let's play pretend

By keeaty

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Für die frisch gebackene, etwas schusselige Eventmanagerin Jane Smith ist der reiche, gutaussehende und allse... More

aesthetics
- PROLOG -
1 - Sprachlos wie Fische
2 - Diabeteskaffee
4 - Ich muss mich kurz setzen
5 - Der beschissenste Tag meines Lebens
6 - Scheiß auf teuer, Smithy!
7 - Hallo, Boden der Realität
8 - Vermeintliche Stalkerin & Unschuldslamm
9 - Muss ich wirklich?
10 - Gin ohne Tonic
11 - Let's play pretend
12 - Regeln
13 - Date night
14 - Babypopo für jedes Körperteil
15 - Trés bien, n'est ce pas?
16 - Herzkönigin
17 - Ein und Aus
18 - Bist du James Bond?
19 - Beförderung zum Privatclown
20 - Ich, im Hochglanzformat
21 - Ein interessanter Aufzug
22 - Erinnerungen
23 - Grinsekatze zum Frühstück
24 - Mr.& Mrs. Banks
25 - Wie Zitronen für Limonade
26 - Die Stimme der Vernunft dreht durch
27 - Eine doofe Nudel
28 - Danke für das Anti-Kompliment
29 - Grün, so weit das Auge reicht
30 - Ein verhängnisvolles Oberteil
Ein Geständnis an sich selbst
31 - Trampoline und Schokoladenkuchen
32 - Geständnisse
33 - Alles und irgendwie nichts
- Der Brief -
Bedauern
34 - Einhornkackpink
35 - Inquisition à la Eleanor
36 - Flucht zur Besserung
Wahrheit
37 - Unerwarteter Besuch
38 - Eine folgenschwere Entscheidung
39 - Wink mit dem Zaunpfahl
40 - Déjà-vu
Epilog
Danksagung

3 - Frühsport direkt in den Himmel

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By keeaty

Als ich am Samstag gegen halb acht in die U-Bahn stieg hoffte ich auf einen entspannten Tag. Da es bereits mein zweiter Samstagsdienst war, war ich nicht mehr so nervös wie noch vor drei Wochen. Da hatte meine Mutter ernsthaft überlegt mit Baldriantropfen in den Kaffee zu träufeln damit ich aufhörte zu hyperventilieren weil ich das erste Mal alleine mit Mr. Lee sein würde. Dabei war es ein ziemlich entspannter Tag gewesen an dem ich an die tausend Briefumschläge beschriftet und mit Marken beklebt hatte.
Gegen fünf vor Acht trat ich durch den Haupteingang und sofort war mir klar dass es heute anders aussehen würde. Die Stimmung fühlte sich ein wenig an wie ein Bienennest in das man ausversehen hineingestochen und es dann in hohem Bogen eine Klippe hinuntergeworfen hatte.

Als Hannah, die Sekretärin, mich erblickte winkte sie mich rasch zu sich und teilte mir mit das Mr. Lee bereits auf mich wartete. Ich eilte ohne viele Fragen zu stellen zu seinem Büro. Wie war es möglich dass man erwartet wurde wenn man doch zu früh dran war? Vor der Tür holte ich tief Luft und versuchte meine Atmung zu beruhigen. Ich war nicht besonders sportlich und besaß überhaupt keine Kondition. Ich klopfte und trat ein. Mr. Lee hatte uns am ersten Tag eingebläut auf keinen Fall zu warten, er habe keine Zeit immer herumzubrüllen. Was angesichts seiner täglichen, theatralischen Ausbrüche ziemlich widersprüchlich war.
Er saß an seinem Schreibtisch und hatte den Kopf in eine Hand gestützt. Zum ersten Mal sah ich ihn nicht in Topform, sondern konnte erkennen dass er erschöpft wirkte.
"Guten Morgen Mr. Lee", grüßte ich. Er hob den Kopf und plötzlich erhellte sich sein Gesicht.
"Jane! Bonjour! Gut sind sie hier, isch habe bereits auf sie gewartet!" Ich hätte nie gedacht dass sich er sich jemals freuen würde mich zu sehen. Und seit wann duzten wir uns? Bisher hatte er mich immer nur mit Miss Smith oder diese Frau angesprochen.
"Jane, isch hab eine Frage an sie." Er kam um den Tisch herum und fasste mich an den Händen. Mit so viel Körperkontakt hatte ich nicht gerechnet und beherrschte mich gerade so ihm meine Hände nicht sofort wieder zu entziehen.
"Ihre Maman hat eine Coiffeur Geschäft, richtisch?" Meine Französischkenntnisse reichten gerade aus um zu kapieren dass er den Friseursalon meiner Mutter meinte.
"Das stimmt", ich nickte unterstützend. Mr. Lee sah hocherfreut aus.
"Und sie haben in ihre Bewerbung geschrieben dass sie gelernt haben wie man Haare schneidet?", fragte er aufgeregt. Wieder nickte ich und fragte mich warum das denn jetzt so wichtig war.
"Können sie auch Haare an Männern schneiden?" Ich nickte wieder. "Und Stylen auch? Ein Frisur?" Wieder nickte ich. Jetzt fühlte ich mich so langsam wie eine dieser Wackelfiguren mit den zu großen Köpfen die es überall in den Souvenirshops zu kaufen gab.
"Formidable!" Er klatschte in die Hände und ging zur Tür. "Kommen sie Jane wir haben viel zu tun." Hatten wir das? Wozu hatte er das jetzt wissen müssen? Und wo wollte er jetzt hin? Doch ich hatte gelernt besser weniger solcher Fragen zu stellen. Mr. Lee war bereits zur Tür hinaus und ich warf Hannah einen verwirrten Blick zu als ich, an ihr vorbei, hinter ihm her stürmte. Mein Chef rannte beinahe durch das Gebäude. Ich folgte ihm brav, obwohl ich von der kleinen Frühsporteinlage keinesfalls begeistert war. Joggen wiederstrebte meinem Sein grundsätzlich. Mr. Lee rannte die Treppen hinunter bis in die Tiefgarage, dort befahl er mir umgehend in einen schwarzen Wagen zu steigen. Verwirrt dankte ich dem Fahrer welcher mir die Tür aufhielt. Ich hatte mich kaum angeschnallt, da brausten wir auch schon los, auf die Straßen Londons. Ein wenig kam ich mir vor wie in einem wirklich schlechten Actionfilm.
Knapp zwanzig Minuten später bogen wir in eine Seitenstraße ein und hielten vor einem riesigen Gebäude. Mr. Lee hatte die ganze Zeit über telefoniert und zwar auf Französisch, so dass ich meine Fragen hatte herunterschlucken müssen. Kaum war der Fahrer auf die Bremse getreten, sprang mein Chef bereits aus dem Auto. Verwirrt blickte ich ihm hinterher wie er wie ein Irrer zum Eingang hastete. Er hielt mir die Tür auf und merkte erst da dass ich noch immer auf den teuren Polstern des Wagens saß. Der Fahrer und ich hatten ihm gleichermaßen verdutzt hinterhergeblickt und uns keinen Millimeter bewegt.
"Jane, kommen sie hopp, hopp!", rief er energisch. Beim letzten Wort überschlug sich seine Stimme und schreckte mich aus meiner Starre hoch. Schnell raffte ich meine Sachen zusammen und stieg aus dem Auto, jedoch nicht ohne mich beinahe auf die Nase zu legen. Kaum war ich auf seiner Höhe, sprintete er weiter. Die zweite Frühsporteinlage des Tages endete erst als wir durch einen endlosen, düsteren Gang hinein in eine Halle stürmten. Geschäftig wirkende Leute umringten uns plötzlich.
Ich hatte da so eine Vorahnung wo wir gerade gelandet waren. Der lange Steg in der Mitte der Halle, verriet mir alles was ich wissen musste. Mr. Lee verlangsamte seine Schritte, ging aber für meinen Geschmack und die Höhe meiner Absätze noch immer zu schnell. Auch wenn es wirklich flache Absätze waren und keine dieser Halsbrecher mit denen Hannah immer herumstöckelte.
"Jane, allez, viens maintenant!" Zwar hatte ich keine Ahnung was es bedeutete, aber ich konnte es mir vorstellen. Ich verdrehte die Augen und stolperte dadurch bereits zum zweiten Mal. Vor meinem inneren Auge sah ich mich bereits den Boden küssen, als ich mich doch noch fangen konnte.
Mr. Lee führte mich immer weiter ins Gebäude hinein und immer mehr Menschen tummelten sich um uns. Anscheinend waren sie alle schwer beschäftigt. Einige grüßten meinen Chef, doch die meisten waren zu sehr in ihre Arbeit vertieft. Nun musste ich mich nicht nur darauf konzentrieren mit den Füssen auf dem Boden zu bleiben, sondern auch niemand anderen zu Boden zu schmettern. Wir eilten in den hinteren Teil der Halle in den Backstage Bereich der Modeschau welche unsere Firma mitorganisierte. Als ich Mr. Lee durch einen Vorhang folgte, fiel mir die Kinnlade runter. Ein schöner Mann reite sich an den nächsten und alle waren sie nur halb bekleidet. Heiliger Bimbam, ich war im Himmel gelandet. Hatte ich mir das Genick gebrochen weil ich mich doch noch auf die Nase gelegt hatte? 
Ein schöner Mann reihte sich an den nächsten. Und allesamt waren sie oben ohne. Ich kam aus dem starren gar nicht mehr hinaus.

"Jane, was stehen sie da herum! Ihr Arbeitsplatz ist hier!" Ich blinzelte. War Mr. Lee etwa auch tot? Ich sah zu ihm und sah dass sein Gesicht bereits gefährlich rot angelaufen war. Ich war nicht tot, oder zumindest noch nicht. Vermutlich aber bald, so wie mein Chef gerade aussah. Ich hastete zu ihm und checkte die Fakten in meinem Kopf.
Wir waren auf der Bademodenshow welche wir die gesamte letzte Woche geplant hatten und über welche ich gestern zwei Stunden lang in meinem Hefter gelesen hatte. Was genau ich jetzt aber hier sollte war mir noch schleierhaft. Eigentlich hatte ich damit nichts mehr zu tun. Schnell stellte ich mich neben meinen Chef. Er stellte mich Ricardo, dem Chefstylisten vor. Ricardo war Mitte Vierzig, hatte nach hinten gegelltes, ergrautes Haar welches ihm bis in den Nacken reichte und einen Schnurrbart der Salvador Dali, in seiner Kuriosität, auf jeden Fall Konkurrenz machte. Ricardo erklärte mir kurz meine Arbeit und zeigte mir an einem der männlichen Models vor was er sich für die Show vorstellte. Dass der Mann dabei kein T-Shirt trug und unglaublich gut aussah half mir nicht unbedingt dabei mich auf Ricardos Worte zu konzentrieren. Alle anderen im Raum schienen die nackten Männer jedoch herzlich wenig zu kümmern, also versuchte ich mich zusammenzureißen.
Ich sollte also Haare stylen und falls nötig auch einige etwas in Form schneiden. Mr. Lee überließ mich meinem Schicksal als ich mich gerade an mein erstes eigenes Model wagte. Das Ergebnis sah gut aus. Ricardo nickte zufrieden und damit war ich anscheinend genug geprüft. Ein schöner Mann nach dem anderen setzte sich auf meinen Stuhl. Einige Stylte ich nur, hie und da musste ich etwas nachschneiden. Die nackten Oberkörper gerieten dabei vollkommen in Vergessenheit. 

Gefühlt Stunden später holte mich Mr. Lee wieder ab und ordnete mich an ihm einen anständigen Kaffee zu besorgen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das ich nur eine einzelne Stunde mit Haare stylen verbracht hatte. Ich holte meinen Mantel und machte mich auf, den Ausgang zu finden. Waren wir von links oder von rechts gekommen? Glücklicherweise fragte neben mir eine Assistentin ihre Kollegin gerade ob sie eine rauchen gehen wollten und so brauchte ich ihnen bloß zu folgen. Draußen machte ich mithilfe meines Handys einen Kaffeeladen aus um ein Diabetesmonster und einen normalen Kaffee für mich zu besorgen. Den hatte ich mir nach dem ganzen Gerenne nun wirklich verdient.

Keine zehn Gehminuten gab es ein kleines Lokal. Es war unglaublich kuschlig und die Sitzecken luden zum langen Verweilen ein. Die meisten Tische waren besetzt und an der Theke hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Die Frau hinter der Theke schätzte ich an die Fünfzig, auch wenn ihr Kleidungsstil sehr jung wirkte. Sie arbeitete schnell und kurz darauf gab ich meine Bestellung auf.
"Welche Milch hättest du denn gerne?", fragte sie freundlich. Ich runzelte die Stirn, dann schaltete ich. Das Vegan-Schild an der Tür hatte ich für einen kurzen Moment vergessen. Anscheinend sah Sie dass ich etwas überfordert mit der Frage war und wies freundlich auf das Schild mit den verschiedenen Milchersatzsorten.
"Ähm, dann gerne Mandelmilch", entschied ich mich nach kurzem Überlegen. Ich hatte keine Ahnung wo der geschmackliche Unterschied zwischen Soja, Mandel und Hafermilch lag, aber ich mochte Mandeln ganz gerne.

Als ich aus dem Laden trat, war ich etwas enttäuscht dass ich mich nicht hatte hinsetzen können. Etwas verspätet bemerkte ich dass es schneite. Schon wieder. Als würde nicht bereits genug Schnee am Straßenrand liegen. Es war ein ungewöhnlich kalter Winter dieses Jahr. Mein Telefon vibrierte und ich zog es aus der Tasche. Ärgerlich stieg ich über einen Schneehaufen um die Straße zu überqueren. Anscheinend war es in einer kleinen Nebenstraße wie dieser nicht wichtig genug die Straßen frei zu räumen. Was stellte der Staat nur mit den ganzen Steuern an welche ich immer zahlte?
Mein Blick richtete sich auf den Bildschirm. Tom hatte sich gemeldet und gefragt wann ich heute mit Arbeiten fertig war. Etwas genervt schrieb ich ihm zurück. Ich hatte es ihm bestimmt schon drei Mal gesagt! 

Das Auto sah ich erst als es mich beinahe umfuhr. Im Bruchteil einiger Sekunden machte ich instinktiv einen stolpernden Schritt nach hinten und konnte mich diesmal nicht fangen. Mit dem Hintern voran und einem erstickten Schrei landete ich in einem Schneehaufen. Reifen quietschten. Kaffee ergoss sich über mein Handgelenk und ich musste herausfinden dass ich mir daran definitiv die Zunge verbrannt hätte, wenn ich dazu gekommen wäre ihn zu trinken. Scharf sog ich die Luft ein als der Schmerz sich in meinem Handgelenk ausbreitete und mein Mantel sich mit Kaffee voll sog. Eine Autotür wurde zugeschlagen, ein Fluch erklang, dann beugte sich jemand über mich.
"Geht's ihnen gut?", fragte eine männliche Stimme aufgeregt und ich blickte meinem beinahe Todesengel ins Gesicht. Fast hätte mich der Schlag getroffen. "Hier, lassen sie mich helfen", sagte der Mann und hielt mir eine Hand hin um mir aufzuhelfen. War das hier ein schlechter Witz? Ich fühlte mich als wäre ich im falschen Film gelandet. Hatte ich mir den Kopf gestoßen und Halluzinierte oder waren meine Kontaktlinsen nun vollkommen hinüber?

. . .

Und wir spielen mal wieder eine Runde: WER IST ES?

©2020 by keeaty

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