Ich wurde von einem Geräusch wach, das aus dem Zimmer meines Bruders kam.
Unter dem Spalt an meiner Tür erkannte ich Licht.
Mein Blick huschte zu meinem Wecker.
Es war 1 Uhr Nachts. Meine Eltern sind schon lange schlafen gegangen. Mein Bruder sollte genauso in seinem Bett liegen und vor sich hin schnarchen.
Ich wusste, dass er ziemlich laut schnarchte, weil ich ihn durch die Wände hören konnte.
Ich hörte ein lautes Rumsen und dann ein leises Fluchen. Verwundert schaltete ich das Licht an und blieb irritiert in meinem Bett sitzen.
Als es nochmal rumste stand ich auf.
Leise öffnete ich meine Tür einen Spalt breit um raus zu gucken.
Mein Bruder stand mit dem Rücken zu mir und guckte in den Spiegel.
Er sah mich sofort und zuckte zusammen.
"Was machst du hier Cara?" Verwirrt griff er nach der Mütze.
Erst jetzte fiel mir auf, was er an hatte.
Eine Lederjacke und dazu eine schwarze Jeans.
"Wohin gehst du denn?"
"Ich habe dir zuerst eine Frage gestellt." Mein Bruder seufzt genervt auf.
"Ich bin wach geworden, weil du laut warst."
Will sah mich noch genervter an.
Ist doch seine Schuld, wenn er mich weckt. Wenn er denkt, dass er mich jetzt ganz einfach loswerden kann, hatte er sich getäuscht.
"Ich mag mitkommen." Ich versuche einen unschuldigen Blick aufzusetzen. "Egal wohin du gehst."
Will zieht eine Augenbraue hoch.
Ich bewundere alle Leute, die das können, denn ich gehöre nicht zu denen.
"Nein" sagt er kalt.
"Warum?" Ich tue auf die Klinkind Masche.
"Weil ich es nicht will, außerdem ist es viel zu gefährlich."
Erst zu spät fiel ihm auf, dass er meine Interesse dadurch noch mehr geweckt hatte.
"Cara..." Will zog seine Agenbrauen zusammen. "Das was ich mache ist viel zu gefährlich für dich."
Ich hoffte um alles in der Welt, dass er nicht mit Drogen dealte und in einer Gang abhing.
"Will, du bekommst mich nicht so schnell wieder ins Zimmer."
"Cara." Vorwurfsvoll sah er mich an.
"Will." Ich sah ihn genau so vorwurfsvoll an, wie er mich.
"Tu das nicht."
"Was denn" frage ich unschuldig.
Will schüttelte den Kopf und begann zu lächeln.
Da wusste ich, dass ich gewonnen hatte.
Ich sprang glücklich auf und wollte laut schreien, aber Will kam mir zuvor und legte seine Hand auf meinen Mund.
"Sei leise" zischte er.
Ich kicherte fröhlich.
Mein Bruder führte mich die Treppe runter und aus dem Haus, nachdem er mir nochmal Zeit gegeben hatte mich umzuziehen. Er zog mich zu seinem Auto.
"Na los, spring rein, aber mach die Tür vorsichtig zu, sodass du Dad und Mum nicht weckst."
Ich nickte und stieg ein.
"Also wohin fahren wir?"
"Abelstreet." Will startete das Auto.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Du meinst doch nicht Abelstreet im verlassenem Stadtteil?"
"Doch genau die meine ich." Will aus unserem Vorhof raus. "Aber so verlassen ist diese Straße Montagabends gar nicht." Will grinst schelmisch.
"Was machen wir da?" frage ich ihn.
"Das wirst du schon sehen."
Ich bekam es ein bisschen mit der Angst zu tun.
Will aber, schien sich sehr zu freuen.
"Dealst du mit Drogen" platzt es aus meinem Mund.
Schockiert sieht er mich an. "Drogen? Warum sollte ich mit Drogen dealen."
"Weil du es so geheimnisvoll machst."
Er sieht mich erst an und bricht dann in lautes Gelächter aus.
"Nein, ich deale nicht mit Drogen." Sein Lachen legt sich langsam. "Das was ich mache ist noch viel spannender."
Ich gebe es auf. Egal was er macht, alles was ich weiß, ist dass er nur ein Autoschlüssel, Auto und Geld dabei hat.
Als das Auto langsamer wird, erkenne ich die verlassene Gegend nicht mehr, weil so viel hier los ist.
Überall stehen Leute und lachen und trinken. Will fährt weiter und bleibt stehen.
Sofort kommen Leute auf unser Auto zugerannt und beginnen auf die Motorhaube zu klopfen.
"Bleib hier drinnen, bis ich sage, dass du raus kannst." Will steigt aus und ich sehe ihn einen Jungen begrüßen.
Als ich näher hinschaue erkenne ich, dass es Zach ist.
Was zum Teufel?
Geschockt starre ich sie an. Was machen die beiden hier? Und was wollen sie hier?
Um das Auto steht immer noch die Menge, deswegen bin ich froh, dass die Scheiben getönt sind.
Will lacht und gibt Zach einen Handschlag, den sie zur Begrüßung in der Schule auch immer machen und steigt dann in das Auto.
"Ich lass dich gleich raus, dann mischst du dich mit Zach unter die Menge und bleibst auch immer bei Zach." Will sieht mich befehlerisch an. "Es gibt Leute hier, mit denen du nicht reden willst."
Ich nicke und Will lächelt mich an. "Bleib sicher, okay?"
Ich nicke einfach nur wieder.
Noch kann ich in der ganzen Menge nichts sehen, aber langsam teilt sie sich, als Will durchfärt.
Er lässt mich hinten raus und nickt mir zu.
Zach steht sofort hinter mir und greift nach meinem Arm.
"Komm mit mir."
Noch immer Ahnungslos folgte ich Zach. Er führte mich auf ein paar Steine, die wie Zuschauerplätze oder eher eine Tribüne benutzt wurden. Nebenher gab es sogar Treppen.
Von hier oben hatte man gute Sicht auf das, was unten geschah.
Und dann fiel es mir wie Schuppen von meinen Augen.
Es war eine Rennstrecke. Für Autos. Und Will machte mit.
"Das hier ist nicht legal, oder?" Ich drehte meinen Kopf zu Zach.
Er fängt an zu grinsen. "Du glaubst doch nicht, dass das legal ist." Empört grinsend schaute er mich an.
Ich verdrehte die Augen. Das passte zu Zach. Er war schon immer der Unruhestifter gewesen.
Als Zach neu an unseren alten Schule ankam, gab es hinter der Schule einen Zaun. Er ist immer mit den Bad Boys rüber geklettert.
Bis jetzt weiß ich nicht, was hinter dem Zaun war, aber Zach schien es immer zu gefallen.
Ich sah reihenweiße Autos. Alle standen nebeneinander an der Ziellinie und viele warteten auf den Beginn ab.
Gerade fuhren 2 Autos in das Ziel. Die Geräusche waren nicht zu überhören und mich wunderte es, dass die Polizei noch nie hier aufgetaucht war. Jeder schien diesen Ort zu kennen. Naja, außer die Polizei eben.
Jetzt hörte ich auch einen Moderator. Er feuerte die Autos an. Das Publikum war auch nicht besonders still. Sie grölten was das Zeug hielt.
"Achtung" sagte Zach aus dem Nichts. "Jetzt fährt einer der besten."
Er zeigte auf die Startlinie - oder auch Ziellinie -, auf der sich ein schwarzes Auto befand. Neben dem schwarzen war das Auto meines Bruders.
Oh Gott. Bitte stirb heute nicht. Ich wusste nicht, ob mein Gebet erhört wurde.
"Meinst du Will, oder das andere Auto?" Meine Nervosität stieg mit jeder Sekunde 100 mal.
"Beide. Aber der das schwarze Auto ist schon immer besser gewesen, als Will."
Ich hatte keine Zeit mich weiter damit zu beschäftigen, weil in dem Moment eine Frau zwischen beide Autos ging. Ihr Rock ging nur knapp über ihren Po und der Top den sie anhatte saß so tief, dass man ihren halben Ausschnitt sehen konnte.
Sie sprach kurz mit dem Typen im schwarzen Auto, dann wendete sie sich an meinen Bruder und sagte zu ihm etwas.
Beim Reden hob sie das bunte Tuch in ihrer Hand. Einige Sekunden nachher ließ sie das Tuch nach unten sausen.
Sofort fuhren beide Autos mit lauten Motorgeräuschen los.
Am Anfang hatte Will um einen Zentimeter Vorsprung, aber der schwarze Typ holte schon nach 2 Sekunden auf und überholte Will. Er fuhr mit großem Abstand zu Wills Auto durch die eine Linie und drehte sich einmal um die Achse.
Sofort fuhr er wieder los, während Will einen schnellen Dreher machte.
Der Dreher war aber bei weitem nicht so schnell wie der vom schwarzem Typ.
Mit großem Abstand fuhr der schwarze Typ ins Ziel. Sekunden später kam Will.
Als sein Auto anhielt sprang er raus. Und knallte die Tür zu. Er stürmte auf das Auto vom Typen zu und riss es auf. Er packte ihn am Kragen und zog ihn raus.
"Du verdammter Wichser hast meinen Karre manipuliert." Der schwarze Typ hatte noch nicht einmal Zeit gehabt seine Arme zu heben, um sein Gesicht zu schützen, als ihn der Schlag von meinem Bruder traf.