Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

630K 36.7K 5.4K

"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
48
49
50
51
Infos zur Lesenacht
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
Epilog
Info zur Fortsetzung

47

5.6K 370 65
By veracrystall31

Wir aßen die Reste des Fleisches von Gestern, nachdem Devon Max und Ellie geweckt hatte. Die Hunter sprachen über die bevorstehende Reise, während ich schweigend daneben saß. Ich hörte mir ihre Konversation an, einfach aus dem Grund, dass ich mich ablenken wollte. Ich wollte nicht denken müssen oder zumindest an etwas anderes, als an das Monster in mir.

„Gut dann nehmen wir die Route durch den Bergpass.", entschied John und stand von dem Stein, auf dem er gesessen hatte, auf, „Packt die Sachen, wir brechen sofort auf."
„Wer passt auf sie auf?", Devon nickte zu mir rüber.
Ellie streckte sich und stand nun ebenfalls auf: „Das kann ich übernehmen. Macht ihr ruhig alles fertig."
Die anderen nickten und machten sich an die Arbeit die Zelte abzubauen und die Pferde zu satteln.

Ellie stand neben mir, die Hand griffbereit neben ihrem Schwert an der Hüfte.
Ich seufzte leise. Mein Schwert lag immer noch im Schrank der Küche, wo ich geglaubt hatte es schnell erreichen zu können. Das Schwert mit dem ich die Schüler getötet hatte.
Ich musste den Blick abwenden, bevor die Kälte übermächtig wurde.

„Wieso habt ihr mich im Schlaf nicht angekettet?", stellte ich eine Frage und Ellie's Kopf drehte sich zu mir. Sie hatte die Stirn gerunzelt und warf nun einen kurzen Blick auf meine Fesseln, die auf meinen Schoß gebettet lagen. Ich hob meine Hände hoch, um ihr zu zeigen, dass es keine zweite Kette gab, die mich an das Zelt binden sollte, nur die eine zwischen den beiden Ringen um meinen Handgelenken.

Ellie kniff die Augen zusammen: „Es sollte eine geben, aber offenbar hat Max, dieses Volltrottel, sie vergessen." Sie schaute nun zu Max, der mit schnellen Handgriffen, neben Devon die Pferde sattelte. Devon sah aus als hätte er das tausendmal gemacht. Schnell und effektiv hatte er das Pferd fertig gesattelt. Max brauchte etwas länger.
„Max!", rief Ellie quer über die Lichtung und der genannte drehte sich fragend, fast schon genervt, um.
„Was?"
Ellie gab ihn mit eine Geste zu verstehen, dass er zu uns kommen sollte und er ging gelangweilt zu uns rüber.

„Wieso ist sie nicht angekettet?", fragte Ellie anklagend und verschränkte die Arme.
Max wirkte kein bisschen ertappt. Ohne mit der Wimper zu zucken log er: „Ich habe sie abgemacht, als ich wach war."
„Als ich aus dem Zelt gegangen bin, habe ich sie schon mir John fertig sitzen sehen. Du bist nach mir aus den Zelt gegangen."
Max nickte wissend: „Genau. Ich wurde von Devon geweckt, wie du und habe Lillith los gemacht. Sie ist rausgegangen und ich hab eben noch bisschen gebraucht um komplett wach zu werden. John war ja schon da, hätte sie fliehen wollen."

Die Geschichte klang glaubwürdig, das musste ich zugeben. Ihm würde ich keine Fragen stellen, er log viel zu gut.
Mein Blick glitt zu Devon, der uns vom anderen Ende der Lichtung zuschaute. Als mein Blick auf seinen traf, drehte er sich wieder weg.
Was wenn er auch so gut lügen konnte?
Auch ich wandte den Blick von ihm ab und hörte wieder Max und Ellie zu.
Mit wurde klar, dass ich niemanden trauen konnte. Genauso wenig wie man mir trauen konnte. Ich war gefährlich.

„Warum bitte sollte sie deswegen lügen?"
Max zuckte inzwischen wirklich genervt die Schultern: „Sie ist der Dunkle Mond, wofür braucht sie schon einen Grund?"
Bei den Worten Dunkler Mond zuckte ich zusammen und ballte die Hände wieder zu Fäusten.
„Ich mache nichts ohne Grund", beteuerte ich, aber Max schnaubte nur. „Ach, und was war der Grund, als du die Schüler ermordet hast?"
Es war als würde er ein wenig Salz in eine Wunde streuen. Mir wurde schlecht, als ich wieder vor mir sah, wie ich das rothaarige Mädchen tötete.
„Siehst du?", sagte Max an Ellie gerichtet und ging wieder zu den Pferden, um sie fertig zu satteln.

Ellie war von seinen Argumenten überzeugt und passte wieder schweigend auf mich auf. Mir war es egal, ob sie mir glaubte oder Max. Es spielte keine Rolle.

Vielleicht eine halbe Stunde später ritten wir durch den Wald. Ich ritt mit Devon auf einem Pferd, vor uns John und hinter uns Max und Ellie.
Ich saß vor Devon und seine Arme, die die Zügel hielten, waren quasi um mich herum. Seine Brust war mir ganz nah, aber ich berührte sie absichtlich nicht. Das fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Und er war mir so nah, dass es fast schon unangenehm war.

Ich bemerkte, dass John vor uns immer wieder prüfend auf dem Boden schaute.
„Was macht er da?", fragte ich Devon verwirrt und nickte zu dem Anführer rüber.
„Er sucht nach Spuren. Schließlich brauchen wir ein Abendessen."
„Hört ihr die Rehe denn nicht?", fragte ich. Ich hörte ein paar östlich von uns grasen.
Devon schaute mich überrascht an.
„Nein. Du etwa?"
Ich nickte und deutete nach rechts: „Sie sind in dieser Richtung. Ich höre sie nur ganz leise, sie sind also etwas weiter weg."

John hatte unsere Unterhaltung wohl mitangehört, denn er zügelte sein Pferd bis es neben uns her lief.
„Rehe, sagtest du?"
„Rehe. Drei Hirschkühe, ein Hirsch und...", ich lauschte und hörte ein höheren Ton, „und ein Rehkitz."
John kniff die Augen zusammen, wie als überlegte er, ob ich die Wahrheit sagte.
„Ich lüge nicht.", beteuerte ich und John schnaubte.
„Wie willst du mir beweisen, dass da vorne nicht irgendein Freund von dir ist, der uns tötet, sobald wir da auftauchen?"
„Welcher Freund?", stellte ich eine Gegenfrage, „Alle meine Freunde halten sich von mir fern. Ist auch besser so." Die Wahrheit auszusprechen tat weh, aber ich konzentriere mich auf John, um die Kälte in mir zu ignorieren.

Devon hinter mir sah ich nicht, aber ich hätte schwören können sei Atem stockte kurz, vielleicht war es aber auch nur Einbildung.

John presste die Lippen aufeinander und nickte dann zögerlich: „Ich hoffe ich entscheide jetzt nicht falsch." Er rief zu Ellie und Max: „Rehe nördlich von hier. Wir warten hier auf euch."
Ellie und Max verließen mit einem knappen Nicken unsere Reihe und trabten in den Wald. Ellie hatte sich einen Holzbogen quer über den Rücken gespannt und einen Köcher mit Pfeilen. Das Schwert von heute morgen hatte sie mit der Scheide an ihr Pferd gehängt.
Ich vernahm die gleichmäßigen Schritte ihrer Pferde auf dem Waldboden und hörte ihnen zu bis sie kaum noch zu hören waren. Sie mussten jetzt vor den Rehen sein.

Während wir warteten fokussierte ich mich auf zwei Vögel auf einem Ast. Sie zwitscherten eine Melodie und ich versuchte wie immer nicht an die Schule zu denken.
Es funktionierte nicht wirklich. Mein Bauch zog sich zusammen und ich musste wieder auf meine Hände starren. Zwei Hände, an denen Blut klebte.

Hufgetrappel riss mich aus meinen Erinnerungen und ich schaute nach rechts in den Wald, wo Ellie und Max vor wenigen Minuten verschwunden waren.

Sie brachen aus dem Gebüsch, mit überraschten Gesichtern und einem Reh auf Max' Schultern. Er hielt es an den Vorder- und Hinterbeinen fest, ritt also freihändig. Wenn ich es richtig erkennen konnte lenkte er sein Pferd nur mit den Beinen. Sowas musste man erstmal hinkriegen.

Max und Ellie blieben vor uns stehen und Max hievte das Reh von den Schultern, um es auf dem Boden fallen zu lassen. Mit einem Dumpfen Laut landete das tote Tier im Gras.
„Der Dunkle Mond hatte recht.", sagte Ellie und warf mir kurz einen verwunderten, aber immer noch mit Hass gepaarten Blick zu, „Es war so wie sie gesagt hat. Ingesamt fünf Tiere."
Vielleicht hätte ich mich über die Nachricht gefreut oder so etwas wie Genugtuung verspürt, weil ich ich recht gehabt hatte, aber ich fühlte nach wie vor nur Kälte und Leere. In mir war Nichts. Ein Monster konnte wohl nichts fühlen.

„Wir machen eine Pause, während wir drei es Häuten", John deutete auf Max, „Du passt so lange auf sie auf und gehst mir ihr neues Wasser holen. Hier in den Nähe ist ein Fluss."
Ich hatte das Rauschen auch schon längst gehört, die Information war also nichts neues.

Ich lies mich schweigen vom Sattel rutschen und landete auf dem Boden. Dabei sah ich bestimmt nicht so elegant aus wie Devon, der hinter mir Abstieg und fast geräuschlos auf den Waldboden aufkam.
Bevor ich etwas dazu sage konnte, packte mich Max schon am Arm und zog mich in die Richtung, wo der Fluss leise rauschte. Er hielt einen Wasserbeutel in der Hand und warf mir den zweiten ohne Vorwarnung zu. Ohne meine guten Reflexe, die ich dem Dunklen Mond verdankte, wäre er in meinem Gesicht gelandet. So aber fing ich ihn mit einer Hand auf.

Max lies mich dann los und stampfte neben mir her. Ich hielt sein Tempo und eine Weile lang gingen wir schweigen nebeneinander her. Max gab das Tempo an und ich passte mich ihm an.

Wir erreichten den Fluss innerhalb von zehn Minuten. Inmitten von Laubbäumen schlängelte sich das Gewässer an uns vorbei. Das Rauschen übertönte meine Gedanken teilweise und ich ging sofort zum Wasser und bückte mich, um das Wasser zu schöpfen. Max tat es mir gleich.

Kurz nach mir richtete er sich auch wieder auf, beide Beutel waren gut gefüllt. Ich trat den Rückweg an, da stoppte Max mich: „Müssen wir nicht erstmal etwas machen?"
Verwirrt blieb ich stehen und drehte mich fragend zu ihm um.
Er schnaubte abfällig: „Also bitte. Was macht man mit dem Wasser, was man aus den Fluss geschöpft hat?"
Ich schwieg. Die Antwort kannte ich nicht.
„Hallo? Eine der ersten Überlebensregeln?"
Als ich wieder nichts antwortete, löste Max mit einem seufzen auf: "Wir müssen das Wasser säubern. Es können Bakterien drin sein und du bist innerhalb von wenigen Tagen krank."

Ungläubig blickte ich auf das fließende klare Wasser, in dem die Sonne blitzte und sich mein Abbild spiegelte. Um nicht mich selbst zu sehen, lenkte ich meinen Blick wieder zu Max.
„Ja sogar dieses klare Wasser kann Bakterien enthalten. Ist zwar selten, aber wir wollen sicher gehen.", erriet er meine Gedanken und hielt mir seinen Wasserbeutel hin. „Halt mal!"
Ich nahm den Beutel entgegen.

Max stellte sich in die Wasser-Grundstellung hin und begann Wasser aus dem ersten Beutel zu bändigend. Er schloss Augen und trennte mit fließenden Bewegungen winzige Schmutzpartikel vom Wasser. Ich beobachtete ihn schweigend bis er auch mit den zweiten Beutel fertig war. Eine praktische Art seine Wasserfähigkeiten zu nutzen.

Max lenkte das Wasser zurück in die Beutel und nahm mir einen wieder ab.
„Wir gehen zurück.", bestimmte Max und ging voraus. Ich folgte ihm.
„Willst du nicht hinter mir gehen? Ich könnte unbemerkt abhauen.", fragte ich. Nicht weil das mein Plan war, sondern einfach weil ich das Gefühl hatte er nahm seine Aufgabe nicht ernst.
Er drehte seinen Kopf halb zu mir ohne anzuhalten
„Du kannst dich wohl kaum lautlos im Wald bewegen, ich würde dich also hören. Außerdem könnte ich dich mit meinen Wasserkräften ganz einfach zurückholen."
Mein Blick fiel auf die schwarzen Fesseln um meinen Handgelenken. Sie waren nicht sehr schwer, aber der Druck auf meine Brust blieb. Der Druck war mir fast schon willkommen, so fühlte ich wenigsten etwas. Außerdem verhinderten sie, dass ich meine Magie benutzen konnte und das lag wieder in meinem Interesse. Der Dunkle Mond sollte nie mehr Gestalt annehmen.
„Du hast recht."

Max nickte, als wüsste er das schon längst und setzte seinen Weg fort. Wir erreichten die anderen innerhalb zehn Minuten und verstauten unser Wasser in den Ledertaschen, die an den Satteln hingen.
Man konnte die Taschen auch abhängen und Schultern, aber während der Rittes war das eher ungemütlich.

Während Max und ich Wasser geholt hatten, hatten die anderen das erlegte Reh gehäutete und das Fleisch in die Sonne gelegt zum trocknen. Schnell wandte ich den Blick ab, um das getrocknete Blut nicht sehen zu müssen. Zum einen wurde mir bei den Anblick schlecht, zum anderen wollte ich keine Blutlust in mir entfachen.

„Verträgst wohl kein Flischfleisch?", spottete Ellie, die meinen Blick gesehen hatte, „Aber verunstaltete Menschenleichen waren kein Problem?" Im letzten Satz schwang kaum übersehbarer Hass mit. Als ich ihr in die Augen blickte, wäre ich fast zurückgezuckt. In ihren blauen Augen konnte ich nur Abscheu erkennen, aber die hatte ich wohl verdient.
Als ich nichts auf ihre Anschuldigung ansprang, legte Ellie den Kopf schief: „Willst du denn nichts dazu sagen? Ist es dir echt egal, dass du fünfzehn Menschen getötet hast?"
Ihre Worte holten die Kälte in mir zurück und ich fasst mir an die Brust, wo das Loch war. Die grenzenlose Schuld.

„Ich sage nichts dazu, weil es nichts zu sagen gibt.", sagte ich leise, mit einer Stimme ohne Gefühl.
„Du könntest dich wenigstens dafür entschuldigen!", brauste Ellie auf.
„Das ändert nichts daran und wird die Schüler auch nicht zurück bringen." Eine Entschuldigung war nicht genug. Das war gar nichts.
Ellie öffnete den Mund, um etwas weiteres zu sagen, aber Max unterbrach sie: „Es wird nichts nützen mit ihr zu diskutieren. Sie ist der Dunkle Mond, vermutlich hatte sie auch noch Spaß dabei die Schüler abzuschlachten."
Mein Magen zog sich zusammen, bei der grausamen Wahrheit, die er aussprach. Ja, ich hatte Spaß gehabt.

John, der bis jetzt gelangweilt neben dem Pferd gestanden und von weitem zugehört hatte, rief jetzt: „Los! Wir reiten weiter." Augenblicken setzten sich Ellie und Max in Bewegung. Ich folgte ihnen und ging zu Devon, der die ganze Zeit an einen Baum neben seinem Pferd gelehnt gestanden hatte.
Er half mir beim Aufsteigen und setzte sich anschließend wieder hinter mich.

John ritt voraus und wir setzten unseren Weg fort.

Continue Reading

You'll Also Like

107K 7.3K 36
Rayna wächst bei ihrem Vater auf, einem vom Magischen Rat gesuchten Magier. Eines Tages wird sie durch eine Verkettung von Zufällen in die "Academy"...
5.5K 220 16
Ein Buch mit ein paar Fakten über Two Mate (Band 1), sowie Second Mate (Band 2)
3K 191 24
Aggressiver skandiiii 🥷🏼🎀