Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Infos zur Lesenacht
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Wie Magret es gestern vorgeschlagen hatte, ging ich mit Josephine etwas für das Erschaffungs-Fest kaufen. Magret hatte mir sozusagend einen Teil meines Lohnes im Voraus gegeben und davon würde ich mir heute etwas kaufen.

Es war nicht so voll auf unserem Weg, zu Josphines Lieblingsladen, wo sie sich unbedingt ihr Kleid kaufen wollte.
„Das ist der Beste im ganzen Dorf!", hatte sie behauptet.
Carisa war gerade in der Schule, Magret, Erik und Camilia arbeiteten in Gasthaus, während Josephine und ich die Pause zum Shoppen nutzten.

„Hast du schon irgendwas bestimmtes im Sinn?", fragte Josephine plötzlich neben mir und ich drehte meinen Kopf zu ihr. Meine Haare wippten ungewohnt leicht, wegen meiner neuen Frisur, ein wenig mit.
„Nein, nicht wirklich. Du?"
Josephine nickte: „Ich will definitiv ein Kleid, am besten mit Spaghettiträgern."
Ich nickte geistesabwesend. In Gedanken wieder mal an die Schule, auch wenn man mir von außen (hoffentlich) nichts ansah.
„Wo kommst du eigentlich her?"
Überrumpelt von dem plötzlichen Themenwechsel blinzelte ich. „Was?"
„Wo kommst du her?", wiederholte Josephine die Frage und wartete auf eine Antwort.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Woher ich kam? Von der Schule, wo ich fünfzehn Leute ermordet habe.
„Irgendwoher. Drei Tage von hier.", antwortete ich ausweichend. Josephine kniff die Augen leicht zusammen. „Und wieso bist du von dort weggegangen?", wollte sie wissen. Ich schaute wieder gerade aus.
Nach einer kleinen Pasue sagte ich dann: „Ich musste weg. Dort habe ich es nicht mehr ausgehalten." Wieder eine ausweichende Antwort, die am Anfang auch der Wahrheit entsprach.

Josephine hatte die Augen immer noch zusammengekniffen und schien noch nicht aufhören zu wollen mich auszufragen.
„Was war das gestern?", sie meinte meinen Vorfall mit den Wein.
„Meine Tollpatschigkeit", sagte ich knapp und suchte nach einem Kleiderladen, der der sein könnte, zu den wir wollten. Ich hoffte so Josephines Verhör entgehen zu können.

„Du weißt, was ich meine", sie warf einen Blick auf meine kurzen Haare. Ich schlug die aufsteigenden Bilder meiner blutenden Kleidung und Hände nieder und antwortete: „Das geht dich nichts an!"
Das war eine Spur zu heftig und Josephine kniff die Augen weiter zusammen. Meine plötzliche Heftigkeit überraschte auch mich.

Schnell horchte ich in mich hinein, ob die kalte Wut des Dunklen Mondes da war. War sie nicht, da war nur Leere und Kälte.

Josephine stellte mir nun gottseidank keine Fragen mehr und wir kamen in Schweigen bei ihrem Lieblingsladen an. Eine kleine Boutique mit weißen Anstrich und einem einladenden Schaufenster.

Über uns klingelte eine helle Glocke, als wir eintraten und eine Frau an der Kasse mittleren Alters hob den Kopf. Sofort lächelte sie Josephine zu: „Hallo, Josephine!" Ihr lächeln wirkte echt, nicht dieses Kundenlächeln, was die Verkäuferinnen sonst immer aufsetzten.
Josephine grüßte zurück und erklärte sofort: „Wir brauchen Kleider für das Erschaffungs-Fest."
Die Verkäuferin nickte wissend: „Ah ja. Wir hätten einige hier." Sie zeigte uns ein Haufen Kleider, die am Bügel hingen. Größtenteils weiß aber Cremefarben war auch dabei.

Die Verkäuferin zog eines mit Spitzenärmeln raus und hielt es in die Höhe: „Wie wärs damit?"
Josephine legte den Kopf schief und betrachtete es. Mir persönlich war es zu Mädchenhaft. Ich würde eher etwas schlichteres nehmen.
Letztendlich schüttelte Josephine den Kopf. „Haben sie eines mit Spaghettiträgern?", erkundigte sie sich und die Verkäuferin zog ein neues hervor. Mit Spaghettiträgern und einer Schleife als Gürtel. 
Josephine nahm es leicht lächelnd und fühlte den Stoff. „Ich gehe es mal anprobieren!", meinte sie und verschwand.

Mit einem Lächeln, dass ebenfalls aufrichtig wirkte, wandte sich die Verkäuferin nun mir zu.
„Und was möchtest du gerne haben?"
„Ein Kleid, das einigermaßen bequem ist", überlegte ich, „und wo man sich gut bewegen kann."
So ein Kleid war besser, falls Alenia oder die Hunter mich finden sollten. Auszuschließen war es nicht und notfalls musste ich schnell verschwinden können. Ich hoffte zwar, dass ich hier für eine Weile sicher sein würde, aber ich durfte nicht unvorsichtig werden. Es war unwahrscheinlich, dass sie genau am Erschaffungs-Fest hier auftauchen würden, aber unmöglich war es nicht.

Die Verkäuferin zog ein weißes bis zu den Knien reichendes Kleid hervor. Es hatte einen leichten
V-Ausschnitt und mittellange Ärmel. Bis zur Hüfte war es eng genäht und fiel dann locker herab.
Der Rücken war frei.
Ich schüttelte den Kopf: „Bitte ohne, dass der Rücken frei ist." Man würde die Brandnarbe von Devon sehen und daran könnte er mich leichter erkennen.

Das nächste Kleid war genauso geschnitten, aber schulterfrei, mit bedeckten Rücken und zarten Schleifen an den Ärmelenden.
„Das gefällt mir", sagte ich und verschwand ebenfalls in der Umkleide.

Vor dem Spiegel der Umkleide betrachtete ich es und drehte mich ein wenig. Es passte perfekt und mir gefiel der Schnitt. Prüfend bewegte ich die Arme.
Ich konnte mich ohne, dass es störte, bewegen und wenn ich wollte, ein Messer mit einem Band am Oberschenkel verstecken. Aber so paranoid war ich nicht.

„Hey Dahlia! Komm zeig mal!", rief Josephine von vorne und kam aus der Kabine. Josephine stand mit ihrem Kleid vor mir und ich staunte nicht schlecht. Sie sah wunderschön aus! Die Spaghettiträger zeigten ihre schönen Schultern und das Kleid betonte ihre Figur genau richtig.
„Das steht dir richtig gut", sagte ich und schaute ihr Kleid noch einmal an. Josephine lächelte leicht über das Kompliment: „Danke, aber deines passt auch perfekt!"
Ich schaute an mir herunter: „Ich denke, dass kaufe ich."

Wenige Minuten später kauften Josephine und ich die Kleider, die wir anprobierte hatten und verabschiedeten uns winkend von der netten Verkäuferin.

Wieder vor dem Laden meinte Josephine: „Wir sollten langsam wieder zurück. Unsere Pause ist bald vorbei." Ich nickte zustimmend und mit unserer Stofftasche in der Hand gingen wir los. 
Auf halben Weg bog Josephine plötzlich ein eine Seitengasse ein. Verwirrt folgte ich ihr: „Hier sind wir vorher aber nicht langgegangen."
„Ist schneller"
Schulterstücken ging ich neben hier her und eine Weile herrschte Schweigen. Worüber sollen wir auch reden?

Irgendwann kamen wir vorm Gasthaus an und ich hielt Josephine freundlich die Hintertür auf. Sie bedankte sich leise und zusammen kamen wir in die Küche. Beide eine Tüte in der Hand.

Magret stand wie üblich am Herd und lächelte uns begrüßend an: „Und was gefunden?"
Ich nickte leicht und hob meine Tüte mit dem Kleid an: „Wir haben beide ein Kleid." Ich stellte die Tüte in die Ecke und holte danach meinen Block und Stift. Josephine ging gerade mit schnellen Schritten in das Lokal.

Magret goss Suppe in einen Teller und gab ihn mir. „Tisch vorne am Eingang. Na los. An die Arbeit!", sie wandte sich wieder den Herd zu und rührte die Nudeln um.

Ich verschwand im Lokal und brachte die Suppe zu einer älteren Dame mit brauen Augen, also eine Feuer-Elementes.
„Danke", meinte sie mit einem Lächeln und ich lächelte zurück. Auch wenn meines nicht wirklich echt war.
Jetzt war es in etwa zwei Uhr und bis acht arbeitete ich durch. Josephine redete zwar normal mit mir, aber ihr forschender und misstrauischer Blick entging mir nicht.

Dann hatte ich wieder Pause bis neun. Um neun öffneten wir dann und man konnte was trinken. Ich saß am Tisch und Erik wieder neben mir mit der Zeitung von heute. Fast wie gestern nur, dass diesmal ein andere Bericht über den Dunklen Mond drin stand.
Seufzend wandte ich den Blick von der Zeitung ab und stand auf. „Ich bin im Hinterhof"

Ich ging durch die Tür raus und fand mich alleine in Stille wieder. Außer mir war niemand hier und die Holzwände dämpften den wenigen Lärm ab. Hier gab es ja keine Autos oder Züge wie in der Stadt der Nicht-Elementes. Außerdem war dieses Dorf nicht gerade groß und hatte dementsprechend wenige Bewohner.

Ich atmete tief ein und aus, um einfach zu Ruhe zu kommen. Die ganze Zeit musste ich immer an den Dunklen Mond denken. War es nicht seltsam, dass ich ihn nicht spürte? Es war keine kalte Wut aufgetreten seit Blutmond. Wie als wäre er... garnicht da.
Vielleicht spürte ich ihn auch einfach nicht, weil ich generell nichts spürte, außer vielleicht Wut und den Hass auf mich selbst. Bei den Jungs, die Carisa in der Schule angreifen wollten, war ich auch wütend gewesen, aber es war nicht die kaltebWut, die ich in der Schule gespürt hatte.

Ich musste mich mal bisschen abreagieren. Nicht mit Magie, die rührte ich nach wie vor nicht an, aber mit bisschen Sport.

Also ging ich in Kampfstellung und begann ein paar Aufwärmübungen zu machen. Ein paar Faustschläge in die Luft, ein paar einfache Kicke. Nichts spektakuläres.
Dann ging ich zu Bewegungsabfolgen über:
erst ausweichen und dann treten, ein paar Kicks hintereinander, zurückweichen, angreifen. Einfach etwas, was mich beschäftigte und davon abhielt zu viel zu denken.

Ich würde tatsächlich etwas ruhiger. Vielleicht lag es daran, dass ich das Gefühl hatte absolute Kontrolle über meinen Körper zu haben. Jeder Kick und jeder Faustschlag war kontrolliert und gezielt von mir ausgeübt. Bei Blutmond hattw ich nichts kontrolliert, jetzt in diesem Moment schon.
Nach einer Weile hörte ich auf, um wieder rein zu gehen. Ich wusste nicht wie spät es war und ob es schon Zeit war weiter zu arbeiten.

Natürlich war ich nicht aus der Puste, als ich wieder in die Küche kam. Der Dunkle Mond hatte mir schier unendliche Ausdauer beschert, was zwar von Vorteil sein könnte, ich aber nicht haben wollte. Ich wollte nichts von dem Dunklen Mond besitzen.
„Oh genau richtig!", sagte Josephine als ich rein kam „Wir fangen jetzt an."

Es war so wie immer. Wie bedienten die Leute und gaben die Bestellungen an Erik und Magret weiter.

„Was kann ich Ihnen bringen?", fragte ich zwei Freundinnen, die aussahen wie zwanzig.
Die blonde rechts von mir hob den Kopf von der Karte. „Einen Champagner und die Käsesuppe bitte."
„Für mich auch einen Champagner und dazu dieses Omelett", die andere deutete mit ihrem Finger auf die Karte und ich schrieb die Nummer des Omeletts auf.
„Alles klar, kommt sof-„
Ich würde von einem Schrei unterbrochen und fuhr herum. Nach kurzen absuchen des Raumes konnte ich ausmachen, woher der Schrei gekommen war. Josephine stand in der Nähe des Eingangs und hielt sich die Wange, während ein vierzigjähriger mit Bauch ihr gegenüber stand. Er sah wütend aus, aber irgendwie auch nicht ganz sicher auf den Beinen.
„Gib mir meinen Bier, den ich bestellt hab!", brüllte er Josephine undeutlich an. Diese erwiderte stur: „Sie haben schon genug getrunken!"

Der Mann wurde noch wütender und hob die Hand. Schnell ich lief ich mit hastigen Schritten zu Josephine und konnte den Schlag gerade noch abblocken, bevor er sie getroffen hätte.
„Ich muss Sie bitten das Gasthaus zu verlassen."
Der Mann blinzelte überrascht, als ich plötzlich vor ihm auftauchte schrie aber: „Ich werde ganz bestimmt nicht gehen! Bringt mir jetzt meinen Bier!"
Er holte zum nächstens Schlag aus, diesmal auf mich gezielt. In einer fließenden Bewegung ging ich einen Schritt zur Seite, fing seinen Schlag ab und verdrehte den Arm auf den Rücken.

Er knirschte mit den Zähnen und ich hielt ihn etwas fester. Das war eine der ersten Techniken, die Conners uns beigebracht hatte. Ruhig aber bestimmt lenkte ich den betrunkenen Mann zur Tür raus: „Bitte gehen Sie nach Hause und schlafen. Das haben Sie jetzt nötig."
Der Mann schaute mich plötzlich müde an und torkelte tatsächlich davon.

Wieder im Gasthaus kam mir Applaus entgegen und ich blinzelte überrumpelt. Rot wurde ich aber nicht, ich spürte nur Kälte, trotzdem war ich Josephine dankbar, als sie mich in die Küche zog und damit weg von der ganzen Aufmerksamkeit. Sie zog mich weiter vor die Treppe, die zu unseren Zimmern führte.
Josephine hielt sich einen nassen kalten Lappen an die Wange, wo der Mann sie geohrfeigt haben musste. Ihre grünen Augen funkelten misstrauisch und ich runzelte leicht die Stirn.
„Was war das?", fragte sie und schaute mich durchdringend an.
„Was meinst du?", ich war ehrlich verwirrt.
Josephine nahm den Lappen von der Wange und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Die Aktion eben. Du hast die Schläge von dem Mann mühelos abgewehrt und wie du ihm den Arm auf den Rücken verdreht hast!"
Ich zuckte die Schultern. Was war daran den so besonders?
„Deine Bewegungen! Die waren so sicher und geübt. Das ist nicht das erste Mal das du dich verteidigst, oder?"
„Man hat es mir beigebracht.", sagte ich nur, „Das ist nichts besonderes."
Josephine gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden und kniff die Augen zusammen.
„Magret hat mir erzählt, dass du in einem Kampfanzug und mit einem Schwert hier aufgetaucht bist. Sie hat vielleicht aus Höflichkeit nicht nachgefragt wieso und vielleicht vertraut sie dir weil du ihre Tochter mehr oder weniger gerettet hast", Josephine trat näher an mich ran, „Aber ich traue dir nicht. Du willst nichts oder kaum etwas von die Preis geben, du hast offensichtlich Kampferfahrung und versteckst dich hinter dieser gleichgültigen Maske."
Ich hatte mich nicht bewegt und auf meinem Gesicht konnte man nichts ablesen.
„Ich finde schon noch raus, was mit dir los ist", sagte Josephine leise und machte einen schnellen Schritt zurück. Ich sagte dazu nichts und blieb stumm. Wenn ich behaupten würde, ich wäre ungefährlich wäre das absolut gelogen. Vielleicht sollte ich Angst haben, dass Josephine herausfinden würde, wer oder besser gesagt was hier vor ihr stand.
„Aber danke, dass du den Mann rausgeführt hast.", sie legte den Lappen an die Wange und ging wieder in die Küche.

Ich blieb vor der Treppe stehen und fuhr mir durch die kurzen Haare. In Josephines Gegenwart musste ich nun aufpassen! Sie sollte nicht noch mehr Gründe haben mir zu misstrauen.

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