LAST SUMMER

By selindevie

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❝ Es war nicht der letzte Sommer, bevor sich alles änderte - das tat es schon längst. Ich war gefangen in ein... More

Vorwort
Widmung
Aesthetics
Kapitel 1
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Epilog
Nachwort

Kapitel 2

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By selindevie

»Gut, ich bitte euch darum, dass ihr bis sechzehn Uhr an-«

»Ach, wen haben wir denn da?«

Mrs Roberts unterbrach sich selbst und rückte ihre schwarze Brille wieder zurecht, während ihr Blick nur mir galt. Ihre hellbraunen Haaren waren am letzten Schultag vor den Sommerferien in einen Dutt gebunden und sie durchbohrte mich fast mit ihren Blicken. Und – wie konnte es auch anders sein - der ganze Kurs hatte nun seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Ich stand nur starr neben dem Türrahmen und versuchte mir eine kreative Ausrede auszudenken, doch vergebens. Ich bekam nicht einmal die Chance dazu, mein Zuspätkommen in irgendeiner Weise rechtfertigen zu dürfen.

»Mrs Roberts, es tut mir wirklich leid, ich bin nur-«

»Hailey, bleib doch bitte nach der Stunde kurz noch im Klassenzimmer, ich würde gerne ein kleines Gespräch mit dir führen.«

Sie lächelte mich etwas schief an, nahm das weiße Kreidestück wieder zur Hand und ignorierte mich dabei völlig, da sie wie gehabt ihren Unterricht fortführte.

Ich schaute irritiert drein, während sich meine Körperhaltung anspannte. Obwohl sie mich nicht mehr ansah, nickte ich unmerklich und setzte mich in die vorletzte Reihe zwischen June und Louis, die wie alle anderen aus diesem Kurs dieses Spektakel mitverfolgt hatten. Ich setzte meine Tasche auf den Boden ab und hatte je für June und für Louis nur einen überraschten Blick übrig. Da ich den Blick von Mrs Roberts nach einer Weile auf mir spürte, vermied ich es auch nur mit einem von den beiden ein Wort zu wechseln und kramte in der Zwischenzeit einen Zettel aus meinem Rucksack heraus, den ich heute brauchen würde und breitete mein Mäppchen und die zwei Hefte, die ich noch immer fest umklammerte, auf meinem Tisch aus.

In der vorletzten Reihe zu sitzen hatte einige echt gute Vorteile. Der Lehrer oder die Lehrerin sah zwar, dass du schreibst, aber natürlich wusste er oder sie nicht was.

Natürlich schrieb ich das Tafelbild ab, was auch sonst. 

Nicht.

Ich war keine schlechte Schülerin, aber die Lehrer konnten doch nicht davon ausgehen, dass jemand den Unterricht am letzten Schultag ernsthaft verfolgte, oder? Meinen Vorteil nutzte ich also gewissenhaft aus und brachte mit meinem Bleistift eine kleine Nachricht zusammen, welche ich zu June herüberschob.

Ist das ihr ernst? Am letzten Schultag zieht sie ihren Unterricht durch?

Louis versuchte dabei ebenfalls meine Nachricht lesen zu können und lehnte sich dabei so unauffällig wie nur möglich zu mir herüber. Ich stoppte seinen Versuch jedoch dadurch, indem ich meinen Arm benutzte, um ihn wieder zurückzuschieben, doch ihm schien das nicht besonders viel auszumachen, da er mich einfach nur ignorierte und er sich mir gegenüber durchsetzte.

June hatte ihre Nachricht mittlerweile unter mein blaues Heft geschoben und ich nahm mir die Zeit, den klein gefalteten Zettel zu lesen, während unsere Lehrerin sich zur Tafel drehte, um etwas anzuschreiben.

Na ja, erst haben wir uns über die Abschlussparty unterhalten. Du weißt schon, die, bei der wir heute alle erscheinen müssen. Als ihr deine Abwesenheit aufgefallen war, hat sie einfach mit dem Unterricht weitergemacht, keine Ahnung warum. Sie schien nervös, aber versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

Ich legte den Kopf schief, nickte schließlich June zu und steckte den Schnipsel zurück in meine Tasche. Die restlichen Minuten des Unterrichts ließ ich noch über mich ergehen, wobei ich nicht wirklich konzentriert zuhörte. Im Gegenteil, meine Gedanken drehten sich um den Jungen, der eins dieser Plakate für die Abschlussparty an die Glastür klebte und den ich noch nie zuvor bemerkt hatte. War aber auch kein großes Wunder – ihr wusstet meine Meinung zu dem Jahrgang über mir. Die Beliebten führten sich gerade auf, als ob sie etwas Besseres wären – lag vielleicht an der massenhaften Aufmerksamkeit, die sie erhielten. Die Seniors waren da die Schlimmsten, auch wenn meine Stufe schon recht gut mithalten konnte in diesen Spiel.

Der Blick seiner braunen Augen, die in meine olivgrünen starrten, als mein vorerst höflicher Ton zu einem Nicht-mit-mir-Ton gewechselt war, gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Und das selbstsichere Grinsen, was sich auf sein Gesicht stahl-

Die Klingel unterbrach meine Gedanken, die ich am liebsten ins letzte Eck meines Gehirns verdonnern wollte, da ich nicht wollte, dass ich sie für einen Jungen verschwendete, der mir sowieso nicht geheuer war. Das Lieblingsgeräusch eines jeden Schülers erlöste uns endlich von der qualvollen Stunde.

Alle natürlich, außer mich.

»Wir sehen uns später Hailey«, rief mir Louis zu und schaute mit einem kleinen Lächeln zu mir herüber, während er den Klassenraum mit June zusammen verließ.
Mit meiner Tasche auf dem Rücken lief ich mit langsamen Schritten auf das Lehrerpult zu. Meine Angespanntheit war mir anzusehen, da war ich mir ganz sicher.

»Setz dich doch«, war das erste, was Mrs Roberts mir in einem recht netten Ton mitteilte, mit welchem ich heute eher weniger gerechnet hatte.

Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich selten zu spät. Besser gesagt - so gut wie nie. Aus diesem Grund konnte ich ehrlich gesagt absolut nicht nachvollziehen, warum sie mich sprechen wollte und wieso sie das Thema vor dem ganzen Kurs so an die große Glocke hängte.

»Um dich nicht weiter auf die Folter zu spannen, Hailey, mein Anliegen mit dir zu sprechen war nicht dein Zuspätkommen, also kein Grund zur Sorge.«

Meine Anspannung war mir wie vermutet deutlich anzusehen und mit einem mal entspannten sich meine Muskeln sofort. Jedoch bin ich ziemlich verwirrt, da mir nicht wirklich ein anderer Grund einfiel, wieso sie mich sprechen möchte.

»Wie du weißt, steht heute die Abschlussfeier der zwölften Klassen an. Es gab noch einige Vorbereitungen zu erledigen und ich würde dich darum bitten, dass du eine der Erledigungen von heute Vormittag übernimmst.«

Na das war ja ganz toll.

»Du weißt, dass ich den meisten aus deiner Stufe nicht wirklich traue. Bei dir allerdings habe ich keine Bedenken und bin mir ziemlich sicher, dass du keinen Unsinn machst. Ich bitte dich lediglich darum, die Mappen der Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs zu ordnen. Sie müssen nur alphabetisch sortiert werden, da sie heute Abend ausgeteilt werden.«

Sie schaute mich mit einem hoffnungsvollen Blick an und wartete auf eine Reaktion meinerseits. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich zu unserem Gespräch noch nicht einmal zu Wort gekommen war und nur stumm ihrem Redeschwall lauschte.

»Alles klar, wenn es weiter nichts ist«, stimmte ich ihr zu, woraufhin ein großes Lächeln ihr Gesicht zierte und ich ebenfalls ein wenig lächelte. Mich steckte das Lächeln von Menschen schnell an. Wirklich Lust hatte ich zwar nicht dazu, aber ich weiß, dass diese Aufgabe in einer ziemlichen Katastrophe enden würde, wenn das beispielsweise eine der Mädchen aus meiner Stufe machen würden. Wer weiß, vielleicht hatten einige von ihnen sich auch bei Mrs Roberts gemeldet gehabt und sie hatte diejenigen schon abgelehnt?

Sie war nämlich die Lehrerin, die jedes Jahr den größten Kontakt mit den Juniors und Seniors pflegte, war erst Anfang dreißig, sah gut aus und war sehr beliebt in der Schülerschaft. Mrs Roberts war eine selbstbewusste junge Frau, zu der alle Schülerinnen aufsahen und unterrichtete neben Englisch auch Sport, was gerade die Jungs in den Abschlussjahrgängen sehr zu schätzen wussten und es auf eine mir nicht verständliche Art heiß fanden, dass ihnen eine gutaussehende junge Lehrerin sagte, was sie zutun hatten. Dass sie aber das Sagen hatte und sich ihrer Autorität mehr als nur bewusst war, schreckte die Typen nicht ab, sondern fanden es im Gegenteil sehr anzüglich und deshalb machten sich die beschriebenen Personen immer wieder zur Aufgabe, sie in lange Gespräche zu verwickeln, da sie sich ja angeblich so sehr für die theoretisch erklärten Grundzüge vom Intervalltraining interessierten.

Dass ich nicht lachte.

Vielleicht hörte sich das jetzt komisch an, aber wenn ich eine Lehrerin an unserer Schule mochte, dann war es Mrs Roberts. Da kam gar keine andere in Frage. Sie ließ einfach keine Spielchen zu und das liebte ich an ihr.

Ich war mir ziemlich sicher, dass einige der Mappen, die ich heute ordnen sollte, sicherlich ›gar nicht dagewesen‹ wären, falls die Mädchen meiner Stufe diese Aufgabe bewältigen würden. Diese wären nicht versehentlich in ihren Taschen Mädchen gelandet, auf keinen Fall. Die Ironie in meinem letzten Satz war hoffentlich deutlich herauszuhören. Dass man gerade diese Situation dringend vermeiden wollte, leuchtete mir natürlich ein und ich sagte aus gutgemeinten Gründen zu.

»Und wann soll ich das ganze machen?«, fragte ich sie, während sie ihre Tasche mittlerweile ebenfalls zusammenpackte und ihre schwarze Brille zurechtrückte. »Am besten jetzt«, teilte sie mir in einem euphorischen Ton mit und machte mir mit einer Handbewegung deutlich, dass ich ihr folgen sollte.

                             ☾

Heyy!
Über das bisherige Feedback habe ich mich sehr gefreut, Kommentare und Sterne sind gerne gesehen, ein großes Dankeschön.♥️

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