Die Verlierer - Könige der Pl...

By traumjaegerin

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[TEIL 1] Man soll sich seine Freunde nah halten und seine Feinde noch näher. Das ist Jays Devise, denn immerh... More

1 | Gewinnen
2 | Mutig oder verdammt dumm
3 | Alkoholische Freiheiten
4 | Keine Regeln
5 | Alles nur ein Spiel
6 | Saufen und scheitern
7 | Respektlos
8 | Kleinkriminell
9 | Kippen, Vokabeln, Planlosigkeit
10 | Respekt durch Freundschaft
11 | Mathe und MDMA
12 | Saufen im Kinderzimmer
13 | Kontrollverlust
14 | Von Katzen und Katern
15 | Nur bis Physik
16 | Zwischen Gewalt und Ganja
17 | Chancen und Niederlagen
18 | Federico geht saufen
19 | Jenseits von Moral
20 | Warum Schwänze verdammt praktisch sind
21 | Titten oder Teleskope
22 | Auf anderen Planeten
23 | Kein Platz für Freundschaft
24 | Das Gesocks und seine Paläste
25 | Unbesiegbar
26 | Gemeinsamkeiten
27 | Ballerspiele und Gangsterfilme
28 | Ekstase
30 | Gefrorene Kirschtorte
31 | Ehrgeiz
32 | Fast Freunde
33 | Ritalin und Rumcola
34 | Genauso grob, genauso rücksichtslos
35 | Zukunftsvisionen
36 | Koste es, was es wolle
37 | Distanz
38 | Woran denkst du beim Wichsen?
39 | Keine Könige mehr
40 | Sternenscheiß
41 | Kotze im Papierkorb
42 | Niemals entschuldigen
43 | Viel zu schön
44 | Ekelhafte Sommernächte
45 | Dreiste russische Schönheiten
46 | Voll schwul, Alter
47 | Am besten keine Gefühle
48 | Gewaltfrei
49 | Keine Kompromisse
50 | Das machen Freunde nicht
51 | Wodka Melone
52 | Niemals
Tausend-Follower-Special
Ankündigung

29 | Blaues und rotes Licht

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By traumjaegerin

Ich sah mich um. Natürlich hatte ich mir schon vorher überlegt, wie ich am besten abhauen könnte, aber das brachte mir natürlich nichts, wenn ich keine Ahnung hatte, wo genau die Bullen waren. Das Flackern das Blaulichts, das den Laden erhellte, war alles, was ich von denen sehen konnte.

»Komm jetzt, Jay!«, brüllte Tarek mir, der sich im hinteren Teil des Ladens befand, zu. Die beiden waren schon losgerannt, wo Arsenij steckte, konnte ich nicht sehen.

Auch ich lief los und ließ währenddessen mein Messer in der Hosentasche verschwinden, mein Blick blieb nur kurz an der Verwüstung hängen, die wir angerichtet hatten. Ich sprang durch das offene Schaufenster hinaus auf die Straße und vergewisserte mich schnell, wo die Bullenkarre stand.

Fuck. Natürlich schnitt sie uns den Weg zu dem Auto von Tarek ab.

Als hätten sie es geahnt.

Natürlich könnten wir versuchen, an ihnen vorbeizukommen, aber das wäre wohl schlichtweg idiotisch.

Ich sah noch, wie die beiden Beamten ausstiegen, dann rannte ich Hals über Kopf los. Ihre laut knallenden Autotüren zerrissen die nächtliche Stille. Der Motor lief noch und für einen Moment musste ich mir vorstellen, wie wir ihnen einfach die Karre unter'm Arsch wegklauen würden.

Verdammt geil.

War das eigentlich mein scheiß Ernst? Ich war auf der Flucht vor den Bullen und machte mir über total irrelevanten Müll Gedanken. Hektisch warf ich einen Blick über meine Schulter, wo die Polizisten mit polternden Schritten näher kamen.

In diesem Moment hörte ich das Geräusch quietschender Reifen vor mir, gefolgt von einem aggressiven Hupen. Ein Auto hatte dort eine Vollbremsung hingelegt, als Tarek über die Straße rannte. Ich ließ mich davon nicht aufhalten, folgte ihm.

Erneut hupte der Fahrer wütend.

»Fick dich, du Bastard!«, brüllte Arsenij ihn an, der Typ hatte Nerven.

Ich beschleunigte meine Schritte und erreichte endlich die andere Straßenseite, dann machte sich mit einem Mal der Alk, den ich intus hatte, bemerkbar. Die Welt drehte sich schneller und schneller. Was sollte das? Echt verdammt ungünstiger Zeitpunkt.

Scheiße, Mann.

Konzentrieren.

Ich biss meine Zähne mit aller Kraft aufeinander und, während Tarek abrupt in eine Seitenstraße abbog. Ich stolperte fast, als ich abbremste, dann sprintete ich ihm hinterher.

Keine Ahnung, wo die anderen beiden mittlerweile abgeblieben waren.

Der Bulle hinter uns laberte etwas in sein Funkgerät. Alter, wollten die echt Verstärkung anfordern? Und sonst hatten die auch nichts zu scheißen, oder?

Zumindest war jetzt nur noch einer hinter uns. Wär' ja gelacht, wenn wir den nicht abhängen würden.

Ich folgte Tarek durch einen breiten Spalt zwischen zwei Häusern durch, dann landeten wir auf einem kaum beleuchteten Hinterhof. Rechts, links und vor uns ragten die hohen Wände der Arbeiterkasernen auf. Nirgends eine Lücke, durch die wir durchschlupfen könnten. Und hinter uns? Die Bullen.

Ich rannte in Tarek rein, der ruckartig stehen geblieben war. »Was hast du dir dabei gedacht, Alter?«, schnauzte ich ihn an und brauchte einen Moment, bis ich mein Gleichgewicht wieder fand. Hätte ihm doch klar sein müssen, dass es von hier aus nicht weiterging.

»Bist du behindert?«, gab er nicht weniger gereizt zurück und verpasste mir einen Schlag gegen den Hinterkopf. »Dann renn' mir doch nicht hinterher.«

Ich warf einen schnellen Blick zurück und musste feststellen, dass der Bulle schon am Anfang des Durchgangs zu sehen war.

Verdammt.

Nachdenken. Aber eigentlich war's auch egal, so 'ne Knasterfahrung hatte noch keinem geschadet.

Tarek lief schon wieder los, ich ihm mit großen Schritten hinterher, was besseres wusste ich ohnehin nicht. Langsam ging mir die Rennerei auf den Sack, Verfolgungsjagden in Filmen waren definitiv geiler.

Sein Ziel war eine Reihe von Garagen, die zwischen den beiden hinteren Häusern lag, dann erkannte ich auch, was er im Visier hatte. Die zwei Mülltonnen, die am Rand standen. Keine Ahnung, ob wir das wirklich als Fluchtweg nutzen konnten, aber immer noch besser, als der Polizei in die offenen Arme zu laufen.

Mit erstaunlicher Leichtigkeit gelang es Tarek, sich auf die blaue Mülltonne und dann aufs Dach der Garage zu ziehen. Hätte ich ihm bei seiner Körpermasse überhaupt nicht zugetraut.

Ich tat es ihm gleich und kletterte auf die Tonne. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, doch das Scheißteil war immer noch ganz nass.

Ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit und ich fand mich auf den Kieselsteinen wieder, die sich in mein Knie bohrten. Durch meinen linken Fuß zog sich ein stechender Schmerz, das hatte mir gerade noch gefehlt.

Verdammte Scheiße!

Ich unterdrückte ein Fluchen und rappelte mich eilig wieder auf. Keine zehn Meter mehr zwischen mir und dem Polizisten. Erneut zog ich mich auf die Mülltonne, dieses Mal zwang ich meine ganze Konzentration auf diesen einen Augenblick. Ich umfasste mit meinen Fingern die kühle Metallkante des Daches und wollte mich gerade hochwuchten, als der Bulle seine Hand mit festem Griff um mein linkes Bein legte.

Scheiße, wollte der mir das Blut abdrücken?

Ich strampelte, doch er ließ mich nicht los.

»Komm runter, Junge, ist die bessere Entscheidung«, sagte der Hurensohn mit einer väterlichen Stimme, als würde ich deshalb auf ihn hören.

Ich ließ das Dach los und stand wieder mit beiden Beinen auf der Mülltonne, ehe ich herumwirbelte. Für ein Moment traf mein Blick die gutmütigen braunen Augen des Polizisten, dann holte ich mit meinem freien Bein aus. Mit voller Kraft trat ich ihm ins Gesicht, so fest, dass sein Kopf nach hinten flog.

Ein schmerzvolles Stöhnen klang aus seinem Mund, kurz sah ich noch das Blut, das aus der Nase tropfte, dann galt meine Aufmerksamkeit wieder dem Garagendach. Dieses Mal gelang es mir endlich, mich hochzuziehen und mit drei großen Schritten war ich auf dem anderen Ende des Flachdaches angelangt.

Von Tarek war nichts zu sehen.

Ich ließ mich auf der Kante des Daches nieder. Konnte ich die zwei Meter einfach springen?

Bestimmt keine gute Idee.

Scheiße, wie war Tarek hier runtergekommen? Oder hatte er sich einfach in Luft aufgelöst?

Ein Blick nach hinten. Erleichtert stellte ich fest, dass der Bulle nicht zu sehen war.

Ich kniete mich auf die Kante, dann drehte ich mich um und hangelte mich daran runter. Für einen Moment hing ich an der Garagenrückseite, ehe ich meinen Griff löste und mich fallen ließ.

Abermals prallte ich auf dem Boden auf.

Schmerz zog sich durch meinen Arsch, auf dem ich gelandet war, dann drang Wasser durch den Stoff meiner Jogginghose. Warum musste hier ausgerechnet eine Pfütze sein?

Mit einem Mal hatte ich absolut die Schnauze voll. Von Tarek, der sich einfach verpisst hatte. Von dieser ganzen Scheiße. Wofür tat ich mir das an? Für so'n bisschen sinnlose Gewalt? Ganz toll. Hatte sich gelohnt, wirklich.

Wann war ich eigentlich zu so einer Heulsuse mutiert? Alter, ekelhaft.

Ich rappelte mich eilig wieder auf, schließlich musste ich weiter, wenn ich nicht von den Bullen erwischt werden wollte. Wieder lief ich los, auch wenn ich das Stechen in meinem Fuß mit jedem Schritt stärker fühlte. Durch einen dunklen, verwilderten Garten, wo ich alle paar Schritte auf Sperrmüll trat und dann über ein schmiedeisernes Tor, ehe ich endlich wieder auf dem Bürgersteig landete.

Hinter mir keine Spur der Polizei. Die hatten wohl selbst keinen Bock mehr auf die Scheiße hier.

Die Straße vor mir war mehrspurig und ziemlich stark befahren, trotz der späten Uhrzeit. An ihrem Ende war das blaue Schild einer U-Bahn-Station zu sehen. Während ich darauf zuhumpelte, griff ich in meine Hosentaschen, doch meine scheiß Kippen waren nirgends. Vielleicht hatte ich sie bei Tarek vergessen, vielleicht auf meiner Flucht verloren. Großartig.


Als ich endlich in der U-Bahn saß und meinen Kopf gegen die Scheibe gelehnt hatte, das ungleichmäßige Ruckeln mich nur noch müder als ohnehin schon machte, vibrierte mein Handy. Tareks Name war auf dem Display zu lesen, kurz überlegte ich, ob ich ihn einfach wegdrücken sollte, entschied mich aber dagegen. Er musste nichts davon mitbekommen, wie sehr mich der ganze Bullshit hier abgefuckt hatte, das kam richtig pussyhaft rüber.

»Was?«, meldete ich mich gereizt. Meine Füße hatte ich auf dem Polster der gegenüberliegenden Sitze aufgelegt.

»Und, hast es geschafft?«, erklang Tareks Stimme an meinem Ohr.

Ich verdrehte die Augen und sah auf die Papiertüte mit dem gelben McDonalds-Logo auf dem Boden, in die irgendwer reingekotzt hatte. Der stückige Mageninhalt verteilte sich immer weiter in der Bahn, wenn diese hin- und herschaukelte. »Scheinbar.«

»Arsenij nicht. Der hat jetzt genug Gelegenheit, ein paar Freunde unter den Bullen zu finden«, erzählte Tarek.

»Krass«, sagte ich desinteressiert und zupfte an dem Loch in meiner Jogginghose herum, das der Sturz vorhin hineingerissen hatte. Die Haut darunter war aufgeschürft.

Juckte mich doch nicht, was mit Arsenij war. Hauptsache ich hatte es geschafft, was sollte mich der kümmern?

War nur schade, dass es nicht Moussa war, den sie erwischt hatten.

Die U-Bahn fuhr in die nächste Station ein. Ein paar Mädels, die offensichtlich auf dem Heimweg vom Feiern waren, stiegen ein und füllten den Waggon mit ihrem dämlichen Gekicher.

»Ey, Jay«, setzte Tarek an, während ich mein Feuerzeug aus der Hosentasche holte und damit herumspielte.

»Hm?«

»Wir chillen noch im Hades, kommste auch? Bisschen die ganze Aktion feiern und so«, schlug er vor. Ich beobachtete, wie die Flamme aufleuchtete und wieder ausging. Dann aufs Neue.

»Was'n das?«, fragte ich.

»'n Puff mit 'ner Bar unten drin. Ist echt entspannt.«

Ich bewegte die Flamme an den Bezug des Nachbarsitzes heran und schaute zu, wie sie den Stoff versengte. »Ne, lass' mal«, sagte ich dann und nahm meinen Finger vom Zünder. Ich hatte echt keinen Bock, mir jetzt noch die ganze Nacht lang Tareks Hackfresse zu geben. »Hab noch was vor. Is' wichtig und so.«

»Ey, komm schon, die Weiber hier sind echt geil«, versuchte er mich zu überzeugen.

»Was juckt's mich?«, gab ich zurück und unterdrückte ein Gähnen, während mein Blick zur Anzeigetafel der U-Bahn glitt. Noch zwei Stationen.

»Was'n mit dir? Bisse schwul, Alter?« Er lachte und ich musste mir vorstellen, wie er sich dabei auf die Schenkel klopfte. Spast.

»Das sind Nutten. Als ob ich's nötig hab, irgendwelche scheiß Nutten zu ficken.« Ich verzog meine Lippen zu einem überheblichen Grinsen, war fast schade, dass er das nicht sehen konnte. »Hau' rein jetzt«, verabschiedete ich mich schnell und legte auf, ehe er noch etwas sagen konnte. Kurz sah ich noch auf mein gesperrtes Handy, dann machte ich das Ding aus. Kein Bock auf die Fotzen.


Kurz nach vier war ich endlich zuhause. Kurz überlegte ich, etwas zu essen oder noch eine Runde zu zocken, ließ es aber sein und streifte meine Jogginghose ab, gefolgt von meinem Pullover. Ich verkroch mich in meinem Bett und kuschelte mich in meine Decke, das reichte auf einmal, um mich irgendwie zufrieden zu stimmen. Einfach wieder daheim zu sein.

Verfolgungsjagden waren ziemlich scheiße, um ehrlich zu sein. 

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