Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Infos zur Lesenacht
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Alenia
Die vier Hunter, oder eher Saver, ließen mich in ihren Kreis um das Feuer sitzen und teilten das Stück Fleisch aus ihrem Proviant mit mir. Ich war überrascht von der Freundlichkeit, mit der sie während des Essen mit mir redeten. Es entwickelte sich schnell ein entspannten Gespräch, dennoch behielt ich es im Hinterkopf, dass sie auch Hunter waren.

„Sag mal, was willst du tun, wenn du den Dunklen Mond findest?", fragte der glatzköpfige, Sven, mich plötzlich und ich sah zu ihm rüber. Er biss ein Stück des Fleisches ab und wartete kauend auf eine Antwort. Auch Mika, Thomas und Jackson schienen an der Frage interessiert.
Ich schluckte und überlegte, wie ich antworten sollte. Was ich in diesem Moment tun wollte, wusste ich ja selber nicht so genau. Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und sah zu den funkelnden Sternen über uns auf. Es war eine wolkenlose, dunkle Nacht. Hier oben konnte man die Sterne klar erkennen.
„Da bin ich mir noch nicht sicher", beschloss ich wahrheitsgemäß zu antworten.
Thomas hob überrascht eine Augenbraue: „Warum hast du denn angefangen sie zu suchen?"
„Ich schätze ich wollte einfach verstehen, warum sie die Schüler getötet hat.", ich sah wieder zu den Savern, „Mich überzeugen, dass sie wirklich das Monster von Blutmond ist."

Das war nicht gelogen. Das wollte ich wirklich wissen, aber der eigentliche Grund war, dass es meine Bestimmung war. Ich war die Scheinende und musste gegen mein Gegenstück kämpfen.

„Warst du in der Schule, als es passiert ist?", erkundigte sich Mika vorsichtig. Meine Augen glitten zu dem Rotschopf und ich nickte.
Die Hunter schwiegen. Sie waren wohl nicht sicher, ob sie weiter fragen sollten. Ich nahm ihnen die Entscheidung ab: „Ich hab sie vom weiten gesehen. Flügel, schwarze Augen und Blut überall. Sie war sehr stark und nicht aufzuhalten. Man sollte sie nicht unterschätzen."
Die Saver nickten und aßen weiter.

„Hast du kein Zelt?", fragte Mika mich, während sich die anderen drei Saver in ihren Zelten verkrochen.
Naja. Theoretische hatte ich eins. Irgendwo zwischen meinen Erdkräften.
„Es war zu umständlich mitzunehmenden", ließ ich mir schnell eine Ausrede einfallen, „Ich reise lieber mit leichtem Gepäck."
Mika nickte und schaute nach hinten zu den Zelten der anderen. Er schlief mir Sven in einem. Das andere teilten sich Thomas und der blonde. Die drei Männer hatten sich schon alle hingelegt. Nur Mika war noch bis jetzt bei mir am Feuer geblieben. Aber jetzt war auch ich müde und musste gähnen.

Ich stand vom Boden auf und streckte meine Beine ein bisschen. Wir mussten eine Weile gesessen haben, denn meine Knochen waren etwas steif. Mika kam ebenfalls wieder auf die Beine und klopfte sich die Hose ab.
„Wo schläfst du dann?"
Ich deutete mit dem Finger auf einen größeren, windschützenden Stein, der an der Bergwand lag: „Ich leg mich da hin und schütze mich mit Luft. Mir wird nicht kalt und einen Schlafsack habe ich auch."
„Ist das nicht zu hart?"
Ich lächelte. Süß, wie er an mich dachte: „Nein, mein Sack ist weich. Sonst schlafe ich einfach auf Luft."
Er grinste: „Luft scheint ganz praktisch zu sein."
Darauf zuckte ich nur die Schultern und begann rückwärts zu dem Stein zu gehen: „Gute Nacht, Mika!"
Er wünschte mir ebenfalls eine gute Nacht und verschwand im Zelt. Ich drehte mich wieder zurück und richtete meinen Schlafplatz her. Innerhalb einer Minute hatte ich mein Schlafsack rausgeholt und eine Kuppel als Schutz vor dem Wind errichtet.
Sehr schnell schlief ich schon.

Am nächsten Tag ritten wir weiter. Ok, ich flog und die Saver ritten. Diesmal blieb ich neben Mika und redete mit ihm über fröhliche Themen. Er erzählte mir ein paar lustige Geschichten aus seiner Kindeheit und ich übertrumpfte sie mit meinen eigenen. Natürlich enthielt ich Informationen, die gefährlich werden könnten. Das hinderte uns aber nicht daran irgendwann schallend zu lachen, dass Thomas sich vorne verwundert zu uns umdrehte.

Ich wischte mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel: „Oh Gott das ist nicht passiert!"
Mika grinste breit: „Doch, genau so."
Ich grinste ebenfalls noch und schüttelte den Kopf: „Wie konntest du so tollpatschig sein?"
„Sagt die, die mit acht gegen einen Baum gelaufen ist?"

Wir ritten den ganzen Tag durch und boten den Pferden am Abend endlich Rast. Die Tiere schienen müde, aber ihre Reiter waren es auch.
Ich sah kurz dabei zu, wie sie wieder die Zelte aufbauten und setzte mich auf einen kleineren Felsen. Mein Schwert band ich von der Hüfte los und lehnte es an den Stein.
Seufzend beobachtete ich den Sonnenuntergang.
Wenn die Hunter nicht großartig aufgehalten wurden, dann könnte Lillith schon im Lager sein. Wenn dem so war. Konnte ich sie dann überhaupt noch kriegen? Ich würde sicher nicht ins Lager einbrechen, ich war nicht aus auf einen Kampf, mit Lillith schon, aber nicht mit den Huntern.

Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und ließ die Schultern hängen. Ich hasste mein Schicksal.

Nach dem Essen und nachdem wir uns alle wieder zum schlafen hingelegt hatten, riss mich etwas aus meinen traumlosem Schlaf.
Ich spürte, dass große Macht freigesetzt worden war. Hellwach schoss ich hoch und stand auf den Beinen, bevor die Welle abgeebbt war. Ich griff nach meinem Schwert, band es mir um die Hüfte und schnappte meine Tasche.

Aber bevor ich aufbrach, weckte ich Mika. Verschlafen öffnete er die Augen und streckte seinen Kopf aus den Zelt. Sven schlief neben ihm noch.
„Was?"
Ich hatte keine Zeit zu verlieren: „Mika, ich gehe jetzt. Ich muss dringen los."
„Warum denn?", er schien verwirrt.
„Ich habe was gespürt. Auf Wiedersehen", ich drehte mich um, aber Mika hielt mich zurück.
„Warte!", ich drehte mich zurück, „Wenn du fertig bist mit den was du tun willst, kommst du zu uns ins Lager zurück? Also zu den anderen Prodigias?"
Ich lächelte leicht: „Warum nicht? Wo ist es denn?"
Mika war so freundlich und offen. Ich mochte ihn.

Mika nahm ein unscheinbares geflochtenes Lederarmband von seinen Arm. Bis jetzt war es mir garnicht so wirklich aufgefallen.
„Eine Prodigia hat dafür gesorgt, dass das Armband mit den Versteck verbunden ist. So finden wir immer wieder zurück. Egal wo wir sind. Wenn du es anhast, musst du dem Gefühl einfach folgen, du spürst wo es langgeht. Ganz einfach.", erklärte er lächelnd.
Ich legte es mir an und spürte den Hauch Magie, die von den Band ausging. Welche Fähigkeit hatte diese Prodigia, die diesen Zauber gewoben hatte?
„Danke. Ich komme euch besuchen, sobald ich kann."
Er sah mich aus freundlichen braunen Augen an und nickte. Sein rotes Haar war in der Nacht fast schon braun und zerzaust vom Schlaf.

Einmal winkte ich ihm zu, dann stieß ich mich vom Boden ab und stieg auf in den Himmel. Eine große Macht war freigesetzt worden. Und sie rief mich. Sang zu mir, ich solle kommen und sie holen.
Lillith.

Ich flog, ohne groß zu achten wohin. Mein Gefühl wies mir den Weg und führte mich über die Berge zum Wald. Die Magie wurde immer deutlicher. Sie wurde benutzt, jetzt nach so langer Zeit.
Mein Herz klopfte immer schneller, je näher ich meinen Ziel kam. Lillith musste da sein! Irgendwo in der Nähe! Ich würde mein Versagen beim Blutmond wieder gut machen können.

Plötzlich verschwand es wieder. Ich spürte die Magie nicht mehr, als würde sie von etwas blockiert werden.
„Nein, nein, nein!", zischte ich verärgert, während ich weiter flog und mein Tempo sogar erhöhte.
Mein Zopf zerrte und der Wind heulte mir in den Ohren. Dennoch hielt ich nicht an und flog stetig weiter. Ich war ihr doch so nahe!

Plötzlich sah ich das Lager. Aufgestellte weiße Zelte, umgeben von einer festen Mauer aus Stein. Ich ließ Vorsicht walten und verlangsamte meinen Flug. In einiger Höhe und Entfernung blieb ich stehen. Der Wind trug Stimmen zu mir hoch und ich sah eine Gruppe Hunter sich vor dem Tor versammeln.

„Sie können nicht weit sein! Holt den Dunklen Mond zurück!", eine Männerstimme schallte zu mir hoch und ließ mich nach Luft schnappen. Lillith war entkommen. Mit noch jemanden, denn der Mann redete in der Mehrzahl.
Die angesammelten Hunter verstreuten sich und begannen den Wald zu durchsuchen. Ich flog über die Spitzen der Bäume hinweg und suchte ebenfalls nach Lillith. Ich spürte ihre Magie zwar nicht mehr, aber ich würde sie trotzdem finde. Ich musste einfach.

Lillith
Devon und ich ritten unter den Bäumen hindurch. Immer geradeaus ohne anzuhalten.
„Sie suchen bestimmt schon nach uns", mutmaßte Devon und trieb die Stute weiter zur Eile an. Mir schienen die donnernden Hüfen viel zu laut, während ich mich an Devons Schultern festklammerte. Plötzlich setzte das Pferd über einen umgestürzten Baumstamm und ich wäre fast vom Pferd gefallen, hätte Devon mich nicht vorher gepackt.
„Halt dich richtig fest!", sagte er.
Zögernd legte ich meine Hände um seinen Bauch und hielt mich fest. Dabei versuchte ich mich nicht komplett gegen seinen Rücken zu lehnen. Sein Duft hüllte mich so schon komplett ein. Ich hörte wie Devons Atem etwas schneller ging.

Bevor ich mir mehr Gedanken darüber machen konnte, hörte ich etwas über unseren Kopf fliegen. Ich schaute nach oben und mir stockte der Atem.
Dieses weißblonde Haar würde ich überall wieder erkennen.
Alenia. Sie war hier.

Ihre Augen suchten die Bäume ab, schienen uns unter dem Geäst aber nicht zu sehen. Ohne einen Mucks von mir zu geben, tippte ich Devon an der Schulter an und deutete auf die fliegende Alenia, die sich jetzt wieder entfernte.
Seine Augen weiteten sich und er hielt das Pferd an. Alenia schoss über unsere Köpfe hinweg, ohne uns zu bemerken.
Ich atmete aus und sah fragend zu Devon. Wo sollten wir hin?
Schweigend lenkte Devon das Pferd um in eine andere Richtung.
„Was machen wir jetzt?", fragte ich so leise wie möglich.
„Ich nehme an du willst deine Kräfte nicht nochmal benutzen?", fragte er ohne Vorwurf in der Stimme zurück. Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte diese Stimme nicht nochmal hören! Sonst tat ich Devon letztendlich doch weh...

Devon nickte, als hätte er die Antwort erwartet: „Es gibt Tunnel die sich unter der Erde erstrecken. Dort müssen wir hin"
Tunnel unter der Erde? Wie jetzt?
Ich wollte ihm gerade weiter fragen, aber ich hörte Schritte in einiger Entfernung. Der Hunter hörte und zwar nicht, trotzdem presste ich vorsichtshalber die Lippen aufeinander.
Mein Herz klopfte wieder schneller. Wir waren jetzt schon aus dem Lager gekommen, wir würden es jetzt auch noch bis zu diesen Tunneln schaffen!

Eine Weile ging alle gut. Wir würden nicht bemerkt und Devon beteuerte, dass wir es nicht mehr weit haben würden.
Doch dann warf uns ein Luftbogen vom Pferd und wir beide landeten unsanft im Gras. Ich fiel hart auf meinen verletzten Rücken und biss die Zähne aufeinander. Die Schmerztabletten wirkten immer noch, sonst hätte ich viel größere Schmerzen aushalten müssen.

Noch während wir beide und aufrappelten, sah ich wer uns angegriffen hatte. Es war Alenia, die sich langsam vom Himmel runter schweben ließ. Unter ihren Füßen wirbelte der Staub auf, als sie sanft landete und ihr Schwert zog. Sie trug den schwarzen Kampfanzug der Schule mit silbernen Schonern an Schulter, Ellenbogen, Knien und Schienbeinen. Ihre hellen Haare waren zu einem Zopf geflochten, aus dem schon einige Strähnen heraushangen.

Mit einem entschlossenen Blick ihrer hellen blauen Augen richtete sie sich voll auf und straffte die Schultern: „Lillith"
Sie nannte meinen Namen ohne Gefühl. Nichts war von der Freundschaft zu spüren, die wir in der Schule gehabt hatten. Aber was hatte ich auch erwartet nachdem ich sie fast umgebracht hatte?
Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Ich wollte nicht schon wieder an Blutmond denken. An das Blut, das ich vergossen hatte, die gellenden Schreie in meinen Ohren.

Aber ich konnte die Bilder nicht abblocken. Und mein Atem ging schneller.

Nur Devon, der sich leicht vor mich hinstellte, holte mich wieder zurück. Auch er hatte sein Schwert gezogen und sah Alenia ruhig und berechnend an.

Alenia betrachtete ihn einmal und blinzelte überrascht: „Du hast ihr zur Flucht verholfen."
„Das habe ich", bestätigte Devon. Er leugnete es nicht mal! War es ihm so sicher gewesen mich zu befreien? Was... Was hatte ihn zum Umdenken gebracht?

Ich blieb wo ich war und sah an seiner Schulter vorbei zu Alenia. Sie packte den Griff ihres Schwertes fester: „Auch wenn du offenbar ein Hunter bist. Ich möchte gegen den Dunklen Mond kämpfen, nicht gegen dich."
„Du wirst sie nicht angreifen", seine Stimme klang sicher und fest. Beschützte er mich etwa? Warum?
Alenia zog die Augenbrauen hoch und sah jetzt zu mir. Ich sah schweigend zurück.

Ich sah keinen Hass in ihren Augen, aber auch nichts anderes. Sie war einfach entschlossen. Entschlossen ihr Schicksal zu erfüllen.

Wir beide hatten in den Aufzeichnungen unserer früheren Leben gelesen. In der geheimen Bibliothek. Es kam jedes Mal auf einen Kampf um Leben und Tod hinaus. Wir waren wohl dazu bestimmt über einander zu siegen.
Und wenn sie mich töten sollte. Bitteschön. Das machte es allen doch viel einfacher.
Ich war ein Monster mit Blut an meinen Händen. Im Lager, hatte ich den Blutdurst gespürt, hatte wieder die Kontrolle verloren.
Ich selber scherte mich doch kaum noch um mich. Für das was ich getan hatte. Für das was ich war. Dafür hasste ich mich.

Deswegen trat ich einen Schritt vor und sagte mit meiner nach wie vor leeren Stimme: „Dann erfülle dein Schicksal und bring es zu Ende."

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