🌊Der Stern des Meeres🌊*Watt...

Thyrala

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1601: "Die See ist nichts für Feiglinge!" - Lorena bekommt nichts geschenkt, aber das macht sie stark. Sie be... Еще

Personenverzeichnis
Vorwort
Schiffbruch
Gestrandet
Ein neues Leben
Gefährliche Wattwelt
Das Gold der Uthlande
Der Blanke Hans
Schicksal
Der Gast
Eilien
Unterricht
Matt
Der Luftgeist
Absturz
Zehn Tage
Die Strafe
Aussprache / Amrum
Freunde
Pläne
Ein Geheimnis
Abschied
Sehnsucht
Bleiben oder gehen
Hindernisse
Abfahrt
Leinen los!
Von Bilge und Back
Der Quartiermeister
Von Gesangbuch und Knoten
Hoch hinaus
Gegenwind
Der Teufel an Bord
Die schwarze Liste
Durchhalten
Der Geist
Kräftemessen
Waffenstillstand
Atempause
Rivalen
In geheimer Mission
Der Schwur
Von Kanonen und Schwarzpulver I
Von Kanonen und Schwarzpulver II
Mann gegen Mann
Gerrit
Drill und Seepest
Türkisblau
Hitze
Vorzeichen
Im Auge des Sturms I
Im Auge des Sturms II
Der neue Navigator
Konfrontation

Strandjer

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Thyrala

Ihre neuen Freunde störte es nicht im Geringsten, dass Lorena keine Einheimische war. Sie behandelten sie wie ihresgleichen, zeigten ihr geduldig den Umgang mit Messern und Stöcken, rauften und kämpften mit ihr. Es war ein Spiel, ähnlich dem, wie Hundewelpen oder Katzenjungen miteinander balgten; die Krallen wurden dabei nicht ausgefahren.

Zwar gab es allerlei Schrammen, blutige Kratzer und blaue Flecken, aber Lorena war das herzlich gleichgültig. Sie empfand Freude am Kampf und genoss das Gefühl, wie ihre Stärke und Gewandtheit zunahmen. Im Schwimmen wurde sie immer ausdauernder, und zur Kräftigung der Beinmuskeln lief sie durch die Dünenwelt. Zum Schluss saßen sie vergnügt am Strand beisammen und verschmausten den mitgebrachten Proviant. Über einem kleinen Feuer grillten die von Ove gefangenen Fische, einige Möwen gesellten sich als Gäste hinzu und bekamen selbstverständlich auch ihren Teil ab. Man verscherzte es sich nicht mit den Boten der See.

Jedoch nach einigen unbeschwerten Tagen verdüsterten sich aus irgendeinem Grunde die Gesichter ihrer Freunde. Sogar der immer zu Witzeleien aufgelegte Ove glich zuletzt einem Brummbär, der sich kurz vor dem Verhungern befand. Lorena befürchtete, an dieser Veränderung nicht unschuldig zu sein und fragte Janko unter vier Augen, ob die schlechte Laune mit ihr zusammenhängen könnte. „Hab' ich etwas falsch gemacht?"

Er verneinte entschieden. „Es ist das Wetter! Wir machen uns allmählich Sorgen, das ist alles."

„Wieso - was habt ihr an dem herrlichen Sonnenschein auszusetzen?"

„Eine Menge! Die Zeit wird knapp."

„Für was?"

„Für Vorräte."

„Ich verstehe nicht ... was genau meinst du damit?"

Janko reagierte nur mit einem Schulterhochziehen und schwieg wie gewöhnlich, wenn ihm die Angelegenheit zu kompliziert wurde.

Sie biss sich auf die Lippen. Zwecklos, weiter zu fragen. Sie musste abwarten, was sich tat.

Es geschah am übernächsten Tag. Um die Mittagszeit schwärzte sich der Himmel, der Wind frischte auf und pfiff ihnen schon nach kurzer Zeit gehörig um die Ohren. Rasch suchten sie Schutz in den Dünen. Sjard verlor seine finstere Miene und schrie begeistert: „Hei, den Sturm müssen wir nutzen!"

„Warte, bis er abgeflaut ist! Sonst lohnt es sich ja nicht", bestimmte Janko.

„Das weiß ich auch", gab Sjard gekränkt zurück.

Verwundert blickte Lorena von einem zum anderen. Während sie fröstelte und kurz davor war, sich eine windgeschützte Kuhle im Sand zu graben, schien den Freunden das ungemütliche Wetter nichts auszumachen. Sie waren auf die Dünenspitze geklettert und starrten von dort aus unverwandt auf die stürmische See, verfolgten jede einzelne Welle wie hungrige Hunde einen Knochen. Ab und an zeigten sie mit den Fingern und riefen aufgeregt: „Da! Und dort!" Wohl eine Stunde saßen sie wie angemeißelt auf der Stelle, dann erhob sich Janko. Das war das Zeichen zum Aufbruch.

Roluf zögerte kurz. „Soll Lyka mit?"

Janko nickte. „Unbedingt. Sie ist lange genug bei uns, sie soll jetzt alles erfahren. Schnell, wir müssen vor den anderen da sein!"

„Was habt ihr vor?", fragte Lorena bang.

„Wir fangen da an, wo Hauke erst zum Schluss hinkommt", brummte Janko düster. „Wir fahren hinaus!"


Die Wellen klatschten gewaltig gegen das Boot, als wollten sie es zu Brei zerschmettern. Doch Janko trieb die Kameraden unermüdlich an. „Das Segel allein reicht nicht, rudert, Leute, verdammt noch mal, ruuudert!!"

Sie legten sich ins Zeug und Lorena tat kräftig mit, auch wenn sie bereits ahnte, was sie vorhatten. Aber zurückzuschrecken war ihre Sache nicht. Nun würde es sich zeigen, von welchem Schlag diese Burschen waren, die sich ihre Freunde nannten.

Bald tauchte in der Brandung der Buckel einer Sandbank auf. Janko reckte sich erwartungsvoll hoch ... und winkte wieder ab. „Nee, die ist es nich', fahrt weiter, haltet nach Steuerbord!"

„Aye!", brüllten die Quedens-Brüder wie aus einem Mund. Sie schienen sich ganz in ihrem Element zu fühlen.

Lorena war inzwischen von Kopf bis Fuß nass, ihre Hände waren vom rauen Holz des Ruders wundgescheuert. Aber sie achtete nicht auf den Schmerz, sondern legte sich noch mehr in die Riemen, dass es knirschte. Aus den Augenwinkeln fing sie einen lobenden Blick von Ove auf. Ja, diesmal hatte sie mit ihm, dem Stärksten in der Gruppe, gleichgezogen. Sie grinste zurück. Das Boot schoss durch die dunkelgrauen Wogen, tanzte auf und nieder, mitten durch Wasser und Wind ...

„Da!", rief Janko plötzlich.

Alle reckten die Hälse.


Aus den niedrig hängenden Wolken tauchte ein gebrochener Mast mit zerstörter Takelung auf, dann nach und nach die Umrisse eines Dreimasters. Vom Sturm auf die Sandbank getrieben, saß er mit geborstenem Rumpf fest. Die Brandung zerschlug bereits das Schiff. Ein Festmahl für den blanken Hans! Herzzerreißende Schreie gellten durch das Windgebrause.

Mit Entsetzen sah Lorena einzelne Köpfe auf dem aufgewühlten Wasser tanzen. Schiffbrüchige! Schon wollte sie sich kopfüber ins Wasser stürzen, um die Todgeweihten zu retten, doch Ove hielt sie gerade noch zurück.

„Dafür haben wir keine Zeit! Sonst sind die anderen vor uns da und uns bleiben nur die Reste!"

„Welche anderen?", fragte Lorena. Aber dann sah sie es selbst. Tatsächlich, aus allen Richtungen kamen sie mit ihrem Flachbooten herbei – von Föhr und sogar von den Halligen herüber. Offensichtlich hatten sie sich beizeiten auf den Weg gemacht; sie wussten, welche Sandbänke nach Stürmen am erfolgversprechendsten waren. Sie alle wollten sich das Fest nicht entgehen lassen, nach Recht und Sitte galt ihnen das Schiff samt der Ladung verfallen. Um die in der schäumenden See hilflos treibenden Seeleute kümmerte sich kein Mensch – im Gegenteil. Ein Drama begann – einige der Schiffbrüchigen wollten nicht einfach aufgeben und ertrinken, sondern schwammen an die Boote heran, krallten sich fest und flehten um Hilfe. Doch statt rettender Hände hoben sich Knüppel, färbte sich das Wasser rot von dem Blut der Unglücklichen.

„Aufhören, aufhören!", bettelte Lorena. Dafür erntete sie viele bitterböse Blicke.

Da zischte sie Janko ärgerlich an. „Still, wenn du bei uns bleiben willst!"

Sie schluckte. So böse hatte er noch nicht mit ihr gesprochen! Ihr war völlig klar, was Janko mit ihrer Mitnahme beabsichtigt hatte. Es war eine Mutprobe, und ihre Loyalität wurde hier geprüft. Aber wollte sie ernsthaft bei einer Bande von Mördern bleiben? Zweifelnd blickte sie zum Wrack. Ove, Sjard und Roluf waren vorgestürmt und kletterten den Bug hinauf.

Sie fasste einen Entschluss. Nun gut, sie würde mitmachen. Vielleicht bekam sie Gelegenheit, jemanden retten zu können? Zu allem entschlossen kletterte sie mit Janko aus dem Boot und watete zum Schiff hinüber, immer darauf gefasst, plötzlich von einer Brandungswelle ins Meer gerissen zu werden.

Auf dem Schiff sah es chaotisch aus: ein Gewirr von Tauen und zerfetzten Segeln, Holzteilen, Werkzeug, dazwischen Leichen mit blutüberströmten Köpfen. Sie waren von der Takelung erschlagen worden – und doch hatten sie vielleicht den gnädigeren Tod gefunden als der Rest der Mannschaft, die sich verzweifelt gegen ihre Mörder wehrte. Das Gekreisch der Möwen war ohrenbetäubend, als wollten sie das Unrecht beklagen, das hier geschah.

Lorena schauderte es. Aber sie blieb dicht hinter Janko, der zielstrebig zur Luke rannte und die Leiter hinunterkletterte. Unten befand sich der Laderaum. An den Wänden stapelten sich Säcke voller Getreide, in den Regalen Kisten mit Südfrüchten und in den Ecken Holzplanken; Fässer rollten umher, zwei davon halb zertrümmert, eine goldbraune Flüssigkeit lief aus und verbreitete einen aromatischen Geruch.

Sjard schnüffelte. „Das ist Branntwein, Leute, spanischer Branntwein vielleicht! Und wenn ich mir die Ladung so anschaue ... das Schiff kommt von den Westindischen Inseln!"

Sie jubelten. Das bedeutete kostbare Fracht! Eilig rafften sie an sich, was sie tragen konnten. Als sie wieder nach oben stiegen, kamen ihnen auf halber Strecke Halligmänner entgegen, die just hinunterwollten. Sie begannen zu drängeln und herumzupöbeln. Es war Ove, der sie beschwichtigte und sie mit seinen Pranken zurücktrieb. „Lasst uns vorbei, Männer, es ist genug für alle da!"

Sie luden das Boot voll. Aber Sjard reichte es noch nicht. „Ich hätte gern eins von den Fässern da."

„Na gut, eins – aber nicht mehr", entschied Janko. „Sonst sinken wir. Nimm' auf alle Fälle Ove mit, ich traue den anderen nicht. Das sind liebe Leute, aber bei einer Strandung die reinsten Wölfe."

„Aye!"

Schon nach kurzer Zeit tauchten Sjard und Ove triumphierend wieder auf. Das kostbare Fass wurde sorgfältig im Heck verstaut, Oves breiter Rücken gab zusätzlichen Halt.

Mittlerweile lief die Flut wieder ab, so konnten sie den günstigen Ebbstrom nutzen, der sie fast von selbst nach Hause trug. Der Sturm hatte sich zu einem kräftigen Wind abgeschwächt.


Lorena verhielt sich die ganze Zeit über sehr still. Als sie in den Dünen zusammensaßen und die Beute verteilten, fiel ihr Schweigen allmählich auf.

Roluf versuchte, sie aus dem Schneckenhaus zu locken. „Probier' mal ein paar von den Früchten! Die schmecken süß, so etwas Feines hast du noch nie gegessen. Die lagen in der einzigen Kiste, die nicht vom Salzwasser beschädigt wurde; sie sind in einem fabelhaften Zustand."

„Nein, danke", wehrte sie missmutig ab. „Passt lieber auf den Strandvogt auf, sonst gibt es für die nächsten Wochen nur Wasser und Brot für euch, wenn nicht noch Schlimmeres. Warum ist er nicht schon längst beim Schiff?"

Sjard und Roluf brachen fast gleichzeitig in Gelächter aus. „Mit uns Amrumern legt der sich nicht an! Wir sind aus härterem Holz geschnitzt als die anderen Uthlander, nie davon gehört, Lyka? Außerdem herrscht auf Amrum der dänische König, somit gilt dänisches Recht, es gibt nämlich keinen Strandvogt auf Amrum."

„Na und?", sagte sie kurz angebunden. „Das macht es nicht besser!"

Janko lächelte schief. „Lyka, was ist mit dir los?"

„Ich habe euch für ehrenhafter gehalten!", platzte sie heraus. „Die armen Matrosen habt ihr einfach ertrinken lassen! Selbst als sie erschlagen wurden, habt ihr nicht eingegriffen!"

„Hör' mal, das hab' ich – ich meine, wir – nie gewollt!", beteuerte Janko. Die anderen nickten heftig dazu.

Lorena holte tief Luft. „Menschen einfach totzuschlagen wie Ratten ... das ist zutiefst feige!"

„Aber Lyka, sie waren Fremde!"

„Ja – genau wie ich! Brauchst dich gar nicht zu verteidigen, Janko!"

„Aber Lyka, bei dir ist das etwas anderes", rief Sjard.

„Ach nein? Und wieso?"

„Ganz einfach, erstens, wer ‚auf Strand geht', also strandet, ist selber schuld. Ein Kapitän muss unbedingt die Meerespfade und Fahrrinnen kennen, sonst ist er ein Stümper, der die Navigation nicht beherrscht. Jeder Seefahrer weiß, wie gefährlich die Sandbänke vor Amrum sind und wird notfalls in sicherer Entfernung das Unwetter abwarten", erklärte Sjard. „Es reicht schon eine Bö, die das Schiff auf die Sandbank treiben kann. – Zweitens gehört das Strandgut natürlich dem Finder, wenn es keine Überlebenden mehr gibt. Also werden die Schiffbrüchigen Gott überlassen, und sie mögen leben oder sterben, wie es dem Herrn gefällt."

„Was?! Das Unglück ist nur eine Laune Gottes?? Dabei helft ihr also heimlich nach? Ihr macht es euch aber verdammt einfach!"

„Herrjeh, Lyka, selbst der Pfarrer spricht jeden Sonntag den Strandsegen -"

„Ja, ja, euer Strandgebet kenn' ich auswendig", unterbrach Lorena ihn. „Was vorhin geschah, war aber nichts anderes als Mord!"

„Wir haben bisher niemanden umgebracht!"

„Aber zugeschaut! Das ist dasselbe!!", fuhr Lorena die Freunde derart heftig an, dass diese zusammenzuckten.

„Das ist nicht dasselbe!", widersprach Ove scharf, aus seiner sonstigen Ruhe gebracht. „Natürlich würden wir niemanden unter's Wasser drücken, aber es geht auch um unser Überleben, ist dir das nicht klar? Wir tun es nicht aus Herzlosigkeit – ihr Leben gilt gegen unseres, entweder sie oder wir. Das Leben ist kein Paradies, und Gott ist weit weg! Warum sollen wir das kostbare Gut nicht bergen, bevor es auf den Meeresgrund sinkt oder durch das Salz unbrauchbar wird?"

„Ihr seid echte Strandräuber!", knurrte sie. „Diebesbande!"

„Nein, du urteilst zu hart über uns." Janko verschränkte die Arme. „Wir sind Strandjer. Was sollen wir denn tun? Auf Amrum lebt es sich nicht so fein wie auf dem goldenen Strand! Die Bauernsöhne besuchen Universitäten, die Frauen schmücken sich sonntags mit Kronen, Brustketten aus Gold, die Männer tragen Samt und Silberknöpfe, bei uns geht es bescheidener zu ... wir besitzen kein ordentliches Obdach, haben nur wenig Vieh – was sollte es hier auch fressen außer Heide? – und keine Gemüsegärten. Eure Kornspeicher sind dick und voll, während wir Amrumer noch die letzte Gräte fressen! Allein von Fisch und Kaninchen kann man nicht leben. – Nimm' zum Beispiel Ove. Er ist Fischer, kommt leidlich über die Runden, trotzdem ist er auf Strandraub dringend angewiesen. Wie sonst soll er über den Winter kommen? Zweimal einen guten Raub getan, und er hat ausgesorgt! – Nun zu Sjard und Roluf ... sie wurden schon als Kinder, wie es arme Uthlander oft tun, als Schiffsjungen zur See geschickt, da waren sie gerade mal zwölf Jahre alt; zu Hause gibt es noch vier Geschwister, die noch zu klein sind, um fürs Essen zu sorgen ..."

„Oh, das tut mir sehr leid, das wusste ich nicht", sagte sie voller Mitgefühl.

Janko nickte knapp. „Wie gerne wäre ich mit Sjard und Roluf mitgegangen, anstatt mich als Deicharbeiter zu verdingen, das habe ich aus reiner Not getan!" Er spuckte aus und hielt die Hände hoch. „Siehst du die Blutblasen an meinen Händen? Gerade mal verheilt! Leider war auf dem Schiff kein Platz mehr frei gewesen – war alles voll mit Amrumern, die es auf die See hinaustreibt."

„So viele? Das kann nicht sein."

„Du zweifelst? Du wirst hier bald nicht mehr viele Männer finden." Er wies auf die leuchtend weiße Dünenkette ringsum. „Diese schönen Dünen da, die uns vor dem blanken Hans schützen, sind gleichzeitig ein Fluch. Sie machen die Insel unfruchtbar, sie wandern und wandern, begraben ganze Dörfer unter sich. Wie viele andere, hatte auch ich mein Elternhaus auf diese Art verloren. Zuletzt konnten wir nur durch die Fenster einsteigen, bald war auch das vorbei. Gegen den Sand anzukämpfen, ist unmöglich. Die Dünen gewinnen immer und verdammen uns Amrumer zur ewigen Flucht!" Janko lächelte dunkel. „Aber wir wissen uns zu helfen, das hast du heute gesehen!"

„Auf Kosten anderer. Ihr seid grausam!"

„Es ist das Leben, das grausam ist! Wir bleiben solange Strandjer, wie es notwendig ist. Aber sobald die Zeit der Stürme vorbei ist und der Frühling naht, werden wir uns zusammen als ehrliche Seeleute verdingen. Sjard hat uns bereits zeitig einen Platz auf einem Handelsschiff besorgt!"

Ihr fiel die Kinnlade herunter. „Ihr fahrt alle zur See? Und lasst mich einfach allein?"

„Es geht nicht anders. Entweder das oder hungern. Und unsere Familien brauchen uns."

„Kriegt ihr kein Heimweh?"

„So schnell nicht", versicherte Roluf. „Auf uns wartet ein herrlich blaues Meer, so richtig blau und klar bis in die Tiefe: man nennt sie die Karibische See. Dazu ist es immer warm, und es gibt wunderschöne Inseln mit Palmen! Ich freue mich drauf, das Paradies wiederzusehen." Seine Augen blitzten vor Begeisterung.

„Das habt ihr alles gesehen?" Sie war fast eifersüchtig.

„Kannst ja mitkommen", scherzte Janko. Dann wurde er ernst. „Mir passt es auch nicht, dich zurückzulassen. Wir werden mindestens vier Jahre, wenn nicht länger, fortbleiben, und was wird bis dahin aus dir? Hauke hat in letzter Zeit mit seiner Trinkerei viele Leute vor den Kopf gestoßen. Das weiß ich von einigen Amrumern, die deshalb auf seine Botendienste verzichtet haben. Falls es mit ihm noch schlimmer wird, was dann? Gibt es Mord und Totschlag? Wenn's gut ausgeht, bloß das Gefängnis ..."

„Das bestimmt nicht. Eher gehe ich fort. Vielleicht nach Husum."

Janko zupfte an seiner Unterlippe. „Hm ... könnte gehen. Trotzdem gefällt mir die Idee nicht so richtig. Ich habe das Gefühl ... dass woanders bestimmt etwas Besseres auf dich wartet!" Er sah ihr tief in die Augen. 


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