unspoken

By normalsilentgirl

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❝ Weißt du was, Kleine? Ich bin keineswegs dein Romeo und du im Umkehrschluss nicht meine Julia. ❞ , grinste... More

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By normalsilentgirl

C.

Tristans Wohnraum erwies sich als unverhofft liebevoll eingerichtet und bestach durch ein eher spärliches Mobiliar, welches im modernen Sprachgebrauch als absolut 'minimalistisch' aufgefasst werden konnte. Es schien, als hätte jedes Objekt, jeder noch so winzige Artikel, seinen festen Platz und ebenso seine radikale Bestimmung.

Aufgrund der Einrichtung und den zahlreichen Bandpostern an den Wänden vollkommen überfordert und gleichzeitig beeindruckt, hatte ich mich ohne Weiteres rasch neben den Anderen auf dem kahlen Boden niedergelassen, jedoch nicht ohne scharenweise aufmerksame Blicke gen Decke und Türen zu richten. Stückchenweise überschlug ich meine trägen Beine und ließ in aller Stille, vollkommen unbeobachtet meine Hand in meine Hosentasche wandern, bis ich befreit mein Smartphone ertastet hatte und sogleich geringfügig in mein Sichtfeld bewegte.

22:03

Du fehlst mir. Erhalte ich keine Nachricht von dir, komme ich höchstpersönlich vorbei. - A

Aufgebracht befeuchtete ich meine zusehends feuchten Lippen und ließ schließlich, mit einem kleinlauten Schlucken, meine zittrig zuckenden Fingerspitzen rasant über die einladende Tastatur fliegen.

'Bin angekommen, da wo du mich keineswegs finden wirst.', lautete meine bedingt kurz angebundene Antwort, welche ein durchaus bedenkliches Gefühl in mir rapide entstehen ließ und mich urplötzlich unsagbar bedrückt machte.

Vielleicht ist meine Zeit hier doch signifikant gezählt, kam es mir in den unübersehbar betroffenen Sinn als ich mir völlig gedankenverloren eine verirrte Haarsträhne gemächlich aus dem angespannten Gesicht strich, bevor meine brandneue Mitbewohnerin mich glücklicherweise zurück in die Realität katapultierte.

„Ich bin keinesfalls die, die Sachen genau bewerten und kritisieren sollte, jedoch habe ich aus einer absolut sicheren Quelle erfahren, dass sie sich höchstwahrscheinlich Chlamydien eingefangen hat.", zischte mir Sage nun aufgebracht zu, bevor sie erneut einen zaghaften Schluck aus der kristallklaren Bierflasche in ihrer schlanken Hand nahm und ihre Fingerspitzen wiederholt gemächlich am Flaschenhals auf und ab wandern ließ.

Bedenklich schüttelte sie den puppenhaften Kopf und wippte ein paar mal leidenschaftslos mit den ausgestreckten Fußsohlen, bevor sie erneut ihre Lippen quicklebendig und voller Tatendrang an mein nachhaltig tyrannisiertes Ohr wandern ließ:„Und das außerordentlich Überraschende daran ist, dass das Semester noch nicht einmal begonnen hat, Cassandra-Schatz!"

Sich selbst nachträglich und ohne jeglichen Zweifel zustimmend, nickte Sage erneut euphorisch kichernd und offenbarte somit ihre bereits leicht rötlich gefärbten Wangen, welche wohl ein Symbol ihres reichlich fortgeschrittenen Alkoholkonsums darstellten.

Beschwichtigend legte ich meiner minimal angetrunkenen Zimmergenossin eine zärtliche Hand auf die blanke Schulter und versuchte ihren mechanischen Nickprozess perfektionistisch zu imitieren, als hätten ihre Worte denkbar glorreiches in mir ausgelöst. Selbst wenn ich, um ohne jeden Zweifel total ehrlich zu sein, weder das Thema, noch die anfängliche Aufregung bis in ihre Tiefen und fundamentalen Gründe durchdrungen hatte.

„Dabei gibt es doch für so etwas Infomaterial und zig Tausend Websitelinks!", stieß Sage weiter unaufhaltsam entrüstet hervor und gestikulierte dabei erstaunlich heißblütig, während sie einen abschätzigen Blick auf die gegenüberliegende Zimmerseite warf.

Gemächlich meine kalte Handfläche zurückziehend, linste ich ebenfalls, klammheimlich Sages vielsagenden Blick folgend, in jene sagenumwobene Richtung und zog erstickt die von Rauchschwaden getrübte Luft ein.

Der Anblick der sich uns unvorhergesehenermaßen bot, ließ jegliche Farbe aus meinem sonst so lebhaften Gesicht verschwinden und verursachte ein verhaltenes Husten meinerseits, welches wohl die Absurdität der Situation deutlich reduzieren wollte.

Während sich Tristan und Blake neben mir und Sage freundlich entgegenkommend platziert hatten und sich ausführlich, jeder mit einem roten Becher in der greifenden Hand, über das anscheinend nächste, spannende Footballspiel unterhielten, waren Bleaching-Typ und jene aufreizend gekleidete Brünette anderweitig beschäftigt.

Mir gefror das pochende Blut in den bläulich schimmernden Adern, als ich beobachtete, wie sie gemächlich aufreizend auf seinen ausgebreiteten Schoß glitt und betont hingebungsvoll ihre Finger mitsamt grell blitzender Nägel in seine dunkelblonden Strähnen wandern ließ, nicht ohne ihre Zunge gähnend langsam über ihre prall gefüllten Lippen wandern zu lassen.

Ohne meinen Blick auf irgendeine Art losreißen zu können, fokussierte ich meine Augen auf Hudsons zufriedenen Gesichtsausdruck und seine schlanken Hände, welche sich nun ohne jeglichen Zweifel ihren Weg zu Rileys dominanten Hüftknochen bahnten und sich schlussendlich um ihr bedeutendes Hinterteil schlossen.

Während ich ungläubig auf den nächsten Schritt wartete und in Augenschein nahm, wie die Ausnahmeschönheit ihren kirschroten Mund zaghaft und federleicht an Bleaching-Typs venenüberzogenen Nacken positionierte, blitzten mich seine stahlgrau metallisch funkelnden Augen abrupt unverhofft an.

Sichtlich ertappt bemerkte ich, wie das rauschende Blut in meine Wangen huschte und versuchte, mich seinem hypnotisierenden Blick ohne jegliches Zögern zu entziehen. Sein bekannt reizvolles Erscheinungsbild und endlos wirkenden Wimpern schienen mich jedoch keinesfalls gehen lassen zu wollen. Trotz der brünetten Venus, welche sich nun ohne Eile an seinen Wangenknochen küssend zu schaffen gemacht hatte, hielt Hudson an unserem erstaunten Blickkontakt fest und zog fragend gleichgültig eine Augenbraue hoch, welche wohl deutlich mir gelten sollte.

Unfähig zu Atmen ließ ich meinen Blick zu seinen muskulös geprägten Armen wandern und öffnete meinen sichtbar trockenen Mund ein kleines Stück weit. Als sich Hudson in einem schier grässlich geruhsam erscheinenden Tempo über die Lippen leckte und mir ein tückisch, aufreizend schiefes Grinsen zukommen ließ, bevor er den Mund Rileys mit seinem eigenen dominant versiegelte, wandte ich meinen Blick rasch ab und biss mir selbstzweifelnd auf die Zunge.

Ich war mir unmissverständlich klar, dass jenes Alpha-Fort Mitglied lediglich mit mir spielte und mich ausdrücklich aus meiner Comfort-Zone herausfordernd holte. Er sah mich als Spielobjekt, leichte Beute, welche man einfach betören konnte, ohne ihr jemals körperliche Nähe zukommen zu lassen, was mich mehr und mehr erschütterte. Folglich war ich absolut bereit, ihm konsequent zu zeigen, dass ich niemals ein leicht zu beeindruckendes Mauerblümchen sein würde und er mich grundlegend in meinem Wert und Auftreten unterschätzte.

Cassandra! Unser Blake hier hat dich was gefragt.", tippte mich Sage vielsagend an und holte mich, wie so oft, ins Hier und Jetzt zurück und ließ einige Ereignisse glücklicherweise in die nähere Vergangenheit rücken.

Beruhigt blinzelnd lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf den attraktiven Blondschopf vor mir und eiste mich somit indirekt von dem in sich versunkenen Paar los, welches in dem gegenüberliegenden Zimmerabschnitt sein lüsternes Dasein fristete. Ich nickte Blake höflich zu und bedeutete ihm, nun ohne jeglichen Halt fortzufahren, bevor ich selbst einen dezent Schluck von dem geheimnisvollen Mischgetränk vor meiner Erscheinung nahm.

„Wahrheit oder Pflicht, C?", fragte mich der blauäugige Junge reserviert lächelnd, ehe er ebenfalls ausdrücklich fragend seine linke Augenbraue hochzog und mich nachdenklich musterte, gespannt auf meine alles entscheidende Antwort.

„Wahrheit.", entgegnete ich zögerlich leise, winkelte meine Beine konzentriert an und zog sie näher zu meinem angestrengten Brustkorb, während ich Blakes Blick unaufhaltsam erwiderte und strikt meine Lippen aneinander presste, gespannt was folgen würde.

Hinter mir hörte ich Tristans verhaltenes Schmunzeln, welches sicher auf irgendeiner Weise Sage galt, die ihre Hand sachte auf seinem Oberschenkel stationiert hatte und ihre Finger in trägen Kreisen auf dem dichten Stoff seiner Hose rotieren ließ.

„Du brauchst eine überragende Frage für den Erstling, Taylor.", nickte sie Blake mit signifikant erhobenem Zeigefinger zu und kicherte lieblich, als Tristan ihr gespielt ruhig versuchte, die halbgeleerte Bierflasche aus der Hand zu manövrieren und dabei mit dem angespannten Arm ihre Taille kaum merklich berührte.

Blake hatte bereits ein paar Finger zu einer sichtbar nachdenklichen Pose ans hervorstehende Kinn gelegt, als er erfrischend aufatmete und seine hingebungsvolle Aufmerksamkeit erneut auf mich und mein zweifelhaftes Selbst richtete: „Von wem hier in der Runde würdest du dich am ehesten Küssen lassen?", grinste er verschmitzt und ebenfalls selbstgefällig, während er seine Fingerspitzen langsam durch die dichten Strähnen seiner Mähne wandern ließ.

Ich keuchte ertappt und versuchte, auf einen halbwegs akzeptabel erscheinenden Kommentar zu kommen, während ich Sages aufgewecktes Quieken so formidabel es ging versuchte zu ignorieren und mit dem dünnen Becher in meiner Hand ablenkend spielte. Erschreckenderweise war ich wohl überhaupt nicht im Stande, bei einem Spiel dieser Art zu partizipieren und erst recht nicht, diese verheißene, klischeehafte Frage leichtsinnig teenagerhaft wie nur möglich zu beantworten.

„Wenn ich unglaublich ehrlich sein soll, würde ich wohl ernsthaft-", setzte ich beruhigt überlegend an, als ich von einer dunkel, rau tönenden Stimme scharf unterbrochen wurde.

„Hab noch nie eine schlechtere Frage gehört, Taylor. Gib mir einen bescheuerten Grund, warum sie ausgerechnet diese minderbemittelte Sache als Aufgabe kommentieren sollte.", ertönte es zerreißend angespannt und erheblich missbilligend sichtliche Meter vor uns und jagte mir sofort einen ausdrücklichen Schauer über den Rücken, welcher dafür sorgte, dass sich meine Muskeln erheblich strafften und meine Augen rapide Hudsons Blick suchten.

Dieser hatte die reichlich fassungslose dunkelhäutige Elfe flugs regelrecht von seinem Schoß konsequent entfernt und baute sich nach Überqueren des bedeutungslosen Abstandes bedrohlich vor dem sichtlich unbeeindruckten Blake zu meiner Rechten auf.

„Ich mache mit, aber wehe ich höre noch eine derart hirnrissige Anforderung.", flüsterte er hinzufügend mit bemerkenswert hervortretendem Kieferknochen seinem wahrhaftig amüsierten Verbindungsgefährten zu und warf mir noch einen hitzig, spannungsgeprägten Blick durch die eiskalt wirkenden Sturmaugen zu, bevor er sich betont entspannt neben Tris setzte. Auch Riley hatte sich wohl von ihrem einmalig einschneidenden Erlebnis erholt und ließ sich drastisch gekränkt neben ihrem rüpelhaften Lustobjekt nieder.

Nach einer kurzen, durch toten Stille geprägten Weile, in der niemand es für nötig hielt, selbst ein geräuschloses Wörtchen von seinen Lippen weichen zu lassen, ergriff das vermeintliche Zahnpastawerbegesicht erneut das aufdringliche, alles übertönende Wort.

„Ich fürchte, es geht darum eine neue Frage für Clumsy zu formulieren. 7 Minuten im Himmel, wen, der hier Anwesenden würdest du für eine Make Out Session wählen?", warf er mir selbstgefällig zu und offenbarte seine schneeweiß strahlende Zahnreihe als er locker grinste, bevor er seine Bierflasche langsam an seine flüchtig, rötlich geschwollen Lippen ansetzte und seine langen Beine überschlug.

Da ich zur selben Zeit einen beträchtlichen Schluck aus meinem stetig halb vollen Becher genommen hatte, verschluckte ich mich gereizt an der stechend riechenden, alkoholischen Flüssigkeit als ich seinen harschen Worten gelauscht hatte. Stets hilfsbereit klopfte mir Blake unterstützend auf den knochigen Rücken, als ich unmissverständlich röchelnd nach Atemzügen förmlich lechzte und einen feurig, aufgebrachten Blick in Richtung Hudson schoss.

Dieser Idiot kostete mich noch den allerletzten Nerv, schoss es mir durch den kolossal brummenden Kopf als ich unfassbar nachdenklich auf meiner rissigen Lippe herumkaute und versuchte, möglichst zwanglos lässig auf den wesentlichen Angriff zu reagieren.

Bedächtig hob ich nochmals meinen malträtierten Schädel und warf dem Jungen mit den sturmgrau funkelnden Augen einen betont gleichgültigen Ausdruck zu, bevor ich sachte meine Lippen teilte und freudig jegliche Mitspieler anvisierte.

„Wahrscheinlich Taylor, aber bei Blake und Tristan im Doppelpakt könnte eine sensible Seele wie ich wohl absolut schlecht 'nein' sagen.", flötete ich anrüchig und blinzelte ein schier endloses Mal unschuldig mit den flügelleichten Wimpern, bevor ich den Augenkontakt mit Hudson wieder aufnahm und hämisch grinsend feststellte, wie ein schier unbegreiflicher Ausdruck in seinen Augen beträchtlich aufflackerte.

Da er trotzdem resolut versuchte, sein gleichgültig ignorantes Auftreten beizubehalten, gelang es nur mir die unverkennbar dunklere Verfärbung seiner sonst so schimmernden Iris wahrzunehmen.

Triumphierend schmunzelnd setzte ich den dunkelroten Becher allmählich erneut an meine rosigen Lippen und verbarg somit, dass ich unverkennbar mein dramatisches Lächeln unterdrückte.

Cassandra 1, Hudson 0.

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