Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

„Fünfzehn Peitschenhiebe, einer für jedes beendete Leben!", die Hunter applaudierten laut und auf einigen Gesichtern schlich sich ein blutrünstiges Lächeln.
Aber einige schienen mir der Bestrafung nicht ganz einverstanden. Jemand rief aus einer unbestimmten Richtung: „Das ist viel zu wenig! Der Dunkle Mond hat schon in den Jahren davor viele grausam Dinge getan!"
„Ein Monster wie sie sollte eine härter Strafe bekommen!"
Bei dem Wort Monster zuckte ich ein wenig zusammen. Die Kälte breitete sich aus aber ich konnte die Erinnerungen niederkämpfen.

Der Anführer hob beschwichtigend die Hand: „Keine Sorge. Das wird nicht die letzte Strafe sein. Schließlich habe ich nicht vor sie wieder gehen zu lassen."
In mir war dennoch genug Gefühl, um es mit der Angst zu tun bekommen, als Castriel sich zu mir umdrehte. Seine Augen funkelten vorfreudig und sein Lächeln verriet mir, dass er keineswegs gnädig sein wollte.
„Bringt mir eine Peitsche! Die beste und schmerzhafteste die wir haben!", befahl er und ein Mann entfernte sich aus der Menge, um sie zu holen.

Während wir darauf warteten, kam Castriel näher an mich ran. Ich hatte mich bis jetzt noch nicht bewegt und stand einfach nur vorne neben ihm.
„Sieh das als Vorgeschmack, was passiert wenn du nicht kooperierst", flüsterte er mir süßlich ins Ohr und zog seinen Kopf wieder zurück. Ich erschauderte und hatte keinen Zweifel daran, wie ernst er es meinte.
Nichtsdestotrotz zischte ich entschlossen: „Ich werde dir keine Informationen geben."
Castriels Lächeln schwankte kein bisschen: „Das werden wir ja sehen."

Er trat ein paar Schritte zurück und ein Mann gab ihm die Peitsche. Bei ihrem Anblick drehte sich mir der Magen um.
Die Peitsche war mit Eisen verstärkt und sie besaß kleine Wiederhaken, die sicherlich nicht angenehm sein würden.
Ich wusste nicht genau, was für Schmerzen mich erwarteten. Bis jetzt hatte ich nur in Büchern darüber gelesen, wo die Hauptfigur oder jemand anderes ausgepeitscht wurde. Trotzdem versuchte ich mich so gut es ging zu wappnen.

Trotz dem Gedanken, dass ich es verdiente, wandte ich mich innerlich, als Castriel sagte: „Zieh das Kleid aus und Knie dich mit dem Rücken zu mir hin"
Als ich mich umdrehte sah ich kurz rüber zu den Huntern, die immer noch da standen, wo sie vorher hochgerufen worden waren. Max Miene war genauso vorfreudig, wie die von allen anderen, Ellie und John sahen aus als fühlten sie sich ein wenig unwohl, aber Devon.
Devon hatte die Hände hinter dem Rücken zu Fäusten geballt und sein Blick schien mich anzuflehen etwas dagegen zu unternehmen. Er wollte, dass ich mich wehrte.
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihm zu zeigen dass ich es nicht konnte. Nicht nur, dass jede Flucht ausweglos war, ich hoffte mich besser zu fühlen nach der Strafe, die mir zustand. Vielleicht... vielleicht würde mein Gewissen danach ein wenig leichter sein.

Also zog ich mir das Kleid über den Kopf, sodass ich nur noch in Unterwäsche dastand und kniete mich hin. Ich presste die Lippen aufeinander, damit kein Angtslaut hervorbrach und blickte stur auf den Erdboden vor mir.

Es war volle Absicht von Castriel mich vor all den Huntern zu demütigen. Vermutlich hatte er richtig Spaß dabei. Aber ich würde ihm keine Informationen über Alenia geben. Niemals.
So konnte ich wenigsten einmal das Richtige tun und jemand schützen anstatt zu töten. 
Ich hörte Castriels Stiefel unheilvoll näher kommen und ich musste nicht über die Schulter schauen, um zu wissen, dass er die Peitsche in der Hand hielt.
Die vielen Hunter wurden still und erwarteten den ersten Schlag.

Das einzige was mich vorwarnte, war ein Sirren, als die Peitsche die Luft durchschnitt und auf meinen Rücken knallte. Ich schrie auf und presste die Zähne aufeinander. Die Wiederhaken bohrten sich in meine Haut und rissen sie auf. Auch wenn ich versuchte mich so gut es ging zu wappnen, es tat so dermaßen weh. 
Ich hatte kaum Zeit mich von den Schmerzen zu erholen als Castriel erneut ausholte und das verfluchte Ding nochmal auf meine Haut traf. Diesmal schrie ich noch lauter und Tränen des Schmerzes schossen mir in die Augen.

Dort wo die Peitsche mich traf, fühlte es sich an als würde meine Haut brennen. Ich spürte warmes Blut langsam runterlaufen und auf den Boden tropfen.
Castriel schwang ein drittes Mal die Peitsche. Noch gnadenloser als davor. Ich spürte wie die Haken diesmal tief ins Fleisch eindrangen und die Haut mit sich rissen.
Ich fiel nach vorne und musste mich auf die Arme stützen. Die Tränen, die mir die Wange runter liefen spürte ich garnicht. Das einzige was ich wahr nahm war mein höllisch schmerzender Rücken.

Ich wusste genau welche Schmerzen ich einigen der Schüler angetan hatte. Und ich wusste auch, dass meine nicht an die Qualen heranreichten, die ich ihnen beschert hatte.

Ein weiterer Schlag auf dem mein schmerzhafter Schrei folgte. Ich war mir nicht sicher ob ich Devon zusammenzucken sah, denn der Schmerz nahm mir kurz die Sicht.
Inzwischen zitterten meine Arme und ich atmete schwer.
Den freudigen Lärm der Hunter, nahm ich nur vage wahr, als eine neue Schmerzenswelle meinen Rücken durchzuckte. Es wurde unerträglich und bei jedem Schlag schrie ich. Die Tränen strömten mir über das Gesicht und mein Kopf sackte nach unten.

Beim nächsten Schlag hatte ich abgesehen von dem schrecklichen Brennen das Gefühl meine Brust würde bersten. Meine Magie bäumte sich auf, wie als wollte sie mich retten und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Würgegriff des Trackles.

Ein weiterer Schlag, nur schlimmer als die ersten. Meine Sicht verschwamm und der Druck in meine Brust wurde übermächtig.
Ich keuchte und meine Armmuskeln gaben unter den Schmerzen des nächsten Schlages nach.
Gerade holte Castriel erneut aus, ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, als meine Brust von Innen zerriss. Ein Schwall meiner Magie brach aus mir hervor und
traf Castriel mit voller Wucht in der Brust. Mit einem überraschten Grunzen wurde er nach hinten geworfen und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf.
Der Trackles erstickte meinen Magieaufstoß im Keim und ließ mich zitternd zurück. Nicht nur wegen meinen Rücken, sondern auch wegen den Kraftaufwand, den meine Magie gebraucht hatte, um  sich zu wehren.

Hinter mir rappelte Castriel sich wütend auf und ich spürte seinen erzürnten Blick in meinem brennenden Rücken.
Er fühlte sich an wie eine einzig große Wunde, aus der Blut lief und immer schlimmer wurde.
Durch den Schmerzensschleier konnte ich Castriel rufen hören: „Miststück!" worauf eine weitere Welle des Schmerzes durch meinen Rücken lief, als sein Hieb mich traf.
Diesmal knickte ich komplett ein. Mehr kauernd, als kniend und mit einem verunstalteten Rücken befand ich mich Castriel Gnade ausgeliefert.

Wieder traf die Peitsche mit Wucht auf meine Haut.
Ich wusste nicht bei welchem Schlag ich war, aber inzwischen flimmerte es vor meinen Augen.
Nächster Hieb.
Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen und mein Schrei kam heiser über die Lippen.
Beim nächsten Hieb wurde mir komplett schwarz vor Augen und ich erschlaffte.

Devon
Es kostete mich all meine Willenskraft nicht nach vorne zu springen und Castriel die hässliche Peitsche aus der Hand zu reißen. Das Metall glänzte jedes Mal im Licht der Sonne, ehe es mit einem widerlichen Geräusch auf ihren Rücken traf.

Während ich mir Lillith gellende Schrei anhören musste, versuchte ich mir mit aller Macht ins Gedächtnis zu rufen, dass sie eigentlich eine Prodigia war. Ein Monster, das fünfzehn Schüler getötet hatte.
Aber im selben Moment sah ich Lillith, wie sie weinend in meinen Armen lag und ihre vor Schuld dunklen Augen.

Ein weiterer Schrei von ihr, der mir durch Mark und Bein ging und mich zusammenzucken ließ. Ich konnte mir nicht vorstellen was für Schmerzen sie gerade erleiden musste.
Castriels Gesicht glich eine gruseligen Fratze als er die Peitsche erneut niedersausen ließ. Das hungrige Funkeln in seinen Augen sorge dafür, dass sogar mir ein Schauer über den Rücken lief.

Aber wenn ich jetzt dazwischen springen würde, würde ich das Versprechen, dass ich meiner Mutter gegeben hatte, brechen.
Ich hatte ihr geschworen für das Richtige zu kämpfen, für die Hunter wie sie es getan hatte.
Ein Stich der Trauer bohrte sich in mein Herz, aber ich verhinderte es dass meine Augen feucht wurden.

Lillith' Schrei zerriss die Luft und riss mich aus meiner Erinnerung. Ich sah mir ihren Rücken nicht so genau an, aus Angst die Beherrschung zu verlieren, aber der Geruch von Blut stieg mir in die Nase.

Beim nächsten Schlag gelang ihrer Magie das unmögliche: in Form einer Art Welle schoss sie aus ihr heraus und schleuderte sich Castriel entgegen. Der Hunter fiel mit einem erschrockenen Grunzen nach hinten und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden.
Ich sah Lillith an, sie keuchte und ihr Gesicht war unnatürlich blass. Ihr Arme zitterten schwach, als würden sie ihr Gewicht kaum noch halten. Dann ließ sie den Kopf hängen und ihr schwarzes Haar, verbarg sie vor meinem Blick.

Ich vermied es weiterhin ihren Rücken anzusehen. Die erfreuten Gesichter der anderen Hunter machten mich schon wütend genug. Sie alle schienen sich zu freuen dass der Dunkle Mond nach langer Jagd endlich bekam, was er verdiente.

Inzwischen war Castriel aufgestanden, sein Mantel war leicht verrutscht und in seiner Lederkluft konnte man eine Delle erkennen, wo Lillith' Magie ihn getroffen hatte.
Die Wut verbarg seine Ungläubigkeit ganz gut, als er die Peitsche wieder schwang. Diesmal mit mehr Kraft und Brutalität.
Das Geräusch und Lillith darauf folgender Schrei nahm mir den Atem und ich musste an mich halten nicht zum Verräter zu werden.

Was hatte dieses Mädchen nur mit mir gemacht? Ich hatte nie Zweifel verspürt, was ich als Hunter tat, bis ich ihre Schuldgefühle gesehen hatte. Welches Monster war so von Schuld zerfressen? Monster hatten kein Gewissen und er bereitete ihnen Spaß Leben zu beenden.

Castriel schlug weiter auf Lillith ein und selbst als sie zusammenbrach und sich nicht mehr regte, machte er weiter. Meine Zähne waren kurz davor zu bersten, so fest presste ich sie aufeinander und ich zählte stumm die Hiebe.
Als Castriel nach dem fünfzehnten Hieb erneut ausholte, machte ich endlich den Mund auf: „Das reicht!"
Er hielt inne und sah mich überrascht, da ich ihn unterbrochen hatte, an: „Wie bitte?"
Auch meine Freunde, sahen mich überrascht und schockiert an. Niemand unterbrach den Anführer. Erst recht nicht vor allen versammelten Huntern.

Nun war es zu spät für einen Rückzieher also erklärte ich so sachlich und teilnahmslos wie möglich: „Wenn sie verblutet und stirbt, war meine Arbeit umsonst. Wie sehr ich sie auch leiden sehe, töten wollen wir sie nicht."
Zum Glück ließ mein Anführer die Peitsche sinken und nickte knapp. An dem Metall klebte hellrotes Blut und ich musste abermals die Zähne zusammen beißen.

Lillith wurde unsanft von dem Podest getragen und einfach in ihren Käfig zurück geworfen. Ich konnte der Versammlung entfliehen, als Castriel über das Fest sprach, das er morgen abhalten wollte, um unseren Sieg zu feiern.
Ich schlich mich unbemerkt davon, da so gut wie alle Hunter, abgesehen von den Kindern, bei der Versammlung waren.

Ich erreichte Lillith' Käfig auf dem leeren Trainingsplatz und öffnete die Tür mit dem Schlüssel. In der anderen Hand hielt ich einen Eimer Wasser und einen Lappen. Dazu hatte ich in der Hosentasche noch eine Wundsalbe aus meinem eigenen Vorrat.

Lillith lag auf dem Rücken in der Mitte des Käfigs, die Augen geschlossen, die Haut nach wie vor sehr blass.
Aber als ich sie drehte...
Bis jetzt hatte ich es vermieden ihren Rücken richtig anzusehen und das Bild, das sich vor mir abgab war mehr als einfach nur schlimm.
Ihr Rücken war geprägt vor tiefen roten Striemen, blutverschmiert und mit Hautfetzen.
Ich war als Hunter ja schon etwas abgehärtet aber mir wurde trotzdem ein wenig flau im Magen.
Aber ich verdrängte das Gefühl und machte mich daran die Wunden zu reinigen und sie anschließend mit der Wundsalbe zu behandeln. Die Salbe sorgte dafür, dass sich die vielen Schnitte nicht entzündeten und wirkte ein wenig schmerzlindernd. Ich wusste aber nicht ob das bei ihrem Rücken einen großen Unterschied machte.

Mehr konnte ich erstmal nicht tun. Wenn ich ihren Rücken auch noch verband, würde es auffallen. Die Salbe sah man aber kaum und so würde es niemand bemerken, dass jemand ihr geholfen hatte. Ich drehte sie zurück, damit sie so lag wie am Anfang. Es sah so aus als wäre ich nie da gewesen.
Während ich die Käfigtür schloss, lag mein Blick immer noch auf ihr.
In den letzten Minuten hatte sie mehr Peitschenhiebe ertragen müssen, als irgendeine andere Prodigia vor ihr sonst. Lillith war vielleicht nicht wie jede anderer Prodigia, sie war eine Kreatur des Dunklen und Bösen, aber wo hörte diese Kreatur auf und wo fing das Mädchen an?
Meine Finger schlossen sich fest um die Stangen aus Trackles. Das war nicht richtig. Dieses Bild vor mir war grundlegend falsch und in diesem Moment erkannte ich auch, das ich im Unrecht war. Sie war kein Monster, sie hatte mir nie einen Grund dazu gegeben sie so zu sehen. Es waren einzig und allein meine Vorstellungen, die mir von den Huntern eingebläut worden waren, die sie zu einem Monster gemacht hatten.

Vielleicht hatte sie fünfzehn Leute getötet, aber ihr Gewissen machte ihr sehr zu schaffen, sie hatte sich keinen Moment lang gewehrt, bis auf heute auf dem Podest. Aber das war nicht Lillith gewesen, wie ich erkannte, sondern ihre Magie selber.
Wenn ihre Magie eigenständig handeln konnte, hatte sie es dann auch bei Blutmond getan?

Ich trat einen Schritt zurück. Diese Antworten würde Lillith mir selber geben, aber ich war mir sicher, dass sie nicht in diesen Käfig sollte. Und dass sie mir etwas bedeutete, hatte ich auf dem Podest gemerkt. Die unglaubliche Wut auf Castriel, war wegen Lillith gewesen. Sie war eine Freundin.
Und Freunde ließ man nicht im Stich.

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