Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

629K 36.7K 5.4K

"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
Infos zur Lesenacht
52
53
54
55
56
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
Epilog
Info zur Fortsetzung

57

5.3K 393 50
By veracrystall31

Devon
Ich ließ Lillith mit meinen Freund Basil zurück und steuerte auf das Zelt von Castriel zu.

Ich respektierte meinen Anführer, das tat ich wirklich, aber als er Lillith geschlagen hatte, war Wut in mir aufgekeimt. Verflucht, so sollte ich mich nicht fühlen, aber sobald jemand Lillith als Monster bezeichnetet, sie hasserfüllt ansah oder eben schlug, wollte ich demjenigen eine rein hauen. Ich verspürte nahezu einen Drang dazu.

Ich ballte die Hände zu Fäusten. Seit ihren Traum gestern Nacht, als sie weinend in meinen Armen gelegen hatte, hatte ich aufgehört in ihr ein Monster zu sehen. Ich hatte die Schuld in ihren Augen toben sehen und sowas konnte niemand spielen. Die Schuld war aufrichtig gewesen.
Wenn Lillith sich so schuldig fühlte, die Schüler getötet zu haben, wie konnte sie dann das gefühllose Monster sein, auf das ich jagt gemacht hatte?
Aber sie war jetzt im Lager und ich konnte nichts mehr dagegen tun. Aber was würde mit ihr geschehen? Würde man sie töten? Oder etwas anderes mir ihr tun?
Ich wusste nicht, was ich schlimmer finden würde.

Ich schlug den Stoff des Zeltes zur Seite und trat ein. Innen saß Castriel zurück gelehnt auf seinen Stuhl und stand auf, als ich kam.
„Ihr habt mich gerufen, Sir."
„Ja Devon", bestätigte Castriel, „Aber erstmal möchte ich dir Lob aussprechen, dafür dass du den Dunklen Mond gefangen hast."
Ich neigte den Kopf, auch wenn ich mich nicht darüber freute mein Ziel erreicht zu haben: „Danke, Sir. Aber das Lob gehört auch den anderen."
Auf dem Ritt hierher hatte ich schon Zweifel gehabt, aber ich hatte gehofft sie würden verschwinden, sobald ich wieder im Lager war. Wenn ich wieder bei den anderen Hunter sein würde.
Aber dem war nicht so. Ich fragte mich immer noch ob das was ich tat, berechtigt war.

„Aber eigentlich wollte ich mit dir über Lillith sprechen und wie wir mit ihr weiter verfahren werden. Ich kann sie nicht einschätzen, aber es scheint dass du dich nicht von ihr um den Finger wickeln lässt. Und Angst hast du auch nicht vor ihr."
Ich widersprach nicht, auch wenn Castriel mit dem ersten Teil unrecht hatte. Vielleicht hatte Lillith mich ja um den Finger gewickelt, aber war das schlecht? Sie hatte Gefühle genau wie wir und schien alles zu bereuen.
„Ich halte es für das beste wenn Lillith jemand beaufsichtigt, der sie schon kennt und ihr gegenüber abgestumpft ist", fuhr Castriel fort, „Also wirst du das übernehmen."
„Natürlich Sir.", was war besser? Wenn ich mich von ihr fernhielt oder blieb damit ich mir beweisen konnte, dass sie zu recht hier war?

Castriel schaute zum Zeltausgang, wo Lillith etwas entfernt noch mit Basil stand: „Du kannst dir noch einen als Partner aussuchen, wenn du willst. Aber sorgt dafür, dass sie sieht mit wem sie es zu tun hat. Seit nicht sanft zu ihr, auch wenn sie wie ein Mädchen aussieht."
Ich nickte als Zeichen, dass ich verstanden hatte.
Castriel klopfte mit dem Zeigefinger nachdenklich auf den Griff des Schwertes an seiner Hüfte. Er war ein Meister der Schwertkunst und mit der Waffe im Kampf ein tödlicher Sturm.
„Ich denke wir sperren Lillith ein. Ich habe ein passenden Käfig herstellen lassen als ihr aufgebrochen seid. Er steht bei den Trainingplätzen, damit sie sieht mit wem sie es hier zu tun hat"
Er lächelte zufrieden mit sich selbst und wandte sein Gesicht wieder mir zu: „Bring sie morgen Abend zu mir."
„Ja Sir", was hatte er morgen Abend mit ihr vor?
„Das war alles. Bringe Lillith direkt zu ihrer Bleibe."
Ich nickte und da ich damit entlassen war, drehte ich mich um und verließ das Zelt.

Lillith stand immer noch neben Basil, schien aber nicht mit ihm zu reden. Während sie dunkel und mit diesem leeren Blick vor sich her starrte, warf Basil ihr immer wieder abschätzige Blicke zu.
Ich schluckte den Ärger hinunter und kam zu ihnen rüber.
„Danke Basil. Ich nehme sie jetzt weiter. Sehen wir uns gleich beim Schwerttraining?"
Basil war einer meiner Freunde hier und sehr loyal und pflichtbewusst. Ich hatte noch nie gesehen, dass er einen Befehl nicht befolgt hatte oder irgendjemanden verraten hätte.
Jedenfalls nicht so wie die Hunter, die uns in den Bergen angegriffen hatten.

Basil nickte: „Klar! Sehen uns dort."
Er drehte uns den Rücken zu und ich wandte mich an Lillith: „Ich zeige dir wo du schlafen wirst."
Sie sah mich an und nickte kurz.

„Was hat Castriel zu dir gesagt?", wollte ich von ihr wissen, während ich sie durch die Zelte hindurch führte und hin und wieder jemanden grüßend zunickte.
Die warf mir kurz einen Seitenblick zu, dann sah sie sich weiter im Lager um. Begegnete jeden hasserfüllten Blick mit einer leeren Gleichgültigkeit.
„Er wird mir nichts tun. Nicht so lange ich kooperiere."
Ich runzelte die Stirn und sie erklärte:
„Er sagt, er will Informationen über die Scheinende"
„Und wirst du sie ihm geben?"
Lillith schüttelte stur den Kopf, wobei ihre schwarzen Haare leicht hin und her schlugen: „Nein"
Castriel gefiel es nicht, wenn er nicht bekam was er wollte.
„Und was hat er dazu gesagt?"
Sie lächelte grimmig und fasste sich an ihre gerötete Wange, wo er sie geschlagen hatte. Es bildete sich inzwischen ein blauer Fleck.
„Er wird die Informationen aus mir herausquetschen"

Ich schluckte und blickte nach vorn. Das klang garnicht gut.
„Ich hatte recht.", sagte ich dann plötzlich.
Jetzt runzelte sie die Stirn: „Mit was?"
„Du wirst nicht getötet"
Das entlockte ihr ein schwaches Lächeln, aber wir beide waren uns wohl nicht sicher, ob das etwas gutes war.

Lillith Schlafplatz lag auf den Trainingplätzen, die im Moment leer waren. Früher oder später würden aber schon die nächsten kommen, außerdem hatte ich Basil einen Kampf versprochen.

Die sogenannten Trainingsplätze befanden sich abseits der ganzen Zelte, waren immer noch aus festgetrampelter Erde, aber es waren Kreise mit Steinen markiert. Sie waren unterschiedlich groß, so lernten wir auf großen und kleinen Raum zu kämpfen. 

Lillith neue Bleibe stand etwas abseits, neben einer Reihe an Holzkäfigen, in denen wir Prodigias einsperrten. Manchmal wollte Er sie persönlich sehen und sie wurden von unseren Lager zu ihm transportiert, anstatt dass man sie tötete. Wo auch immer er sich befand.
Auf jeden Fall stach ihr Käfig deutlich hervor. Er war ein schwarzer Schatten zwischen dem hellen Holz und beim näher treten, spürte ich das unangenehme Gefühl, dass von ihm ausging. Er war komplette aus Trackles gebaut und sogar meine Magie sprang in ein paar Fuß Entfernung davor zurück.

Neben mir wurde Lillith blass, als sie erkannte, dass sie dort schlafen würde. Am liebsten hätte ich ihr das erspart, sie war schon die ganze Reise an Trackles gebunden gewesen, jetzt von ihm umgeben zu sein...
Der Käfig war nicht sehr breit, aber Lillith würde aufrecht in ihm stehen können. Es gab einen Decke zum drauflegen, dazu ein plattes Kissen und eine weitere dünne Decke.
An einem Haken an den Stangen hang der passende Schlüssel. Ich nahm ihn und öffnete das Tor. Es war mir zuwider das zu tun. Ich wollte sie nicht einsperren. Verdammt, ich wollte es ganz und garnicht. Da könnte ich mir so oft einreden wie ich wollte, dass sie eine Prodigia war.

Lillith schluckte und ging langsam rein. Sie sah ganz und garnicht gut aus und ihre sonst blasse Haut wurde nur noch blasser. Als sie im Käfig drin stand schnappte sie nach Luft und fasste sich mit verzerrtem Gesicht an die Brust.
„Was ist los?", ich schaffte es nicht, zu verhindern dass ein Hauch Sorge in meiner Stimme mitklang. Ich hielt die Tür immer noch auf, als ob es ihr dadurch ein bisschen angenehmer ist. Aber an diesem Käfig war wohl gar nichts angenehm.
„Der Druck", presste sie hervor, „den der Trackles verursacht, ist hier viel schlimmer."
Ich konnte das drückende Gefühl, das von den Stein ausging spüren.
Lillith atmete tief ein und aus: „Aber es ist wohl der sicherste Weg."

Ich sah kurz den Hass in ihren Augen aufblitzen, dann war da wieder diese Leere. Seid Blutmond waren ihre Augen dunkel und leer. Manchmal wurde es abgewechselt durch ein kurzes Aufleuchten von Schuld oder Hass, aber Freude. Freude hatte ich in ihnen nicht mehr gesehen.
Und ich fragte mich auf wen oder was sich ihr Hass richtete. Waren es die Hunter? Der Trackles? Oder sogar sie selbst?

Ich schüttelte meinen Kopf und biss die Zähne aufeinander. Für das war ich ausgebildet worden: um Prodigias wie sie einzusperren. Aber warum fühlte sich das alles so abgrundtief falsch an?

Ich stand immer noch da, die Schlüssel in der Hand, die Tür offen und Lillith mit blassem Gesicht in der Mitte ihres Käfigs, als sie fragend eine Augenbraue hob: „Worauf wartest du?"
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und mein Blick flog zu ihr. Sie hatte das Gewicht lässig auf ein Bein verlagert, schien es aber schwer zu haben Luft zu holen.
„Auf nichts", murmelte ich und schlug die Tür zu. Das Geräusch klang so vernichtend.

„Hey Devon! Bereit für den Kampf?", Basils Stimme schallte über den Platz und ich drehte mich um.
Er joggte auf mich zu, blieb aber in einem sicheren Abstand vom Käfig stehen.
„Sie ist hinter Gittern. Gut."
Wieder biss ich die Zähne aufeinander und zwang mich dazu wegzugehen und nicht zu ihr zurück zu blicken.

Lillith
Kaum schlug Devon die Tür zu, bildete der Trackles eine Mauer um mich und drückte seine Wände gegen mich, als würde er mich zerquetschen. Meine Brust wurde zusammengepresst und meine Magie in die hintersten Ecken meines Seins gedrückt. Vor ihm wollte ich meine Platzangst nicht zeigen, aber jetzt wo Devon weg war, schnürte sie mir die Kehle zu und meine Atmung ging schneller. Eigentlich war ich nicht so panisch was das anging, ich hasste es nur eingesperrt zu sein.
Ein Käfig aus massiven Trackles war da schon sehr extrem für mich. In einem normalen Raum gab es ja noch eine gewissen Normalität. Man konnte sich vorstellen die Tür war lediglich zu und nicht verschlossen. Hier war das praktisch unmöglich!

Tief ein und aus atmend versuchte ich mein panisch klopfendes Herz zu beruhigen und fokussierte mich lieber auf den Trainingsplatz vor mir, wo Devon anfing mir den dunkelhäutigen Jungen zu kämpfen.
Irgendwann gingen sie verschwitzt und grinsend davon, ließen mich aber nicht lange alleine. Bald kam eine Gruppe von Kindern. Mädchen sowie Jungen, die von einer etwas älteren, vielleicht Mitte dreißig, Hunter trainiert wurde. Es gab natürlich einige die viel Quatsch machten, aber nach einem strengen Blick der Lehrerin, wurden sie wieder still.

Mir entging nicht, dass ein blonder Junge immer wieder unauffällig zu mir rüber schielte und dann schnell wieder weg, damit die Lehrerin es nicht merkte.
Beim fünften Mal lächelte ich ihn vorsichtig und hoffentlich freundlich an. Das Lächeln war aber nicht echt, das war es schon lange nicht mehr gewesen.
Zu meiner Überraschung grinste der Junge zögerlich zurück und drehte seinen blonde Schopf wieder weg.

Ich beobachtete die kleinen bei ihrem Training mit Holzschwertern. Sie waren irgendwie niedlich.
Aber auch ihre Trainingseinheit war bald vorbei.
Die Sonne ging langsam unter und ich konnte sehen, wie zwischen den Zelten viele Hunter in die selbe Richtung gingen.

Auf jeden Fall sollte der Junge die Schwerter zurück bringen und dafür musste er ein paar mal hin und her. Aber beim letzten Lauf, blieb er vor meinem Käfig stehen. Immer noch in eineinhalb Meter Abstand, aber trotzdem.

„Bist du der Dunkle Mond?", fragte er mit ein wenig Angst in der Stimme, aber überwiegend Neugier.
Ich ballte die Hand zur Faust, aber das merkte er nicht.
„Ja"
Er legte den Kopf schief: „Und warum bist du in diesem furchtbaren Käfig drin?"
Ich konnte sehen, wie ihn ein Schauer über den Rücken lief. Er spürte wohl den Trackles aus dieser Entfernung.
„Ich habe schlimme Sachen gemacht", erklärte ich und versuchte meine Stimme nicht allzu leer klingen zu lassen, „Dafür muss ich bestraft werden"
„Aber das kannst du doch auch in einen normalen Käfig", er deutete mit seinen kleinen Finger auf die Holzkäfige neben mir.
„Dieser Käfig sorgt dafür, dass ich meine Magie nicht benutzen kann."
Er runzelte fragend die Stirn und ich erklärte: „Ich bin gefährlich, weißt du."
„Das erzählt Mummy auch. Aber warum denn?"

Meine Hand war so fest zur Faust geballt, dass die Knöchel weiß wurden, aber ich gab ihm trotzdem eine Antwort: „Ich kann Elementes sehr weh tun, wenn ich will"
„Willst du es denn?"
Ich schüttelte den Kopf und seine Angst wurde etwas weniger: „Dann bist du doch nicht so gefährlich!"
„Lieb von dir, aber das bin ich trotzdem. Ich kann es nicht kontrollieren. Es passiert manchmal einfach so."
„Aber du willst es nicht?", ich schüttelte den Kopf, „Dann bist du nicht böse."
Bevor ich ihm von dem Gegenteil überzeugen konnte, ruft eine Frauenstimme: „Lucas! Geht sofort von ihr weg!"
Der Junge ging ein paar Schritte zurück, als die Frau ihn an die Hand nahm und begann ihn von mir wegzuziehen.
„Aber Mummy! Wir haben nur geredet!", protestierte der kleine. Seine Mutter warf mir einen dunklen Blick zu: „Du sollst aber nicht mir ihr reden! Das ist der Dunkle Mond. Du kannst ihr nicht trauen."
Der Junge sah mir über die Schulter nach, als seine Mutter ihn wegschleifte und er hinter einen der Zelte verschwand.

Continue Reading

You'll Also Like

5.1K 220 16
Ein Buch mit ein paar Fakten über Two Mate (Band 1), sowie Second Mate (Band 2)
128K 10.7K 47
(2. Teil) Lillith hat die Hunter und ihre Freunde aus der Schule hinter sich gelassen. Jetzt fängt sie bei den Savern ein neues Leben an. Aber ein Ge...
2.1M 54.3K 40
Schüchtern, ängstlich betrachtete Seraphine täglich die Clique des Alphas. Schon seit seinem 18. Geburtstages hatte er es auf sie abgesehen. Sie wur...
131K 7.2K 85
Amelia, eine Soldatin aus der dritten Kaste, will eigentlich gar nicht an der Selection teilnehmen. Durch eine (un)glückliche Wendung wird sie trotzd...