn?"

„Klang irgendwie wie ein Poltern. Als ob einer Möbel verrückt." Ihre grau-blauen Augen wanderten zur Zimmerdecke. Sie deutete nach oben. Mia schüttelte den Kopf.

„Nee, hab nichts gehört. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Frau Bern jetzt noch wach ist, die geht glaub ich immer sehr früh ins Bett..."

Hanna zuckte die Schultern, während sie sich wieder zu ihrem Spiegelbild umdrehte.

„Okay, egal. Mach weiter." Mia rollte mit den Augen.

„Alles klar, Chef."

Wieder ein paar Minuten Stille. Hanna betrachtete sich selbst im Spiegel, während ihre Cousine sich bemühte, langsam und vorsichtig mit der Schere zu sein, und nicht zu schnell viel zu viel abzuschneiden. Sie wollte das hier unbedingt gut hin bekommen– man bekommt schließlich nicht jeden Tag die Chance, jemandem die Haare zu schneiden, oder? Und eigentlich machte das ganze auch wirklich Spaß. Ab und zu griff sie nach ihrer Sprüh-Wasserflasche,- die, die sie normalerweise immer zum Blumen-Gießen benutzte,- und

Feuchtete Hannas Haare noch ein bisschen mehr an. Und dann schnitt sie wieder ein bisschen mehr ab.

Mittlerweile waren Hannas dunkle Haare von sehr ungeschickten, ungleichmäßigen halblangen Haaren in einen relativ hübschen, fast Schulter-langen Bob geraten. Vielleicht sollte ich das hier beruflich machen, dachte Mia mit einem Lächeln. Mathe zu studieren war, so im Nachhinein, vielleicht ohnehin nicht ihre beste Idee aller Zeiten gewesen...

RUMPS.

Mia stockte. Sie hatte es dieses Mal auch gehört. Hannas Augen trafen wieder Mias im Spiegel. Da war definitiv ein lautes Geräusch gewesen, von der Wohnung über ihr. Frau Berns Wohnung. „Das klang jetzt aber anders.", murmelte Hanna. „Davor war es eher ein Schleifen, und nicht so kurz und laut..."

„Voll komisch...", meinte Mia, und fing an, sich ein wenig besorgt zu fühlen. War Frau Bern da oben wirklich am Möbel verrücken, um neun Uhr Abends? Eigentlich ging die Gute doch immer schon ganz alte-Leute-mäßig um sieben oder acht ins Bett. Brauchte sie vielleicht Hilfe bei irgendwas?

„Wenn du nochmal was hörst, sag Bescheid.", sagte Mia zu Hanna. „Vielleicht ruf ich dann besser mal an und frage was los ist." „Hast du ihre Nummer?", wollte Hanna wissen, während Mia wieder nach der Schere griff. Sie nickte.

„Ja, an meinem Kühlschrank. Hat sie mir gleich am Anfang gegeben, falls ich Fragen hab oder so."

Und wieder – ein lautes, dumpfes Geräusch war zu hören. Hanna sah Mia beunruhigt an.

„Also ich hab Fragen. Meinst du die dreht am Rad oder so?" Mia bekam es ein wenig mit der Angst zu tun. Sie konnte es sich nicht so ganz erklären, warum ihr plötzlich so mulmig war. Aber sie hatte bisher noch nie solche lauten Geräusche von oben aus der zweiten Wohnung kommen hören, und ihr war die alte Dame mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Was immer auch da oben vor sich gehen mochte, es war ihr nicht geheuer. Sie hatte einfach ein schlechtes Gefühl bei der Sache...

„Ich ruf sie jetzt an.", sagte sie zu Hanna. „Nur so aus Sicherheitsgründen." Hanna nickte und stand auf. Sie war drauf und dran, das Handtuch, dass um ihren Nacken gelegt war, zu entfernen.

„Nein, stopp!", meinte Mia, genervt. „Bleib sitzen, du machst alles voller Haare!"

Hanna seufzte. „Urgh, du nervst echt. Ja okay, ich bleib hier."

Noch mehr seltsame, dumpfe Laute kamen von der Zimmerdecke, fast so, als ließe jemand laut und polternd mehrere schwere Objekte fallen... Mia flitzte in die Küche und griff nach dem Telefon. Sie las die Nummer von dem Notizzettel am Kühlschrank ab und tippte sie langsam ein. Dann wartete sie.

„Hallo?"

Frau Berns Stimme klang seltsam. Irgendwie ruhiger als sonst.

„Hallo, Frau Bern? Entschuldigen Sie, dass ich so spät noch anrufe, aber ich wollte mich nur kurz versichern dass alles in Ordnung ist."

„Ja, natürlich.", sagte Frau Bern in sehr kühlem, neutralen Ton. „Warum denn auch nicht?"

„Oh, achso.", antwortete Mia, ein wenig verlegen. „Wir dachten, wir hätten Geräusche gehört, und dass Sie vielleicht hingefallen wären oder so." Einen Moment lang war es still.

„Es ist alles in Ordnung, Kind.", sagte Frau Bern. „Aber, wenn es dir nichts ausmachen würde, dann würde ich mich natürlich freuen, wenn du nachher nochmal bei mir vorbei kommst. Ich hab Kuchen gemacht."

Mia lächelte. Frau Berns Kuchen waren immer absolut unschlagbar, und sie war erleichtert, dass alles bei ihrer Nachbarin und Vermieterin in Ordnung zu sein schien. Sie war allerdings auch ein wenig verwundert, schließlich war es ja schon Abend, und normalerweise lud Frau Bern sie nie noch so spät zu sich ein.

„Ja gern", antwortete sie. „Aber nur wenn Ihnen das nicht zu spät wird, Frau Bern."

„Komm einfach, wenn du kannst.", sagte sie, und klang wieder ein wenig seltsam, und dann legte die alte Dame plötzlich auf. Die Leitung war leer.

Mia runzelte die Stirn und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Hanna noch immer auf das Ende ihres Haarschnitts wartete. „Also, is nix?", wollte Hanna wissen.

Mia schüttelte den Kopf. „Offenbar nicht... Aber ich gehe gleich noch für zwanzig Minuten oder so zu ihr hoch, okay? Ich will einfach wissen, ob wirklich alles gut ist. Du kannst mitkommen, sie meinte sie hat Kuchen."

Hanna grinste. „Haha, da sag ich nicht Nein!" Als die beiden Mädchen später an Frau Berns Tür klingelten, war zuerst ein Rattern im Schloss zu hören, so als ob jemand das Türkettchen hinter der Tür zurückschob. Doch dann wurde es still, so als ob die Person beim Öffnen der Tür inne gehalten hätte. Hanna fuhr sich unsicher durch das Haar, das nun etwas kürzer und noch leicht feucht war. „Hallo, Frau Bern?", fragte Mia, halblaut. „Sind Sie da?" Wieder war ein Geräusch von Innen zu hören, aber nichts passierte.

„Lass uns gehen, oder?", flüsterte Hanna. „Vielleicht hat sie sich's anders überlegt. Vielleicht will sie Grad keinen Besuch."

„Frau Bern?", fragte Mia nochmal, etwas lauter dieses Mal. „Ist alles in Ordnung?" Mit einem seltsamen Ruck glitt die Haustür auf, nicht weit, nur einen Spalt weit.

„Frau Bern?", wiederholte Mia. Sie öffnete die Tür. Es war kalt im Wohnungsflur. Zuerst fiel es ihnen kaum auf, der leere Korridor, ganz ohne Jacken, Schuhe, oder die Bilder, die Mia in der Vergangenheit dort zu sehen geglaubt hatte, das alles ließ sich problemlos missachten.

Doch je weiter die beiden Mädchen in die Wohnung gingen, - mit jedem Schritt, mit dem sie das kleine Wohnzimmer betraten, dann die Küche, dann das schmale, dunkel gezimmerte Schlafzimmer,-mit jedem Schritt wurde klarer, dass dies nicht Frau Berns Wohnung war, so wie Mia sie gekannt hatte. Kein Tisch, kein Stuhl, kein altmodischer Teppich auf den Fliesen. Die Wohnung war unbewohnt. Vollkommen leer.

Es machte alles keinen Sinn... Sie war doch vor nicht einmal einer Woche noch hier gewesen! Sie hatte doch mit Frau Bern telefoniert, beide Mädchen hatten doch all diese seltsamen Geräusche gehört! Sie wussten nicht, was sie von hier an tun sollten... Sollte die Polizei benachrichtigt werden, oder jemand anders aus der nahe gelegenen Nachbarschaft?

Was war hier los, wo war Frau Bern und was zur Hölle hatte sich ereignet? Vollkommen ratlos versuchten die Mädchen, eine Erklärung für das Vorgefallene zu finden. Schließlich meinte Hanna, dass Frau Bern umgezogen sein musste... Und dass sie den Anruf aus Gewohnheit getätigt haben musste, ohne zu bedenken, dass Mia und sie selbst nicht mehr unter ein und dem selben Dach wohnten.

Diese Erklärung hatte so viele Löcher und Unstimmigkeiten, dass sie Mia kaum beruhigen konnte... Doch es war spät, und die beiden fühlten sich einfach nur noch unwohl in dem leeren Zimmer mit dem Funzellicht und den vergilbten Raufasertapeten. Sie beschlossen, den Abend mit einem ziemlich kurzen Filmabend ausklingen zu lassen, und morgen früh der Sache weiter auf die Spur zu gehen. Mia wollte noch einmal das Telefon benutzen, wollte dieselbe Nummer wie sonst auch immer wählen und sehen, ob Frau Bern erneut den Hörer abheben würde... Doch auf einmal wurde ihr ganz flau im Magen bei der Vorstellung.

Wieso war ihre Vermieterin überhaupt unter der gleichen, innerhäuslichen Nummer erreichbar gewesen, wenn sie tatsächlich umgezogen war? Und wieso war die Haustür eben wie von allein aufgesprungen, obwohl doch alle Fenster in der Wohnung dicht verschlossen schienen, und kein noch so kleiner Lufthauch der stürmischen Herbstnacht vor dem Fenster Hanna und Mia in der Wohnung aufgefallen war?

Es machte alles ganz und gar keinen Sinn, und als Mia sich gegen Mitternacht schließlich die Zähne putzte, blickte ihr Spiegelbild sie ganz blass und voller Verwirrung von der anderen Seite aus an.

Was war nur los, wo war Frau Bern? War sie in Sicherheit? War sie tatsächlich einfach nur unerwartet umgezogen?

Als Mia am nächsten Morgen alle E-Mail Kontakte und Telefonnummern durchprobierte, die sie in ihrem Mietvertrag und anderen Dokumenten ausfindig machen konnte, ging irgendwann eine Frau ans Telefon, mit der sie noch niemals gesprochen zu haben glaubte.

Es stellte sich heraus, dass die Frau Frau Berns Tochter war. Und dass sie gerade das Haus geerbt hatte, weil Frau Bern jetzt an einem besseren Ort war. Mia verstand das alles nicht. Was war nur geschehen?

"Es tut mir leid, wir hätten...- Hätten Sie informieren müssen. Ach Gott, es ist alles noch so seltsam, diese Situation." Die Frau klang sehr emotional. Sie kannten meine Mutter gut, nicht wahr? Haben ihr oft bei den Einkäufen geholfen, und ihr Gesellschaft geleistet? Ich kann Ihnen gar nicht oft genug danken. Es ist nicht leicht, wenn man drei oder vier Stunden von den Eltern weg wohnt, und diese ein gewisses Alter erreichen. Ich wünschte, ich hätte mehr da sein können... Gott, man denkt immer, man hätte noch so viel Zeit... Und dann plötzlich nicht mehr..."

Die Frau schniefte. Mia war sehr berührt, diese Dame klang, als ob es ihr gerade wirklich nicht gut ging. Sie selbst war auch unglaublich traurig. Frau Bern war doch erst so um die 70 gewesen, hätte sie da nicht eigentlich noch viel mehr Zeit haben sollen? Sie konnte spüren, wie ihre Augen sich mit warmen Tränen füllten.

"Und, wie ist es passiert? Sie ist... gefallen?", fragte sie, und hoffte, nicht unhöflich oder taktlos zu sein.

"Ja, genau... Ist gestolpert, vermuten wir, oder hatte womöglich einen Schwächeanfall... Sie muss sich noch an der Kommode festgehalten haben, und wie...Das ganze Ding ist mit ihr vorn übergekippt, grauenhaft." Die Frau schluchzte. Sie schien sehr sensibel zu sein, und Mia begriff schnell, dass sie ein genauso großherziger, netter Mensch wie die ältere Frau Bern sein musste.

"Mein Herzliches Beileid...", sagte Mia. "Es tut mir so leid. Ich hatte keine Ahnung, dass so was passiert ist... Ich hatte eigentlich geplant, zu ihr rüber zu gehen, sie hatte mich kurz vorher doch noch angerufen!"

Ein Keuchen war zu hören.

"Tatsächlich? Wann?", fragte Frau Berns Tochter überrascht.

"Na, gestern! Sie hatte mich zum Kuchen essen eingeladen, das war so gegen neun Uhr Abends, glaub ich."

"Kind, ich... Es tut mir leid, du irrst dich. Meine Mutter ist letzten Samstag von uns gegangen. Du musst weg gewesen sein, es war ein ziemlicher Radau im Haus... Es tut mir leid, ich muss... Ich kann jetzt leider nicht. Wir sprechen uns sicher bald." Sie klang mitgenommen, müde, als sie sich verabschiedete. Und dann war niemand mehr dran. Mia wusste noch immer nicht, was geschehen war...

Sie war verwirrter denn je, und unglaublich traurig. Doch später, als sie die Ereignisse noch einmal durchdachte, und versuchte, sich einen Sinn aus der ganzen Sache zu machen, fragte sie sich, ob dies Frau Berns Art gewesen war, sie auf ihren Tod aufmerksam zu machen..

Ob sie, in irgendeiner schrägen Art und Weise, aus dem Jenseits heraus, oder was auch immer, noch ein letztes Mal die Chance bekommen wollte, mit ihrer jungen Nachbarin zu telefonieren und sie zum Kuchen essen einzuladen...

Es klang nach einer sehr merkwürdigen Erklärung der Ereignisse. Und doch, in mancher stillen Nacht, meinte sie noch häufiger, Geräusche aus der leeren Wohnung oben zu hören. Und fragte sich, ob Frau Bern über sie wachte. Oder sie überwachte. Sie würde noch lange an diese Vorfälle denken, auch viele Jahre nach ihrem Auszug noch. Denn manche alten Geister der Vergangenheit ruhen niemals.

- Ende -

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