Lillith das schwarze Element

By veracrystall31

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"Der dunkle Mond bringt die Wende, sorgt für den Anfang, oder unser Ende" Lillith- ein ganz normales Mädchen... More

Prolog
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Infos zur Lesenacht
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Carisa zog mich durch ein paar ruhige Straßen, die von friedlich und einladenden Häuser gesäumt waren. Die Sonne schien angenehm auf uns nieder und ließ Carisas blonde Haare leuchten.

Wir bogen ein letztes mal ab, dann stand vor uns ein aus braunen Backstein bestehendes Haus, das größer war als die Anderen. Hinter der braunen Doppelholztür konnte ich Stimmen und Gelächter hören.
Mein empfindliches Gehör war immer noch da, denn ich konnte die Gespräche verstehen, wenn ich mich darauf konzentrierte.

Carisa steuerte direkt auf das Haus zu. Das musste das Gasthaus sein.

Das kleine Mädchen stieß gekonnt die Türen auf und lief schnurstracks, mich immernoch haltend, auf eine kleine unscheinbare Tür zu. Auch diese öffnete sie und wir traten in eine Küche ein. Ich hatte kaum Zeit gehabt den Raum zu analysieren.

Die Küche war nicht allzu groß aber definitiv groß genug. Küchengeräte hingen an Haken an der Wand und eine große Arbeitsfläche verlief zwei Wände entlang. Links an der Wand vom Eingang aus gesehen, sah ich eine weitere Tür. Vermutlich die Speisekammer. Rechts war eine weitere Tür, von der ich nicht wusste wohin sie führte.

Am Herd stand eine etwas rundliche Frau, die sich zu uns umdrehte, als wir eintraten. Die hatte ihre blonden mit teilweise grauen Strähnen durchzogene Haar zu einem lockeren Dutt nach hinten gesteckt. Ihre Haare hatten die gleiche Farbe, wie die von. Carisa. Hinter ihr wurde etwas in einer Pfanne gebraten, aber ich konnte nicht zuordnen was es war.

Kaum hatte die Frau mich gesehen, schlug ihr erst freundlicher Blick in Misstrauen um. Sie musterte mich einmal von oben bis unten. Ihr Blick blieb kurz an meinen Schwert hängen, das immernoch um meine Hüfte gebunden war, dann schaute sie mir direkt ins Gesicht.

"Das ist Dahlia", begann Carisa zu reden und lenkte den forschenden Blick der Frau auf sie, "Sie hat mich vor zwei Dieben gerettet!"
Sie Frau schaute jetzt wieder mich an und ihre hellen Augenbrauen zogen sich überrascht in die Höhe: "Wirklich?"
Ich fühlte mich ein wenig unwohl unter ihrem stechenden Blick ihrer blauen Augen: "Nun ja. Zwei Diebe haben Carisa die Einkäufe weggenommen und haben sie festgehalten. Ich habe sie vertrieben."
Carisa nickte heftig um meine Geschichte zu bestätigen: "Genau! Dahlia hat so gemacht und so!"
Carisa ahmte meine Handbewegungen beim Luftbändigen nach. Ich musste schmunzeln. Sie sah so süß dabei aus!

Auch die Frau lächelte, ehe sie sich mir zuwandte. Diesmal war ihr Blick freundlich: "Vielen Dank, dass du meine Tochter gerettet hast. Es gibt einige Gauner hier. Gefährliche und weniger gefährliche. Ich hätte sie nicht zum Markt schicken sollen" Carisas Mutter schaute ihre Tochter seufzend an: „Du glaubst nicht was für ein Sturkopf sie ist."
Ich rang mir ein höfliches Lächeln ab, auch wenn meine Gedanken alles andere als fröhlich waren.
Ich bringe sie mit meiner Anwesenheit in Gefahr! Was wenn ich ausraste und sie verletze?

Die Frau stellte sich als Magret vor und sie war offenbar die Mutter von Carisa.
"Nun ich nehme an du bist auf der Durchreise?", erkundigte sich Magret während sie sich wieder der Pfanne zuwandte. Carisa und ich standen immernoch mitten in der Küche.
"Na ja", sagte ich zögernd, "Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem Ort, wo ich für eine Weile bleiben kann."

Magret drehte den Kopf halb zu mir: "Verstehe. Willst du ein Zimmer hier mieten, bis du ein eigenes kleines Haus hast oder wie sehen deine Pläne aus?"
Ich kratzte mich verlegen am Kopf: "Mein Plan war erstmal an Geld zu kommen."

Carisa trat voller überschüssiger Energie, die jedes Kind hatte, von einen Fuß auf den anderen: "Dann arbeite doch hier!"
Sie schaute stolz über ihre Idee zu ihrer Mutter rüber, die nachdenklich Inne gehalten hatte.
"Tatsächlich könnten wir eine neue Angestellte gebrauchen.", meinte Magret langsam und fischte etwas aus der Pfanne. Es war saftiger gebratener und herrlich duftender Speck.

Am liebsten hätte ich ihr die Köstlichkeit aus der Hand gerissen und gegessen, aber ich hielt mich zurück und versuchte mich auf ihre Worte zu konzentrieren.
"Meinen Sie damit ich könnte hier arbeiten?", ich versuchte nicht allzu überrascht zu klingen.
Magret nahm ein paar weitere Teller mit lecker duftenden Gerichten von der Arbeitsfläche, der Teller mit dem Speck eingeschlossen: "Wenn du willst, ja."

Carisa sprang aufgeregt auf und ab: "Und willst du? Willst du? Willst du? Willst du?" Ich schaute sie schmunzelnd an. Allein für diese süßen großen blauen Augen hätte ich schon ja gesagt. Als ich nickte sprang Carisa jubelnd in die Luft und verschwand hinter der nächsten Tür. Sie kam mit einer Arbeitskleidung wieder raus, die sie mir lächelnd hinhielt. Ich nahm sie entgegen und wandte mich an Magret: "Darf ich schon anfangen?"

Magret verschwand mit den vielen Tellern durch die Tür zum Speiseraum. "Die Kunden warten nicht!", rief sie mir zu, bevor die Türen hinter ihr zufielen.

Ich blieb etwas perplex in der Küche stehen neben mir eine hopsende Carisa. Hatte ich gerade einen Job bekommen?
Irgendwie wollte ich nicht glauben, dass ich so viel Glück hatte.

Ich zog mich schnell in einem leeren Gästezimmer um (ich konnte ja schlecht mit Kampfanzug und Schwert bedienen) und räumte meine Waffe und den Anzug in einen Schrank, den Carisa mir zeigte. Er befand sich in der Küche, wo eigentlich kein Gast hinkam. Außerdem hatte ich dort alles relativ schnell zur Hand, sollte was passieren. Die Hunter waren schließlich hinter mir her.
„Wieso hast du so einen Anzug?", Carisa deutete auf den Anzug. „Und ein Schwert?"
Die Frage zwang mich an die Schule und die Ereignisse zu denken. Hinter meinem Rücken ballte ich die Hand zur Faust und antwortete möglichst unbeschwert: „Sicher ist Sicher. Man weiß nie, was einem so auf einer Reise begegnet."
Carisa nickte und schob mich ganz plötzlich Richtung der Türen zum Speisesaal. „Na los! Die Kunden warten nicht!", damit wiederholte sie die Worte ihrer Mutter, steckte mir Stift und Papier zu und schubste mich aus den Türen raus. Ok, ich ließ mich schubsen schließlich war Carisa nicht so stark wie ich.

Dann stand ich in einem gut gefüllten Raum mit mehren runden Holztischen mit jeweils zwei bis sechs Stühlen. Ein Stimmengewirr aus Lachen und Schmatzen drang an mein Ohr und übertönte teilweise meine Gedanken, die nicht aufhörten zu dem Dunkeln Mond zu wandern.

Magret rauschte an mir vorbei: „Leg los! Mal sehen wie du dich machst." Sie verschwand hinter der Tür zur Küche, vermutlich um weiter Essen zu kochen. Was sollte ich jetzt genau machen? Ich hatte keinerlei Berufserfahrung.
Egal, dann würde ich es so machen, wie man es auch in den Cafés bei den normalen Menschen erlebt hatte.
Ich steuere auf irgendeinen Tisch zu und versuchte freundlich zu Lächeln: „Was kann ich Ihnen bringen?" Eine Frau mit blonden Dutt und ein Mann mit drei Tage Bart blickten mich an. Ich lächelte wartend weiter bis die Frau begann zu bestellen: „Für mich einen Frühstücksteller mit Orangensaft bitte."
„Für mich das gleiche.", meinte der Mann und schaute die blonde Frau warm an.

Ich nickte, nahm auf den Weg zur Küche noch ein paar Bestellungen entgegen und brachte die gekritzelten Gerichte zu Magret. Dort nahm ich das Essen entgegen und trug es zu den Tischen. Magret zeigte mir einen Weg wie ich drei Teller auf einer Hand balancieren konnte und meinte ich solle es sofort ausprobieren.

Also ging ich vorsichtig mit drei Teller auf einer Hand und noch einen in der anderen auf einen der Tische zu. Dort saßen eine Horde Jungs, die mich verführerisch anlächelten ... zumindest versuchten sie es.
Ich ignorierte das völlig und stellten die vier Teller ab. Einer, ein Junge der etwas älter als ich mit schwarzen mittellangen Haaren, legte die Hand auf meinen Arm, als ich ihm den Teller hinstellte: „Hast du nach deiner Schicht was vor?"
Ich zog meine Hand ruckartig zurück: „Ja habe ich."
Ich wandte mich zum gehen, da packte er mein Handgelenk und zwang mich so stehen zu bleiben.
„Willst du nicht ein bisschen Spaß haben?", er schaute mich pervers an und ich hinderte mich daran angeekelt das Gesicht zu verziehen.
„Nein.", sagte ich fest und schaute ihn dunkel an. „Und ich denke es ist besser, wenn du jetzt meine Hand los lässt."
„Sonst was?"
Ich legte meine andere Hand auf das Handgelenk der Hand die meine festhielt und verdrehte es so, wie Conners es uns gezeigt hatte. Der Junge zog vor Schmerz die Luft ein und lies mich augenblicklich los. Auch ich lies ihn in Ruhe und ging. Ich spürte die Blicke der Jungs auf meinem Rücken und wäre in mir nicht  immer noch diese Kälte hätte ich siegessicher gegrinst.

In der Küche applaudierte mir Magret lachend: „Ich dachte schon du kommst mit denen nicht klar."
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Du meinst die Jungs am Tisch hinten in der Ecke?"
Magret nickte. „Die Bande dort kommt täglich hierher um Mädchen anzuschmachten.", sie verdrehte die Augen, „Ich habe noch nie gesehen, dass jemand ihnen so einen Korb gegeben hat, wie du eben."
Vielleicht hätte ich auch gelächelt aber in mir war immer noch diese Leere. Ich gab Magret die Bestellungen und verschwand wieder im Lokal. Carisa war nicht mehr in der Küche. Vielleicht war sie raus spielen gegangen?

Ich arbeitete ein paar Stunden und eigentlich gefiel mir der Job und ich fasste es nicht wie viel Glück ich heute hatte. Ich hatte ein Dorf gefunden und einen Job bekommen!

Meine Freude wurde allerdings von der Tatsache, dass ich gefährlich war und sie alle in Gefahr brachte, gedämpft. Auch das Blut was nun an meinen Händen klebte lies mich nicht in Ruhe.
Ich konnte die Gedanken zwar hin und wieder verdrängen aber die Gefühllosigkeit, die ich mir nicht anmerken ließ, blieb.

Jedenfalls meinte Magret gegen Mittag ich solle mal eine kleine Pause machen und zu ihr in die Küche kommen.

Dort erwartete mich ein Mädchen, das mich aus ihren grünen Augen musterte, wie ich sie. Sie hatte braune bis unter die Ohren reichenden Haare und trug die gleiche Arbeitskleidung wie ich: eine hellbraune Bluse mit weißer Schürze und eine braune relativ enge Hose. Die Hose war bisschen dunkler als die Bluse.

Das Mädchen legte den Kopf schief: „Du bist also die Neue?" Ich nickte und stellte mich vor: „Dahlia."
„Josephine."
Magret kam zu uns und legte Josphine eine Hand auf die Schulter: „Sie arbeitet schon länger hier und kennt einige Kunden und wie man Trinkgeld einkassiert. Du kannst von ihr lernen."
Josephine lächelte leicht und ich nickte: „Alles klar."
Magret lächelte zufrieden und schaute auf die Tür zum Lokal. Auch sie konnte das laute Stimmengewirr der Kunden hören.
Josephine holte sich Papier und Stift aus dem Schrank in der Küche und drehte sich wieder zu mir: „Wollen wir weiter machen?"
Ich nickte und wir gingen zusammen wieder in den Saal.

Jetzt zur Mittagszeit wurde es wieder voller, da viele hier zu Mittag aßen. Josephine und ich teilten uns den Saal auf. Sie bediente eine Seite und ich die andere.
Ich versuchte wenn ich Bestellungen aufnahm immer freundlich zu lächelnd auch wenn mir eigentlich nicht danach war. Meine Gedanken drehten sich stetig um die Schule, Alenia, die Hunter, der Dunkle Mond und die Toten Schüler. Die Opfer drückten schwer wie Blei auf meine Schultern und ich hatte das Gefühl schlecht Luft zu bekommen, wenn ich an die dachte.

Erst gegen sieben Uhr hörten wir auf und schlossen das Lokal. Um neun Uhr würde es wieder öffnen und für ein paar Gäste, die trinken wollten, Platz haben.
Ich kam müde in die Küche und hängte meine Schürze auf einen Haken. Josephine hinter mir tat es mir gleich. Magret spülte gerade das Geschirr und Carisa war auch wieder aufgetaucht. Sie stand in einem blauen Schlafanzug auf einem Stuhl damit sie besser an die Arbeitsfläche dran kam und trocknete fleißig das Geschirr ab.
Ein Klos bildete sich in meinem Hals. Genauso hatte ich auch in der Schule geholfen und die Küche bei meinen Wutausbruch verwüstet. Ellie hatte mich angegriffen, ich habe ihr fast die Luft abgedrückt und dann gehen lassen.
Damals hatte ich jemanden am Leben gelassen.
Und jetzt hatte ich fünfzehn Leute auf dem Gewissen.

„Was ist los?", Josephines Stimme riss mich aus meinen dunklen Gedanken. Verwirrt schaute ich sie an: „Was meinst du?"
„Du sahst traurig aus."
„Ich bin nur müde.", murmelte ich und schaute weg.
Josephine runzelte skeptisch die Stirn sagte aber nichts mehr.

„Wenn du willst kannst du schon schlafen gehen.", meinte Magret fürsorglich und drehte den Kopf in unsere Richtung, „Carisa kann dir dein Zimmer zeigen."
Ich blinzelte überrascht: „Mein Zimmer?"
Magret stellte einen Teller wieder in die Spüle und drehte sich lächelnd zu mir um: „Genau, wo wolltest du denn sonst schlafen?"
„Naja ....", ich hatte darüber noch garnicht nachgedacht.
Carisa hüpfte vom Stuhl runter, lief zu mir und nahm mich an der Hand: „Komm ich zeig es dir! Es ist in der Nähe von meinem."

Ehe ich mich versah, zog sie mich zu der Tür, durch die sie verschwunden war und meine Arbeitssachen geholt hatte. Ich spürte den misstrauischen Blick von Josephine, als ich hinter Carisa durch die Tür verschwand.

Die Tür führte zu einem Flur dessen Treppen wir nach oben liefen und in den nächsten Flur mit Türen rechts und links kamen. Diesen Flur gingen wir einen Stück entlang bis zur fünften Tür rechts. Carisa stieß diese auf und machte eine theatralische Handbewegung: „Dein Zimmer!"

Mein neues Zimmer war relativ klein und bot nur Platz für ein Bett, einen Schrank und einen kleinen Nachtisch mit Lampe. Außerdem führte eine Tür zu einem kleinen Bad mit Toilette und Waschbecken. Es war nicht viel aber es wirkte gemütlich. Besonders durch dem dunkelroten Teppich auf dem Holzboden.
„Es ist toll.", sagte ich und trat in die Mitte des Raumes, „Danke."
Carisa stand grinsend im Türrahmen: „Schön, dass es dir gefällt. Leider muss ich jetzt schlafen, also gute Nacht!"
„Gute Nacht!"
Carisa schloss die Tür und ihre Schritte verklangen.

Kaum war sie weg, ließ ich mich seufzend aufs Bett fallen und schlug die Hände vor die Augen. Was tat ich hier eigentlich?
Ich brachte sie verdammt nochmals in Gefahr!Einmal wegen mir und auch wegen den Huntern, die mich verfolgten.
Ich könnte jederzeit ausrasten und die Kontrolle verlieren.
Dunkel starrte ich auf meine Hände, woran vor wenigen Tagen noch Blut geklebt hatte und spürte wie sich die Kälte und die Leere wieder in mit ausbreiteten.

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